v_ »k\ IV*- V ARCHIV DER PHARMACIE Z-eitschrifl des Deutschen Apotheker-Vereins. Herausp:egebeii von dessen Geschäftsführer J. Greiss in Berlin uuter Redaktion E. Reicliardt in Jena iJBRARY N£\y YORK XVI. Jahrgang. Im Selbstverhige des Deutschen Apotheker -Vereins Berlin 1889. ARCHIV DER PHARMACIE CCXXVII. Band. Dritte Reihe, XXVII. Band. LI3RARV Herausgegeben ~ ^ . . . . „ -, . GAR DEM vom Geschäftsführer des Deutschen Apothekervereins J. Greiss in Berlin unter Redaktion TOD E. Eeichardt in Jena. 68. Jahrgang. Im Selbstverlage des Deutschen Apotheker -Vereins. Berlin 1889. XÄ 1889. Januar. ^ AÜCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheker -Vereins. XVI. Jahrgang, Bd. 227, Hft. 1. (3. Reihe, Bd. 27, Hft. 1.) Im Selbstverlage des Deutschen Apotheker-Vereins herausgegeben von dessen Geschäftsführer: .T. Greiss in Berhn. VerantAvortlicher Redakteur: Prof. E. Reicliardt in Jena. Inhalt : A. Uriginalmitteiluniren. A. Flückiüor. Nachweis khi-inster Mengen von Arsen .Seite . 1 B^ ^[ o n a t s 1 > e r i c h t. W r: , Gühriui;. Darstellung von .Sauerstoff 31 Bonihelon. H ydrargyrum naphtoUcmn llavuni 4t.-. . .*-j31 right, Die Eutbitterun^^der^ «t Cascara Sagiada —i,?.! ' , Ritsert und Hager. Zur Nis., ftüfung des Glyceiins 32* H i r s c h s h u und .T. B i e 1 , -. ^ Zum Nachweis des BaumwoU- samenüls im OUvenül 32 AVallach. Zur Prüfung der äthei-i.$chen_Ole '. 32 S c-h w a r z , Gefärbt. Insekten- pulver .■.'.- . 33 Ute s.c h er u'. E. D i e t e r i c h , Spiritus saponatus 33 ebbe, Zur Prüfun'gT;d.Sulfonals 33 J a c o b s e n , Thiol ü. Ichthyol 34 N e 1 i s s e n , 'Ameisensaures Natiiuiu als .Reduktioijsmittel 34 Reinhardt. Die Benutzung des denaturiei.. ■" Spiritus als Brennstoff . .\ . .''.■ ,• 34 Reinhardt, Wässerige Lö- sungen von Wein- und Citron- säüre haltbar zu nachen . . . 3ä Seite 36 36 36 37 L. C r i s m e s , Safi'anin. ein neues Reagens auf Traubenzucker . II. Weigmaun, Weizen .... H. Schreib. Wasser G. A m b ü h 1 , SchAveinesclmialz K. Seil, Branntwein H. Fresenius, Futterknochen- mehl 38 .r. König, Kattee 38 Edmund (>. v o n L i p p m an n , Honig 38 Uf feimann, Luft 3% D. B. D Ott und Ralph St-o ck- man, Derivate des Morphins 39 C. J. H. W a r d e n , Embeliasäure 40 D a V i d H o o per. Üb. Kreuzimg verschiedener 'Cinchona- Arten ' und deren Einllüfs auf deb spateren Alkaloidgehalt der Rinde . : .*'... \ ... 41 William Kirkby, Blüten von Chrysauthem. cinerariaefoliura und Chrysanthemum roseura . 42 .Tarne s Edgar Stevenson, Pfeftersorten 43 Henry T r i m b 1 e , Catechu-» ' -handelssorten . . . k 44 Will. He n r y Clark, Grindelia robusta u. Grindelia sqiiarFOsa 4'» ausgegeben den 15. .Januarj' C. IJ iiclierscliu II. Seite T;ilK'll;iri.scli(3 Lbci-siclit d. kiiiist- liclicn organischen l^'arb.stoH'e von (iiistav Schultz und l'a iil Jul ins 4ü Die Toerfarben mit b(!.soii] Einwickelpapiere, eleg. Fiiibeii. ."> Ki». Irri Jt 5. Überwesfl ;i. K'li. Fr. Keusch. Rhein- und Moselweine, eigenes Wachstum. ARCHIV DER PHARMACIE. 27. Band, 1. Heft. A. Originalmitteilungen. IVaehweis kleinster Menden von Arsen. Von F. A. F lückiger. Die folgenden Zeilen sollen hauptsächlich der viel hespi'ochenen, viel angefochtenen Reaktion des Arsenwasserstoffes auf Silbernitrat und der einstweilen noch nicht genügend aufgeklärten Zersetzung des Queck- silberchlorids durch AsHg gelten. Dafs zwischen letzterem und dem Silbernitrat eine Einwirkung statt- finde, hat Soubeirani) gelegentlich erwähnt, aber erst Lassaigne2) beobachtete, wenn auch nur flüchtig, dafs hierbei nicht nur Silber ab- geschieden, sondern auch unter Umständen eine grünlich gelbe Ver- bindung gebildet werde. Gutzeit 3) war es vorbehalten, diese Erscheinung zum Zwecke der Erkennung des Arsens nutzbar zu machen. Er zeigte, dafs Arsen- wasserstoff, welchem man eine konzentrierte Auflösung von Silbernitrat darbietet auf dem mit der Lösung betupften Papiere einen gelben Fleck hervorruft, während nur eine Schwärzung der mit Silbersalz getränkten Stelle eintritt, wenn das letztere in mehr als gleichviel Wasser gelöst zur Anwendung kommt. Der gelbe Fleck wird ebenfalls, durch SUber- ausscheidung, schwarz, wenn er Wasser aufnimmt, also schon bei län- gerem Verweilen in einer nicht völlig trockenen Atmosphäre; ich finde, dafs die Schwärzung sogar im Exsiccator, und zwar auch im dunkeln, allmählich eintritt. Den Schlüssel zur Erklärung der erwähnten Reaktionen verdanken wir einer sehr gründlichen Untersuchung von Pol eck und Thümmel.4) ») Journ. de Pharm. XVI (1830) 347. -) Journ. de Chimie medicale XVI (1840) 686; Gmelin, Handbuch anorgan. Chemie, 5. Aufl., II (.Heidelberg 1853) 681. ^) Pharm. Zeit., Bunzlau 1879, 263, nach Poleck's Angabe. «) Archiv d. Pharm. 222 (1884), 8. Ärch. a. Pharm. XXVU. Bds. 1. Heft 1 2 F. A. Flückiger, Nachweis kleiuster Mengen von Arsen. Die gelbe, zwar krystallisierende, aber nicht haltbare Verbindung ent- steht unter Austritt von Salpetersäure in folgender Weise : AsH. + 6 NOsAg = 3 NO3H + AsAg.^(X0,Ag)3. Durch Wasser wird das gelbe Silberarsen - Silbernitrat zersetzt : AsAg3(N03Ag)3 + 3 OH2 = 3 NO3H + As(0H)3 + (5 Ag, oder 2 AsAg3(N03Ag)3 + 3 OH2 = 6 NO3H + As^ + 12 Ag, sofern nicht etwa der schwarze Niederschlag vielmehr ein Silberhydrat ist, was noch näher zu untersuchen wäre.i) Jedenfalls ist hiernach ersichtlich, warum die gelbe Verbindung AsAg3(N03Ag)3 in verdünnten Silberlösungen nicht erscheint. Pol eck 's Verdienst ist es auch, die Arsennachweisung Gutzeit 's in die Pharmacopoea Germanica durchgesetzt zu haben ; ein Verdienst mufs hierin anerkannt werden, obwohl es an Widerspruch nicht gefehlt hat. Ohne Pol eck 's Bemühung wäi-e der treffliche Vorschlag Gut- zeit' s unverdienter Vergessenheit anheimgefallen ; er fehlt z. B. im „Archiv der Pharmacie" so gut wie in den „Jahresberichten der Phai'macie". Das erste Beispiel der Anwendung des gedachten Verfahrens findet sich in der Pharmakopoe bei Gelegenheit des Acidum hydrochloricum (spez. Gewicht = 1,124). Bei dieser Avie bei anderen Säuren wird die Möglichkeit eines Gehaltes an SO.j oder HP0(0H)2 berücksichtigt; durch Wasserstoff würde daraus SHg oder PH3 entstehen, welche beide auf Silbernitrat wirken. Um die Bildung dieser Gase zu vermeiden, gibt man nach Vorschrift der Pharmakopoe Jodlösung zu, wodurch SO2 in SO4H2 und HP0(0H).2 in PO4H3 übergeführt, also unschädlich ge- macht wird; ebenso gut oder besser läfst sich zu dem genannten Zwecke Bromwasser benutzen : SOo + 2 0H._2 + 2 Br = 2 BrH + SO4H2 und HP0(0H)2 -t- ÜH.. 4- 2 Br = 2 BrH + PO4H3. Die hierbei entstehende Jodwasserstoffsäure oder Bromwasserstoffsäure ist für die Reaktion nicht hinderlich und der Überschufs von Brom ist vermittelst Phenol (Carbolsäure) leicht zu beseitigen, wie Beckurts2) gezeigt hat. *) Vergl. 0. von der Pfordten, Ber. d. d. ehem. Ges. 1888, p.2292. ^ Jahresbericht d. Pharm. 1885, p. 236. F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen vou Arsen. '6 3 ccra Salzsäure sollen nach der Pharmakopoe weiterhin mit 6 ccm Wasser und „einigen Stückchen" Zink in ein Glasrohr gebracht werden, dessen Ölfnung mit Filtrierpapier verschlossen ist ; die ^Mitte der Papier- scheibe empfangt einen Tropfen der Auflösung von 1 Teil Silbemitrat in 1 Teil Wasser. Zur Ausführung der gleichen Probe werden bei Acidum phosphoricum 5 ccm (mit 5 ccm Schwefelsäure von 1,112 spez. Gewicht), bei Acidum sulfuricum von 1,838 spez. Gewicht aber 2 ccm (nebst 10 ccm Wasser) genommen. Das bei den genannten Säuren von der Pharmakopoe vorgeschriebene Verfahren ist als ein sehr rohes zu bezeichnen : mit Recht sind dem- selben Vorwürfe gemacht worden, doch zum Teil allerdings auch wenig begründete. „Einige Stückchen Zink" können leicht das Gewicht einer ganzen Anzahl Gramme erreichen; übergiefst man sie mit der ange- gebenen Menge der Säure, so beginnt alsbald eine heftige Gasentwicke- lung, welche dem Nachweise des Arsens durchaus nicht zu statten kommt. Ist viel Arsen vorhanden, so wird ein Teil desselben fein- pulverig abgeschieden und ein Teil allerdings in Arsenwasserstoff über- geführt. Aber die Erwärmung der Flüssigkeit geht leicht so weit, dafs allzu reichliche Mengen Wasser aufspritzen und die Bildung der schön gelben Verbindung unterdrücken. Zeigen sich dann schwarze Flecke, so ist man nicht berechtigt, sie dem Arsen allein zuzuschreiben. Mit Rücksicht hierauf mufs das Verfahren der Pharmakopoe mifsbilligt werden, aber nicht der ihm zu Grunde liegende Gedanke. Eine erste Beding^mg zum Gelingen des fraglichen Versuches ist doch wohl die, dafs die Entwickelung des Arsen Wasserstoff enthaltenden Gases nicht stürmisch erfolge, damit nur wenig Wasserdampf mitgerissen werde. Bei der heftigen Gasentwickelung, welche man nach Anleitung der Pharmakopoe herbeiführt, werden zahlreiche Wassertropfen in die Höhe geschleudert ; es wäre richtiger gewesen , die Pharmakopoe hätte die Höhe, nicht die Weite ihres Glasrohres angegeben. Auch ist der eingeschobene Baumwollpfropf nutzlos, sofern ihm wenig.stens zugemutet ydrd, den Wasserdampf einigermafsen zurückzuhalten. Spritzen Wasser- tropfen an die Baumwolle, so mögen sie freilich hängen bleiben, aber der Gasstrom wird sich alsdann hier erst recht mit Wasser sättigen und sogar Tropfen an das Papier heraufreissen. Zur erfolgreichen, sicheren Ausführung des Versuches scheint es mir erforderlich, die Gasentwickelung genauer zu beherrschen und das 1* 4 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. Wasser besser zurückzuhalten ; dea Dampf ganz auazuschliefsen, würde zu weit füliren. Recht gut kann das Zink auf ungefähr 1 g beschränkt werden; ist es in Stäbchen von nicht über 5 mm Dicke zur Hand, so genügt ein Stück von 4 mm Länge zu einem Versuche. Die Lebhaftigkeit der "Wasserstoffentwickelung ist zum Teil durch die Beschaffenheit des Metalles bedingt; nimmt man es in Pulverform, so erfolgt die Ein- wirkung der Säure zu rasch, namentlich wenn man z. B. Salzsäure von mehr als 1,04 spez. Gewicht oder gar Schwefelsäure von 1,139 spez. Gewicht anwendet. Diese von der Pharmakopoe vorgeschriebene Stärke der beiden Säuren mufs auf ungefähr 1,036 (71/3 Proz. HCl) fUr die Salzsäure und 1,055 (8V3 Proz. SO4H2) für die Schwefelsäure ermäfsigt w^erden; 4 ccm der so weit verdünnten Säuren geben Wasserstoff in zweckmässiger Menge und Raschheit. Man bedient sich zu den Ver- suchen enghalsiger Kölbchen von 50 ccm Inhalt oder auch 10 cm hoher Stehcylinder , welche halb so viel zu ftissen vermögen. Um Wasser- dampf und aufspritzende Tropfen zurückzuhalten, dreht man auf die Mündung des Gefäfses zwei Scheibchen aus Filtrierpapier. Diese Mün- dung nehme ich lieber von nur II/2 cm Durchmesser , nicht 3 cm, wie die Pharmakopoe will. Bei einer gleichen Gasmenge wird diese deut- licher auf eine kleinere als auf eine grölsere Fläche wirken, es liegt also kein Grund vor, ein Reagierrohr von ganz ungewöhnlicher Weite zu bevorzugen. Ebenso überflüssig ist es, gerade 1 Teil des Silber- nitrates genau in 1 Teil Wasser aufzulösen; ich bringe in mein Glas so viel Wasser zu dem Silbersalze, dafs von dem letzteren bei jeder Temperatur, welche der Arbeitsraum jemals erlangen kann, noch eine reichliche Menge ungelöst bleiben mufs. In diese stets gesättigte Silberlösung taucht ein Glasröhrchen, mittels dessen leicht ein einziger Tropfen herausgeholt werden kann. Einen Stöpsel bekommt das Gefäfs nicht, sondern ich bedecke es mit einem Porzellantöpfchen , um Licht und Staub abzuhalten. Ein Tropfen der Silberlösung wird zu Anfang des Versuches auf die Mitte eines kleinen Stückes Filtrierpapier (Quadrat von 4 cm Seite) gegeben und diesem Zeit gelassen, um gleichmäfeig einzudringen ; ist die Gasentwickelung im Gange, so dreht man sogleich das Silberpapier auf die bereits mit den beiden anderen Papierscheiben verschlossene Mündung. Es ist gut, die Reaktion in einem wenig be- lichteten Räume vorzimehmeu ; zeigt sich nach einer Stunde kein gelber Fleck, so betrachte man auch die Innenseite des Silberpapieres, wo die F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen \on Arsen. 5 Färbung oft deutlicher hervortritt. Die Silberlösung ist mit Salpeter- säure anzusäuern, um die Reduktion des Nitrates durch den Wasserstoff selbst zu verhindern, wie Reichardti) gezeigt hat. Die Empfindlichkeit der Reaktion ist sehr grofs und würde ja noch gesteigert werden, wollte man den Versuch so eini'ichten, dafs kein Arsenwasserstoif entweichen könnte, ohne von dem Silbernitrat gebunden zu werden. Man würde das Gas in die Lösung des Nitrates eintreten lassen, wie es z. B. Reich ar dt zur quantitativen Bestimmung des Arsens vorgeschlagen hat. Handelt es sich nur um den qualitativen Nachweis, so wird es genügen, das so höchst einfache Verfahren von Gutzeit anzuwenden. Aber die von der Pharmakopoe angegebene Ausführung läfst zu wünschen übrig; es ist zweckmässiger, die zu prüfenden Säuren bis zu dem oben, Seite 4, erwähnten Grade zu ver- dünnen und davon 1 oder 2 ccm anzuwenden. Gesetzt, es sei z. B. in 1000 Teilen der rohen Salzsäure 1 Teil AS2O3 vorhanden, so fällt diese Verunreinigung auf 1/5, wenn wir die Säure mit dem vierfachen Ge- wichte Wasser verdünnen. Alsdann enthält 1 ccm nahezu noch 0,2 mg AS.2O3. Schwefelsäure mit 1 Teil AS2O3 in 1000 Teilen, auf das zwölf- fache Volum verdünnt, enthält nunmehr in Iccm blos noch 1/^2 = 0,083 mg AsgOß. Aber nach den folgenden Untersuchungen sind wir imstande, sehr viel weniger Arsenigsäure- Anhydrid sicher nachzuweisen; es ist also überflüssig, 2 oder 3 ccm der unverdünnten Säuren zu der Prü- fung zu verwenden, und nicht nur überflüssig, sondern unzweckmässig. Die grofse Empfindlichkeit der Gutzeit 'sehen Reaktion erlaubt auch, z. B. in Mineralwasser mit Leichtigkeit Arsen zu ermitteln. Ein Wasser wie etwa dasjenige von Bourboule in der Auvergne, welches nach Lefort2) 5 mg Arsen im Liter, also 0,005 mg in 1 ccm enthält, oder gar zehnmal so viel, wie das von Oberlin und Schlagden- hauffen3) untersuchte Wasser von Schinznach in der Schweiz, mufs sofort auf Papier reagieren, welches mit Silbernitrat oder Sublimat betupft ist. Ich habe dieses zunächst mit dem Wasser von Roncegno in Südtirol versucht. Nach Gläser und Kalmann,^) welchen ich fiir gütige Übersendung einer Probe dieses merkwürdigen Wassers ver- ^) Archiv d. Pharm. 221 (1883) 591. 2) Joura. de Pharm. IX (1884) 85, und VI (1882) 478. 3) Journ. de Pharm. V (1882) 361, 490. *) Ber. d. d. ehem. Ges., 1888, 1638, 2880. 6 F, A. Flückiger, Nachweis kleinster Meagen von Arsen. pflichtet, bin, enthält es im Liter 0,2592 Natriumarsenat und 0,0188 AsgOg, reagiert also stark sauer; fernere Bestandteile sind reichliche Mengen von Ferrisulfat, Ferriphosphat , Magnesiumsulfat. Das Wasser gibt 7,9 g Verdampfungsrückstand. 10 ccm enthalten hiernach im ganzen 1,621 mg AS.2O5, entsprechend 1,394 mg AS2O3; 1 ccm des Wassers also 0,1621 mg AS.2O5 oder 0,lo94 mg A.S.2O3. Diese Menge läfst sich mit Zink und Salzsäure vermittelst Sublimatpaiiier oder Silbernitratpapier nachweisen , vermittelst des letzteren auch noch bei hundertfacher Ver- diinnung. Wird das Wasser von Roncegno mit Ammoniak neutralisiert , so lentsteht ein reichlicher Niederschlag, hauptsächlich Ferrihydroxj'-d, welches sich auch der Arsensäure bemächtigt, so dafs das Filtrat arsenfrei ist ; gibt man den Niederschlag mit Zink und Salzsäure zusammen, so erhält man sofort die stärkste Arsenreaktion. Man überzeugt sich durch einen mit Bleiessig befeuchteten Papierstreifen, dafs kein Schwefelwasserstoff im Spiele ist. — 40 ccm des Wassers von Roncegno enthalten, wie man sieht, mehr Arsen, als der gröfsten Einzelgabe von AS.2O3 (5 mg) ent- spricht, welche nach Pharmacopoea Germanica zulässig ist! Würde dieses Mineralwasser durch Kalkstein fliefsen, so müsste es wohl arsen- frei zu Tage treten. Ob er 1 in und Schlagdenhauffen halten dafür, dafs iu dem Wasser von Schinznach Calciumarsenat vorhanden sei, und schätzen den Gehalt eines Liters auf ,.un demi-dixieme de milligramme d'arsenic", .also wohl 0,05 mg As (nicht AS2O3), entsprechend 0,066 mg AS2O3. Am Schlüsse nennen sie 0,0001 g „arseniate de chaux par litre". Das Calciumarsenat enthält 37 Proz. Arsen, entsprechend 42 Proz. AS2O3. In der letzteren Verbindung ausgedrückt enthielte ein Liter des ge- nannten Wassers demnach 0,042 mg AS2O3 oder in 10 ccm ein wenig mehr als ^/^g ™o) ^-Iso eine Menge, welche sich durcli Silbernitrat ohne weiteres erkennen liefse, wenn nicht zugleich Schwefel vorhanden wäre. Die quantitative Bestimmung des Arsens führten die genannten Strafs- burger Chemiker aus, indem sie das auf 7io eingedampfte Wasser von Schinznach mit SO2 und hierauf mit SH2 sättigten. Wie sie den gelb- ichen Niederschlag AS2S3 weiter behandelten, um zu einer Wägung zu gelangen, wird nicht erwähnt. Die Quellenverwaltung in Schinznach hatte die Freundlichkeit, mir eine reichliche Menge ihres Wassers zu übersenden. Erwärmt man es gelinde in offener Schale, so dunstet die sehr geringe Menge Schwefel- F. A. Flückiger, Nachweis kleiaster Meuten von Arsen. i Wasserstoff, welche es enthält, bald ab. Aber bei der, wenn auch nur geringen, Alkalinität des Wassers bleiben darin Sulfide zurück, welche beim Ansäuern znr Eutwickelung von SH.2 Aulafs geben. Man kann daher das Wasser nicht auf Arsen prüfen, ohne die Sulfide zu beseitigen. Ich habe das Wasser deswegen konzentriert, zuletzt Brom zugegeben und den Überschufs des letztern verjagt. Dami)fte ich auf diese Ar- 1 Liter Wasser unter schliefslichem Zusätze von Brom auf 10 ccm ein, so gaben mir 2 ccm dieses konzentrierten Wassers keinen gelben Fleck. Die darin anzunehmenden 0,0132 mg AS.2O3 müssten aber ohne Schwierigt keit vermittelst Silbernitratpapier zu erkennen sein. Wenn man das Schinznacher Wasser eindampft, so scheiden sich allmählich Salze aus, welche alkalisch reagieren. Ich habe den Rück- stand von 1 Liter des Wassers mit Brom behandelt, aber auch in der wieder eingedampften Salzmasse Arsen nicht nachzuweisen vermocht. Dieser Versuch wurde einmal mit Zink und Salzsäure, das zweite Mal mit Natrium-Amalgam ausgeführt. 10 ccm des auf i/^qo Volum eingedampften Schinznacher Wassers habe ich ferner mit Salzsäure angesäuert und mit Schwefelwasserstofi' gesättigt, ohne dafs sich ein Niederschlag von AsgS^ nach 8 Tagen gezeigt hätte. ■ Es mag wohl in dieser Richtung seit der Untersuchung von Ob erlin und Schlagdenhauffen eine Änderung in der chemischen BeschafPen- Jieit des fraglichen Wassers eingetreten sein. Bei der Silbernitratprobe verursachte die Beschafi"ung arsen freien Zinks einige Schwierigkeit. Ich prüfte ein Dutzend Proben des aus verschiedenen Quellen als rein bezogenen Metalles und fand darunter nur zwei zweifellos frei von Ai'sen. Wenn die Fabriken diesem Punkte ernstlich ihre Sorgfalt zuwenden, so wird es w^ohl jeder gelingen, den höchsten Ansprüchen zu genügen; ich erlaube mir daher, die Namen derjenigen zu verschweigen, von welchen ich reines Zink erhalten habe. Leichter sind Schwefelsäure und Salzsäure arsenfrei zu haben oder mit Hilfe von Schwefelwasserstoff zu reinigen. Es kam nun darauf an, zu ermitteln, ob der Gutz ei tischen Reaktion in der That die allgemein angenommene Schärfe zukomme. Als Ausgangspunkt diente zunächst eine Auflösung von Arsenigsäure- Anhydrid, welche im Liter l,98mgAs.203 enthielt, daher als Hundertstel- Normallösung bezeichnet werden mag, 1 ccm also = 1,98 mg AS.2O3. Diese Hundertstellösung wui'de so weit verdünnt, dafs sie invier Abstufuingen 8 P. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. in je 1 ccm 0,198 mg, 0,0198 mg, 0,00198 mg, und endlich 0,000198 mg AsgOg enthielt. Die letzte Stufe wäre demnach Einmilliontel-Normallösung. Die Bezeichnung- Normallösung möge hier gestattet werden, ohgleich sich einwenden läfst, dafs sie hei dem erwähnten Gehalte an AsgOg im Grunde nicht zutrifft. Verfährt man in der oben, Seite 4, empfohlenen Art, indem man 1 ccm der Einmilliontellösung mit 5 ccm Schwefelsäure (1,055) oder Salzsäure (1,036) und Zink zusammenbringt, so erscheint nach einer halben Stunde ein allerdings schwacher, aber unverkennbarer Fleck von rein gelber Farbe, deutlicher auf der Innenseite des Silberpapieres; befeuchtet man ihn mit Wasser, so wird er, wenn auch nicht schwarz, so doch bräunlich. Es versteht sich, dafs durch jeden Versuch, der unter gleichen Umständen, aber mit reichhaltigerer Arsenlösung an- gestellt wird, eine stärkere Gelbfärbung hervorgerufen wird. Ander- seits ist es nicht unmöglich, noch dann einen Anflug von Gelb zu er- halten, wenn man eine Zweimilliontel-Normallösung anwendet. In diesem Falle hätte man also 0,000099 mg, nahezu Vioooo ^^^^^ Milligramms As^Og, entsprechend 0,000074 mg (ungefähr i/i;^ooo) ^^ nachgewiesen. Diese Zahlen wurden weiter bestätigt mit Bezug auf Arsen säure. 0,630 g des Salzes As04Mg(NH4)60H.j wurden mit Hilfe eines Tropfens Schwefelsäure gelöst in 215,81 ccm Wasser; 0,630 de» genannten Arsenates entsprechen (289 : 99 = 03 : 21,5813) 0,2158ia Arsenigsäure-Anhydrid AS2O3, daher diese Lösung zu betrachten war, als enthielte sie 1 Teil AsgOg im Liter oder 0,215 mg AS2O3 im Kubik- centimeter. Durch weiteren Wasserzusatz liefsen sich ferner folgende Verhältnisse erreichen : Lösung «: 1 ccm entsprechend 0,002158 mg As^Og „ ß: l „ „ 0,000215 „ r- i „ r, 0,000107 ,. „ ^: 1 „ „ 0,00005 „ Je 1 ccm dieser vier Lösungen wurde zu oft wiederholten Malen in der oben, Seite 4, angegebenen Art mit Silbernitrat geprüft. Die Lösung a gab einen sehr stark und rein gelb gefärbten Fleck der Ver- bindung AsAg3(N03Ag)3 , Lösung ß einen erheblich weniger starken, doch ganz unverkennbaren. Bei Anwendung der Lösung / konnte man in gutem Tageslichte den gelben, nur äufserst blassen Fleck allerdings noch wahrnehmen und die Reaktion deutlich zur Anschauung bringen, indem man die betreffende Stelle mit Wasser befeuchtete, worauf sie F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. bräunlich angehaucht erschien. Es ist begreiflich, dafs man die Ver- suchsbedinguDgen nicht immer mit vollkommener Gleichheit einzuhalten imstande ist, daher die Reaktion mitunter mifslingt, wenn man nur jeweilen 1 com von «? oder sogar von y anwendet. Man kann also sagen, dafs es vermittelst der hier dargelegten Methode ausführbar ist, Vioooo eines Milligramms (nicht Gramms!) Arsenigsäure - Anhydrid nachzuweisen, und dafs als praktische Grenze der Empfindlichkeit recht wohl i/iooo Mg gelten darf. Handelt es sich um solche Mengen arseniger Säure, welche dieses Gewicht übersteigen, so tritt volle Sicherheit ein selbst mit Berücksichtigung der Unmöglichkeit, die Verbrauchsbedingungen mit absoluter Genauigkeit einzuhalten; das Zink z. B. zeigt ja oft merk- würdige Verschiedenlieit bei der Wasserstoffentwickelung, auf welche letztere hier alles ankommt. Der Nachweis des Arsens verndttelst des Silbemitratpapieres geht, wie oben gezeigt, so weit, dafs eine weitere Verschärfung diases Ver- fahrens, praktisch gesprochen, überflüssig ist. An eine solche könnte man vielleicht denken, wenn man überlegt, dals bei der hier empfohlenen Art der Ausführung ein, wenn auch geringer, Teil des Arsenwasser- stoffes entweicht. Auch ist immerhin noch nicht bewiesen, dafs unter allen Umständen sämtliches Arsen in ASH3 übergeführt wiixl. Die durch obige Zahlen nachgewiesene Empfindlichkeit der Arsen- reaktion überragt die meisten bisherigen Angaben in betreff der Grenze der Erkennbarkeit jenes Elementes. Reichardti) nennt 0,0032 mg AS2O3, Poleck und Thümmel2) 0,006 mg, BeckurtsS) 0,002 mg. Erkennung des Arsens nach Marsh und Berzelius. Mit solchen Zahlen hält das alte, berühmte Verfahren von Marsh*) keinen Vergleich aus. Po leck und Thümmel z. B. finden es schwierig, mittels desselben 0,04 mg Arsen nachzuweisen, Beckurts geht bis 0,01 mg, und R. Otto,^) welcher die gelben Silberflecke sehr beanstandet, führt einen Arsenspiegel bildlich vor, um zu zeigen, dafs 0,01 mg As20t, als Grenze der Leistungsfähigkeit des Marsh anzusehen ist; auch Beckurts betrachtet 0,01 mg As.20.^ in gleicher Weise. Fleck begnügt ») Archiv d. Pharm. 221 (1883) 593, und 217 (1880) 7, wo 0.0014 mg. ^ An dem oben, S. 1, genannten Orte. 3) Jahresbericht d. Pharm. 1883 bis 1884, p. 475. «) Edinburgh New Philosophical Journal XXI (1836) 230, 234. '•) Anleitung zur Ausmittelung der Gifte, 6. Auflage 1883, p. 148, 179. 10 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. sich mit 0,02 mg,^) und Selnii,2j ein in diesen Fragen selir aus- gezeichneter Forscher, vermochte den Marsh'schen Apparat nur so weit zu verbessern, dafs er damit 0,01 mg Arsen, bisweilen auch wohl noch viermal weniger, zu erkennen vermochte. Chittenden und Donaldson3) erwähnen einen Ar.senspiegel, welcher i/iooo ™ff gewogen habe ; wie es möglich war, diese geringe Menge zu wägen, ist mir nicht klar. Es scheint nicht, dafs i/jooo mg Arsen (oder AS2O3) zur Verwendung kam und den Spiegel lieferte. Solchen Zeugnissen gegenüber darf wohl die Angabe Franck's beanstandet werden, welcher durch das Verfahren von Marsh noch 1/30QO mg AS2O3 nachgewiesen haben will ! 4) Jedenfalls läfst das letztere der Greschicklichkeit des Arbeiters einen allzu weiten Spielraum, weil der Natur der Sache nach die Versuchs- bedingungen sehr bedeutend wechseln. Schon B e r z e 1 i u s , von welchem die wichtige Verbesserung ausging, 0) den Arsen Wasserstoff nicht nur anzuzünden, wie Marsh gelehrt hatte, sondern das Gas durch Crlühhitze zu zerlegen, fand, dafs doch nicht alles Arsen abgeschieden werden konnte. Marsh's Verfahren mit der Verbesserung von Berzelius war der gröfste Fortschritt in diesen Dingen, seitdem man ein Jahi-zehnt früher angefangen hatte, den Nachweis des Giftes zu unternehmen. Sehr bald wurde Marsh -Berzelius allgemein als die beste Methode anerkannt und hat sich in diesem Ansehen nunmehr während eines halben Jahrhunderts erhalten. — Es ist jetzt Zeit, dafs der „Marsh' sehe Apparat" dem von Gutzeit angegebenen Verfiihren in der hier dar- gelegten Ausführung Platz mache. Die oben, Seite 9, angeführten Ver- suche Otto's, welche wohl als beweisend anzusehen sind, lehren, dafs die letztere Methode als bedeutend schärfer zu erachten ist, obwohl Marsh, namentlich auch in der juristischen Welt, im höchsten Ansehen steht Schon diese erste Erwägung fällt sehr .schwer zu dessen Ungunsten. in ^) Jahresbericht d. Chemie 188.'>, p. 1548. 2) R. Accademia dei Lincel, Mem. della Classe di sc. fis. mat e nat. HI (1879) 1G3 bis 182, auch Gazzetta chimica italiana X (1880) 39, 431, und daraus im Jahresberichte d. Pharm. 1879, p. 109, und 1881 bis 1882, p. 835, sowie Jahresbericht d. Chemie 1879, p. 1040. 3) Jahresbericht d. Chemie 1880, 1167. *) Neues Jahrbuch d. Pharm. XXV (1866) 7, und daraus in Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chemie XX (1881) 531. f') Jahresbericht d. Chemie XVU, für 1836, Tübingen 1839, p. 193. F. A. Fliickiger, Naclnveis kleinster Mengen von Arsen. il die Wagschale, und die Zusammenstellung, Prüfung und Handhabung des zwar immer noch einfachen Apparates ist doch umständlich. Andere Bedenken mehr sind in trefflicher Weise von Reichardti) erhoben worden, und seither ist sogar noch in einzelnen Glassorten Arsen ge- troffen worden, wodurch Arsenspiegel entstehen können, Avenn die zu imtersuchende Substanz arsenfrei ist; auch ein Bleigehalt des zum Glühen erhitzten Glasrohres kann zur Täuschung führen. Wendet man zu Gunsten von Marsh ein, dafs sein Apparat die als Beweisstücke vor Gericht dienlichen Arsenspiegel liefere, so läfst sich dieses ebensogut auf dem von Reichardt-) vorgezeichneten Wege erreichen, indem man den Arsenwasserstoff durch eine Auflösung von Silbernitrat in 24 Teilen angesäuerten Wassers zersetzt, ein Vor- gang, welcher nicht so einfach ist, dafs er sich durch eine einzige Gleichung ausdrücken liefse. Selbst die beiden oben, Seite 2, an- geführten Formeln von Poleck und Thümmel erschöpfen die Sache nicht. Denn einerseits wird sich leicht Arsensäure bilden, anderseits aber wohl auch eine Reduktion der Salpetersäure eintreten. Sei dem wie ihm wolle, so geht alles Arsen in Lösung und kann nach Reichardt durch Brom mit Leichtigkeit in Arsensäure übergeführt werden. Aus dieser gewinnt man das Arsenat As04Mg(NH4)60H2, glüht es und reduziert das zurückbleibende Pyroarsenat As207Mg.2 mit Kohle und Natriumcarbonat oder Formiat, um einen Arsenspiegel zu erhalten, unter Umständen kann es zweckmäfsiger sein, das Arsen als Sulfid zu fällen und ebenfalls mit Hilfe von Brom in Arsensäure zu verwandeln; die Einzelnheiten des Verfahrens sind von Reichardt 3) genau be- schrieben worden. Diese Methoden sind freilich umständlicher als die von Marsh und Berzelius; die letztere mag also in ihrem Rechte bleiben etwa fiir den Fall, dafs die Anwesenheit des Arsens schon anderweitig fest- gestellt ist und dafs man wünschen müsste, in allerkürzester Frist 1) Archiv d. Pharm. 217 (1880) 2. 17. 2) Ebenda p. 7. ^) Archiv d. Pharm. 217, p.22. — Bei dem Verfahren von Fresenius und Babo, in Liebig's Annalen 49 (1844) 304, kann eigentlich kaum von einer Empfindlichkeit gesprochen werden; man reduziert eben nur Verbindungen des Arsens, welche bereits in greifbarer Form vorliegen müssen. — Vergl. W, Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chemie XX (1881) p. 531. 12 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. Arsenspiegel zu haben. Kommt es aber darauf an, kleinsteMengen Arsen überliaupt nachzuweisen, so darf nach dem heutigen Stande der Dinge der Marsh'sche Apparat nicht mehr als aus- schlaggebend betrachtet werden. Er gehört, streng genommen, heute in die Rumpelkammer, so gute Dienste er auch geleistet bat. Zink, welches z. B. nach Marsh geprüft für rein erklärt wird, zeigt nicht selten Arsengehalt, sobald man es mit Silbernitratpapier untersucht. Wer weifs, ob nicht diese Thatsache auch schon zu gericht- lichem Irrtume geführt hat! Es ist unerläfslich, die Heinheit des Zinks mit dem unvergleichlich viel schärferen Silberpapier zu prüfen. Um mich in dieser Richtung weiter zu belehren, brachte ich 50 g Zink, das ich vermittelst der Gutzeit'schen Reaktion schwach arsenhaltig befunden hatte, mit Schwefelsäure in den „Marsh" und liefs das Gas stundenlang durch das glühende Glasrohr streichen, ohne dafs eine Spur von Arsen sichtbar wurde. Auch in konzentrierter Silbernitratlösung, ' durch welche ich den Gasstrora von Anfang bis zu Ende streichen liefe, trat keine Färbung ein, sondern nur eine schwache Ausscheidung von glänzenden Silberflittern. Durch die verhältnismäfsig grofse Menge von Wasserstoff war aber der Arsenwasserstoff zu weit verdünnt, um noch in angedeuteter Weise erkannt werden zu können. Nach ungefähi* 4 Stunden nahm ich die noch übrigen 40 g Zink heraus, übergofs sie in einem kleinen Kolben (70 ccm Inhalt) mit der verdünnten Schwefelsäure und bedeckte die Mündung mit Silbernitratpapier. Nach einer Viertel- stunde zeigte sich auf dem letzteren der gelbe Fleck. Angesichts solcher Erfahrungen mufs man in der That zu sonder- baren Betrachtungen kommen, wenn man z. B. liest, i) dafs sich „nach mehrstündiger Arbeit ein sehr geringer Arsenspiegel zeigte, als man ihn nicht mehr erwartete". (!) Auch Kais er, 2) der sich sehr eingehend mit dem Nachweise von x^rsen beschäftigt hat, erörtert ähnliche Bedenken. Gewifs ist es auch ein grofser Vorzug der Silbernitrat- methode, dafs sie mit so wenig Material ausführbar ist. Das eben von mir erwähnte Zink würde möglicherweise am Ende auch einen Spiegel geben, wenn man es pfundweise im „Marsh" behandeln ') Pharm. Zeit., 6. Juni 1888, No. 45, p. 331. 2) Jahresbericht d. Chemie 1875, p. 935, auch in F r e s e n i u s , Zeitschr. f. analyt. Chemie 1875, p. 265, ausführlicher in Kaiser's «Beigabe zum Programm der Kantonsschule " St. Gallen 1875, p. 13 ff. F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. 13 wollte. Es erscheint daher ganz und gar unzulässig, Zink gestützt auf die Probe von Marsh zu beurteilen; nur ein Metall, welches bei An- wendung einiger Gramme die Gut zeit 'sehe Prüfung aushält, darf als arsenfrei erklärt werden. Da gewöhnlich Schwefelsäure zur Ent- wickelung des Wasserstoffes benutzt wird, so möge auch beiläufig erwähnt werden, dafs Selmii) der Meinung ist, die Schwefelsäure lasse sich durch Schwefelwasserstoff nicht völlig von Arsen befreien! Andere Methoden des Nachweises von Arsen. Die 1841 und 1858 A^on Reinsch2) angegebene Abscheidung des Arsens durch Kupfer in stark salzsaurer Lösung scheint mir selbst nach den neuesten Verbesserungen, welche diesem Verfahren zu Teil geworden sind, wenig empfehlenswert. Schon längst sind dagegen erhebliche Be- denken geltend gemacht worden, wie z. B. von Werther und von Stanford.3) Die Leistung des Kupfers geht lange nicht so weit, wie diejenige des Silbernitrates. KideaH) benutzt einen Kupferdraht, der um einen Eisendraht gewninden wird, und findet, dafs 0,015 mg AS2O3 eben noch (gelöst in 1 ccm) erkennbar seien. Ich kann dieser Art der Prüfung auf Arsen keinen Vorzug zu- erkennen; bringe ich blanken Kupferdraht, um einen blanken eisernen Nag-el ge\\Tinden, in 5 ccm einer wässerigen Lösung von 1 mg AS2O3, so findet keine Einwirkung statt. Gibt man einige Tropfen Salzsäure dazu, so beginnt das Kupfer nach einigen Stunden unmerklich blasser zu werden. Man bleibt im Zweifel, ob hiermit nun Arsen nachgewiesen ist. Die gleiche Flüssigkeit, nach Gutzeit geprüft, gibt sofort unzweifelhaft Arsen zu erkennen. Die von BettendorffS) empfohlene Abscheidung des Arsens vermittelst Zinnchlorür (oder besser Stanniol) ist nur einer beschränkten Anwendung fähig, da sie eine stark salzsäurehaltige Flüssigkeit voraus- setzt. Schon deslialb kann diese Methode keinen Vergleich mit der 1) R. Accademia dei Lincei. I. c. ITI. p. 249; .Jahresbericht d. Chemie 1879, p. 1040. 2) Jahresbericht von Berzelius für 1841 XXII, p. 174. — Lieb ig 's Jahresbericht für 1858, p. 608. ^) Jahresbericht d. Chemie 1861. j). 851, 853. ^j Ber. d. d. ehem. Ges. 1885, Referate, p. 514. •^) Jahresbericht d. Chemie 1869, p. 869. — Oster, ebenda 1872, p. 889, empfahl Stanniol. 14 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. Gutz einsehen aushalten, so gut sie sich auch in einzelnen Fällen eignet, daher zu Gegeuversuchen wohl herheigezogcn werden mag. Es gelingt nicht immer und üherall, Zink zu beschaffen, welches die Silbernitratprobe aushält, hoffentlich aber werden diese Zeilen dazu beitragen, die Fabriken zur vollkommenen Reinigung des Metalles zu veranlassen. Inzwischen wünschte ich, mich nach anderem Material zur Entwickelung von Wasserstoff umzusehen. Cadmium ist unbrauchbar, weil es von Säuren allzu langsam an- gegriffen wird und auch sicherlich eben so regelmäfsig arsenhaltig ist wie das Zink. Nicht besser ist das Eisen; die feinsten Drahtstifte wie auch Perrum pulveratum geben mit Silbernitratpapier geprüft Flecke; ob sie von Schwefel, Arsen oder Phosphor herrühren, ist hier gleichgiltig. Von L. A. Buchneri) ist übrigens angegeben worden, dafs kein Arsenwasserstoff aul'trete, wenn man Eisen, AS2O3 und Salzsäure oder Schwefelsäure zusammenbringt. Icli habe mich überzeugt, dafs dem nicht so ist ; leitete ich das aus Eisen und warmer verdünnter Schwefel- säure bei Gegenwart von AS2O;; entwickelte Gas in Silbernitratlösung, so entstand alsbald ein schwarzer Niederschlag und das Filtrat gab nach Zusatz von Ammoniak gelbes Silberarsenit. Ausgezeichnet schien sich aber das Magnesium, namentlich das pulverförmige, zu eignen ; schon 0,05 g dieses Metalls geben ohne weiteres zu einer Wasserstoffentwickelung Anlafs, wenn man das Pulver mit 10 ccm einer Lösung übergiefst, welche z. B. im Liter 0,0198 g AS2O3 enthält (Zehntausendstel-Normallösung). Erwärmt man ein wenig, so wird die Wasserstoffentwickelung deutlicher und die Flüssigkeit erscheint bald durch ausgeschiedenes Arsen bräunlich. Hierin unterscheidet sich das Magnesium vom Zink, denn dieses gibt, sogar fein gepulvert, selbst in der Wärme mit einer gesättigten Lösung von Arsenigsäure- Anhydrid keinen Arsen Wasserstoff. 2) Arsenigsäurelösung dagegen, welche im Liter 1,98 g AS2O3 enthält, führt mit 0,05 g Magnesium schon in der Kälte zu einer reichlichen Entwickelung von Wasserstoff und AsH^. Diese ^) Aus dessen Repert. d. Pharm. 59, p. 234, in Gmelin's Anorgan. Chemie n (1853) 678. 2) Schon L. Gmelin, Anorgan. Chemie II (1853) 678, hatte ge- funden, dafs Avässerige arsenige Säure mit Zink, ohne Zusatz einer anderen Säure, kein Gas entwickle. F. A. F lückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen, 15 wird in geeigneter Weise hervorgerufen, wenn man 0,05 g Magnesium mit 1 ccm Wasser übergiefst und 2 Tropfen Essigsäure von 1 ,0644 spez. Ge-s\icht beifügt; in der Essigsäure wird nicht leicht Arsen vorkommen. Schliefslich mufste ich mich aber doch von der ünbrauchbarkeit des Magnesiums überzeugen. Es wird zu lebhaft von den Säuren angegriffen, die Wasser- stoffentwickelung ist zu stürmisch, wie es ja durch das kleine Atom- gewicht des Magnesiums mit bedingt ist. Man kann daher unter gewöhn- lichen Umständen selbst die kleinsten Mengen der hier in Betracht kommenden Säuren nicht vermittelst Magnesium nach der Gut zeit 'sehen Methode auf Arsen prüfen; dieses würde nur gut gehen bei Substanzen von gar nicht oder nicht entschieden saurem Charakter, also bei vielen Salzen. Aber bei sorgfältiger Ausführung einiger Gegenversuche ergab sich, dafs im Magnesium immer geringe Mengen von Arsen oder Schwefel vorhanden sind, welche man freilich übersehen kann, w'enn man die oben, Seite 3 und 4, angedeuteten Vorsichtsmafsregeln aufser Acht läfst. Meines Wissens gibt es kein absolut von Arsen oder von Schwefel freies Magnesium im Handel; schon aus diesem Grunde ist der Vorschlag zu beanstanden, das Zink im Marsh" sehen Apparate durch Magnesium zu ersetzen. Draper^) sowie Roussin,2) welche dieses in sehr interessanten Aufsätzen empfahlen, beschränkten sich, damals mit Recht, darauf, ihr Magnesium nach Marsh zu prüfen. Über die Unzulänglichkeit dieses Apparates kann heute kein Zweifel mehi- bestehen; es ist unzulässig, z. B. eine gerichtliche Verhandlung auf Reagentien zu stützen, welche nicht die nach den obigen Erörterungen ausgeführte Silhemitratprobe zweifellos bestanden haben. Arsenwasserstofif aus alkalischer Lösung. Es kann bisweilen wünschbar sein, die Entwickelung des Arsen- wasserstoffes in alkalischer Flüssigkeit vor sich gehen lassen zu können. Von vornherein scheint es ja gleich giltig, ob man das Gas aus einer solchen oder aus einer sauren Lösung darstellt. Zur Entwickelung von Wasserstoff im ersteren Falle eignet sich besonders das Katrium- amalgam. Nicht leicht wird Arsen im Quecksilber oder im Natrium ^) Jahresbericht d. Chemie 187-2, p. 901 ; auch Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chemie XI (1872) 435. 2) Joum. de Pharm. 111 (1866) 413 ; Übersetzung im Archiv d. Pharm. 184 (1868) 83. 16 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mcnf^en von Arsen. vorhanden sein, und das Amalgam ist leicht darzustellen, indem man 50 Teile Quecksilber unter Paraffin auf 950 erwärmt und allmählich unter Umrühren 1 Teil Natrium in kleinen Stückchen einträgt. 1 bis 2 g dieses Amalgams veranlassen in Wasser eine ruhige, gleichmäßige, lange andauernde Ausgabe von Wasserstoff, welche zu dem gewünschten Zwecke geeignet ist. Dennoch niufs von der Verwendung des Amalgams, wenigstens zu feineren Versuchen, abgesehen werden, obschon es an Empfehlungen des letzteren nicht gefehlt hat.i) Reichardt tadelt die Entwickelung des Arsen wasserstoflfgases aus alkalischer Flüssigkeit und findet, dass der Wasserstoff in einer alka- lischen Auflösung von Arsensäure (d. h. also Arsensäuresalz) kein AsH., zu bilden vermöge oder doch dann erst, wenn die Säure zu AS2O3 reduziert worden sei, was nur langsam erfolge.2) Die Richtigkeit des letzteren Satzes kann ich nicht bestätigen, da ich keine Schwierigkeit gefunden habe, z. B. mit sehr geringen Mengen Natriumarsenat, die ich in wenig Wasser löste und mit Natrium am algam zusammenstellte, den gelben Silberfleck hervorzurufen; auch Sublimatpapier zeigt alsbald den gelbbraunen Fleck. 2 ccm der oben. Seite 8, unter /? erwähnten Arsenatlösung, in der eben angegebenen Weise behandelt, lieferten eben- falls sofort den gelben Fleck AsAg3(N03AgAs).j. Es ist ja auch wohl kaum zu erwarten, dafs AS2O5 weniger leicht durch H angegriffen werde als AS2O3. Höchstens macht sich eine Verzögerung der Reaktion geltend, wenn man sie in alkalischer Lösung vor sich gehen läfst. Dieses aber gilt auch von der arsenigen Säure selbst. Gibt man zu einigen Grammen Amalgam 2 ccm Wasser und z. B. 1 ccm Zehntausendstel- Normallösung, entsprechend 0,0198 'Milligrammen As20.^, so entsteht im Laufe einer halben Stunde kaum ein blafsgelblicher Anflug auf dem Silbemitratpapier, wird aber das Amalgam durch Zink und verdünnte Säure ersetzt, so entsteht binnen 10 Minuten, wenn nirht früher, eine sehr starke Gelbfärbung. Mit Natriumamalgam ist i/jqq mg AsgO^ eben noch zu erkennen, aber nicht i/^qq nig. 1) Z. B. von Seiten E. W. Davy's Chemical News (London 1876) 58, und daraus im Jahresberichte d. Chemie 1876, p. 'J87, auch Archiv d. Pharm. 210 (1877) 74. — Ferner Gaillard, Amor. .Tourn. of Pharm. 49 (1877) 126. 2) Archiv d. Pharm. 217. p. 4. und 221, p. 593. F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. 17 Man darf also wohl mit Reichardt sagen, dafs die Eutwickelung des A8H3 für den vorliegenden Zweck besser mit Hilfe von Säuren vorgenommen wird, als mit Alkalien. Ob dieses in der That in einer wesentlich langsameren Arbeitsleistung der letzteren seinen Grund hat, welcher schliefslich auf thermochemischen Verhältnissen beruht, wäre noch zu untersuchen; als ich Natrium statt des Amalgams zur Verwendung zog, erhielt ich unter den eben erwähnten Umständen doch kein anderes Ergebnis. So weit meine bisherige Erfahrung reicht, darf ich als Regel empfehlen, die Prüfung auf Arsen mit Silber- nitratpapier in saurer Flüssigkeit vorzunehmen: es wird ja immer möglich sein, diese Bedingung festzuhalten. Fi-eüich genügt die Leistung des Amalgams allerdings überall da, w^o es sich nicht um geringste Mengen Arsen handelt ; mit 1 ccm Fünftausendstel-Normallösung (0,0396 mg AS2O3) und wenigen Grammen Amalgam erhält man sofort den schönsten gelben Fleck. Bleibt aber ein solcher aus, so ist es unter Umständen doch sehr wichtig, sich so einzurichten, dafs man noch Gegenversuche mit Zink und Säure ausführt. x\uch das Aluminium ist schon 1880 von Reichardt in Betracht gezogen worden. Ich finde, dafs Natronlauge, welche nur wenig über 1 Proz. NaOH enthält (spez. Gewicht nicht höher als 1,030), mit ge- pulvertem Aluminium reichlich Wasserstoff entwickelt ; ebenso mit Salz- säure von 7 Proz. (spez. Gewicht 1,034), so dafs hier der Vorteil geboten wäre, Prüfungen auf Arsen, jeweilen nach Bedür&is, sowohl in sauren als in alkalischen Flüssigkeiten anstellen zu können. Doch geht die Gasentwickelung sehr bald mit allzugrofeer Schnelligkeit vor sich, was ein starkes, unzweckmäfsiges Aufspritzen zur Folge hat, und in zu kurzer Zeit hört alsdann die Einwirkung auf. Leider aber ist das Aluminium, wie es scheint, noch nicht rein im Handel zu treffen; die mir vorliegenden Proben geben mit Natronlauge, welche Ich aus arsen- freiem Natrium eigens hergestellt habe, auf Silbernitrat den gelben Fleck, enthalten also nicht ganz imbedeutende Spuien von Arsen, und durch den aus Salzsäure mit Hilfe des Aluminiums entwickelten Wasser- stoff wird das Silber geschwärzt, was wohl auf Rechnung von Schwefel zu setzen ist. Nachträglich erhielt ich von der Aluminiumfabrik Hemelingen bei Bremen Aluminium, welches mit Natronlauge Wasser- stoff ausgab, der nicht auf Silbernitrat wirkte; aber der mit Salzsäure entwickelte Wasserstoff gab auf Sübernitratpapier auch noch den schwarzen Fleck. Da das gleiche Gas jedoch in Bleizuckerlösung keine Aicb. d. Pharm. XXVIT. Bds. I.Heft. 2 18 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. Veränderung hervorrief, so dürfte es möglicherweise phosphorhaltig gewesen sein. Das Eisen in Gesellschaft von Zink zur Entwickelung von Wasser- stoff herbeizuziehen, geht nicht an, weil es wohl kaum jemals so rein beschafft werden kann, dafs es nicht auf Silbernitratpapier und Sublimat- papier wirkt. Empiludlichkeit der Reaktion mit NO^Ag und UgCl2. Die erstaunliche Schärfe besonders der Gutzeit'schen Reaktion wird ferner durch folgende Beobachtungen beleuchtet : 5 ccm der Fünf- tausendstel-Normallösung (0,198 mg AsgO^) werden durch Schwefel- wasserstoffwasser eben noch gelb gefärbt und auf Zusatz eines Tropfens Salzsäure auch getrübt, aber in 5 ccm der Zehntausendstel -Lösung (0,099 mg AS2O3) vermochte SH2 keine Färbung mehr hervorzurufen und die durch nachträglichen Zusatz von Salzsäure bewirkte Trübung bestand lediglich aus Schwefel. Von der eben genannten Zehntausendstel- Normallösung brachte ich 50 ccm (also 0,99 mg AS2O3) in einen Steh- cy linder, worin die Flüssigkeit eine Säule von 15 ccm Höhe und 2 ccm Durchmesser bildete. Durch Sättigung mit Schwefelwasserstoffgas wurde keine Gelbfärbung hervorgerufen; erst als der Versuch unter Zugabe A'on 20 Tropfen Salzsäure (1,036 spez. Gewicht) wiederholt wurde, schied sich eine greifbare Menge Schwefelarsen ab. Die eben erwähnten Proben der Zehntausendstel - Lösung befreite ich durch gelinde Wärme von Schwefelwasserstoff und brachte sie wieder auf das ursprüngliche Volum. Wenige Kubikcentimeter der Lösungen reichten, wie nicht anders zu erwarten, hin, um auf Silbernitratpapier den gelben Fleck zu geben. Mit Silbernitratpapier kann man also wohl noch kleinere Mengen Arsen erkennen, als vermittelst Schwefelwasser- stoff. Wie o*ben gezeigt, läfst sich Viooo ^S ^^0.^ in 5 ccm Flüssig- keit in der erstgenannten Art nachweisen , also l in 5 000 000 , oder 1 Teil elementaren Arsens in 7 000 000.») Folgende Thatsachen mögen ferner zur Würdigung dieser Beob- achtungen beitragen : Dem Lackmusfarbstoffe gegenüber hört die Wirkung der arsenigen Säure sehr bald auf. Ein schwach blaues Lackmuspapier, auf ^) Cooper, in Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chemie 1888, p. 83, gibt für letztere Zahl 7 520000 bei Anwendung von Schwefelwasserstoff. y. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. 19 welches man einen Tropfen Zwanzigstel-Nomiallösung (9,9 mg AsgOj in 1 ccm) setzt, ruft eben noch eine kaum merkliche Eötung hervor, wenn der Tropfen eintrocknet. Wenn man 1 ccm Wasser mit Lackmusfarb- stoff, der nach Wartha's Vorschrift i) dargestellt ist, sehr schwach blau färbt, so tritt eine unverkennbare Rötung ein, sobald man 4 bis 5 Tropfen jener Zwanzigstel - Lösung zusetzt. Das durchschnittliche Ge- wicht eines Tropfens dieser Auflösung wiu^de zu 83,3 mg bestimmt; 5 Tropfen also = 416 mg, worin 4,118 mg AS.2O3. So viel gehört also schon dazu, um unter diesen Bedingungen eine deutliche Reaktion auf Lackmus zu iiufsern. Auf dem höchst empfindlichen, schwach und nur einseitig blau gefärbten Lackmuspapier, wie es z. B. von Eugen Di et er ich in Helfenberg dargestellt wird, bewirkt Hundertstel-Normal- lösung (1,08 mg AsgOg in 1 ccm) nur noch eine zweifelhafte Rötung, welche allerdings ein wenig deutlicher hervortritt, wenn einige Tropfen der Arsenigsäurelösung auf dem Reagenspapiere eintrocknen. Unsere Geschmacksempfindung geht kaum weiter. Ein Tropfen jener Zwanzigstel-Normallösung, welcher 83,3 mg wiegt, also 0,8245 mg AS2O3 enthält, ruft auf der Zunge eben noch eine widerliche Empfindung hervor; koste ich einen Tropfen Zehntel-Normallösung. = 1,649 mg AS.2O3, so nehme ich sehr bestimmt den ekelhaften Geschmack wahr, Avelcher so manchen metallischen Giften eigen ist. Einer 1 proz. Lösung von AS.2O3 kann man also noch den Geschmack zuschreiben ; Brechweinstein geht ungefähr zehnmal weiter, eine Sublimatlösung mit 1/40000 schmeckt auch noch deutlich „styptisch", aber 1 Teil Strychnin in 600 000 Teilen Wasser entfaltet auf der Zunge noch seine Bitterkeit unverkennbar. Nicht sehr auffallend ist die Flanimenfärbung,2) welche das Arsen bewirkt. Führt man einen Tropfen wässeriger Lösung, welche 1,64 mg AS2O3 enthält, in die äufseren Regionen einer dunklen Gasflamme ein, so kann man eben noch den grau- violetten Schein wahrnehmen, welcher durch ein blaues Glas betrachtet rein weifs wii'd. Geringere Mengen AsgOo sind in dieser Art nicht zu erkennen. Schwierigkeiten des Arsennachweises mittels N03Ag'. Nach den in vorstehenden Zeilen auseinandergesetzton Wahrneh- mungen gehört die Gelbfärbung des Silbernitratpapieres zu den schärfsten 1) Ber. d. d. ehem. Ges. 1876, p. 217. -) Siehe meine Pharmaceutische Chemie I (1888) 174. 20 F. A. i^'lückiger, Nachweis kleinster Meugeu von Arseu. Reaktionen, welche zu praktischen Zwecken dienlich erscheinen, doch hat diese vortreffliche Methode immerhin einigi; Unbequemlichkeiten. In Berührung mit organischen Stoffen wird das .Silbernitrat reduziert : selbst bei Abschhifs von Licht tritt dieses ein, wenn gleichzeitig Wasser- stoff mitwirkt, obwohl allerdings die Reduktion des Silbersalzes sehr verzögert wird, wenn man der gesättigten Auflösung (oben Seite 0) einige Tropfen verdünnter Salpetersäure oder ScJiwefelsäurc zugibt, i) Man findet aber doch, dafs ein Tropfen ungesäuerter, gesättigter Silbemitratlösung, auf welchen Wasserstoffgas im Dunkeln während einiger Stunden einwirkt, eine bräunliche bis schwärzliche Färbung des Papiers veranlafst, auf welchem der Tropfen sich ausgebreitet hatte. Auch ist das möglicherweise entstehendes über nitrit keineswegs farblos, sondern gelblich bis grünlich. Das mit Silbernitrat getränkte Papier erleidet also sichtbare Veränderungen, auch wenn kein Arsenwasserstoffgas (SHg, PH3 oder SbH^) darauf einwirkt; diese Veränderungen können zu keinen Verwechselungen Anlafs geben, wenn erhebliche Mengen von Arsen im Spiele sind; wo es sich al)er um kleinste Mengen liandelt, sind bisweilen Zweifel nicht ausgeschlossen. In solchen Fällen nämlich tritt die Gelbfärbung, welche in der That dui'(;li AsHc, hervorgerufen wird, langsam ein, so langsam, dafs es am Ende fraglich bleiben kann, ob ein schwarzer Kreis oder ein bräunlicher Fleck auf dem Reagens- papier von Arsen herrührt oder nicht, da ja die gelbe Verbindung (siehe oben S. 1) durch Wasser, welches ihr zugeführt wird, sofort in schwarz oder, bei äufserst wenig Arsen, in braun übergeht. Sogar dann schwärzt sich die Verbindung AsAg3(NO;^Ag)3, wenn man ein damit gefärbtes Stück Papier sogleich in den Exsiccator bringt und im Dunkek nur wenige Tage stehen läfst. Wenn auch nicht allzuviel Gewicht auf diesen ül)elstand zu legen ist, da er sich erst bei sehr grofsen Verdünnungen geltend macht, so folgt doch daraus, dafs die Methode gerade dann einigermafsen an Sicherheit einbüfst, wenn man einen langsamen Strom Wasserstoff an- wendet, um recht genau l)eobachten zu können und jeden Verlust an AsHq zu vermeiden. ^) Vergl. besonders Brunner's Versuche über die Einwirkung von Wasserstoff auf NOgAg (und HgCy, Jahresbericht d. Chemie 1864, p. 124; auch Gmelin-Kraut, Anorgan. Chemie III (1875), p. 910. F. A. Flückiger, Naclnveis kleinster Mengen von Arsen. 21 Zu bi'clenklicbster Täuschung führt ferner der Schwefelgehalt des Zinks, welcher so sehr gewöhnlich vorkonunt und zum Auftreten von SH2 Veranlassung gibt. Wenn sicli dieses in nur sehr geringer Menge entwickelt, so wird dadurch auf dem Silberpapier ein genau gleicher Fleck hervorgerufen, wie durch AsHg! Daher mem dringender Wunsch, dafs die Fabriken Zink liefern möchten, welches durchaus nicht auf Silbernitratpapier wirkt. A^or Irrtum kann man sich nur schützen, wenn man ein solches Zink hat — was lieute noch eine Seltenheit ist — und ferner, indem man den Gasstrom in eine Auflösung von Silbernitrat (17 im Liter) führt. Ist in der That Arsen vorhanden, so wird gelbes Silberarsenit ausfallen, wenn man die Flüssig- keit auf das genaueste neutralisiert. Die Einwirkung des Schwefelwasserstoffes auf NOgAg ist ebenfalls von Pol eck und Thümmel in der oben (S. 1) angeführten Abhand- lung gründlich untersucht worden. Reaktion des Arsenwasserstoifes auf HgClo. Leider ist einstweilen noch nicht festgestellt, wie AsH^ und HgCl2 auf einander wirken, aber die eben vorgetragenen Erwägungen haben mich dazu geführt, Quecksilberchlorid (Sublimat. HgCl2) statt des Silbernitrats herbeizuziehen, ein Gedanke, welcher, wie ich nachträglich finde, keineswegs neu ist. Heinrich Hose i) hat schon längst ermittelt, dafs Arsenwasserstoff in wässeriger Sublimatlösung einen braungelben Niederschlag erzeugt, in welchem Rose 3 Atome Hg, 3 Atome Ol und 1 Atom As fand. Da die Verbindung mit warmer Salpetersäure, sowie auch beim Erhitzen im Glasrohr Calomel gibt, so mufs sie durch wenigstens teilweise Reduktion des HgCl2 zu Stande gekommen sein. Dieses ist auffallend, weil Quecksilberchlorid, wie übrigens auch schon II runner gezeigt hat, durch Wasserstoff allein weder in wässeriger noch in weingeistiger Lösung zersetzt wird. Durch Licht und manche organische Stoffe aber wird dieses doch herbeigeführt. Filtrierpapier z. B., welches man mit Sublimatlösung (1 HgCl2 und 19 Wasser) tränkt, trocknet und dem grellsten Sonnenscheine aussetzt, wird bräunlich, wenn man es nach wenigen Tagen mit Ammoniak befeuchtet. Es scheint nicht, dafs die höchst geringe Menge Calomel, welche sich auf diese Art bildet. ^) Poggendorff s Annalen 51 (1840), p. 423. 22 K. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen vou Arsen. durcli gleichzeitige Einwirkung von Wasserstoff vermehrt wird. — Im Schatten l)eobachtet man eine solche Bildung von Calomel auch nach VerfluTs einiger Tage nicht. Man ist also zu der Behau])tiing berechtigt, dafs ein mit Sublimatlösung getränktes Papier in zerstreutem Tageslichte. z. B. während eines Tages, durch Wasserstoff nicht verändert wird; wenn aber auch eine Veränderung des Sublimatfleckes eintritt, so ist sie doch unter den Umständen, welche hier m Frage kommen, ohne allen Einflufs, weil sie immer nur sehr unbedeutend sein könnte und weil eine Spur Calomel, die möglicherweise entsteht, nicht wahrnehmbar ist, also in keiner Weise stört, w^ährend das mit Sill)ernitrat getränkt»^ Papier unter gleichen Bedingungen gefärbt wird, auch wenn kein Arsen vorhanden Ist. Diese Betrachtungen veraulalsten mich, Suljlimat statt des Silber- nitrats anzuwenden. Dem Arsenwasserstoffe dargeboten, färbt sich ein mit HgCl2 betropfter Streifen Filtrierpapier anfangs schön gelb, bei längerer Einwirkung braun; der gelbe Fleck ist niemals so lebhaft und stark gelb, wie der oben (S. 1) erwähnte Fleck AsAg3(X03Ag);.,. erleidet aber weder durch das Licht noch durch Wasser eme weitere Veränderung, wenn davon abgesehen wird, dafs er am Ende allerdings auch verschwinden kann, wenn er tagelang dem grellsten Sonnenschein ausgesetzt bleibt. Aber der gelbe sowie auch der bi-aune Fleck hält sich während der Dauer der fraglichen Versuche vollkommen unverändert. Man braucht also, so scheint es, nicht zu befürchten, dafs ujiter den gegebenen Bedmgungen eine gelbe oder braune Färbung durch eine andere Ursache als die Einwü-kung des AsH, herbeigeführt werden könne, daher bietet das Sublimatpapier den grofsen Vorteil, die Prüfung auf Arsen beliebig lange andauern zu lassen, also z. T>. eine gi-ölsere Zahl von Versuchen gleichzeitig in Gang zu setzen und z. B. im besten Tageslichte stundenlang zu beobachten. Der Erfolg entsprach meinen Erwartungen, aber dodi nui- bis zu einem gewissen Grade. Bei geringen Mengen Arsen erhält man mit Sicher- heit gelbe Flecke, sofern mindestens 0,00198 mg As^Og vorhanden ist, wenn also z. B. 1 ccm der oben (S. 7) genannten „Hundertstel- Normallösung« mit Zink und 5 ccm Säure von der (S. 1) angegebeneu Verdünnung zur Verwendung kommen. Aber erheblich weiter reicht die Sublimatprobe allerdings nicht, wenigstens nicht unmittelbar. Bei noch geringeren Mengen Arsen kann man vielleicht bei gutem Tageslicht auf der inneren Seite des mit Sublimatlösung bestrichenen Papiers F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. 23 einen gelben Hauch wahrnehmen oder einen bräunlichen Schatten auf- treten sehen, wenn man die Stelle mit Ammoniak befeuchtet, wodurch Oalomel sichtbar gemacht wird, welcher, wie S. 22 erwähnt, durch Arsen- wasserstoff aus dem Sublimat entsteht. Mittels Sublimatpapier läfst sich also i/^qq mg As^Og erkennen; weiter geht die Empfindlichkeit dieser Methode kaum. Immerhin darf man sagen, dafs sie dem Verfahren von Marsh sehr überlegen ist, wenn auch die Silbernitratprobe sich noch schärfer erweist. Soviel dürfte aber feststehen, dafs die höchst ein- fache Sublimatprobe auch den Vorzug vor Marsh verdient. Die Konzentration der Sublimatlösung ist ohne grofsen Einflufs; wenigstens nahm das Papier ungefähr gleiche Färbung au, ob es mit einer gesättigten Sublimatlösung oder einer solchen getränkt war, welche 1/50 HgCl2 enthielt. Weingeistige Lösung bietet keinen Vorteil dar. ebensowenig stellte sich ein solcher ein, als ich das Papier, mit be- feuchtetem Sublimatpulver bestreut, dem Arsenw^asserstoffe aussetzte. Auch die Anwendung von Quecksilbersulfat, weifsem Präcipitat, Calomel oder der Verbindung HgC1.2KCl brachte keine Verbesserung und, wie zu erw-arten stand, ist das Quecksilbercyanid gar nicht brauchbar. Die Benutzung des Sublimates zu dem vorliegenden Zwecke ist bereits in ziemlich ähnlicher Weise von Mayengon und Bergeret i) in Vorschlag gebracht worden, indem sie annahmen, dafs die Reaktion einfach folgendermafseu verlaufe: 6Hga2 + 2 AsHg = 6 HCl + 6HgCl + 2 As. Diese Gleichung erklärt nicht das Auftreten der gelben Flecke, welche doch unmöglich von elementarem Arsen herrühren können. Auch die braunen Flecke, in welche die erstgenannten bei längerem Zuströmen von AsHg übergehen, sind schwerlich Arsen; dieses Element sieht selbst in fein zerteiltem Zustande dunkler aus. In betreff der Empfindlichkeit des Sublimatpapieres ermittelten die genannten Pariser Forscher nur, dafe dadurch ^/j 20 000 Kaliumarsenat nachgewiesen werden könne. Wenn sie das Salz ASO4H2K in Händen hatten, so wäre für V120000 ^^^ letzteren zu setzen i/geooo ^SjO.j. Ich habe aber gezeigt, dafe sich V500 ^S AS2O3 in 6 ccm Flüssigkeit mittels Sublimat gut erkennen lässt, nämlich 0,00198 mg in 6000 mg Flüssigkeit (das spez. Gewicht dieser letzteren war allerdings höher als 1); man sieht also, dafs die Schärfe der Sublimatprobe sehr viel weiter geht, als der erwähnte Ver- such von Mayengon und Bergeret mit Arsenat zeigt. 1) Comptes rendus 79 (1874) p. 118. 24 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. Bei dieser Gelegenheit stellten die letzteren auch fest, dafs das Subliraatpapier durch Antimon Wasserstoff graubraun gefleckt wird, sie erhielten zwar solche Flecke nicht, oder doch nur zweifelhaft, mit Brechweinstein, gar nicht mit Kermes, welcher im Gegenteil nur die {gelben, von Arsen herrührenden Flecke gab. Die Einwirkung des SbHo auf Sublimatlösung ist übrigens schon längst von Simoni) wie auch von H. Rose 2) beachtet, aber nicht aufgeklärt worden. Es versteht sich, dafs auch Phosphorwasserstoff auf HgCl2 wirkt; ich habe Asch an zu bezüglichen Versuchen 3) veranlasst, welche noch weiter zu verfolgen wären. Endlich mufs man sich erinnern, dafs aucli Schwefelwasserstoff in allbekannter Weise 4) aus Quecksilberchlorid - lösungen zunächst reine, dann mehi' und mehi' gefärbte Verbindungen abscheidet. ]^Iit Bezug auf diese drei Wasserstoffverbindungen verhält sich das Quecksilberchlorid ähnlich wie Silbernitrat, daher kann man doch nicht sagen, dafs bei Anwendung von Papier, das mit HgCl^ getränkt ist, Färbungen ausgeschlossen seien; in beiden Fällen müssen Antimon, Phosphor, Schwefel aufser Frage stehen, wenn mit Sicherheit auf Aj-sen geschlossen werden soll. Da aber die Sublimatprobe denn doch von Licht und Wasser so gut wie unbeeinflufst ist, so verdient sie den Vorzug vor der Silbemitratprobe oder doch mindestens gleich- zeitige Berücksichtigung. Dafs es auch ohnehin angenehmer ist, mit einer Lösung von HgClj als mit NOgAg zu arbeiten, bedarf kaum der Erwähnung. Prüfung offizineller Präparate. Was nun die in der Praxis vorzunehmenden Prüfungen betrifft, so möge folgendes erwähnt w^erden, wobei allerdings noch vonviegend von Silbernitrat die Hede ist, da ich erst nach Beendigung der meisten Versuche Sublimat herbeizog. Die Silberaitratreaktion ist von der Pharmakopoe zur Prüfung de« Wismutnitrates vorgeschrieben. Das letztere wird mit Natronlauge ausgekocht, nachdem man sich überzeugt hat, dafs das Präparat kein *) Poggendorffs Annalen 42, p. 369. -) Chimie analytique I (Paris 1839), p. 425, 1010. ^) Chem.-Zeit. 1886, p. 82, und daraus in den Ber, d. d. ehem. Ges. 1886, Referate, p. 160. *) Deren genaue Kenntnis eben erst von Poleck, Ber. d. d. ehem. Ges. 1888, p. 2412, augebahnt wird. F. A. Flückigev, Nachweis kleiustcr Meiiijen vou Arsen. 25 Ammonium.sal/ oiithält. lu ilem alkalischen Filtrate wii'd durch Zugabe von Eisendraht und Zinkpulver Wasserstoff entwickelt und auf Silber- nitratpapier i:etTihrt: cntliiilt das (las Arsenwasserstotf. so tritt Golb- färbimg auf. Bei dieser Pi-iifunir soll das Ammoniak aasjrescldossen werden, weil es auf das »Silbernitrat wirkt. Dieses ist aber doch nur in b(?scbränktem Mafse der Fall; legt man einen mit gesättigter Silbemitratlösung benetzten Papierstreifen auf die Mündung einer mit Annnoniak (0.900 spez. Gewicht) fast gefüllten Flasche, so nimmt das Papier langsam eine schwach rötlich- bräimliche Farbe an, welche auch dann noch sehr schwach bleibt und nicht störend ^virkt. wenn man z. B. die Wasserstoffentwickelung ver- mittelst Xatriumamalgam vornimmt und Salpeter in die Flüssigkeit gibt. Wie wenig begründet die Furcht vor der Einwirkmig des Ammoniaks auf das Silbernitratpapier ist. hat auch schon Keichardti) gezeigt. Indem die Pharmakopoe das zu prüfende Wismutsalz mit Atzlauge erw'iirmt. bringt sie allerdings auch die Salpetersäure in das Filtrat, wogegen nichts einzuwenden wäre, obwohl gerade dieser Punkt getadelt worden ist. Aber das Verfahren ist doch verwerflich, einmal aus dem Grunde, weil die Prttfiuiii" auf Arsen überhaupt in alkalischer Lösung viel weniger empfindlich ist (siehe oben Seite 17). Mit Recht empfiehlt daher Reich ar dt. 2) die alkalische Flüssigkeit anzusäuern und dann mit Zink zu prüfen. Ein zw^eiter Einwand gegen das Verfahren der Pharmakopoe ist ferner die Herbeiziehung von Eisendraht. Fast alles Eisen enthält Spuren von Schwefel, wenn nicht gar von Arsen; die dünnsten Draht- stifte, in welchen man reinstes Metall anzunehmen pflegt, geben doch auf Silbernitratpapier einen gelben Fleck. Dafs Eisen und Zink arsenfrei erscheinen. Avenn man sie in alkalischer Lösung prüft, hat seinen Grund vielleicht in den meisten Fällen nur darin, dafs die Reaktion unter diesen Umständen wenig empfindlich ist; handelt es sich um Schw^efel, so würde allerdings nur Wasserstoffentwickelung aus alkalischer Lösung zulässig sein. Um die Salpetersäure des Wismutnitrates unschädlich zu machen, hat Schlickum empfohlen, das Salz zu glühen und dann so zu behandeln, wie die Pharmakopoe angibt; die Salpetersäure wird zerstört. da.s Arsen bleibt in Form von Arsenat oder Arsenit. Ich finde jedoch 1) Archiv d. Phai-m. 521 (1883) 592. •^ Ebenda p. 597. 26 F. A. Plückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen, alle die Vorbereitungen überflüssig. Wenn man das Wismutnitrat in Salzsäure oder Schwefelsäure (spez. Gewicht wie oben, Seite 4, erwähnt) auflöst und Zink zugibt, so entwickelt sich mit dem Wasserstoff auch AsH.^ und kann mittels des Silbernitratpapiers erkannt werden. Man darf es nur niclit an Säure fehlen lassen, indem die Gasentwickelung durch die Ausfällung des Wismuts anfangs verlangsamt wird. Das Ammoniak bleibt gebunden und kann also die gefürchteten Wirkungen nicht äufsern. Tn jedem Falle müssen aber die zum Versuche erforderlichen Gewichtsmengen angegeben w-erden. Man nehme z. B. 0,5 g Wismut- nitrat, 10 g Salzsäure (1,036 spez. (iewicht) und 5 g Zink; wird durch das entweichende Gas das Silbernitratpapier gelb gefärbt, nicht aber Sublimatpapier, so ist die Arsenmenge sehr gering — oder die Färbung rührt von Scliwefel her, der mit dem Zink ins Spiel gebracht worden war. Das Antimon verhält sich dem Arsen gegenüber ebenso ähnlich wie der Phosphor, kann aber nicht so einfach unschädlich gemacht werden (siehe oben Seite 2) wie dieser letztere. Entstehen auf dem Silber- nitratpapiere gelbe Flecke, so ist es in der Mehrzahl der hier in Betracht kommenden Fälle gleichgiltig, ob sie durch Antimon oder durch Arsen bedingt sind; diese beiden Elemente sind gleich sehr zu beanstanden. Handelt es sich aber um Antimonpräparate, also z. B. um Brech- weinstein, 80 kann das Arsen nicht vermittelst Silber erkannt werden, wenn auch zuzugeben ist, dafs der von Antimon herrührende gelbe Fleck anders aussieht als die Verbindung AsAg3(NO;jAg)3. Antimon- wasserstoff wirkt aber so wenig auf Sublimatpapier, dafs dieses nicht gefärbt wird, wenn man z. B. 1 ccm einer einprozentigen Brechweinstein- lösung mit Zink und Säiu'e zusammenbringt. Der gelbliche Fleck trat hingegen alsbald auf, sowie noch 1 ccm Fünftausendstel-Normallösung der ai'senigeii Säure (0,0396 mg AS2O3) l)eigefügt wurde. Die von der Pharmakopoe vollgeschriebene Prüfung vermittelst Schwefelwasscr- .stoff ist gut, aber angenehmer ist es doch wohl, das letztere Reagens durch das geruchlose Quecksilberchlorid zu ersetzen. Der Arsengehalr oder Schwefel geh alt des Magnesiums, welches mir vorliegt, ist so gering, dafs er durcli Sublimatpapier )ücht erkannt werden kann; wenn also dieses letztere durcli Wasserstoff gefärbt wird, welchen man aus Magnesium und verdüniitfi- Säure bei Gegenwart von Brechweinstein entwickelt, so mufs das durch den gelben Flet^k antiezeigte Arsen au-; dem Brechweinstein stammen. F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. 27 Man uiinmt wohl an, dafs SbH3 in alkalischer Brechweinsteinlösung nicht entstehe, was mir nicht richtig scheint. Brechweinstein in 100 Teile Wasser mit Natriumamalgam znsaniniengestellt, gibt wenigstens ein Gas, durch welches auf Silbernitratpapier ein schwarzer Fleck hervor- gerufen wird. Tapeten und Gewebe. Die Prüfung gefärbter Gewebe oder Papier auf Arsen ist sehr oft erörtert worden; eine Zusammenstellung der in Vorschlag gebrachten Methoden hat Beckurts in der Realencyklopildie der gesamten Pharmacie I (1886) 599, gegeben. Auch hier leistet das Silbernitrat- papier die besten Dienste. Die Farbe der betreffenden Gegenstände rührt wohl immer, sofern sie arsenhaltig sind, von Kupferverbindungen her, welche sich mit Ammoniak ausziehen lassen. Man digeriert die gehörig zerkleinerten Gewebe oder Papiere mit Ammoniak von 0,960 spez. Gewicht, filtriert und konzentriert die Flüssigkeit. Will man sehr genau arbeiten, so dampft man sie zur Trockne ab und nimmt mit wenig Wasser wieder auf. Wiederholt man dieses Verfahren mehrmals, so erhält man bald eine kupferfreie Auflösung, welche nun arseuigsaures oder arsensaures Ammonium oder auch freie arsenige Säure enthalten kann, also jedenfalls eine Flüssigkeit, welche sich ohne weiteres mit Silbernitratpapier prüfen läfst. Um dieses zu zeigen, löste ich 1 g Schweinfurter Grün ver- mittelst weniger Kubikcentimeter Ammoniak zu 1 Liter auf. Von dieser Flüssigkeit wurde 1 ccm mit Wasser wieder zu 1 Liter verdünnt, so dafs nunmehr 1 Teil des Schweinfurter Grüns in l 000 000 TeUe gelöst war; 1 ccm der verdünnten Flüssigkeit enthält demnach 0,001 (Viooo "^§')- Brachte ich 1 ccm der letzteren mit Zink und Salzsäure zusammen, so entstand sehr bald der gelbe Fleck, namentlich auf der inneren Seite des mit dem Silbersalze getränkten Papieres. Das Schweinfiuter Grün enthält ungefähr 58 Proz. AS2O3; in dem 1 ccm der genannten Lösung mochten also 0,00058 mg (^^/looco) ^^2^s vorhanden gewesen sein. Es versteht sich, dafs in dieser farblosen Flüssigkeit das Kupfer weder durch Schwefelwasserstoff, noch durch Kaliumferrocyanid zur Anschauung gebracht werden kann. Verdünnt man die Auflösung des Schweinfurter Grüns, welche in 1 ccm 1 mg, also 0,58 mg AS.2O3 enthält, mit dem neunfachen Volum Wasser, so genügt 1/3 ccm, um mit Zink und Salzsaiu-e so viel Arsen- "28 F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Meuf^en von Arsen. Wasserstoff 7ai geben, dufs au(3li Sublimatpapier gelb bis l)raun gefärbt wird. Man liat also dann 0,019 mg AsgO.^ nachgewiesen. Die höchst einfache Prüfung mittels Sublimat Avird daher in den meisten Fällen, die hier in Betracht kommen, hinlänglich scharf sein. Ich möchte also empfehlen, die verdächtigen Gegenstände mit Ammoniak zu l)eliandeln und das Filtrat mit Sublimat, hierauf mit Silbernitrat zu prüfen; zeigt nur das letztere Arst;n an, so weifs man, dafs es sich nur um höchst geringe Mengen handeln kann. Bleiben die Flecke auch auf dem Silbernitrat aus, so hat es die Untersuchung immer noch in der Hand, die mit Ammoniak ausgezogenen Objekte schliefslich auch in anderer Weise zu prüfen, um für alh; Fälle den Einwand zu beseitigen, dafs die giftige Farbe vielleicht doch von dem Ammoniak nicht angegriffen worden sei, was wohl schwerlich vorkommen wird. Papier, welches ich mit Schweinfurter Grün bestrich, das mit Leinöl- firnis abgerieben war, lieferte in eben erwähnter Weise sehr schön die gelben Flecke auf Silbernitratpapier und Sublimatpapier. Doch wäre immerhin noch zu beweisen, dafs es in der That keine dem Ammoniak widerstehende Farbe gibt, welche hier in Frage kommen könnte. Yom Reichskanzleramte ist am 10. April 1888 eine „Anleitung zur Untersuchung von Farben, GJ-espinnsten und Geweben auf Arsen und Zinn" vorgeschrieben worden, i) welche zunächst die Zerstörung der organischen Stoffe vermittelst Kaliumchlorat und vSalzsäure verlangt, worauf das Arsen als Sulfid abgeschieden, wieder mit Schwefelammonium aufgenommen und schliefslich mit Salpetersäure und Natriumnitrat in Arsenat übergeführt werden soll. Weiterhin wird das Arsen durch Molybdänsäure und Ammoniak als Ammonium-Arsen- molybdat gefällt, der Niederschlag in Ammoniak gelöst und mittels Chlormagne-sium- Chlorammonium wieder als arsensaures Ammonium- Magnesium abgeschieden. Diese Verbindung in wenig Salpetersäure gelöst, giebt mit Silbernitrat rotes Silberarsenat sowie auch (selbst- verständlich!) wieder jenes Ammonium-Magnesium- Arsenat, wenn man Ammoniak zusetzt. Mit allen den Filtrationen und dem Auswaschen ^) Abgedruckt in der Apotheker -Zeitung, 21. April 1888, No. .V2, p. 185. — Vergl. übrigen« auch Reichardt, Archiv d. Pharm. 221, 1883, p. 271. F. A. Flückiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. 20 der verschiedenen Nicdenschlilge , welche die „Anleitung-' ausführlich angiebt, ist dieses Verfahren ein recht umständliches. Eine solche Weit- läufigkeit erscheint nur da gerechtfertigt, wo die oben, Seite 27, an- gegebene, höchst einfache ^Methode entweder durchaus nicht anwendbar ist oder kein Arsen angezeigt hat, in welchem Falle eine Bestätigung auf anderem Wege luiter Umständen erforderlich werden kann. Seite 27 ist gezeigt, dafs man mit Hilfe von Silbernitratpapier ^/loooo ^S -AsoO^ in Form von Schweinfui'ter Grün nachweisen kann; die gesetzliche „Anleitung" geht lange nicht so weit. Die zehnfache Menge der oben, Seite 27, angegebenen Auflösung des Schweinfurter Grüns gibt mit dem Molybdäusäure-Reagens der „Anleitung- (1 Molybdän- säure, 4 Ammoniak von 0,96 spez. Gewicht und 15 Salpetersäure von 1,2) keinen recht fafsbaren Niederschlag, mit welchem sich die vorgeschriebenen Reaktionen ausführen liefsen. Die „Anleitung-' hat also weder den Vorzug der Schnelligkeit, noch denjenigen besonderer Schärfe für sich. Je weniger umständlich, bei übrigens gleicher Leistung, ein Verfahren ist, desto besser; die Anleitung benutzt zu dem ihrigen Kalium chlorat, Salzsäure, Schwefelammonium, Natriumnitrat, Molybdänsäure, Chlor- magnesium, Chlorammonium, welche Reagentien alle auch arsenfrei vor- ausgesetzt werden müssen. Die Prüfung mittels Sublimat oder Silber- nitrat bedarf nui- Ammoniak, Säui'e und Zink, deren Prüfung in der kürzesten Zeit ausführbar ist. Ergebnisse. 1. Zur Nachweisung kleinster Mengen von Arsen übertrifi't das von Gutzeit angegebene Verfahren alle anderen an Schärfe, an Einfach- heit und an allgemeiner Brauchbarkeit; es beruht auf der Bildung der gelben Verbindung AsAg3(NO;^Ag)3. ^/iqqq mg As-.Oo (= 1/757 ™» ^^) lälst sich mit Hilfe der Gut zeit 'sehen Reaktion sehr wohl erkennen. 2. Kaum steht der letzteren an Schärfe nach das auf der An- wendung von Quecksilberchlorid anstatt des Silbernitrates beruhende Verfahren, welchem übrigens der Vorzug zukommt, durch Licht und Wasser nicht beeinflufst zu werden. 3. Die Entwickelung des Wasserstoffes ist besser vermittelst an- gemessen verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure vorzunehmen, als vermittelst Natriumamalgam. 30 F. A. Flockiger, Nachweis kleinster Mengen von Arsen. 4. Selbst das für rein ausgegebene Zink enthält gewöhnlich noch Spuren von Schwefelxink , wodurch Tiiuschung veninlafst wird. Mit verdünnten Säuren zusammengebracht, gibt .solches Zink Schwefelwasser- stofF aus; sehr geringe Mengen des letzteren liefern mit Silbemitrat Avie mit Quecksilberchlorid nicht schwarze Flecke, sondern Flecke von gleicher Farbe, wie die durch AsH.^ hervorgerufenen. 5. Zeigen sich gelbe Flecke auf Papier, das mit gesättigter Silber- nitratlösung getränkt ist, oder gelbe bis braune Flecke auf Sublimat- papier, so ist dadurch die Anwesenheit von AsHg in dem Wasserstoflf- strome, welchem man das Papier aussetzt, nur dann als bewiesen zu erachten, wenn das zu diesem Zwecke verwendete Zink in Wirklich- keit rein ist. G. Die Reinheit des Zinks erkennt man daran , dafs das aus un- gefähr 10 g des Metalles mit verdünnter Salzsäure entwickelte und während 2 Stunden in oben angegebener Weise auf Silbernitratpapier und Sublimatpapier wirkende Gas bei Lichtabschlufs keine Veränderung hervorruft. 7. Es ist dringend wünschenswert, dafs die Industrie Zink in Stangen von höchstens 5 mm Dicke herstelle, welches sich, in der eben erwähnten Weise geprüft, frei von Schwefel, Arsen, Phos- phor und Antimon erweise. 8. Unter dieser Yoraassetzung verdient die Anwendung von Papier, das mit Silbemitrat oder mit Sublimat getränkt ist, den Vorzug vor allen anderen zum Nachweise von Arsen empfohlenen Methoden. 9. Auf diesen Vorzug hat das eben erwähnte Verfahren auch des- wegen Anspruch, weil die Bedingungen, unter welchen die betreffenden Prüfungen auszuführen sind (siehe oben Seite 4) viel genauer ein- gehalten werden können, als bei der Methode von Marsb. Die mit bestimmten Mengen Zink und abgemessenen Mengen Säure innerhalb des vorzuschreibenden und leicht einzuhaltenden Zeitraums beobachteten Erscheinungen stellen demgemäfs auch vergleiclibare Ergebnisse dar, welche nach Marsh nicht wohl erreichbar sind. Darstellunf; von Sauerstoff. — Entbitterung der Cascara Sagrada. 31 B. Monatsbericht. Pharmacentische Chemie. Darstelluug von Sauerstoff. Zur bequemen und völlig gefahrlosen Darstellung von Sauerstoff gibt F. Göhring ein Verfahren an, welches auf der leichten Zersetzbarkeit des heute überall zugänglichen Wasser- stoffsuperoxydes bei Gegenwart von Metallen oder Metallsalzen beruht. Das Wasserstoffsuperoxyd des Handels ist gewöhnlich o proz. und der Haltbarkeit wegen mit Säuren versetzt; stumpft man letztere mit Ammoniak ab und gibt zu der schwach alkalischen Flüssigkeit etwas Permanganat, so beginnt sofort eine sehr lebhafte Sauerstoffentwickelung. Eine Entwickelungsllasche, die mit Tropftrichter und Gasleitungsrohr versehen ist, füllt man zur Hälfte mit Wasserstoffsuperoxyd, macht die Flüssigkeit mit einigen Tropfen Ammoniak alkaUsch, läfst durch den Tropftrichter eine kleine Menge einer sehr verdünnten Fermangauatlösung (3 : 1000) einfliefsen und schwenkt gehnde um. Die Entwickelung von Sauerstoff" beginnt sofort und geht gleichmäfsig weiter; läfst sie nach, so füllt man wieder etwas Fermangauatlösung ein. Die Reaktion ist beendet, wenn eine Probe der Flüssigkeit nach dem Ansäuern mit Schwefelsäure die rote Manganfärbung zeigt. Aus 100 ccm Wasserstoff- superoxyd des Handels erhält mau ca. 1 1 Sauerstoff, der, wenn er chemisch rein sein soll, selbstverständlich noch in der gewöhnlichen Weise gewaschen und getrocknet werden mufs. (Chem.-Zeit. 12, p. 1659.) Hydrargyrnm naphtolicum flavum, /J-Naphtol-Quecksilber, wird von E. Bombeion in etwas überschwänglicher Weise als diejenige Queck- silberverbindung empfohlen, welche ob ihrer hervorragenden Eigen- schaften alle anderen bekannten Quecksilberverbindungen in den Schatten stellt. „Die Anwendung geschieht in 1- bis 2 proz. Verdünnung mit ge- glühtem Kieselgur, oder als Salbenmüll, oder endlich mit frischem Eiweifs abgerieben und mit Wasser verdünnt als Schüttelmilch." „In allen diesen Formen wirkt es Wunder, selbst alte Wunden bekommen frische Ränder und heilen, Hautausschläge und Flechten gehen fort. Aufser seiner Tugend als Verbandmittel ist es ein vorzügliches Mittel gegen Syphilis, aber besonders hervorragend als Töter der Typhus- bazillen, es rettet in Gaben von 0,05 mehrmals täglich nach Körper- beschaffenheit fast alle Typhuskranken." Das neue Quecksilberpräparat kann als citronengelbes Pulver oder auch krystallinisch gewonnen werden; es enthält 30,8 Proz. metallisches Quecksilber, ist neutral, geruchlos, unlöslich in den bekannten Lösungs- mitteln. Über die Bereitung desselben teilt Verfasser etwas näheres nicht mit. (Pharm. Zeit. 33, p. 739.) Die Entbitterung der Cascara Sagrada wird von Wright in einer von der Seite 217 v. .T. beschriebenen, etwas abweichenden Weise aus- geführt. 450 Teile der feingepulverten Rinde werden mit 60 Teilen Magnesia usta gut gemengt und die Mischung mit 900 Teilen Wasser zu einem Brei angerührt, den man 12 Stunden stehen läfst. Dann trocknet man die Masse im Wasserbade, pulverisiert sie wieder fein, durchfeuchtet das Pulver zunächst mit verdünntem Weingeist uud perkoliert dann mit verdünntem Weingeist in der gewöhnüchen Weise, bis die Rinde völlig erschöpft ist. Die Kolatur wird zur Syrupdicke eingedampft, dann mit 32 Pi-üfuug- des Glycerin. — Prüfung des ätherischen Öles. verdüuntein Weinp;eist :iul' 450 Teile •^cbraclil. (Durch Pharm. Zeit.) Neuerdiugs werden Stimmen laut, Avclche eich gegen die Entbittenmg der Rindo richten, Aveil sie die Wii-kung derselben beeinträchtige. Zur Prüfling des Glycerin. E. Ritsert bemmkt auf Grund seiner eingehenden Versuche, dafs die Prüfung, Avelche die Pliarmakopöc vor- schreibt, den Beweis für die absolute Reinheit eines Glycerins nicht liefert und schlägt vor, an ein reines Glycerin folgende Anforderungen zu stellen: Es sei 1. neutral, 2. vollkommen llüchtig, ."{. reduziere ammo- nJakalische Silberlösung selbst nicht in der Wärme. Die Neutralität ist durch Lackmus nachzuweisen. Die Probe auf vollkommene Flüchtigkeit geschieht nach der von Ilager angegebenen Methode, indem man einen IVopfen Glycerin auf einem Objektglas über einer mäfsig brennenden Flamme verdampft. Die Stelle, an der sich der Glycerintropfen befand, mufs bei dur(;hfallendem Lichte vollkommen klar sein und daif nur eine kaum bemerkbare Grenzlinie zeigen. Die Probe mit ammoniakalischem Silbernitrat Avird am besten in der Weise aus- geführt, dafs man 1 0,96 j 6,34 Bemerkt wird noch, dafs die Bäiii.ie der reinen Species rascher zur Blüte und Ausbildung gelangten, als die durch Kreuzung erzeugten Bastarde, während sich dagep.,u letztere «durch kräftigeres Wachstum und reicheren Blätterschmuck auszeichneten. (Pharm. Journ. Trannad. III. Hey. Xo. 953, p. 2'Ji).) Eine Besclireibung der Blüten von Chrysanthemum cinerariaefolinni B. & IT., der Stammpllanze des dalmatinischen Insektenpulvers, sowie der von Chrysanthemum roseum (des persischen Insektenpulvers) bringt William Kirkby. Derselbe ist der Ansicht, dafs mit Hilfe des Mikroskopes eine jede Verfälschung des Insektenpulvers mit mineralischen Pfeffersorteii. 43 Stolien, Stärkemehl oder stärkemelillialtigeu Stott'en, IJust- oder IIolz- gewebe und tleri^leichen anderen Substanzen mit Leichtigkeit erkannt werden kann. Die ungeöftueten Blütenköpfe der wild wachsenden Abart von Chrysanthemum cinerariaefolium sollen das wirksamste Insekten- pulver liefei'n. Bei den Strahlenblüten dieser Komposite ist eine untere und obere Oberhautschicht zu erkennen, die Zellen der ersteren, die in grofsen iSIengon in dem dalmatinischen Insektenpulver leicht aufgelimdeu werden können, sind zu Papillen entwickelt, die in trockenem Zustande seitlich zusammengezogen sind und sich leicht von der Basis der Zellen loslösen. Die einander gegenüberliegenden Seiten dieser Papillen, deren Wandungen fein gestreift sind, schliefsen einen AVinkel von 55 oder 60 bis 90^ ein. Die Zellen der unteren Oberhautschicht sind länglich und haben gekrümmte Wände. Die Nerven bestehen aus engen Spiraltracheen. Die Zellen der Scheibenblüteu sind längüche Parenchymzellen , die gewöhnlich einen einzigen kleinen kUnorhombischen Krystall von Calcium- oxalat, selten mehrere, enthalten. Zahlreiche kugelige mit Dornen besetzte Pollenkörner können ebenfalls leicht in dem Pulver aufgefunden werden. Sklerotische längliche getüpfelte Zellen und schmale Spiralgefäfse bilden das Gewebe der Deckschuppen. Der Diskus besteht aus unregelmäfsigen Parenchym- und Gefäfsbündeln mit vielen Spiralgefäfsen. Ähnlich sind die Blüten von Chrysanthemum roseum gebaut, die Papillen der Strahlen- blüteu sind gröfser und manchmal an der Spitze verdickt, ihre Seiten schliefsen einen Winkel von 20 bis 50*^ ein. Als geeignetes Fluidum zur mikroskopischen Untersuchung des Insekten- pulvers empfiehlt Kirkby eine Mischung aus gleichen Teilen 20proz. Kali- lösung und Glycerin. (Pharm. Joiirn. and Transad. III. Ser. No. 952, p. 24:0.) Zwanzig aus verschiedenen amerikanischen Städten stammende Pfeffer- sorten wurden von James Edgar Stevenson einer physikalischen imd chemischen Prüfung unterworfen. Es Avurden von jeder Sorte der Feuchtigkeits-, Aschen-, Piperin- und Ilarzgehalt bestimmt und die Resultate in folgender Tabelle zusammengestellt: Nb. Bezugsquelle Feuch- 1 tigkeit Asche Bemerkungen 1 Philadelphia I 9,90 2 London ' 0,08 3 f Boston 10,69 4 ;| Xew-York 10.29 5 Philadelphia 1L81 6 i| Philadelphia 11,34 7 ;! Baltimore i 12.25 8 ' Baltimore l 11,02 :9 I' Pittsburg 10,78 10 !! Chicago 9,46 11 f San Franzisko 10,12 12 ! San Francisko 10,63 13 i Los Angeles 10,86 14 ii Los Angeles 9,21 15 !; Los Angeles 9,53 16 1 Philadelphia, Drogerie .... 10,14 17 i| Philadelphia, Drogerie .... 9,91 18 j Philadelphia,Gewürzhandlung , 9,01 19 ! Philadelphia, GcAvürzhandlung 12,60 20 ! Philadelphia^Gewürzhandlung 11,93 4,50 5,48 5.02 4,98 5.39 7,92 7,37 5.17 4,91 5.90 5,12 4,93 4,63 4,92 4,65 4,87 5,37 6,75 7,25 8.59 7,85 6,75 6,46 6,84 6,02 4,27 4,11 5,83 5,98 6,54 6,89 7,29 6,96 7,18 7,08 6,98 7,18 6,45 3,74 3.29 Rein Verfälscht Rein Verfälscht 44 Catecluihandelssorten. Eiu reiner Pfeffer soll demnach enthalten einen Pif)erin- imd Harzgehalt von mindestens 4,5 Proz., einen Aschengehalt von nicht mehr als 6 Proz., soAvie einen Feuchtigkeitsgehalt von 9 bis 12 Proz. Der Feuchtigkeitsgehalt der Substanz wurde durch Austrocknen bei 100° bis zum konstanten Gewicht bestimmt. Zur Bestimmung des Piperin- und Harzgehaltes wurden je 10,0 Substanz mit Äther extrahiert und der ätherische Auszug in einem gewogenen (ilase verdampft. Je 2,0 Pfeffer im gewogenen Tiegel vorsichtig verascht, ergaben den Aschengehalt. In der Asche konnten Spuren von Eisen nachgewiesen werden. Natürhch genügt die Bestimmung dieser drei I'unkte nicht zum Nachweis der Echtheit einer Pfefl'ersorte, sondern es ist noch eine genaue mikroskopische Untersuchung unerläfslich. (Amcric. Jonrn. of Pharm. Vol. 60 No. 10, p. 481.) Die beiden Catechuhandelssorten , von Acacia Catechu und Uncaria Gambier stammend, hat Henry Trimble mit einander ver- glichen. Erstere führt im Handel den Namen „Cutch" und ist in den Vereinigten Staaten ofhzinell; letztere, unter dem Namen „Gambier" be- kannt, ist das oflizinelie Präparat der britischen Pharraako|)öe. Henry Trimble hat eine Reihe von Catechusorten chemisch untersucht und die Resultate der Analysen von je drei dieser beiden Sorten in folgender Tabelle übersichtlich zusammengestellt: Cutch 13 i •-> o i i In Äther lösl. Bestandteile . . . „ absolut. Alkohol lösl. Be- standteile _ Wasser lösl. Bestandteile. . Proz. 33,30 22,80 27,40 Proz. 33,65 22,63 29,01 Proz. 25,60 31,78 20,05 Proz. 45,59 26.80 10,13 Proz. 36,45 32,28 15,20 Proz. 40,20 28,25 16,05 Gesamtlöslichkeit . . .■ . . 83,50 85,29 77,43 82,52| 83,93 84,50 Catechin Catechugerbsäure 2,80! 1,70 31,94 33,54 10,70l 12,64 7,76 19,76 25,50 33,34' 47,18 45,90 Gesamtwertgehalt .... 34,74 35,24 36,20i 45,98^ 54,94 65,66 Schleimstoffe . . . i 27,40 Aschengehalt i 2,29 Feuchtigkeit , 12,50 Färb- u. sonst. unAvesentl. Stoffe 23.07 29,01 20,50 10,13 15,20| 16,05 2.27 2,10! 4.74 3,37} 3,50 12,201 15,36 10,33 11,03! 9,90 21,2S! 25,84 28,82 15,46, 4,89 1: 100,00 1 100,00l 100,00 100.00 100,00 100,00 Während aus den ersten beiden Sorten (Cutch) gar kein und aus der dritten Sorte nur sehr wenig krystallisiertes Catechin erhalteu werden konnte, lieferten die wässerigen Lösungen der ätheiischen Extrakte der Gambiersorten sehr leicht Catechinkrystalle. Es ist somit den (Jambier- sorten der Vorzug zu geben, nicht allein ihres gröfseren Gehaltes au Catechin und Catechugerbsäure wegen, auch die Form, in der sie in den Handel gebracht werden, spricht noch zu ihren Gunsten. Sie werden sorgfältiger getrocknet und können viel leichter und ohne Anwendung (irinilclia robusta uud (jnudelia S(juarrosii. — J>iicher,scliau. 45 Ton Wärme in Pulveiibriu gebracht werden. (Pharm. Journ. Tronsad. in. Ser. Xn. Orui. p. 807.) (»rindelia robusta und Grindelia squarrosa, zAvei in den Rocky Movintains vorkommende Kompositen, wurden von Will. Henry Clark untersucht. Die erstere Grindelia-Art ist in Nordamerika offizineil und ist schon von John L. Fischer untersucht und darüber in „the Pharmaceutical Era, Juni 1888", berichtet worden (ref. Archiv 1888, p. 805). Im allgemeinen weichen die Resultate der Untersuchungen Clark's von denen Fischer's nur wenig ab, auffallenderweise konstatiert jedoch Clark die Anwesenheit von Saponin in dem wässerigen Auszug beider Pflanzen, und zwar soll Grindelia robusta 2 Proz., Grindelia squarrosa 0,82 Proz. davon enthalten. Clark hat aus dem wässerigen Extrakt durch Ausschütteln mit Essigäther und [Jmkrystallisieren aus Chloroform das Saponin als farblose nadeiförmige Krystalle erhalten. Dieselben geben aber merkwürdigerweise die dem echten Saponin eigen- tümliche Reaktion mit Schweifelsäure nicht, während sie in allen anderen Eigenschaften mit dem echten Saponin übereinstimmen. Sie reagieren schwach sauer, sind von scharfem Geschmack, reizen den Schlund, werden durch Barytwasser gefällt und geben mit Alkalien krystallisierende Ver- bindungen. Clark vermutet, dafs dieselben das wirksame Prinzip der Pflanze ausmachen und nennt sie Grindelin. Sie dürfen nicht ver- wechselt werden mit dem Körper, den Fischer aus Grindelia robusta abgeschieden und mit Grindeliu bezeichnet hat. Derselbe besitzt die Eigenschaften eines Alkaloids, während Clark's Grindelin, das Saponin, ein Glykosid darstellt. Ein Alkaloid konnte von Clark in der Pflanze nicht aufgefunden werden. (Amer. Jonni. of Pharm, vol. 60, ij. 433.) J. Seh. C. Bücherschau. Tabellarische Übersicht der künstlichen organischen Farbstoffe von Gustav Schultz und Paul Julius. Berlin 1888. R. Gaertner's Verlagshandlung, Hermann Heyfelder. Ein vorzüglich ausgestatteter Quartband von stark 80 Seiten, von den Verfassern A. W. Hof mann zum 70. Geburtstage gewidmet, bietet in Tabellenform eine übersichtliche , systematische Zusammenstellung aller derjenigen künstlichen organischen Farbstoffe, welche in den Handel kommen bezw. lange in den Handel kamen oder in geschichtlicher Hin- sicht bemerkenswert sind. Hinsichtlich der systematischen Anordnung bringen die Verfasser zunächst die Nitroso-, dann die Nitro-, Azony-, Azo- und Hydrazofarbstoffe. Ihnen folgen die Di- und Triphenylmethan- farbstoffe, welche letzteren nächst den Azofarbstoffen die umfangreichste Klasse bilden, darauf die Anthracenfarbstoffe, Indophenole und Oxazine. Diesen schliefsen sich an die Thioninfarbstoffe, die Eurhodine, Safranine und Induline und Nigrosine, während das künstliche Indigo mit seinem Ursprungspräparat, der Propiolsäure, allein den Inhalt einer Tabelle aus- macht. Den Schlufs bilden die Chinolin- und Acridinfarbstoffe, sowie ein „Anhang" von 4 unter keiner der übrigen Gruppen unterzubringenden Farbstoffen, unter diesen das Miu-exid. 46 Bücherschau. Die Tabellen selbst sind in acht Spalten geteilt. \'on clie.sen enthält die erste die Ilandelsnamen und benennt zugleicli die Fabrik, welche die betreft'ende Marke fahrt. Die zweite .Spalte gibt die wissen scliaftliche Bezeichnung, die dritte die empirische und die vierte die Konstitutions- formel. In der fünften Spalte wird die Darstellungsweise kurz angegeben, während die sechste das Entdeckungsjahr und die siebente den Entdecker nennt und Litteraturangaben macht. Die achte und letzte Spalte beschreibt das Aussehen des Farbstoffes, seine ■s\-ichtigsten Reaktionen und seine Anwendung. Die Tabellen umfassen 278 A-erschiedene Farbstoffe und gewähren einen hochinteressanten Überblick über ein Gebiet, auf welchem die deutsche Industrie den Weltmarkt ohne ebenbürtigen Gegner beherrscht, da sie unausgesetzt bemüht gewesen ist, in allerengster Fühlung mit der Wissenschaft zubleiben und alle Forschungen der letzteren sofort sich dienst- bar zu machen. Ein beredtes Zeugnis dafür bieten diese Tabellen — auf jeder Seite, die wir aufschlagen mögen, finden Avir neben anerkannten Technikern und Fabrikanten die Namen unserer berühmtesten Professoren der Chemie. Es war deshalb ein guter Gedanke der Verfasser, ihr Werk einem Manne zu ^\■idmen, dessen Name unauslöschlich verknüpft ist mit der Teerfarbenindustrie. G e s e k e. Dr. Carl .lehn. Die Teerfarben mit besonderer Riick.sicht auf Schädlichkeit nnd Gesetzgebnng hj-gienisch- und forensisch -chemisch imtersucht von Dr. Tb. Weyl. Berhn 1889. Verlag von August llirschwald. Verfasser hat sich die dankenswerte Aufgabe gestellt, die Teerfarben des Handels auf ihre Schädüchkeit zu untersuchen. BekanntUch werden in der Litteratur nicht wenige Fälle von angeblichen Vergiftungen durch Anihnfarben — Anilinfarben im weiteren Sinne als Teerfarben ge- nommen — aufgeführt, jedoch nur hinsichthch sehr weniger Fälle ist als festgestellt zu betrachten, ob die ^'ergiftungserscheinungen durch die Farben selbst oder durch Verureinigungen derselben, z. B. durch Arsen, hervorgerufen wurden. Diese Vergiftungsfalle haben jedoch veranlafst, dafs sich die Gesetzgebung mit der Sache befafst hat und dafs Gesetze über die Anwendung von Farben bei der Herstellung von Nahrungs- und Genufsmitteln , sowie von Gebrauchsgegenständen erlassen Avorden sind. Diese Gesetzgebung ist in den verschiedeneu grofsen Kulturstaaten in der verschiedensten Weise gehandhabt Avorden. Beispielsweise zählt Österreich alle zum Färben von Nahrungsmitteln benutzbaren Stoffe auf und verbietet jede andere „wie immer Namen habende" Farbe. Frankreich benennt im Gesetze neben den schädlichen und verbotenen auch die unschädhchen und daher erlaubten Farben. Das deutsche Gesetz verbietet die Anwendung gewisser, namentlicb aufgeführter Farben und gestattet daher die Benutzung aller ül>rigen, deren Namen im Gesetze fehlen. Die chemische Technik bringt aber neue Farben in Masse auf den Markt und alle diese, sie mögen geartet sein ANie sie Avollen, können gesetzlich verAvandt Averden. Man mufs dem Verfasser imbedingt Kecht geben, Avenn er verlangt, dafs hier Wandel geschafft Averden mufs. Es könnte entweder die Benutzung aller Teerfarben bei der Heerstellung von Nahrun•( <*{ «( >•{ 4< 4< 4< «^ «•< >« 4i)p. Extr. Filicis Ph. a. H. Frisch bereitet. Dr. Weppen & Lüders, Blankenburg a/llarz, ['] Druck der Norddeutsclien Buchdruckerei und Verbandflanelle, GS cm breit, |»r. Meter von G5 Pfg. an. Verbandgaze, ^*^ 08/llScmbv.. |).Stii(k(40m)v.M.5an. Cambric und Callico. = l'roben nnd l'n-isHste franko. = miCHABL BABR, Wiesbaden. Verlagsanstnlt. Berlin SW., Wilhelmstr. 32. 1889. Januar. - ARCHIV DER PHAMACIE. Zeitschrift des Deutscheu Apotheker- Vereins. XVI. Jahrgang, Bd. 227, Hft. 2. (3. Reihe, Bd. 27, Hft. 2.) Im Selbstverlage des Deutschen Apotheker-Vereins herausgegeben von dessen Geschäftsführer: J. Greis s in Bei'hn. VerantwortHcher Redakteur: I*i-of. E. Reich ar dt in Jena. Inhalt : A. Üriginalmitt eilungen. Seite G. Marpniann. Die bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke . . 49 Dr. Joseph Klein, Über den Nachweis des Quecksilbers als Oxy- tlimercuriammoniumjodid ■ 78 Dr. Joseph Klein, Über die Empfindlichkeit des ÄlangannachAveises mittels Wasserstoffsuperoxyd 77 B. Monatsbericht. Seite F r. R ii d r f f , Üb. Verbindungen des Arsentrioxydes mit Jod- und Bromnatrium 79 F r. R ü d o r f f , Über die Bestim- mung des Kupfers auf elektro- ly tischen! Wege 80 A. Einhorn, Über Cocain. . . SO C. Lieb ermann u. F. Giesel, Xeue technische Bereitungsart u. teihveise Synthese d. Cocains 80 F. Kr äfft u. j. Göttig, Hoch- molekulare Benzolderivate . . 81 J. W i e r n i c k , Die Einwirkung von Schwefelkohlenstoff auf Dimethylanilin 81 G. L u n g e , Zur Theorie des Blei- kammerprozesses 81 Emil Petersen, Fluorverbin- dungen des Vanadiums .... 82 H.Schreiber, Über Berberin und Plydroberberin 82 Fritz Cahen, Über das Re- duktionsvermögen d. Bakterien 83 Franz M i 1 1 e 1 b a c h , Über das \'orkommen der Harnsäure im Harne der Herbivoren 83 Seite A 1 f r e d J a q u e t u. Z i n o f f s k y, Elementaranalyse des Pferde- und Hundeblut-Hämoglobins . 84 M. Jaffe und Dr. med. Paul Hubert. Über Acetauilid und Acettoluid und ihr Verhalten im tierischen Stoffwechsel . , 84 G. Tammann, Über das Vor- kommen des Fluors im Orga- nismus 85 Dr. L a d i s 1 a u s V. U d r ä n s z k y . Über Furfurolreaktionen ... 85 G r i m b e r t , Nachw. von ürobiliu im Harn 92 Bellamy, Der Eintlufs des Lichtes auf Lackmuslösungen 92 Lanquepin, Eine desoxydier. Wirkung der Kälte 93 D e n i g e s , Die Einwirkung alkal. Xatriumhypobromitlösung ... 93 Victor Planchon, Der Nach- weis V. Margariu in d. Butter 93 L a g o r g e , Kochcuillefärbung i u Nahrungsmitteln 94 Ausgegeben den 31. Januar. Kölilcr'.s Metüziual.spJlanz., Atlas 7.UV J'liarmacopoea Germ, etc., von Papst 94 C. H ii clicr.s clia II. Seite V .Seite Lelnbutli der riiarmakognosie, von Dr. Jos. Moell.er; mit 2;;7 AMiiMiin-jen 0.', V^ou (lioser Zeitschrift ersclieiticn inonatlicli zwei Ihitte a-oü "2—3 iiogeu. '24- Hefte bilden einen Band. — Ladeiii^niis für den .Talirgang 18 J6 Alle Beiträge für das „Archiv" sind an die Arcli iv - Redaktion (Prof. Dr. lleichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Ar-chiv-\'erwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mitteilungen an das Central - Bureau des Deutschen Apotheker-Vereins, Berlin SW. 12, Zimmerstrafsc No. 3/4, einzusenden. Anzeigen. Unoi[i Diosellien werden mit 40 Vfg. für die durchgehende und mit 25 Pfg. für die gespalteue Petitzeile oder deren Raum berechnet. Beilage-Gebühr für das Tausend der Auflage — z. Z. 3500 — Mk. 10. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. ü von PONCET Glashütten -Werke BERLIN SO., Köpnickerstr. 54. Fabrik und Lager 3^^^;;^;^ fjßßlse n. ütensilieii für diem, pliarinac. Oelraucli. Atelier für Emaille -Sclirirtiiialerei ajlll auf Glas- und Porzeliangefiifse. [8] 11 Spezialität : Eiiiriclilüiig von ApollieliOD, ülicm. Laljoratoriei] etc. ^^^ Preisverzeichnisse gratis und franko. vorzügrl. <5>™^li*^it oflerirt billigst und stehen IShister zu Diensten. Greorg "Wenderoth, Cassel. iiiifttpuiif ARCHIV DEß PHARMACIE. 27. Band, 2. Heft. A. Origiiialmitteilungen. Die bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke. Von G. Marpmann, Apotheker in Grofs-Neuhausen. Für die Wiclitigkeit der Bakteriologie und für den Wert der "bakteriologisclien Analyse geben die letzten zwanzig Jalire der medizi- nischen Forschung am besten Zeugnis. Man kann ja die Jahre von 1870 ab die Zeit der Bakterien nennen, da diese ein hervorragendes Interesse der gesamten Naturforschung hervorriefen und auch die wissenschaftliche Litteratur beherrschten. . Dies sind Thatsachen, über die niemand im Zweifel sem wird. Wenn man die Erfolge der Antisepsis, den Nachweis der Krankheits- ursachen u. s. w. erwägt, so ergibt sich von selbst die ungeheure Wichtigkeit, welche diese bakteriologischen Arbeiten für das allgemeine Volkswohl besitzen ; man wird zugeben müssen, dafs keine wissenschaft- liche Discipliu von ähnlichen Einflüssen auf Theorie und Praxis nicht nur der Medizin, sondern der ganzen Naturforschung gewesen ist. Für diese bakteriologischen Arbeiten haben wir in Deutschland in erster Linie das Koch 'sehe hygienische Institut in Berlin und die hygienischen Laboratorien an den verschiedenen Universitäten. Wir wissen, dafs gerade in Deutschland die epochemachenden Entdeckungen gemacht sind, und dafs diese erwähnten Anstalten von allen Nationen beschickt werden, dafs fast alle Leiter aufserdeutscher bakteriologischer Institute ihre Studien in Deutschland gemacht haben. Wenn nun diese Institute solche bedeutenden Leistungen hervorbringen, so müfste doch jedes Bedürfnis der Wissenschaft befriedigt werden, und es wäre viel- leiclit überflüssig, dafs sich Privatpersonen respektive Apotheker mit Bakterienuntersuchungen befafsten. Man könnte also von vornherein diese Analysen aus den Apotheken verbannen, aus dem Grrunde, weiJL dafür kein wissenscliaftliches Bedürfnis vorhanden wäre. ; : Arch. d. Pharm. XXVII. Bds. 2. Heft. 4 50 G. MarpmanB, Die bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke. Neben diesem Grunde wird noch angeführt, dafs zu den bakteriolo- gischen Arbeiten eine ganz besondere technische Fertigkeit neben der wissenschaftlichen Kenntnis, und vor allem ein sehr kostbarer Hilfs- apparat erforderlich sei, dals also kurz diese Arbeiten nicht in die Apotheke gehörten und da£s die meisten Apotheker nicht im Stande wären, die Arbeiten zu übernehmen. Aber alle diese Behauptimgen sind falsch, weil sie erstens von ganz falschen Voraussetzungen ausgehen, und zweitens auf die wissenschaft- liche Befähigung des deutschen Apothekers durchaus nicht passen. Wenn vorausgesetzt wird, dals die hygienischen Anstalten für die bakteriologischen Arbeiten speziell eingerichtet sind und dem wissen- schaftlichen Bedürfnis genügen, so ist dies ganz entschieden richtig, aber es ist falsch, wenn man das praktische Bedürfnis mit diesen Instituten decken wiU — wenn also jede einfache mikroskopische Sputum- untersuchung etc. durch ein Universitätsinstitut gemacht werden soll. Es ist ein grofser Unterschied zwischen dem wissenschaftlichen und dem praktischen Bedürfnis. Ebensowenig wie die wissenschaftlich-chemischen Untersuchungen, wie Äquivalent, Molekulargewicht, Dampfdichte- bestimmungen, Untersuchungen über theoretische H\T)othesen, in das direkte Arbeltsgebiet der Apotheke gehören, ebensowenig kann man die wissenschaftlich-bakteriologischen Arbeiten dahin rechnen. Dagegen gehören doch die einfachen Analysen von Genufs- und Verbrauchs- gegenständen , Lebensmittelverfälschungen , quantitative Eiweifs- und Zuckerbestimmungen entschieden ebensogut zu dem täglichen Arbeits- gebiet des Apothekers, als die Rezeptur- und Defekturgeschäfte. Das sind die praktischen Ergebnisse der Universitäts- etc. Laboratorien, welche hier fürs tägliche Leben verwertet werden, und hierher gehören auch die praktischen Ergebnisse, welche im Spezialfache der Bakterio- logie unsere ersten Forscher und unsere hygienischen Institute erkämpft haben, die also zur Zeit Allgemeingut der praktischen Naturforscher, Chemiker, Ärzte und Apotheker geworden sind. Durch die chemischen Untersuchungen unterstützt der Apotheker die Diagnose und die thera- peutische Behandlung des Arztes. Der beschäftigte praktische Arzt hat niemals Zeit und Mufse dazu, quantitative chemische Bestimmungen selbst vorzunehmen, und schickt die Untersuchungsobjekte immer in die Apotheke, der Arzt beschränkt sich höchstens darauf, gewöhnliche qualitative Eiweifsreaktionen , vielleicht noch Zuckerreaktionen vor- zunehmen. Derjenige Arzt, welcher die Zeit hat, auch den Zucker G. Marpmann, Die bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke. 51 quantitativ zu bestimmen, ja — der wird eben keine Praxis haben. Mit den mikroskopisch-bakteriologischen Untersuchungen Ist dieses Ver- hältnis noch hervortretender, weil letztere Untersuchungen in der Regel noch mehr Zeit beanspruchen. Man kann behaupten, dafs alle Arzte, die für chemische, mikroskopische, bakteriologische Untersuchungen Zeit haben, diese nur ihrer geringen Praxis verdanken ; für solche Ärzte hat selbstverständlich der Apotheker wenig Interesse, dagegen wird der Apotheker den tüchtig beschäftigten Arzt immer sehr gern unterstützen, denn gerade hier nützt er der Menschheit und dem Volkswohl. Wenn die qualitative chemische Untersuchung über die Krankheit selbst Aufschlufs gibt, so hat die quantitative Analyse den Verlauf der Krankheit nachzuweisen. Diese letztere Frage ist ja für den Arzt am wichtigsten, er mufs wissen, ob ein pathologischer Prozefs, eine Degene- ration, eine Eiterung etc. fortschreitet, ob er stillsteht oder ob er rück- gängig ist; durch diese Angaben wird die therapeutische Behandlung gesichert. Diese rein chemischen Untersuchungen sind in den letzten Jahren vielfach erweitert und durch neue Reaktionen bereichert, jedoch nicht in dem Grade, wie die mikroskopischen Prüfungen. Die mikro- skopische Prüfung von Harn, Auswurf, Eitersekreten, Blut etc. begründet eine ganz neue Diagnostik. Zum Beweise fiir die Wichtigkeit dieser Untersuchungen führe ich folgenden Fall an: Eine Frau litt an Nierenentzündung; von drei verschiedenen Ärzten war auf chronische Nephritis und auf Tuberkulose geschlossen. Es war im Jahre 1882, als mir der Harn zur Untersuchung gebracht wurde. Ungefähr 14 Tage lang untersuchte ich täglich auf Tuberkel- bazillen und verzeichnete den mikroskopischen Befund. Während der ganzen Untersuchungszeit konnten keine Tuberkel- bazillen nachgewiesen werden, dagegen liefs die Anwesenheit von Blut- körperchen, Eiterkörperchen, Fasern, Schläuchen und Detritusmassen auf eine Pyelonephritis schliefsen. Durch diesen Befund WTirde der Weg der Heilung sofort vorgezeichnet; während eine gewöhnliche Nephritis der inneren Medikamentation weichen konnte und eine Nierenexstirpation nicht bedingte, die Tuberkulose eine solche als nutzlos ausschlofs, wurde die Nierenexstirpation durch den mikroskopischen Nachweis als der einzig mögliche Weg einer Heilung erkannt. Es wurde in der That der Frau die eine Niere ausgeschnitten, der Verlauf der Heilung durch tägüche mikroskopische Untersuchung verfolgt, und diese Heilung verlief 4* 52 G. Marpmann, Die bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke. so günstig, dafs nach kurzer Zeit die Frau aus dem Krankenhause in ihre Privatwohnung entlassen werden konnte. Ohne die mikroskopische Analyse wäre vielleicht eine Operation gar nicht oder zu spät gemacht, und die Frau war verloren. 'N In den letzten Jahren wurden mir aus den verschiedensten Gegenden Sputa zum Untersuchen auf Tuberkelbazülen übersandt. Jede Unter- suchung -oird mit 3 bis 5 Mark berechnet; wenn demnach der Apo- theker sich ein Bakterienmikroskoj) für ca. 150 Mark anschafft, so ist dasselbe durch 30 bis 40 Untersuchungen bezahlt. Sollte sich der eine oder andere in den Arbeiten noch nicht sicher fülilen, so kann immer noch eine Kontrollbestimmung durch einen Gewährsmann gemacht werden. Man bi-ingt das Sputum in eine Pulverkai^sel aus Pergamentpapier, läfst dieses 1 bis 2 Tage eintrocknen und verschickt per Brief. Am Ort der Untersuchung wird dann die angetrocknete Stelle mit dem Papier . ausgeschnitten, in Wasser aufgeweicht und wie frisches Sputum behandelt. i)urch diese Untersuchungen mrd mancher Schwindsuchtskandidat sein Leben verlängert haben, wenn derselbe zur rechten Zeit seine Krankheit gewürdigt hat und in die richtige Behandlung gekommen ist. Dui'ch das Auffinden der Tuberkelbazülen ist natürlich die Diagnose der Schwindsucht bedingt, aber durch das Fehlen derselben in einem Präparat ist die Tuberkulose nicht ausgeschlossen, denn die Bazillen können sich an bestimmten Punkten der Sputa angehäuft haben und können auch nur periodisch mit dem Sputum ausgeschieden werden. IMan wird also bei negativem Befand die Untersuchungen in den folgenden Tagen wiederholen müssen. '^'^^ ''''^^ '^''" '^" -^'"■^ ''''^^'^' '"' •^'•"'' ^^• Auch über Pneumonie, Lungenödem, Bronchitis in den verschiedenen Formen vermag die mikroskopische Untersuchung oft sicheren Aufschlufs zu geben. Die Tuberkelbazillen findet man in allen Tuberkelherden und in den Sekreten etc., welche diesen Herden entstammen. Xicht nur die Sputa, sondern Faces, Harn, Blut, Mageninhalt u. s. w. NNiu-den auf diese Pilze untersucht und gaben immer eine bestimmte Diagnose, wenn der Befund positiv ausfiel. Aus diesen Andeutungen geht he^•^'or, dafs der IS^achweis von Tuberkelbazülen zu den wichtigsten diagnostisehen Hilfs- mitteln für den praktischen Arzt zu rechnen ist. Eine Krankheit, welche in Bezug auf den bösen Verlauf der Tuber- kulose gleichgestellt und vielleicht jetzt noch oft genüg in einigen Formen unt dieser verwechselt wird, ist der Krebs. G. Marpmann, 13ie bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke. 53 Bekanntlicli sind die Krebsbazillen bis heute noch nicht mit der iiotvventlig-en Sicherheit nacligemesen, welche man über einen pathogenen Organismus verlangen mufs. Dagegen ist der Nachweis der Krebszellen durch das Mikroskop nicht schwierig, wenn das Krebsgewebe direkt vorliegt; wenn aber ein innerer Organkrebs bestellt, ein Magen-, Nieren-, Leber-, Blasen- etc. Krebs, wenn die Krebszellen durch die erbrochenen Massen, durch Blutungen bei Magenkrebs oder durch Sekrete und Exkrete abgehen, so ist der mikroskopische Nachweis von Krebszellen oft unmöglich. Jedenfalls ist es in diesen Fällen nur ein günstiger Zufall, wenn gerade in den untersuchten Objekten deutliche Ivrebszellen zu sehen sind. Aber durch den Nachweis von Tuberkelbazillen in solchen Prozessen gewinnt die Sicherheit der ärztlichen Behandlung, denn durch diesen Nachweis sind tuberkulöse Zersetzungsprozesse immer \md überall sicher charakterisiei't. Bezüglich des Krebses bemerke ich noch, dafs die ]\Iöglichkeit der Carcinombildung durch Spaltpilze sehr gering ist. Nach Cohnheim entsteht der Krebs durch eine Epithelneubüdung, welche durch embryonale Entwickelungszustände bedingt ist. Dadurch gelangt ein einzelnes Gewebe zu solcher abnormen Entwickelung, dafs hierdurch alle anderen Gewebe durchbrochen und vernichtet werden. Ein solcher Zustand kommt bei mykologischen Prozessen überhaupt nicht vor, denn durch das Wachstum der spezifischen Spaltpilze entstehen zuweilen Zell- und Gewebswuche- rungen, die nicht über den Rahmen der durch Entzündungen entstehenden Neubildungen hinausgehen, dagegen findet immer ein Zerfall, eine Nekrose, eine Vereiterung oder Verjauchung der Gewebszellen statt, wenn patho- logische Mykosen vor sich gehen. Ein Neubildungsbazillus würde einzig in seiner Art dastehen und in seinen Eigenschaften von den bekannten pathogenen Spaltpilzen vollständig abweichen. Wenn der Nachweis von Krebszellen gelingt, so ist dem Arzt ein ganz wesentlicher Dienst geleistet, und dieser Nachweis mufs immer gelingen, wo die Proben den Gewebswucherungen direkt entnommen sind. Die willig abgestofsenen Gewebsteile sind meistens so zersetzt, dafs die Formelemente nicht mehr zu erkennen sind. Gelingt es dagegen, in solchen Massen die TuberkelbaziUen nachzuweisen, so ist dem Arzt wiederum ein sehr grofser Dienst geleistet. Auf alle Fälle sind diese Untersuchungen von höchster Wichtigkeit und direktem Einflufs für die Behandlung der Patienten. Aber auch hier begegnen wir der Erscheinung, dais ein beschäftigter Arzt unmöglich 54 G. Marpmann, Die bakteriologischen xbrbeitea in der Apotheke. Zeit für solche Untersuchungen haben kann und dafe als näcLster Hilfs- arbeiter wiederum der Apotheker da sein uiufs. Auch das Blut gehört zu unseren Untersuchungsobjekten. G-esunde Menschen und Tiere haben ein Blut von ganz bestimmter Eigenschaft und konstanter Zusammensetzung. Bei gewissen Krankheiten verändert sich das Blut entweder in seiner Zusammensetzung oder durch die Gegenwart fremder Bestandteile: Blutzellen, Blutplättchen, Spalt- pilze etc. Diese Veränderungen geben wiederum bestimmte Merkmale zur Erkennung der Krankheit oder zur Erkennung des ursächlichen Zu- sammenhanges. Es kommt vor, dafs sich die Zahl der roten Blut- körperchen vermindert, und da ist es von gröfstem Interesse, die Zahl der roten Blutzellen zu bestimmen, denn es ist bekannt, dafs die Lebens- funktionen von der Menge und Aktivität dieser Blutzellen abhängen. Dann können diese Zellen ihre Gröfse und Gestalt verändern und auch Zellkerne und Fremdköri)er eingeschlossen enthalten. Die kern- haltigen roten Blutkörperchen finden sich normal im Knochenmark und in der jNIilz. Sie sind also ein sehr wichtiges Diagnostiken für Knochen- mark- oder Milzkrankheiten. Bis jetzt sind diese Zellen in einigen Fällen von Leukämie durch Erb, Klebs, Böttcher und andere gefunden. Bei Kjiochenmarkleiden finden sich neben diesen Blutkörperchen besondere grofse Zellen mit grofsen Kernen, die grofse Ähnlichkeit mit bestimmten Zellen des Knochenmarks haben und vielleicht diesem ent- stammen. Auch die Hämoglobinmenge des Blutes kann vermindert sein, wenn entweder die roten Blutzellen au sich blafs und hämoglobin- arm oder wenn die weifsen Blutzellen der Leukoc3'ten vermehrt sind. Diese weifsen Blutzellen nehmen nach jeder Mahlzeit zu, finden sich sowohl absolut als relativ zur Zahl der roten Blutkörperchen bei Fieber, bei Alkoholikern und pathologisch bei Anämie , Leukocythose und Chlorose stark vermehrt In der Norm verhalten sich die weifsen zu den roten Blutzellen wie 1 : 300 oder noch weniger. Bei den erwähnten Krankheiten kommt ein Verhältnis von 1 : 50 vor. Bei den Fällen von Leukämie, die absolut tödlich verlaufen, übertreffen die weifsen Blutzellen die roten an Zahl. In diesen Leukocyten hat Ehrlich verschiedene Protoplasma- körnungen nachgewiesen, die für die Diagnose von hoher Bedeutung G. Marpmann, Die bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke. 5.j geworden sind. Ehrlich unterscheidet 5 verschiedene Körnungen, welche konstante Differenzen bei der Färbung mit verschiedenen Farb- stofflösungen aufweisen. Die Gröfse der roten Blutkörperchen kann von der Norm abweichen. Man findet bei Kj-ankheiten häufig sehr* kleine rote Blutzellen, oft nur von halber Gröfse der normalen, und auch wieder sehr grofse, welche die normalen um den doppelten Durch- messer überragen. So wichtig diese Merkmale für diagnostische Zwecke sind, so haben doch die folgenden Zustände das höchste Interesse, weil da wieder auf den ersten Blick ins Mikroskop die Krankheit erkannt wird. Die Gegenwart pathogener Spaltpilze stellt die Diagnose mit unrüttelbarer Sicherheit fest. Im Blute der Menschen findet man nur bei 2 Krank- heiten immer die spezifischen Pilze, bei Rückfalltyphus und bei Milzbrand. Das Febris recurrens tritt bekanntlich epidemisch auf und ist immer an der Gegenwart der Obermeyer 'sehen Spirillen im Blut nachzu- weisen. Wie schön ist es für den Arzt, wenn er sofort die richtige Diagnose durch einfache mikroskopische Untersuchung gesichert bekommt, und wie wichtig für die Behandlung, wenn auch die Anfangsstadien durch diese Untersuchung erkannt werden! Die Milzbrand- oder Anthraxbazillen sind noch leichter nachzuweisen als die Recurrensspirillen. Während die Spirillen auf die fieberhafte Periode der Krankheit beschränkt sind, sich jedoch in der kurzen Fieber- zeit immer finden, findet man die Milzbrandbazillen resp. deren Sporen zu jeder Zeit sowohl im Blute als in dem Safte der Karbunkel resp. Geschwüre. Es dürfte aus dem Mitgeteilten zur Genüge die Wichtigkeit dieser Untersuchungen hervorgehen. Wie für den Arzt die Verwertung der Analysen zu diagnostischen Zwecken und zur Kontrollierung der thera- peutischen Behandlung im höchsten Grade nutzbringend ist, so können solche Untersuchungen auch für das Gesamtwohl der Bevölkerung von höchstem Wert sein. Letzteres ist besonders bei epidemischen Krank- heiten der Fall, welche durch die bakteriologische Untersuchung auf bestimmte Ansteckungsstoffe oder auf Ansteckungsherde zurückgeführt werden. Die Untersuchungen des Trinkwassers, der Wohnungen, der Luft, der Erde, der Nahrungsmittel etc. etc. werden vom Hygieniker genügend gewürdifirt. 5G G, Maxpmarm, Die bakteriologischen Arbeiten in der Apotheke. Über Trinkwasseruntersuchungen habe ich iin Septeinberheft dieser Zeitung- bereits verschiedene Mitteihingen e j;ratis u. franko.) [7] Sclilechtendal-Hallies. Flora von Deutschland. "{OOrigbdo. M. col. 'i^flu. 1880-87. (Statt 266 ./O 180 c^ liuseniaim-llilis^er. Pllanzenstoffe. •iBde. 1'. Aufl. lllbfrzbd. (Statt ;;0 c//f.) 20 J6. Archiv f. Pharmacie. 1887. 1888. Statt a 18 M) k 7,.^)0 J6, — Dasselbe!. 1878-81. (St.72.M) 24, # (loruiJ-Besanez. Lehrb. d. (Jheniie. ;; Bde. 1874-76. Hibfebd. (Statt 44 Jt) \b M (;irahaiii-Otto-Kolbe. Lelirb. d. org. Chemie. 2. Aufl. ■'] Bde. 1878-84. 1 llbfrzbd. (Statt 63 M) 35 M. Richter. Lehrb. d.anorgan. Chemie. 6. Aufl. 1889. Origbd. (Statt 1) JA) 5,50 M. BischoflF. llandb. d.botan. Termino- logie. 3 Bde. M. 77 Tflu. Lnwbd. Im Buchh. vergriffen. 17 M. Xees V. Esenbeck. Plantae oflicinal. M. 432 col. Tfln. In 2 Fol.-Hlnwb. Der Text etw. stockfl., sonst schö- nes Expl. d. seit. Werkes. 66 M- Luerssen. Medicin. - pharmaceut. Botanik. 2 Bde. 1879-82. Ulbfrzb. (Statt 42 M) 22 M. C^ VI/^-Bii-i-ov* Antiquariat u. y. ff llliei, Buchh andl., Hl Dresden-A. ^B Wo herrscht Keuchhusten? Ein erprobtes Mittel für ganz gesetzmässigen Haiul verkauf liefert ^ Dr. Schmidt- Achert,"^ Apotheker in Edenko^jen. Tinct. Valerian. & rad. Valei'ian. Ilercyn, sowie homöopath. und alle Tinctiiren Ph. G. II. B 1 a n k e n b u r g a. Harz. Dr. Weppen & Lüders. Einwickelpapiere, eleg. Farben, 5 Ko. frei M. 5. Überwesel a. Rh. Fr. Reusch. Rhein- und MoseliTeine, eigenes Waclistnm. Dialytisclies Injections-Ergotin, .sciinierzlos. V'] Bad Neuenahr : E. Bombelon. 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Brandes, Prüfung des Kreosots 111 Dr. Emil Pfeiffer, Aufsicht des Pilzmarktes 116 Dr. E. Bosetti, Über Ammoniumbromid 120- H. C. Vielhaber, Hydrargyrum oxydatum rubrum 121 B. Monatsbericht. Seite L. d e K n i n c k , Zur Prüfung des Äthers \ 124 E. Hirschsohn, Zur Unter- scheidung des Antifebrins (Acetanilids) vom Phenacetin 124 Th. Sulz er. Zur Prüfung des Lithargyrum 125 H. W ar n e c k e , Morphinhydro- chlorid u. Bittermandehvasser 125 Lang, Oleum cinereum .... 125 Brenstein, Zur Prüfung des Stibium sulfurat. aurantiac. 126 K. List, Ei'kennung von Nitro- benzol neben Bittermandelöl 126 0. Schweifsiger, Salpeter- haltiges Natriumhydrat .... 127 H. Hager und R. Böttger, Prüfung d. Harns auf Zucker 127 H.Eckenroth, Über die ehem. Zusammensetzung des echten Weinessigs 127 J. Smith, Zur Kenntnis der schwefelhaltig. Verbindungen der Cructferen 128 Seite Dr. Adolf Baginsky, Zur Biologie der normalen Milch- kotbakterien 128' Dr. S. Groll, üntei-suchungen über den Hämoglobingehalt des Blutes bei vollständiger Inanition 129 Prof. Leube, Über Glykogen im Harn der Diabetiker . . . 130 M. Debierre. Über die phy- siologische Wirkung von Se- necio canicida 130 E. Unger u. G. Bodländer, Über d. toxischen Wirkungen des Zinns mit besonderer Be- rücksichtigung der durch den Gebrauch verzinnt. Konserve- büchsen d. Gesundheit droh. Gefahren 130 Dr. L. L e w i n , Anhalonium Lewini 131 Dr. L. L e w i n , Über allgemeine und Hautvergiftung durch Petroleum ' 133 Ausgegeben den 15. Februar. Seite Prof. A. Käst, Sulfonal, ein neues Schlafmittel 133 G. Behrend, Üb. Anthrarobin, ein therapeut. Ersatzmittel d. Chrysarobins und der Pyro- gallussäure 134 H e n q u e und F r e d e t , Ein einfaches Verfahren , Zähne schmerzlos auszuziehen . . . 134 Dr. Herard, Jodpillen gegen Lungentuberkulose 135 Dr. M. Ernye, Ter|)entinöl als Hämostaticum b. Nasenbluten 135 Duj ardin-ße aumetz. Geg. Migräne 135 C. F. Boehringer&Söhne, Eseridin 135 Bourgoin und de Beur- mann. Zur Statistik des Arzeneimittelverbrauchs 135, 137 Raynaud, Eine Kupfervergift, durch d. Genufs grün. Bohnen 138 Riban, Die Bestimm, d. Zinks 138 B ar d e t , Eschscholtzia californ. 139 Raulin, Die Entfärbung von Farbstoffen durch Mikroorga- nismen 139 Seit-' C am pari, Stickoxydulgas . . 139 II. B elcher Thornton und Mr. M. C n r y , Zincum oxy- datum 139 Morse und Burton, Zur Ent- fernung von jodsaurem Kali aus Jodkaliuiii mit Zinkamal- gara 140 C. F. Grofs u. E. .f. Bevan, Halogenverb. d. Magnesiums 140 J. R. Hill. Das Löslichkeits- verhältnis v. Strontiumnitrat in Alkohol 140 Dr. J. W. R o s e V e 1 1 , Kalium- kobaltinitrit 140 Dr. Dreschfeld, Pyrodin . . 141 Dr. E. S c h u n c k , Phyllotaonin 141 Dr. R. H. Chittenden, Phy- siologische Wirk, d. üranium- salze 141 Prof. Podwissotzky, Adonis vernalis 141 Mr. C. J.Smith, Neuerung in der Behandlung v. Gonorrhöe R. A. Gripps, V^erfälschungen des Tolubalsams mit Storax oder Harzen 142 C. B ü c h e r s c h a u. Seite Die Prüfung der ehem. Reagentien auf Reinheit. Von Dr. C. Krauch, Chemiker der ehem. Fabrik E. Merck in Darmstadt 142 Formulae Magistrales Berolinenses 143 Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigeren Ai'ten, insbesondere der Nutzpflanzen. Von den Herren Professoren A. Engl er und K. Prantl 143 Köhler's Medizinal - Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erklärendem Texte, herausgegeben von G. Papst 144 Chem.-techn. Repertorium. Herausgegeben von Dr. Emil Jacob sen 144 Anzeigen. BERLIN S., Alexanclrincnstr. 57. Emailleschmelzerei u. Schriftmalerei. FABRIK und LAGER pliarinaccut., thcuiisiiier, physikalischer Apparate, lleräthschafleii u. (itfässe. Vollständige Einrichtungen für Apotheken u. Laboratorien. Ergänzung" einzelner Slandgefässe nach Muster. [1] 31e(licinglas in saul)erer Arbeit. — ~ jReelle Bedienung. — Solide l'reise. ARCHIV DER PHARMACIE. 27. Band, 3. Heft. A. Originalmitteilungen. Mitteilungen ans dem Laboratorium für angewandte Chemie und pliarmaceutischen Institut der Universität Erlangen. 11. Zur eiiemischen KeiintniH des Dammarharzes. Von Bernhard Graf. Die erste Kenntnis vom Dammarharz liefert eine Beschreibung von Rumphius auf Amboina piolukken), welche schon Ende des 17. Jahr- hunderts verfafst wurde. In Europa wurde dasselbe jedoch erst seit dem 2. Jahrzehnt dieses Jahrhunderts eingeführt und ist erst seit dieser Zeit Gegenstand näherer Untersuchungen gewesen. Es sind hier die Arbeiten von Bilzi und Schrötter2 zu nennen, welche schon vor längerer Zeit ausgeführt worden sind und sich in der Hauptsache blofs mit dem Studium der morphologischen und physika- lischen Eigenschaften des Dammarharzes befassen. Mehr auf die chemische Zusammensetzung Rücksicht nehmend sind die Untersuchungen vonDulk^ und Franchimont. 4 Es sollen äuS diesem Grunde auch die Resultate derselben hier in Kürze aufgeführt werden. Nach Dulk bleibt bei der Behandlung des Dammars mit hei£sem Alkohol von 800 als Rückstand ein reiner Kolilenwasserstoff (C45H7.2) (Dammaryl). In der Lösung findet sich Dammarylsäure (CoqH.qqO.^) welche bei ungefähr 600 schmilzt. Absoluter Alkohol löst Dammarin oder wasser- freie Dammarylsäure C4QHe403, ein ebenfalls bei 6OO schmelzendes Harz. Beim Erwärmen des Dammars mit Äther bleibt das bei 2150 schmelzende Danimarylhalbhydrat (Ci()Hje)g(0H)2 zurück. Die nicht 1 Neues Journ. d. Pharm, v. Trommsdorff 20, p. 37. 2 Poggend. Annalen 59, p. 72. 3 Journ. f. prakt. Chemie 45, p. 16. * Fehlin g, Handwörterbuch d. Chemie, Bd. H. Arch. d. Pharm. XXVII. Bds. 3. Heft. 7 98 Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes, näher beschriebenen Verbindungen (CjoHiß)4(OH).2 und (C^QHig)2(OH).2 will derselbe durch Behandlung des Dammaryls mit Wasserdampf von 1100 erhalten haben. Die Angaben Franchimont's stimmen im wesentlichen mit den Resultaten Dulk's oberein. So ist nach ihm im Dammarharz ebenfalls ein reiner Kohlenwasserstoff, von der Formel CjoHiß, vorhanden, den er durch Ausziehen des Harzes mit absolutem Alkohol als Rückstand erhalten hat. Indem Franchimont die Auflösung des Dammars in absolutem Alkohol anhaltend mit weingeistiger Ätzkalilösung erwärmte, dann mit "Wasser verdünnte, erhielt er das Salz C3eH3g05K2 als amorphen Nieder- schlag. Durch dieselbe Behandlung stellte er auch Salze mit der oben genannten Dammarylsäure dar. Durch Auskochen des Dammars mit konzentrierter Essigsäure will Franchimont eine krystaUisirte Ver- bindung erhalten haben, die er aber nicht näher beschreibt. Auf Anregung meines hochverehrten Lehrers, des Herrn Prof. Dr. Hilger, unternahm ich es, weitere Beiträge zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes zu liefern. Da die bisherigen Unter- suchungen meist Sorten von unbestimmter botanischer Abstammung be- trafen, verschaffte ich mir Proben von verschiedenen Handelshäusern Deutschlands, um von vornherein zu sehen, ob dieselben in morpho- logischer und physikalischer Beziehung weit auseinandergehende Eigen- schaften zeigten. Zur Untersuchung gelangten nur Sorten ostindischen Ursprungs (Dammara orientalis Don., Pinus Dammara WiUd.), welche ausschliefslich im Handel vorkommen; und zwar Borneo (2 Sorten), Batavia (1 Sorte), Singapore (2 Sorten). Morphologisch entsprachen sie sämtlich, ab- gesehen von gröfserer oder geringerer Reinheit, den in unseren pharma- kognostischen Werken gemachten Angaben. Es waren gelbliche, klar durchsichtige Stücke oder Körner von sehr verschiedener Gröise. Sie besafsen nur geringe Härte , waren sehr spröde imd liefsen sich leicht zu einem feinen weifsen Pulver zerreiben. Das spez. Gewicht schwankte zwischen 1,03 und 1,12. Die Schmelztemperatur lag bei 1450 bis 1500. Das Harz zeigte sich vollständig geruchlos und frei von ätherischem Öl. Einer eingehenden Untersuchung wurden nun die verschiedenen Sorten bezüglich ihrer Löslichkeit unterzogen und hierzu Alkohol, Äther, Benzol, Schwefelkohlenstoff, Chloroform und wasserfreie Essig- säure verwendet. Es stellte sich hierbei heraus, dafs auch gegen Bernhard Graf, Ziu- chemischen Kenntnis des Danunarharzes. 99 Lösungsmittel das Verhalten der verschiedenen Sorten ein ziemlich gleichartiges ist. Die geringen Abweichungen, welche konstatiert wurden, erwiesen sich bei allen Sorten gegen diese sechs Lösungsmittel als gleichmüfsig und mulsten somit auf die verschiedene Reinheit der Sorten zurückgeführt werden. Bei keiner der fünf vorgenannten Proben wurde also eine hervor- tretende Verschiedenheit im Verhalten gegen Lösungsmittel bemerkt, die zu einer ferneren eingehenden Untersuchung berechtigt hätte. Von Bedeutung war es nur noch, zu erfahren, ob die durch die vorschie- denen Lösungsmittel bewirkten Auszüge irgend einen krystallisierbaren Stoff enthielten, und wurden deshalb sämtliche Lösungen zur frei- willigen Verdunstung hingestellt. Das Resultat war bei der ganzen Versuchsreihe ein negatives. Auch aus Eisessig, mit welchem Franchimont Kry stalle erhalten haben will, die er übrigens nicht näher beschreibt, kamen nur ölige und harzige Massen ohne die Spur eines Krystalles zur Abscheidung. Auf Grund dieses Ergebnisses wurde nun davon abgesehen, eine weitere Untersuchung mit Hilfe von Lösungsmitteln anzustellen. Es wurde vielmehr für zwecklos erachtet, auf diesem früher betretenen Wege aus dem Dammar Stoffe zu isolieren, die sowohl in der Art ihrer Darstellung als auch in ihrer äufseren Erscheinung keine Gewähr für ihren Charakter als chemische Individuen boten. Eigene in dieser Rich- tung vorgenommene Versuche bestätigten diese Auffassung. So geben die alkoholischen Auszüge je nach der Konzentration des Alkohols, nach der Temperatur desselben und nach der Länge der Einwirkung ver- schiedene Produkte, von denen keines krystaUisiert erhalten werden kann. Es ist also wohl ziemlich willkürlich, diese amorphen Körper als chemische Individuen anzusehen und sie einfach mit Säure, Säurehj^drat , Halb- hydrat etc. zu bezeichnen. Von Interesse bei dieser Art der Unter- suchung war nur, dais es möglich sein soll, einen reinen Kohlenwasser- stoff aus dem Dammar abzuscheiden. Sowohl D ulk als Franchimont woUen ihn als Rückstand erhalten haben, indem sie das Harz mit Alkohol extrahierten. Nach Dulk hat er die Formel C45H72, nach Franchi- mont: C^QH^ß. Es wurde vor aUem zur Entscheidung dieser Frage folgender Ver- such gemacht: 50 g des feingepulverten Harzes wurden mit reinem Sand vermischt und in einem S ox hie t' sehen Apparate mit Alkohol von 90 Proz. 100 Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. extrahiert. Der Rückstand wurde dann noch mit heifsem Alkohol auf dem Filter ausgewaschen, bis ein Versuch zeigte, dafs nichts mehr in Lösung ging, und dann der in Alkohol unlösliche Teil durch Behandeln mit Benzol, in welchem er vollständig löslich war, von den Unreinig- keiten des ursprünglichen Harzes befreit. Er wurde dann durch Trocknen bei 1000 als rein weilser, fast geruchloser Körper erhalten. Die Elementar- Analyse ergab folgendes Resultat: I. IL in. Mittel. C 85,19 85,36 85,25 85,26 H 12,10 12,32 11,98 12,13 2,71 2,32 2,77 2,61. Das Ergebnis dieses Versuches ist also ein Körper mit allerdings sehr hohem Kohlenstoffgehalt, der aber doch nicht frei von Sauerstoff ist. Andere Versuche, in dem Dammarharz das Vorhandensein eines reinen Kohlenwasserstoffs, welches ja der Xatur des Harzes nach kaum vermutet werden kann, zu ermitteln, sollen später beschrieben werden. Es wurde jetzt dazu übergegangen, Versuche anzustellen, ob es nicht möglich sei, aus dem Dammarharz einen Körper mit dem aus- gesprochenen Charakter einer Saure zu isolieren. Versuch I. Dammarpulver wurde in eine konzentrierte weingeistige Lösung von ELaüumcarbonat eingetragen und eine Stunde in einem Kolben mit Rück- flufskühler erhitzt. Das Filtrat wurde eingedampft, der Rückstand mit Wasser ausgezogen und diese Lösung mit Essigsäure übersättigt. Es trat nur eine geringe Trübung ein. Versuch IL Das Harzpulver wurde in eine konzentrierte wässerige Lösung von Kaliumcarbonat eingetragen und eine Stunde im Wasserbade erhitzt. Das Filtrat gab auf Zusatz von Essigsäure keine Ausscheidung. Es wurde kein in Wasser lösliches Salz gebildet. Dasselbe Resultat gab ein dritter Versuch mit einer lOproz. wässerigen Atzkalilösung. Diese Versuche wurden nun in der Weise fortgesetzt, dafs allmählich mit der Konzentration der Lösungen zurückgegangen wurde. Da zeigte -sich denn, dafs Ausscheidungen durch die Essigsäure in zunehmender Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. 101 Menge hervorgerufen wurden, die wohl nur von einer an das Alkali gebunden gewesenen Harzsäure herrühren konnten. Dieselben gingen auf Zusatz von Alkali A\äeder in Lösung und wurden umgekehrt durch Säuren wieder abgeschieden. Tn diesem Verhalten war der Charakter einer Säure deutlich ausgeprägt und es wurde deshalb dieser Körper einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Durch fortgesetzte Versuche, welche Lösung die geeignetste zur Aufnahme der Säure sei, hatte sich herausgestellt, dafs eine 4 bis 5proz. wässerige Lösung von Kalium carbonat die besten Ergebnisse lieferte und es wurde nun mit einer solchen die Bereitung einer gi'öfseren Menge der Säure begonnen. 1 kg des gepulverten Harzes wurde in etwa 3 kg einer Lösung, welche 5 Proz. kohlensaures Kali enthielt, eingetragen und 2 bis 3 Stunden in der Kochhitze unter Ersetzen des verdampfenden "Wassers erhalten. Dann wurde filtriert und aus dem Filtrat die Harzsäure durch Zusatz von Essigsäure abgeschieden. Diese Behandlung wurde so oft wiederholt (etwa sechsmal), bis keine Abscheidung mehr wahr- zunehmen war. Die ganze Menge der Harzsäure wurde dann durch anhaltendes Auswaschen vom Kaliumacetat befreit, durch Behandlung mit Alkohol, in welchem sie vollkommen löslich war, gereinigt und schliefslich bei 1000 getrocknet. Die zunächst ausgeführten Elementar- Analysen lieferten folgendes Resultat : I. n. ni. Mittel. c 72,47 72,56 72,29 72,44 H 10,7.5 11,16 11,01 10,97 16,78 16,28 16,70 16,58. Es fragte sich nun, ob es möglich war, Verbindungen dieser Säure mit Metallen, die ja zur Charakterisierung derselben unbedingt notwendig waren, in reinem Zustande zu gewinnen. Da diese Körper sämtlich auf keine Weise zur Krystallisation zu bringen sind, mufs schon die Art ihrer Darstellung Gewähr für ihre Reinheit bieten, für ihre Rein- heit insofern, als sie uns Gewifsheit gibt, dafs die Salze frei von über- schüssiger Harzsäure oder überschüssiger Basis sind. Es ist dies eine Sch^vierigkeit, die von den Autoren früherer Arbeiten ganz übersehen wurde, so dafs der Wert ihrer Versuche in dieser Richtung vollständig in Frage gestellt wird. 102 Bernhard Graf. Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. Wenn z. B. Franchimont ein Kaliumsalz einfach so darstellt, dafs er Dammar oder den mit Alkohol daraas erhaltenen und als Säure angesprochenen Körper mit alkoholischem Kali digreriert und aus dieser alkoholischen Flüssigkeit das Salz mit Wasser ausfällt, so werden doch jedem berechtigte Zweifel an der Reinheit dieses Salzes aufsteigen. Es ist doch mehr als wahrscheinlich, und ein Gegenbeweis kann kaum erbracht werden, dafs mit der Kaliumverbindung (wenn sich über- haupt eine im Niederschlage befindet) auch unzersetztes Harz mit aus- gefällt wird. Es wurde nun versucht, auf eine den oben gestellten Anforderungen entsprechende Weise zunächst Alkalisalze zu erhalten und aus diesen vielleicht Salze der Schwermetalle durch doppelte Umsetzung. Da die harzsauren Alkalien weder aus wässeriger noch aus alko- holischer Lösung als Fällungen zu erhalten sind, so mufste versucht werden, sie durch Neutralisation zu gewinnen. Es wurde ein Teil der Säure mit Wasser angeschüttelt und dann tropfenweise Atzkalilösung bis zur neutralen Reaktion zugesetzt. Hier zeigte sich wieder eine Eigentümlichkeit der harzsauren Alkalien, die es sogar als unmöglich erscheinen liefs, sie in reinem Zustande dar- zustellen. Es ergab sich bei diesem Versuche, dafs die Alkalisalze dieser Harzsäure überhaupt nicht in neutraler Lösung bestehen können, sondern zur Lösung immer einen Überschufs an Alkali nötig haben. Versucht man eine durch überschüssiges Alkali beAnrkte Lösung der Säure mit irgend einer Säure zu neutralisieren, so wird, noch ehe die neutrale Reaktion eingetreten ist, eine Fällung stattfinden, von welcher man nicht mit Sicherheit behaupten kann, ob sie reines Salz oder ein Gemisch desselben mit Säxu-e ist. Da auch dieser Weg, reine Alkali- salze zu erhalten, versperrt war, wurde überhaupt davon abgestanden und versucht, Salze der Erdalkalien und Schwermetalle auf direktem Wege darzustellen. Als erster Versuch wurde eine alkoholische Lösung der Säure mit einer ebenfalls alkoholischen Lösung von Bleiacetat versetzt. Ein sofort eintretender reichlicher Niederschlag zeigte, dafs diese Methode mehr Aussicht auf Erfolg versprach. Da beide Lösungen mit einem Alkohol gleicher Konzentration bereitet waren, konnte ja der Niederschlag nur eine Bleiverbindung der Säure sein, und diese liefs sich leicht durch Waschen mit Alkohol rein erhalten. Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. 103 Des weiteren wurden nun die essigsauren Salze der Erdalkali- metalle zu den Versuchen verwendet. Es zeigte sich bei diesen, dafs sie sich in ihrem Verhalten an die Alkalien anschlössen. Die Salze derselben mit der Harzsäure sind in Alkohol löslich. Mit Baryum- acetat entstand zwar in ganz konzentrierter Lösung eine Fällung, die sich aber beim Verdünnen mit Alkohol auflöste. Mit Magnesiumacetat entstand ebenfalls kein Niederschlag. Es gaben also offenbar nur die Schwermetalle mit dieser Säure in Alkohol unlösliche Verbindungen. So wurden Blei-, Kupfer- und Zinksalz dargestellt und die beiden ersteren zu Molekularbestimmungen verwendet. Nach einem vorausgegangenen qualitativen Nachweis der betreffenden Metalle in den Salzen wurde zu den quantitativen Bestimmungen über- gegangen. Es ergaben sich dabei folgende Werte: Bleisalz. I. IL III. Mittel. PbO 42,35 42,45 42,56 42,45. Kupfersalz. I. IL IIL Mittel. CuO 22,14 22,06 22,26 22,15. Um die Überzeugung zu haben, dafs auch die Säure als solche in die Verbindung übergegangen war, wurde noch eine Elementar- Analyse des Bleisalzes ausgeführt. Dieselbe fiel ganz zufriedenstellend aus, ergab für PbO den Wert III (42,56) und für die Säure C = 72,0 Proz., H = 10,36 Proz. Es fragte sich nun, wenn den Salzen der Charakter konstanter Verbindungen zugesprochen werden sollte, ob die erhaltenen Werte für Pb und Cu im Verhältnis des Atomgewichts der Metalle zur Elementar-Zusammensetzung der Säure übereinstimmten. Auch hier wurden bei der nun folgenden Berechnung der Molekulargröfse Resultate erhalten, die einen Zweifel an der einheitlichen Zusammensetzung der Säure und ihrer Salze nicht mehr zuliefsen. Nach der Elementar- Analyse erhält die Säure genau die empirische Formel CgHuO. Zufolge der erhaltenen Resultate sind: In 100 Teilen Pb-Salz: Säure PbO Pb 57,55 42,45 39,40. 104 Bernhard Graf, Zur chemisclien Kenntnis des Dammarharzes. In 100 Teilen Cu-Salz: Säure CuO Cu 77,85 22,15 17,(>8. Auf 100 Teile Säure kommen demnach: Pb 68,46 Cu 22,71. Danach ist die Zusammensetzung der Salze folgende: C H Metall 72,44 10,97 16,58 68,46 Pb 72,44 10,95 16,58 22,71 Cu, aus welcher sich die Molekulargröfse berechnet, wie folgt: Bleisalz: Kui)fersalz: X 3 X 3 C 6 = 18 6 = 18 H 11 = 33 11=33 1=3 1=3 Met. 0,33 = 0,99 = 1 0,359 = 1,077. Vorstehende Tabelle zeigt, daCs die gefundenen Werte für Cu und Pb übereinstimmend die dreifache Gröfse der einfachen Formel verlangen. Vergleicht man die nach den Formeln C^gH^iO^^Pb und Cij^H^jOgCu (nach welchen man sich 2 H durch Metall ersetzt denkt) berechneten Werthe für Cu und Pb mit den gefundenen, so erhält man: Berechnet : Cu 17,69 Pb 41,23. Gefunden: Cu 17,68 Pb 39,40. Nach vorstehenden Ergebnissen besteht also kein Zweifel mehr, dafs in dem Dammarharz eine zweibasische Säure von der Formel C^^HgßOo sich findet. Von Versuchen, den Charakter des Sauerstoffatomes, welches an (nicht durch Metalle ersetzbaren) Wasserstoff gebunden ist, durch Suhstitutionsversuche näher zu erforschen, mufste wegen Mangel an Material vorläufig abgesehen werden. Die Säure, welche nur zu ca. 1 Proz. im Dammarharz vorhanden ist, stellt zerrieben ein gelbliches geruchloses Pulver dar. Sie ist unlös- lich in Wasser, leicht löslich in Alkohol, Äther, Chloroform. Ihre Lösungen röten Lackmuspapier. Sie ist nicht olme Zersetzung schmekbar und vermag nicht, aus. irgend einem Lösungsmittel zu krystallisieren. Sie Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. 105 bildet mit den Alkalien in alkalischem Wasser und in Alkohol lösliche Salze. Ihre mit Erdalkalien gebildeten Salze sind in Alkohol löslich und nur die Salze der Schwermetalle sind weder in Wasser, noch in Alkohol oder Äther löslich. Im weiteren Verlauf der Untersuchung trat nun zunächst die Frage in den Vordergrund, welcher Natur der nach dem Ausziehen der Säure verbliebene Rückstand sei. Derselbe wurde in folgender Weise weiter behandelt: Nach sorgfältigem Auswaschen mit heifsem Wasser wurde der in Alkohol lösliche Theil vollständig ausgezogen (bis eine Probe ergab, dafs nichts mehr in Lösung ging). Was hierbei noch ungelöst blieb, wurde durch Lösen in Benzol, Filtrieren und Eindampfen von Unreinigkeiten befreit. Beide Produkte wurden dann bei 100 vollständig getrocknet. Der durch Alkohol ausgezogene Teil des Rückstandes stellte ein gelbes Harz dar, welches schon bei gewöhnlicher Temperatur erweichte und sich in der Kälte zu einem gelblich -weifsen Pulver zerreiben Hefs. Seine Schmelztemperatur liegt schon bei 610. Die Elementar-Zusammen- setzung geht aus folgenden Bestimmungen hervor: I. IL III. Mittel. C 78,56 78,32 78,35 78,41 H 11,62 11,85 12,05 11,84 O 9,82 9,83 9,60 9,75. Die Frage nun, ob dieser Körper nur eine chemische Verbindung oder ein Gemenge darstellte, mufste vorläufig unerörtert bleiben, denn dafs er sich mit Hilfe von Lösungsmitteln nicht weiter zerlegen liefs, konnte nicht als genügender Beweis für seine einheitliche Zusammen- setzung angesehen werden. Von Wichtigkeit aber war es, festzustellen, in welcher Eigenschaft der Sauerstoff in dem Produkt vorhanden war; ob ihm ein säurebildender Einflufs zukam oder ob er in Form von Alkoholgruppen darin sich befand. Zu diesem Zwecke wurde zunächst das Verhalten des Körpers gegen Basen studiert und zuerst ein Versuch angestellt, bei welchem zugleich eine schon auf Seite 102 erwähnte und noch der Erörterung bedürftige Frage ihre Erledigung finden konnte. Es w^urde dasselbe Experiment ausgeführt, welches Franchimontin Anwendung brachte, um sein Kaliumsalz darzustellen. Etwa 10 g des Körpers wurden mit einer 106 Bernhard Graf, Zur cliemischen Kenntnis des Dammarliarzes. öproz. alkoholischen Ätzkalilösung vier Stunden auf dem Dampfbade erhitzt, dann Wasser zugesetzt und der Niederschlag auf dem Filter gesammelt; das Filtrat wurde zur späteren Untersuchung bei Seite gestellt. Vor allem wurde bei der ferneren Behandlung des Niederschlags auf das Auswaschen die gröfste Sorgfalt verwendet, da das schmelzende Harz heim Erkalten die Flüssigkeit einschliefst und zähe zurückhält. Der Niederschlag wurde deshalb auf dem Dampfbade mehrmals mit Wasser ausgezogen, bis keine alkalische Reaktion mehr zu hemerken war, dann getrocknet und zerriehen und in diesem Zustande nochmals auf dem Filter gut ausgewaschen. Er wurde nun getrocknet und dann in vorschriftsmäfsiger Weise verascht. Bei Untersuchung der Asche hestätigte sich die bereits Seite 102 ausgesprochene Vermutung, dafs mit dem Niederschlag möglicherweise überhaupt kein Kaliumsalz ausfalle, vollständig. Es fand sich in derselben Calcium (vom ursprünglichen Harz herrührend), Kalium aber nicht. War somit auch die An- nahme widerlegt, dafs der Niederschlag ganz oder zum Teil aus einer Kaliumverbindung bestehe, so stand damit noch lange nicht fest, dafs beim Behandeln dieses Körpers mit alkoholischem Kali überhaupt kein Salz gebildet werde. Viel eher als im Niederschlag konnte sich dasselbe im Filtrate befinden. Aber auch hier stellte sich heraus, da beim Übersättigen dieser Flüssigkeit mit Säuren absolut keine Ausscheidung zu bemerken war (herrührend von einer in Freiheit gesetzten Harzsäure), dafs eine Salzbildung nicht stattgefunden hatte. Auch die zur Vergewisserung noch einmal angewendete Behand- lung mit einer 5proz. Lösung von Kaliumcarbonat, welche ja zur Dar- stellung der vorn beschriebenen Säure gedient hatte, schlofs sich in ihrem Ergebnis dem vorhergehenden an. Mit Alkali ging also der Körper keine Verbindungen ein. Danach Uefs sich zwar kaum erwarten, dafs er gegen Schwer- metalle und alkalische Erden ein anderes Verhalten zeigen werde, jedoch wurden auch diese Versuche ausgeführt. Die alkoholische Lösung des Körpers wurde mit den ebenfiills alko- holischen Lösungen der essigsauren Salze der Erdalkali- und Schwer- raetaUe versetzt (ganz so, wie vorn bei der Säure verfahren wurde). In keinem Falle war ein Niederschlag zu bemerken. Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. 107 Aus allen diesen Versuchen kann man demnach mit Sicherheit den Schlufs ziehen, dafs der in Alkohol lösliche Teil des Harzes nicht als Säure bezeichnet werden kann. Es geht aufserdem aus ihnen hervor, dafs die Verseifbarkeit des Dammarharzes mit Alkalien keine so um- fangreiche ist, als man anzunehmen geneigt ist, da ja die durch Alkalien ausgezogene Harzsäure nur einen sehr geringen Teil (1 Proz.) des ganzen Harzes ausmacht. Bin weiterer Aufschlufs über den Charakter des Sauerstoffs in dem durch Alkohol ausgezogenen Produkte war von den sich hieran reihenden Versuclien, Acetylgruppen in den Körper einzuführen und die Anzahl derselben zu bestimmen, zu erwarten. Etwa 10 g des feingepulverten Materials wurden mit Acetylchlorid im zugeschmolzenen Rohr erhitzt. Schon bei gewöhnlicher Temperatur trat eine heftige Reaktion ein und es ftind vollständige Lösung statt. Durch Eingiefsen der Lösung in Wasser wurde die Acetylverbindung als braune, feste, zerreibliche Masse ausgeschieden. Dieselbe wurde durch Auswasclien, Reinigen mit Alkohol und Trocknen bei 100 o in reinem Zustande erhalten und konnte so zur Bestimmung der auf- genommenen Acetylgruppen verwendet werden. Es geschah dies durch Verseifen mit alkoholischer Kalilauge und Titrieren des verbrauchten Atzkalis. Es wurden zwei Bestimmungen ausgeführt und zu jeder genau 1 ,000 g der Verbindung genommen. Die Verseifung geschah mit 10 g einer alkoholischen Kalilauge , von welcher 1 g einem Kubikcentimeter Normal-Salzsäure entsprach, und wurde nach vierstündigem Erwärmen auf dem Dampfbade als vollendet betrachtet. Die Masse wurde mit "Wasser auf dem Damptbade so oft extrahiert, bis der letzte Auszug keine alkalische Reaktion mehr zeigte, und die vereinigten Auszüge mit 10 ccm Normal - Salzsäure versetzt. Die jetzt zum Titrieren der über- schüssigen Salzsäure nötige Menge KOH mufste direkt den Verbrauch desselben zur Bindung der Acetylgruppen angeben. Es wurden verbraucht: bei Bestimmung 1 = 23,3 ccm i ,^ ^^„ Vio- Normal -KOH. „ „ 2 = 23,7 ccm / '^^ Mittel = 23,5 ccm. Die Berechnung ist nun folgende : In 23,5 ccm i/^q - Normal - Kali- lauge ist enthalten 0,131 KOH. Die entsprechende Menge CHg CO, 108 Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. welche also in 1 g der Verbindung' enthalten war, ist demnach 0,103, oder 10,3 Proz. Mit diesem Prozentgehalt ^vurde nun derjenige verglichen, welcher durch Berechnung gefunden wird, unter der Annahme, dafs sämtlicher Sauerstoff an ersetzbare Wasseratome gebunden ist. Aus der Elementar-Analyse des ursprünglichen Körpers wurde die Formel : ^22-^40^2 abzuleiten sein und für die Acetylverbindung die Formel ^ ^ OCHoCO ^22^38 OCH3CO Molekulargewicht der letzteren — 420. Molekulargewicht von 2(CH3CO) = 86. Hieraus berechnet sich unter oben erwähnter Annahme die Menge CH3CO in der Verbindung zu 20,05 Proz. Ein Vergleich ergibt, dafs die gefundene Menge mit ziemlicher Genauigkeit mit der Hälfte der berechneten übereinstimmt. Somit ist nur die Hälfte des in dem Körper enthaltenen Sauerstoffs in Form von Alkoliolgruppen darin vorhanden. In welcher Form der andere Teil darin enthalten ist, entzog sich vorläufig der Untersuchung. Der in Alkohol lösliche Teil des Dammarharzes stellt demnach einen sauerstoffhaltigen Körper dar, der zum Teil einen alkoholartigen Charakter, nicht aber den einer Säure trägt. Was nun den Teil des Harzes betrifft, welcher bei der Behandlung mit Alkohol ungelöst geblieben war, so stellte derselbe ein weifses, sprödes, leicht zu einem feinen Pulver zerreibliches Harz dar, dessen Schmelzpunkt sich nach drei übereinstimmenden Bestimmungen zwischen 1440 und 1450 befand. Seine Elementar-Zusammensetzung ergab sich aus folgenden Analysen: I. II. m. Mittel. c 85,84 85,96 86,06 85,95 H 12,12 12,36 12,43 12,30 2,04 1,68 1,51 1,75. Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. 101) Die mit diesem Körper angestellten Versuche waren, da ja der Sauerstoflfgelialt ein ilufserst geringer ist, im wesentliclien darauf ge- richtet, eine sauerstofffreie Verbindung daraus zu erhalten. Beim Lösen in Petroläther stellte sich heraus, dafs ein kleiner Rückstand blieb. Es wurde deshalb filtriert und das erhaltene Produkt bezüglich seiner Elementar - Zusammensetzung untersucht. Es ergaben sich im wesentlichen dieselben Verhältnisse. Bei einem zweiten Versuche wurde zunächst ein vollständig von sauerstoffhaltigen Körpern freier Petroläther durch Behandlung mit metallischem Natrium hergestellt. In diesem wurde dann das Harz- pulver gelöst und beobachtet, ob diese Lösung beim Hinzufügen von metallischem Natrium (in kleinen blanken Stückchen) eine Reaktion erkennen liefs. Das war nicht der Fall, die Natriumstücke blieben vollkommen metallglänzend und eine zum Überflufs vorgenommene Verbrennung bestätigte auch, dafs mit dem Körper keine Veränderung vorgegangen war. Bei einem letzten Versuche wurde dieser Harzbestandteü nochmals einer Behandlung mit konzentrierter Atzkalilösung unterworfen. Das Filtrat gab auf Säurezusatz keine Ausscheidung und auch hier schlofs sich das Resultat der Elementar- Analysen vollständig denen der anderen Versuche an. Die Ergebnisse aller dieser Experimente, welche sowohl mit ursprünglichem Harze als auch mit dem nach Ausziehen der Säure verbliebenen Rückstande gemacht wurden, sprechen also gegen die Existenz eines reinen Kohlenwasserstoffs im Dammarharz. Im übrigen zeigt sich der in Alkohol unlösliche, sauerstoffarme Teil des Dammarharzes, wie aus den vorhergehenden Experimenten hervor- geht, gegen chemische Agentien, welche ihn nicht vollkommen zersetzen, ziemlich indifferent und ohne aasgeprägte chemische Eigenschaften, welche ihn in irgend eine Klasse von Verbindungen verwiesen. Zum Schlufs wurden nun noch die durch Einwirkung verschiedener Agentien entstehenden Zersetzungsprodukte des Harzes einer Betrach- tung unterzogen. Es wurden zunächst die durch Oxydation mit konzentrierter Salpeter- säure entstehenden Produkte in verschiedenen Stadien der Einwirkung untersucht. Es konnte nur die Bildung von Oxalsäure in ziemlicher 110 Bernhard Graf, Zur chemischen Kenntnis des Dammarharzes. Menge nachge^viesen werden. Pikrinsäure, überhaupt Nitrokörper, waren in keinem Falle zu beobachten. Eine Oxydation mit Kaliumpermang'anat wurde in der Weise aus- geführt, dafs das in einer verdünnten Atzkalilösung suspendierte Harz- pulver nach und nach unter Erwärmen mit einer nicht zu konzentrierten Lösung von Kaliumpermanganat versetzt wurde, bis die Reaktion beendet war. Aus dem Filtrate schied sich auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure in grofser Menge eine Harzsäure aus, welche nach den Elementaranalj'sen einen wesentlich höheren Sauerstoffgehalt zeigte und deren Zusammensetzung der Formel Co^Hu^g^e entsprach. Der Schmelz- punkt derselben lag bei 1200. Es folgte jetzt eine trockene Destillation des Harzes. Bei dieser büdete sich in reichlicher Menge ein grünes, fluorescierendes Öl, dessen Hauptmenge zAvischen 200 bis 2500 überging, welches aber keine konstant siedende Fraktion lieferte. Die elementare Zusammensetzung desselben war C = 84,95, H = 11,63, = 3,42. Das mit dem Öl geschüttelte Wasser zeigte saure Reaktion. Es WTirde neutralisiert, eingedampft und der Rückstand mit konzentrierter Schwefelsäure versetzt. — Geruch nach Buttersäure. Die trockene Destillation mit Zinkstaub lieferte ebenfalls ein fluorescierendes Harzöl und aufserdem in reichlicher Menge ein mit leuchtender Flamme brennendes Gas. Das letztere A\Tirde bei der Unter- suchung als Methan erkannt. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen sich folgendermafsen fest- stellen : Eine Säure ist in dem Dammarharz , entgegen früheren An- schauungen und Untersuchungen, in nur geringer Menge (1 Proz.) vor- handen. Dieselbe entspricht der Formel ^18^33^3 und ist, da nur zwei Wasserstoffatome durch Basen ersetzt werden können, eine zweibasische. Den übrigen Bestandteilen des Harzes, von denen der in Alkohol unlösliche Teil ca. 40 Proz., der in Alkohol lösliche ca. 60 Proz. aua- W. Brandes, Prüfung des Kreosots. 111 macht, kann, ebenfalls früheren Anschauungen entgegen, kein bestimmter chemischer Charakter, am wenigsten, nach dem Verhalten den Basen gegenüber, der von Säuren zugesprochen werden. Dem in Alkohol lös- lichen Teil des Harzes darf vorläufig die Molekularformel C.20H42O2 ge- geben werden, in welcher ein Alkoholhydroxyl anzunehmen ist. Schmelz- punkt 610. Die Anwesenheit eines reinen Kohlenwasserstoffs mufs nach allen angestellten Versuchen in den jetzt im Handel befindlichen Sorten des Dammarharzes verneint werden. Der in Alkohol unlösliche Teil des Harzes ist nicht sauerstofffrei^ besitzt den Schmelzpunkt 144 bis 1450. Präfnng des Kreosots. Von W. Brandes, Hannover. Bei der Bedeutung, welche das Kreosot in der letzten Zeit als Arzeneimittel gewonnen hat, ist es gewifs ein berechtigter Wunsch der Arzte, auch stets ein reines Kreosot mit Sicherheit in allen Apotheken erhalten zu können. Dies kann jedoch nur dann geschehen, wenn die Prüfung der Pharm. Germ, derartig ist, dafs die Reinheit des Kreosots unzweifelhaft dadurch festgestellt wird. Daraufhin habe ich mir die Prüfung des Kreosots, wie sie die Pharm. Germ. Ed. H vorschreibt, näher angesehen und bin dabei zu folgenden Resultaten gekommen: Der grofse Spielraum, den die Pharmacopoea bezüglich des spez. Gewichts 1,030 bis 1,080 gestattet, mufs auffallend erscheinen und ist auch, wie ich später nachweisen werde, nicht gerechtfertigt. Die Probe der Pharmacopoea, Kreosot mit gleichviel Atznatron- lauge zu mischen, bedarf einer Änderung, da dadurch nicht mit Be- stimmtheit erkannt werden kann, ob noch indifferente Öle im Kreosot ent- halten smd, denn die Lauge ist zu konzentriert und entspricht auch nur etwa der halben Sättigungsmenge. Zu sicheren Schlüssen führt jedenfalls die von Hartmann und Hauers angegebene Prüfung, wonach 4 ccm Wasser, 4 ccm Natronlauge und 2 ccm Kreosot gemischt werden. Es muls eine vollkommen klare, hellgelbe Lösung entstehen, eine Trübung würde indifferente Öle, eine Bräunung Nebenbestandteile aus dem Holzteer anzeigen. 112 W. Brandes, Prüfung des Kreosots. Bei der Kollodium-Probe der Pharmacopoea ist darauf zu achten, um falsche Schlüsse zu vermeiden, dafs das Kollodium nicht sauer und das MLschgefäfs vollkommen trocken ist. Reines Kreosot wird die Prüfung der Pharmacopoea mit Ätz- aramonflüssigkeit nicht aushalten, es wird stets mehr Kreosot, als die Pharmacopoea vorschreibt, von der Atzammonflüssigkeit gelöst werden. Zweifellos Avird dieses bewiesen durch Ausführung der Ammoniakprobe mit reinem Gruajakol und reinem Kreosol, den beiden 'hauptsächlichsten und seinen Wert bestimmenden Bestandteilen des Kreosots. Ver- gleichende Versuche gaben folgendes Resultat: 2ccmGuajakol und 20 ccm NH3 lös. = 1/4 ccm helle Abscheidung. 2 „ Kreosol . 20 „ n n ^^ 11 n " n 2 „ kryst. Phenol „ 20 „ n ,. = klare Lösung. 2 „ sog. lOOproz.flüss. Phenol ■• 20 , n .. = klare Lösung. 2 ccm sog. 100 proz. flüss. Phenol (kresolhalt.) . 20 „ n „ = 1/4 — i/.j ccm dunkle Absch. Nicht ganz reines Kreosot, aus dem Holzteer enthält, hält die Probe der Pharmacopoea bisweilen aus. Diese Prüfung müfste daher entsprechend abgeändert werden. Da sie nach obigem aber auch dann keinen Wert beanspruchen kann, so läfst man sie am besten ganz wegfallen. Die Gewähr, dafs weder Phenol (Carbolsäure) bezw. Kresol (Kresylalkohol) noch ein damit ver- unreinigtes Kreosot vorliegt, bietet die Glycerin-Probe der Pharmacopoea. Diese ist sicher, ja mittels derselben läfst sich beigemengtes Phenol fast quantitativ bestimmen. Aufser diesen Proben der Pharmacopoea ist vielleicht noch folgende, von Hartmann und Hauers angegebene, bei der Prüfung des Kreosots zu berücksichtigen. Werden 2 ccm Kjreosot, 4 ccm Petrolbenzin und I ccm einer kalt gesättigten Ätzbarj^lösung geschüttelt, so darf weder die Benzinlösung eine blaue oder schmutzige, nocli die wässerige Lösung eine rote Farbe annehmen. Die Farbenreaktionen würden an- zeigen, dafs noch fremde Nebenbestandteile (also noch andere als indifferente Öle) des Buchenteers vorhanden sind, also das Kreosot nicht genügend gereinigt w^urde. Wird diese Probe in der beschriebenen Weise ausgeführt, so wird man finden, dafs sich die Mischung entweder in drei Schichten Atz- barytlösung, Kreosot und Benzin, oder nur in zwei Schichten Atz- W. Brandes, Prüfung des Kreosots. 113 Barji;lösung und in eine Lösung von Kreosot in Benzin scheidet. Dieses verschiedene Verhalten erklärt sich aus folgendem: In Benzin ist reines Guajakol unlöslich, reines Kreosol löslich. Bei dem im Kreosot vorhandenen Gemenge beider kann die Lösung durch das Kreosol bis zu einem gewissen Grade vermittelt werden. Die Lösung tritt niclit mehr ein, wenn entweder ein an Guajakol besonders reiches, oder ein phenol- bezw. kresolhaltendes Kreosot vorliegt, da Phenol, bezw. Kresol, sowohl für sich als beigemengt im Benzin unlöslich sind. Hat man sich durch die Glycerin - Probe von der Abwesenheit des Phenols und des Kresols überzeugt, so ist durch die Unlöslichkeit ein Guajakol-Reichtum bewesen. Nach obigen Proben habe ich verschiedene Handelssorten des Kreosots untersucht und das Verhalten derselben in folgender Tabelle (s. folgende Seite) verzeichnet. Vergleicht man in dieser Tabelle die Kreosote No. 1 und No. 5, so mufs es in hohem Grade auffallen, dafs No. 5 zwar alle Prüfungs- vorschriften der Pharmacopoea erfüllt, aber durch sein geringes spez. Gewicht so bedeutend von No. 1 abweicht, Kreosot soll im wesentlichen ein Gemenge von Guajakol und Kreosol sein. Diese beiden Körper sind seine wirksamen Bestandteile und bestimmen seinen Wert. Nun hat reines Guajakol ein spez. Ge- wicht 1,117 bei 15 0, reines Kreosol ein spez. Gewicht 1,089 bei 130. Es geht also hieraus schon hervor, dafs gutem Kreosot ein hohes spez. Gewacht zukommt, in No. 5 unmöglich ein solches vorliegen kann und dieses etwas ganz anderes sein mufs. Sieht man sich darauf die Prüfungs- vorschriften der Pharmacopoea an, so mufs man zu der Überzeugung gelangen, dafs eine Reaktion auf Guajakol und Kreosol darin überhaupt fehlt. Eine solche existiert aber in der von Hlasiwetz angeführten Eigenschaft des Guajakols und Kreosols: in Alkohol schwer lösliche Kaliumsalze zu bilden." Zum Nachweis dieser Körper im Kreosot be- reitet man sich eine alkoholische Kalilösung, indem man 50 g KaJi- hydrat in Stängeln (aus Alkohol gereinigt) in 200 g bestem rekti- fiziertem Alkohol von 96 Proz. Tralles löst. 10 ccm dieser alkoholischen Kalilösung -vN-urden mit 1 ccm Kreosot (No. 1 der Tabelle) durchschüttelt, es erstarrte der ganze Inhalt des Probierröhrchens nach einiger Zeit zu einer festen krj-staUischen Masse. Die gleiche Probe mit dem durch sein geringes spez. Gewicht verdächtigen Kreosot (No. 5 der Tabelle) angestellt, ergab dagegen eine ganz flüssige Masse ohne die geringste Ausscheidung. Arch. d. Pharm. XXVII. Bds. S.Heft. 8 114 W, Brandes, Prüfung des Kreosots. ZJ- 1 .^ pr _tS )-^ p • ' Aus einer nderen deuts Kreosot-Fab — ' 1— > i_i ^5 fZ) .og.- o o o C5 ^4 CT? er er •-< ?2 ^1 »53 1 CD g CS B P B-cr o] B 3 o c+ c-t- >-< Ct> CD w HJ CD CS 05 M p CD •-t P SSI ^1 »-••Oh* M M ►-• HJ H-. C^ B TO tr-fr rj- B: tjq trj^ tw er 0^ Jt?' dq' '^ 00 P^ Qj 00 ^C^ T) £.«> 00 00 0: B^ 0: 03 00 00 CO .-B g-o ö ^^S-2 Bt CT' ^'^ oo B ^1^ rt- 2 0^ o_ • er ' O 50 B o 00 B irr CS CS*- tr'S' oo E 2iS 5 i= M B t7^ B S c O: r+ tL 00 CD 5^ B ^2- B E tr 00 2=^=2. g CD sj- CD 1:;^? £ g « ?r B B B' 3- 'J'P i^ =" CD ö ST ^ »SB 1 B^ £5 ^ Cl» 00 I crq »^ O-re P: O- CTQ M er; CD cT gleic förmi Misch SO 2.B 2. Qo '2 ^^ 2 CD er? ?■ B 2- cn5 V goQ B- g(jq er • • B 2.2 ^ S- B CD c3 B wa der te Teil in ;ainmon- ssigkeit öslich 2 o c:2 0: 00 s ■-< 05 <» S „. k- S-B CD C: t» p '^ 2 er 5 5'jQ ^ Ä o ^ :^ T5 S Wo (0 O' p B' • p 00 B ?rB CJQ 1 s « 1 CD ^P C !??2 -< '^ 2- Et W r^S^iS B ^ B S. ?rB 5 CP5 . CD e 0: c ^3Q co_a5 ^, J5 g ''^ b" S- Z < 'S cb (t, CTß STb '^ B V" 3 5» S 3 '-' CD rt- p reosot bleibt blos in Benzin elöst, Baryt- sung farblos. \V. Brandes, I*rüfung des Kreosots. 115 Somit enthält das Kreosot No. 5 gar kein Guajakol und kein Kreosol. Da durch die ausgeführten Prüfungsvorschriften der Pharmacopoea ferner nachgewiesen wurde, dafs weder Phenol noch Kresol in ihm vorhanden sind, so wird es im wesentlichen aus Homologen des Kresols bestehen: Xylenol, Phlorol, deren Siedepunkt dem des Kreosols gleicht und welche von Tiemann und anderen in den Holzteerdestillaten nachgewiesen wurden. Das spez. Gewicht von Xylenol, Phlorol ist etwa 1,036, be- kräftigt also diese Annahme. Bedenkt man, dafs ein solches Kreosot, dem der wirksame Teil fehlt, also seinen Namen gar nicht mehr verdient, nach den jetzigen Vorschriften der Pharmacopoea ungehindert zur inneren Anwendung gelangt, so tauchen die allerschwersten Bedenken auf. Eine solche Ware macht ja den Heilerfolg unmöglich und schädigt zugleich den Ruf wirklichen Kreosots, da der wahre Grund eines solchen Mifserfolges nie zur Kenntnis des Arztes gelangen würde. Es ergibt sich daher die dringende Notwendigkeit, die Prüfungs- vorschriften der Pharmacopoea in beregter Weise zu ändern und zu vervollständigen. Ein wie wichtiges Merkmal der Reinheit das spez. Gewicht ist, wird in obigem genügend dargethan. Man sollte daher vorschreiben, dafs es mindestens 1,070 bis 1,080 betragen müsse. Die ferner dringend gebotene Prüfung mit alkoholischer Kali- lösung möchte in folgender Fassung empfehlenswert sein: Werden 10 ccm alkoholischer Kalilösung (in angegebener Weise bereitet) mit 1 ccm Kreosot durchgeschüttelt, so mufs die ganze Masse nach einiger Zeit zu einem festen krystallinischen Kuchen erstarren, welcher nach einer halben Stunde, wenn die Reaktionswärme geschwunden, eine solche Festigkeit haben soll, dafs er auch beim kräftigen Schütteln unverändert bleibt. Werden in beregter Weise die Vorschriften der Pharmacopoea verbessert und vervollständigt, so' wird die dringend nötige Sicherheit gegeben sein, dafs nur wirkliches Kreosot zur Verwendung gelange. Alsdann wäre es auch an der Zeit, die stärkste Einzelgabe und stärkste Tagesgabe der Pharmacopoea zu ändern, nachdem von Huse- mann nachgewiesen ist, dafs Kreosot keine giftige Einwirkung auf den tierischen Organismus auszuüben im Stande ist, und infolgedessen von den Ärzten das Kreosot in grofsen Gaben verordnet wird. 116 Emil Pfeiffer, Aufsicht des Pilzmarktes. Aufsicht des Pilzmarktes. Von Dr. Emil Pfeiffer- Jena. Im Jahre 1888 wurden in Jena nachfolgende efsbare Pilze zu Markte gebracht: Lorchelpilze (Helvellaceen). Helvella esculenta Pers., Lorchel, Steinmorchel. Morchella esculenta Pers., die gewöhnliche Morchel in der gelblich-grauen rundlichen und der grünlich dunkleren, kegelförmigen Varietät. Stengelpilze (Clavariaceeu). Sparassis crispa Fries., der echte Ziegenbart, mit flachen, lappenförmigen Zweigen. Ciavaria flava Pers. ] . ,,.,„. , , „ I mit rundlichen Zweigen, auch als Ziegenbart, ^ ',. ^ I besser aber als Stengelschwamm bezeichnet. „ Botrytis Pers. I Stachelpilze (Hydnaceen). Hydnum imbricatum Linn., Hirschschwamm, Rehschwamm. ,, repandum Linn., Stoppelpilz. Poren- oder Löcherpilze (Polyporeen). Polyporus confluens Fries., Semmelpilz. „ ovinus Schaeff., Schafeuter. Boletus edulis Bull., Steinpilz. „ scaber Fries., Kapuzinerpilz. ,, granulatus Linn., Schmerling. „ luteus Linn., Ringpilz. Blätter- oder Lamellenpilze (Agaricineen). Cantharellus cibarius Fries., Gelbschwämmchen , Eierschwämmchen, Pfifferling mit leistenförmigen Lamellen. Psalliota campestris Linn., der echte Champignon mit vollem Stiel. „ edulis Krombh., Champignon mit hohlem Stiel. Emil Pfeiffer, Aufsicht des Pilzmarktes. 117 Lactarius volemus Fries., Bratling', von den Verkäufern als Milcli- schwamm bezeichnet. Anderwärts werden noch einige, hier aber seltene Pilze, so die Mousserons, Marasmius scorodonius Fries, und Clitopilus Prunulus Pers., der Eierschwamm oder Schwefelpilz, Polyporus sulfiireus Fries, und andere, zu Markte gebracht. Die Zahl der efsbaren Pilze ist auch wesentlich gröfser, aber viele derselben sind nicht essenswerth und mit ihrer Heranziehung auf den Pilzmarkt würde die Zahl der möglichen Verwechselungen gleich bedeutend anwachsen. Von den obigen Speisepilzen bevorzugt der Boletus granulatus und in fast gleichem Grade auch die Psalliota edulis die um Jena vorhandenen Kalkberge (auf Schieferboden kommt ersterer fast gar nicht vor); alle übrigen geben dem die Saale aufwärts auf die Höhe gelangten Sandstein den Vorzug. Helvella esculenta, Sparassis crispa, Polyporus confluens und ovinus, Boletus edulis werden ausschliefsüch, Psalliota campestris und Cantharellus cibarius ebenfalls fast nur von dort dem Jenaischen Markte zugeführt. Cantharellus cibarius und Boletus edulis, welche auf dem Sandstein die Nadelwälder bevorzugen, kommen bei Jena nur in Laubwäldern, auch immer nur einzeln vor und zeichnen sich durch eine hellere Hutfarbe vor den in Nadelwäldern gewachsenen aus. Der Boletus edulis wird hierdurch dem gerade auf unseren Kalkbergen nicht seltenen giftigen Boletus Satanas Lenz (Satanspilz) ähnlicher, welcher sich bei sonst gleichem Habitus, dick- bauchigem Stiel, von dem Boletus edulis durch das nicht weifsbleibende, sondern, wenn auch nur vorübergehend, eine schwachröthliche oder violette Färbung annehmende Fleisch, die an der Mündung roth an- gehauchten Röhren und die nicht braune, sondern gelbliche, nach unten blutrote, netzaderige Striegelung des Stieles unterscheidet. An Verwechselungen und Verfälschungen der efsbaren Pilze hatte ich m früheren Jahren mit Lorcheln vermengt mehrmals, der Unkenntlich- machung halber in Stücke gebrochen, einzelne Exemplare von Schüssel- pilzen, Peziza venosa Pers., Pez. repanda Wahl, und Pez. Acetabulum Linn. gefunden. In diesem Jahre war namentlich ersterer sehr ver- breitet und wurde zum ersten Male in ganzen Exemplaren körbchen- weise als „flache Morchel" zum Verkauf angeboten. Eine äufsere Ähn- lichkeit mit der Lorchel tritt erst ein, nachdem der anfänglich tulpen- förmige Pilz sich tellerförmig verflacht und mm die vorher nur innen 118 Emil Pfeiffer, Aufsicht des Pilzmarktes. vorhandene braune Färbung an die Oberfläche gekehrt hat. Während die Morchel und Lorchel in entwickeltem Zustande immer einen hohlen Stiel haben, ist letzterer bei obigen Schüsselpilzen durch eine meist sehr kurze, unregelmäfsig gestaltete, nicht hohle Fleischmasse vertreten, mittels deren der Püz am Bodengeflecht ansitzt. Zur Unterscheidung von Bruchstücken dient am besten der fade, wässerige Geschmack; nur die Peziza Acetabulum hat einen geringen der Morchel ähnelnden Ge- schmack, ist dagegen knorpelig und härter, kann also ebensowenig die Morcheln ersetzen. Lediglich aus Unachtsamkeit fand sich unter jungen Steinpilzen ein noch geschlossenes Exemplar eines Blätterpilzes, Phleg- macium multiforme Fries. (Phlegm. turbinatum Sow.), der Abteilung Cortinarius zugehörig; in Weimar wurde später der nämliche Pilz in jungen Exemplaren als brauner Champignon zu Markte gebracht, ob- schon er bei seinem kreiseiförmigen Stiel und den nie rötlichen Lamellen mit dem lang- und hohlstieligen braunen Waldchampignon Psalliota silvatica Schaeff. nicht die geringste Ähnlichkeit hat. In gleicher Zeit wurde in Jena mehr versuchsweise und ohne IS'amen ein Körbchen des jung ebenfalls nicht unappetitlichen Phlegmacium decolorans Pers. zu Markte gebracht. Unter echten Champignons fand sich ein Exemplar des giftigen Knollenblätterpilzes Amanita phalloides Fries. Auf die Verwechselung mit diesem sehr giftigen, auch weifser Fliegen- pilz genannten, Schwamm ist umsomehr zu achten, da derselbe gerade mit der Psalliota campestris häufig den Standort gemein hat und der Unterschied der weifsen und roten Lamellen bei jungen Exemplaren noch nicht so ausgesprochen ist. Als bestes Merkmal dient hier die weichere Beschaffenheit der später sogar schmierig sich anfassenden Amanita phalloides. Mit Ciavaria flava wurde auch einmal ein besonders üppig entwickeltes Exemplar des knorpeligen orangefarbenen Hörnlings, Calocera viscosa Fries., gebracht, der als giftig bekannt ist, durch den Mangel eines fleischigen Strunkes mit den efsbaren Clavarien aber kaum verwechselt werden kann. Der verdächtige Cantharellus aurantiacus Fries., der im Jahre 1885 einmal auf den hiesigen Markt gebracht wurde (Archiv d. Pharm. 1888, p. 885), war in diesem Jahre höchst selten, während der Canth. cibarius von Ende Juni bis Ende August so massenhaft auftrat, dafs eine Verfälschung gar nicht gelohnt hätte, wohl aber mufsten gegen Ende dieser Zeit wiederholt alte halbverdorbene Gelbschwämmchen zurückgewiesen werden, da solche beim Genufs leicht Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Auch die Morcheln, Emil Pfeiffer, Aufsicht des Pilzmarktes. 119 Lorcheln und Schüsselpilze können durch einen derartigen, durch Fleckig- werden und Erweichung sich kennzeichnenden Übergang leicht schädlich werden, und in einzelnen Fällen mag dies wohl zur Ursache von Ver- giftungen durch erstere geworden sein. Die vor einigen Jahren bekannt gewordenen Vergiftungsfälle lassen sich einfacher durch die falsche Zubereitungsweise erklären, denn diese Pilze wurden dort im Schaffen gebraten, wobei der nachweislich in ihnen vorhandene scharfe Stoff künstlich konzentriert wurde, während er beim Zusatz derselben zu Ragouts, Suppen und dergleichen immer in hohem Grade verdünnt und damit unschädlich wird. Das vorherige kochende Brühen der Morcheln und Lorcheln ist der vollständigen Entfernung des Sandes halber immer zn empfehlen, das vom Sande abgegossene Brühwasser darf aber nicht weggegossen werden, da es einen guten Teil das Geschmacksprinzips enthält. Empfindlichen Mägen ist beim Genufs von Pilzen immer Vor- sicht zu empfehlen, namentlich der Semmelpilz oder ältere Exemplare der Clavarien können denselben leicht Beschwerden veranlassen; daher ist es auch besser, die Pilze immer im Gemenge mit anderen weniger nahrhaften Speisen, so mit grünen Bohnen, Kohl- und Krautarten, Kartoffelstückchen u. s. w., zuzubereiten. Als besondere Erfahrung bei der Aufsicht über den Pilzmarkt ergab es sich, dafs die Frauen aus dem Holzlande, welche den gröfseren Teil des Jahres im Walde sich beschäftigen, die obengenannten efsbaren Pilze recht gut kannten und dafs einzelne, welche einmal als Ersatz eines gern gekauften Pilzes einen anderen ähnlichen zu Markte brachten, sich dessen Avohl bewalst waren. Auf eine Gewähr, ob derselbe auch efsbar oder essenswert sei, kam es ihnen dabei freilich nicht an, sondern nur darauf, ob er gekauft wird, denn so lange sie nicht eines Besseren belehrt worden sind, vertreten sie den Standpunkt, dafs der Städter nicht kaufen soll, was nicht gut ist. So wurden von mir in früheren Jahren bereits der auf dem Sandstein vorkommende Lactarius rufas Scop., so\Nie die auch auf dem Kalkboden sehr häufigen Hebeloma crustuliniformis Bull. (Heb. fastibiUs Pers.) und Tricholoma albo-brunneum Pers., welche alle drei als verdächtig zu betrachten sind, zurückgewiesen, als man sie versuchsweise zu Markte gebracht hatte. Als weiterer Punkt, der zu bekämpfen ist, kommt noch hinzu, dafs die Verkäufer derartige oder auch die weniger gesuchten PUze mit den Namen der gern gekauften Pilze belegen, um das Publikum anzulocken; so wird aus dem echten Ziegenbart eine Herbstmorchel, mit der derselbe nicht 120 B. Bosetti, Über Ammoniumbromid. die geringste Ähnlichkeit hat, der Semmelpilz und Kapuzinerpilz werden zum Steinpilz und der Schüsselpilz zur flachen Morchel. Anders ist es mit denen, die nur gelegentlich einmal Pilze, und dann eben nur die bekannteren, als Morcheln, Gelbschwämmchen, Stein- pilze und Champignons, zu Markte bringen. Diese Leute haben meist zu wenig Auge für die Unterscheidung der einzelnen Pilze, sie werden daher in gutem Treu und Glauben auch einen zufällig dabei stehenden sehr giftigen Pilz mitbringen, was bei den sogenannten Holzleuten nicht vorkommt. So war es mit der oben erwähnten Amanita phalloides der Fall, und eine andere derartige Frau brachte im August, angelockt von dem Verdienste, aber ohne jede Kenntnis, einen ganzen Korb voll Pilze, die dem damaligen Vorkommen unserer Laubwälder entsprechend aus dem verdächtigen und äufserst scharfen Lactarius piperatus Linn.. der verdächtigen und übelriechenden Russula foetida Pers. und wenigen grofsen Exemplaren des hellhutigen Cantharellus cibarius bestanden. Da letztere Frauen nun gerade in den Reihen der sonstigen Ver- käuferinnen zerstreut sitzen, können sie sich leicht der Beaufsichtigung entziehen oder übersehen werden. Deshalb ist es für die städtischen Behörden von gröfster Wichtigkeit, sämtlichen Pilzverkäuferinnen einen getrennten Verkaufsstand anzuweisen, etwa mit den Holzleuten zu- sammen, wobei sie sich dann schon untereinander auf unzulässige Pilze aufmerksam machen werden. In zweiter Linie ist den Verkäufern aber einzuprägen , dafs sie nur gänzlich unverdorbene, von Ansehen und Geruch appetitliche Pilze zu Markte bringen, die ihnen dem richtigen Namen nach bekannt sein müssen und die sie gegebenen Falles bereit sind, sofort selbst zu verzehren. Geschälte, getrocknete oder sonstwie konservierte Pilze, welche hierbei meist unkenntlich geworden sind, sollen nie von den Sammlern direkt zu Markte gebracht, sondern nur unter der Aufsicht damit vertrauter Personen hergestellt werden. Über Ammoniumbromid. Von Dr. E. Bosetti - Helfenberg bei Dresden. In einer früheren Thätigkeit habe ich Gelegenheit gehabt, Ammo- niumbromid in grösseren Mengen darzustellen und dabei Erfahrungen zu sammeln, welche den Beobachtungen K. Thümmel's,! nach welchen. 1 Archiv d. Pharm. 1888, p. 1124. 11. C. Vielhaber, Hydrargyrum oxydatum rubrum. 121 entgegen denAngaben von Ernst Schmidt's Lehrbuch derpharm. Chemie, beim Eintragen von Brom in Ammoniak keine sauerstoffhaltige Verbindung* entsteht und nach welchen Bromammonium bei der Aufbewahrung keine Gelbfärbung" erleidet, direkt "vvidersiirechen. Beim Eintragen von Brom in Ammoniak, gleichgiltig ob letzteres im Überschufs vorhanden ist oder nicht, entsteht immer ein sauerstoff- haltiger Körper, denn wenn man eine solche frisch bereitete, farblose Lösung mit verdünnter Schwefelsäure übersättigt, so entsteht eine starke Gelbfärbung, wovon sich jeder leicht durcli einen kleinen Versuch überzeugen kann! Die entstehende Verbindung — ob unterbromigsaures oder brom- saures Ammonium, mufs dahingestellt bleiben — ist sehr unbeständiger Natur, da sie sich beim Eindampfen der Lösung im Wasserbade zersetzt. Bei der Darstellung des Präparates in kleineu Quantitäten ist diese Zersetzung eine vollständige, beim Arbeiten mit gröfseren Mengen kann es vorkommen, dals dem Produkte geringe Beimengungen dieser sauer- stoffhaltigen Verbindung anhaften ; letztere scheinen das Präparat zur Gelbfärbung, wie ich sie öfter beobachtet habe, bei Luft- und besonders Lichtzutritt vorwiegend zu disponiren. Ich kann demnach den Angaben oben erwähnten Lehrbuches über Ammoniumbromid (Seite 485) nur beipflichten. Ich benutze die Gelegenheit, auf eine Verunreinigung des Am- moniumbromids hinzuweisen, welche ich an einem Präparate zu beobachten Gelegenheit hatte, welches von einer Handlung photographischer Pro- dukte als gänzlich ungeeignet für ihre Zwecke zurückgewiesen und mir zur Prüfung übergeben worden war, nämlich auf die mit Ammonium- siüfat. Im Schmidt'schenifehrbuche finde ich auch diese Verunreinigung berücksichtigt, Pharm. Germ, und Pharmakopöe-Kommission lassen nicht darauf fahnden. Bydrarg^yrum oxydatnm rubrnm. Von H. C. Vielhaber in Soest. Schon vor längerer Zeit, kiu"z nachdem die Pharmakopöe- Kommission bei den Veröffentlichungen ihrer Arbeiten über die einzelnen 122 H. C. Vielhaber, Hydrargyrum oxydatum rubrum. in die neue Pharmakopoe aufzunehmenden Arzeneikörper auch ihre Neu- bearbeitung des Hydrargyrum oxydatum rubrum bekannt gegeben hatte, lenkte ich die Aufmerksamkeit der Herren Kollegen und Fabrikanten chemischer Präparate auf eine Verunreinigung hin, welche sich so häufig zeigt, dafs ich die Wiederholung hier für angezeigt halte. Es ist mir nämlich bei sehr vielen Apothekenrevisionen, die ich im hiesigen Arnsberger Regierungsbezirke als Korrevisor ausgeführt habe, aufgefallen, dafs das in den Apotheken vorhandene rote Queck- silberoxyd sehr oft eine Verunreinigung durch, meiner Ansicht nach, nicht hineingehörendes metallisches Quecksilber zeigte. Bei früheren Revisionen, als noch die erste deutsche Pharraakoi)öe in Geltung war, war mir die genannte Verunreinigung des Quecksüberoxyds, so viel ich mich noch erinnern kann, nicht vorgekommen, auch ging es mir bei Prüfung genannten Präparates meist darum, zu sehen, ob es fein genug präpariert war und nicht noch unzersetztes salpetersaures Salz enthielt; ich brachte dazu meist etwas des Präparates auf die Oberfläche der Hand, da, wo Daumen und Zeigefinger verbunden sind, und zerrieb es dann mit dem Zeigefinger der anderen Hand. Zeigt sich bei diesem Verreiben Widerstand oder läfst sich etwas kratzendes wahrnehmen, so sieht man in der Regel noch unzersetzte Teilchen oder Bruchstücke von salpetersaurem Salz, die mit der Lupe gut als solche erkannt werden können. Bei dergestalt angestellten Prüfungen habe ich zu meiner Überraschung oft schon mit blofsem Auge die spiegelnden Kügelchen des metallischen Quecksilbers gefunden, nicht allein in dem noch salpetersaures Salz enthaltenden, sondern auch im hinlänglich fein präparierten Oxyde, welches die Eigenschaften eines sonst guten Präparates zeigte. Wenngleich in der Behandlung dieses Körpers in der ersten deutschen Pharmarkopöe über eine Verunreinigung des roten Queck- silberoxydes mit regulinischem Quecksilber nichts zu finden war, und wenn auch in der noch in Geltung stehenden zweiten Ausgabe der deutschen Pharmakopoe, wie auch in dem Entwürfe der Pharmakopöe- Kommission für eine dritte Ausgabe nur dadurch, dafs angegeben Ist, das rothe Quecksilberoxyd solle in verdünnter Salz- und Salpetersäure leicht löslich sein, darauf geschlossen werden kann, da£s eine derartige Verunreinigung unzulässig ist, so ist hiermit eigentlich zu wenig gesagt, ßs hätte wenigstens noch der Grad der Verdünnung der Salpetersäure angegeben sein müssen. Die letzte, siebente, preufsische Pharmakopoe H. C. Vielhaber, Ilydrargyrum oxydatum rubrum. 123 forderte mit diiiTen Worten, dafs das rote Quecksilberoxyd frei von metallischem Quecksilber sein solle, und ich glaube, dafs man auch jetzt noch diese Forderung stellen kann und mufs, umsomehr, weil es nicht zu schwierig ist, dieselbe zu erfüllen, und ferner auch deshalb, weil dieserhalb gefragte Arzte mir gegenüber behaupteten, dafs die Wirkung des Oxydes durch darin befindliches metallisches Quecksilber beeinträchtigt werden würde. Nachdem ich diese Verunreinigung des roten Quecksilberoxydes häufiger gefunden hatte, erkundigte ich mich bei den Herren Kollegen stets nach dem Ursprung des Präparates, ebenso aber auch, wenn ich dasselbe gut befunden hatte, und bekam in diesem letzteren Falle meist zu hören, dafs das Präparat im eigenen Laboratorium bereitet war, während ich im anderen Falle meist alle möglichen Handels- und Fabrik- firmen, sogar die renommirtesten, nennen hörte. Die Erklärung dafür, dafs das in den Privatlaboratorien, also den kleineren, hergestellte Präparat sich häufig als das bessere erwies, mag wohl darin zu finden sein, dafs in diesen nur geringe, vielleicht wohl zweihundert Gramm nicht übersteigende Mengen hergestellt werden, wohingegen in den grofsen Laboratorien, die für grofsen Vertrieb arbeiten, bedeutende Mengen salpetersaures Quecksilbersalz in Arbeit genommen werden; es kann dabei nicht ausbleiben, dafs Teüe der in Arbeit genommenen Menge trotz des umsichtigsten steten Umrührens der Masse sehr ungleichmäfsig erhitzt werden und dafs zeitweilig auf dem Grunde der Porzellanschale befindliche Teile so stark erhitzt werden können, dafe Teile des schon entstandenen Oxydes weiter in Sauerstoff und Metall zersetzt werden, letzteres aber trotz des flüchtigen Aggregatzustandes durch , ihm auflagerndes Gemenge von Oxyd und noch nicht zersetztem salpetersaurem Salze nicht gut entweichen kann und dann wieder kondensiert wird, zumal sich jeder Laborant vor zu starkem Erhitzen in acht nehmen wird. Kurz nach der Herstellung eines solchen Präparates werden diese reduzierten Partikelchen Quecksilber in so fein zerteiltem Zustande im Präparate enthalten sein, dafs sie nicht gefunden werden können, und erst wenn die es enthaltenden Gläser beim Ge- brauche mehrfach in die Hände gekommen sind und der Inhalt dadurch durcheinander gerüttelt und geschüttelt worden ist, werden sich die Partikelchen vereinigen und gröfsere Kügelchen bilden, welche dann beim Untersuchen nach oben angeführter Art erkennbar werden. Dafs man diesem Übelstande bei der Erhitzung von nur kleineren Mengen 124 Zur Prüfung des Äthers. — Antifebrin und Phenacetin. salpetersauren Salzes aus dem Wege geht, liegt auf der Hand, und kann also die Herstellung dieses ArzeneimitteLs im Apotheken-Laboratorium nur empfohlen werden. B. Monatsbericht. Pharmacentische Chemie. Zur Prüfung des Äthers. In einem xVrtikel „Zur Prüfung der Reagentien" bemerkt L. de Koninck bezüglich des Äthers, dafs die als rein bezeichnete Handelsware immer verschiedene Unreinigkeiten enthalte, namentlich organische Schwefelverbindungen, welche bei frei- wilhgem Verdunsten des Äthers als übelriechender Rückstand ver- bleiben; sie verdiene umsomehr den Namen Schwefeläther, als sie auch noch freien Schwefel in Lösung halte. Letzterer wird schnell und sicher angezeigt, wenn man die fraghche Probe in einem Reagenzglase mit einem Tropfen reinen, blanken Quecksilbers schüttelt; ist die Menge Schwefel sehr gering, so nimmt das Quecksilber nur eine matte graue Oberfläche an, ist sie dagegen gröfser, so wird die ganze Flüssigkeit grau bis schwarz von gebildetem Schwefelquecksilber. Diese einfache Probe sollte auch jeder in den Apotheken verwendete Äther aushalten, da freier Schwefel wahrscheinlich nicht ohne gleichzeitig vorhandene Schwefelverbindungen anwesend sein kann. (Zcitschr. f. anyeiv. Chemie 1889, p. 4.) TiMV Unterscheidung des Antifebrins (Acetanilids) vom Phenacetin bezw. zum NachAveis einer Vermischung des billigeren Antifebrins mit dem teueren Phenacetin genügt die von der Pharmakopöe-Kommission (Archiv, Band '225, p. 1041) zur Identifizierung des Antifebrins gewählte Jodophenolreaktion nicht, weil Phenacetin unter den gleichen Be- dingungen dieselbe Reaktion gibt. Den zu genanntem Zwecke seither vorgeschlagenen Reaktionen fügt E. Hirschsohn eine neue hinzu, welche rasch ausgeführt werden kann und sichere Resultate gibt. Schüttelt man Antifebrin mit Wasser von ca. 15**, filtriert und ver- setzt das Filtrat mit dem gleichen Volumen Bromwasser, so tritt Ent- färbung der Mischung ein und es scheiden sich Krystalle ab. Phenacetin ebenso behandelt, läfst weder eine Entfärbung noch Abscheidung wahr- nehmen. Vergleichende Versuche ergaben, dafs, wenn Phenacetin 20 Proz. Antifebrin beigemischt enthält (es kamen immer 1 g des Prä- parats, 10 ccm Wasser und 10 com Bromwasser zur Verwendung), sofort Entfärbung und Ausscheidung von Krystallen eintritt; bei 10 Proz. erfolgt nach zwei Minuten krystallinische Ausscheidung, aber keine Entfärbung, bei 5 Proz. Antifebrin erfolgt die Krystallbildung erst nach fünf Minuten und die Mischung bleibt gelb. Der vermittelst Bromwassers aus einer Antifebrin lösung erhaltene krystalUnische Körper scheint, seiner Bildungsweise und seinen sonstigen Eigenschaften nach (Schmelzpunkt bis 165^), identisch zu sein mit dem von Remmers als Acetparabromanilid beschriebenen Körper. (Pharm. Zeit. f. Enfsl. No. 27, p. 794.) Prüfunf? des Lithargyrums. — Oleum ciuereum. 125 Zur Prüfung des Lithargyrums. Auf zwei neuerlich beobachtete Verumreiuiguugen der Bleiglütte macht Th. Sulz er aufmerksam. Die eine Verunreinigung ist salpetrige Säure, welche in der Glätte als sehr schwer lösliches, basisch salpetersaures Salz vorkommt und offenbar daher rührt, dafs diese Glätte als Nebenprodukt bei der Nitritdarstellung durch Einwirkung von Blei auf Nitrate gewonnen wird. Derartig ver- unreinigte Glätte fiel dadui'ch auf, dafs sie beim Übergiefseu mit Säure stark aufbrauste, dabei schwachen Geruch nach salpetriger Säure ver- breitete und doch beim Glühen nur einen Gewichtsverlust von 0,8 Proz. erlitt. Das Waschwasser dieser Glätte erwies sich frei von Salpeter- säure, gab aber mit Jodzinkstärkelösung eine tief dunkelblaue Färbung. Die Verunreinigung der Glätte mit salpetriger Säure ist zu beachten, "wenn der damit bereitete Bleiessig in der Analyse Verwendung finden soll, Aveil die salpetrige Säure in den Bleiessig übergeht. Die andere Verunreinigung ist die mit Gips; das "Waschwasser einer in solcher Art verunreinigten Bleiglätte reagiert stark alkalisch, was sich dadurch erklärt, dafs die Glätte nach der ümsetzungsgleichung : PbO 4- CaS04 + H2O = PbS04 + Ca(0H)2 bei der Behandlung mit Wasser Calciumhydroxyd an dieses abgibt und demnach alkalische Reaktion bewirkt. (Pharm. Centralh. No. 39, jp. 645.) Morphinhydroclilorid und Bittermandelwasser. Wie früher (Archiv Bd. 226, p. 606) berichtet, hatte C. Neufs darauf aufmerksam gemacht, dafs sich aus Lösungen von Morphinhydrochlorid in Bittermandelwasser (und auch lüi'schlorbeerwasser) öfter ein Niederschlag abscheide. Neufs hielt diesen Niederschlag für cy an"wass er s toff saures Morphin, wogegen Flückiger bemerkte, dafs eine solche Verbindung gar nicht existiere und der betreifende Niederschlag wohl nichts anderes als Morphin sein möge, während andererseits Denn er den Niederschlag als Oxydimorphin erkannte. H. W^ar necke bestätigt dies auf Grund seiner neuesten Versuche und stimmt zugleich der Ansicht B.Fischer 's bei, dafs das Auftreten eines Niederschlages in einer Lösung von salz- saurem Morphin in Bittermandelwasser seinen Grund lediglich in der AlkaUnität des Glases der Aufbew^ahrungsgefäfse habe, indem die gegen- wärtig mit Vorliebe gebrauchten weifsen, geprefsten Gläser aus einem sehr weichen Natronglase bestehen. Grüne, bezw. halbweifse, aus Kali- glas angefertigte Arzeneiüäschchen sind den weifsen Gläsern zur Auf- bewahrung von Alkaloidlösungen (Morphin, Apomorphin, Physostigmin etc.) weit vorzuziehen. Oxydimorphin wird als solches erkannt durch Molybdänschwefelsäure (Fröhde's Reagens), welche es zunächst intensiv blau, dann erst violett (Morphin) färbt. Eine Lösung von Oxydimorphin in 5 bis 10 Tropfen konzentrierter Schwefelsäure färbt sich beim Erhitzen auf dem Dampfbade intensiv grün (Morphin rosenrot); läfst man abkühlen und verdünnt mit etwa 3 ccm Wasser, so geht die grüne Färbung in eine rote über, dann verschwindet auch diese und man beobachtet gleichzeitig die Aus- scheidung von schwefelsaurem Oxydimorphin in Form eines weifsen Niederschlages. (Pharm. Zeit. 34, p. 5.) Oleum cinereum, über welches im Archiv Bd. 226, p. 796, erstmaüg berichtet wurde, läfst Lang jetzt in zweierlei Stärke bereiten, und zwar in der Weise, dafs vorerst aus Quecksilber und LanoUn die Salbe dar- gestellt und diese dann unmittelbar vor dem Gebrauche mit der nötigen Menge Öl verdünnt wdrd. Zur Bereitung des üngt. cinereum lanolinatum mite werden gleiche Teile Lanolin und QuecksUber verrieben bis zur feinsten Verteilung des 1 26 Stibium sulfur. aurantiac. — Nitrobenzol neben Bittermandelöl. Quecksilbers; 6 Teile dieser Salbe mit 4 Teilen Oüvenöl geben das Oleum cinereum mite, welches in 10 Teilen 3 Teile metallisches Quecksilber = 30 Pi-oz. enthält. Zur Bereitung des Ungt. cinereum lanolinatum fortius werden 30 Teile wasserstolffreies Lanolin in 100 bis 120 Teilen Chloroform gelöst, hierauf in einer Reibschale bis zur fast vollständigen Verflüchtigung des Chloroforms mit 60 Teilen Quecksilber anfänglich agitiert, dann bis zur feinsten Verteilung des Quecksilbers gerieben. Zur Bereitung von 100 bis 200 g Salbe sind annähernd 4 Stunden erforderlich. 4 Teile dieser Salbe mit 4 Teilen Olivenöl geben das Oleum cinereum fortius, welches in 13 Teilen 6 Teile Quecksilber = ca. 50 Proz. enthält. (Zeitschr. d. Österr. Apotheker -Vereins 26, p. 575.) Zur Prüfung des Stibium sulfuratum anrantiacum. Die Prüfung des Goldschwefels auf etwaigen Arsengehalt soll nach der Pharmacopoea bekanntlich in der Weise stattfinden, dafs man Goldschwefel in erwärmtem Ammoniak löst, durch Ansäuern der Lösung mit Salzsäure wieder aus- fällt, den gut ausgewaschenen Niederschlag mit Ammoniumcarbonatlösung schüttelt und sofort filtriert; das mit Salzsäure angesäuerte Filtrat darf auch nach Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser nicht gelb gefärbt werden. Brenstein hat gefunden, dafs auch bei völlig arsenfreien Präparaten auf Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser eine Gelbfärbung eintritt, her- rührend von den im Filtrat vorhandenen minimalen Mengen von Antimon. Man mufs deshalb noch weiter prüfen, ob -närkhch Arsen vorliegt, und läfst zu diesem Zwecke die Flüssigkeit einige Stunden absetzen, filtriert dann durch ein kleines Filterchen , oxydiert den gut ausgewaschenen Filterrückstand mit KaUumchlorat und Salzsäure und fällt nun etwa vorhandenes Arsen in bekannter Weise als arsensaure Ammoniakmagnesia. Nach 24 stündigem Beiseitestellen giefst man die Flüssigkeit bis auf einen geringen Teil klar ab und bringt von dem zurückgebliebenen und gut aufgerührten Rest etwas auf ein Objektglas, um es unter dem Älikroskop weiter zu untersuchen, indem sich etwa vorhandene arsensaure Ammoniak- magnesia leicht und sicher nachweisen läfst an den sehr charakteristischen, einem Briefcouvert oder auch einem Sargdeckel ähnlichen Krystallen, aus irregulär sechsseitigen Prismen bestehend, die nur arsensaurer und phosphor- saurer Ammoniakmagnesia eigentümlich sind. Letztere, hier nicht in Betracht kommende Verbindung, das Ammoniummagnesiumphosphat, wird noch dadurch völlig ausgeschlossen, dafs man nach Konstatierung dieser Krystalle unter dem Mikroskop direkt auf das betreffende, auf weifser Unterlage ruhende Objektglas einen Tropfen verdünnter Salpeter- säure sowie überschüssige Silbemitratlösung (etwa 6 Tropfen) bringt und nun vorsichtig mit Ammoniak neutralisiert, wobei eine deutlich rotbraune Trübimg von in neutraler Lösung unlöslichem arsensauren Silber eintritt. Verfasser bemerkt noch, dafs es schwer hält, einen völlig arsenfreien Goldschwefel im Handel zu erlangen, und empfiehlt angelegentlichst die Selbstherstellung dieses, nebenbei für einen Lehrling sehr lehrreichen Präparats. (Pharm. Zeit 33, p. 751) Erkennung von Nitrobenzol neben Bittermandelöl. Zur Erkennung von Nitrobenzol in Konditorwaren dient ein etwas umständliches imd bei geringen Mengen wenig zuverlässiges Verfahren, welches auf der Überführung in Arilin und der Reaktion des letzteren mit Chromsäure beruht. Wo es, wie es ja meistens der Fall ist, nur darauf ankommt zu entscheiden, ob in einer Konditorware oder Seife der Bittermandel- Geschmack oder -Geruch durch echtes oder künstliches Bittermandelöl bewirkt ist, bietet nach K. List die leichte Oxydierbarkeit des Bitter- Salpeteihalt. Natriumhydrat. — Zusammensetz. d. echt. Weinessigs. 127 mandelöls für die Untersuchung einen bequemeren Weg. Wenn zerkleinerte bittere Mandeln nach Anrühren mit Wasser stark riechend geworden sind, so wird durch Erwärmen mit Sodalösung und einigen Tropfen Eisenoxydullösung der Blausäuregeruch beseitigt; wird alsdann Kaliumpermanganat in reichlicher Menge zugesetzt, so verschwindet auch der Geruch nach Bittermandelöl. Eine derartige Behandlung hat auf Nitrobenzol keine Wirkung und die Gegenwart desselben ist mithin auf diese Weise leicht festzustellen. (Chem.-Zeit. 12, p. 1727.) Salpeterhaltiges Natriumhydrat. 0. Schweifsiger weist wieder- holt darauf hin, dafs im Handel sehr viele Sorten Natriumhydrat vor- kommen, welche Salpeter enthalten, der bei der Benutzung des Natrium- hydrats zu Stickstoff bestimmun gen nach Kjeldahl zu fehler- haften Resultaten Anlafs gibt. Der Salpeter wurde dem Natriumhydrat von den Fabrikanten absichtlich hinzugesetzt, um eine schöne weifse Ware hefern zu können, man möge deshalb auf ein rein weifses Präparat verzichten und es dagegen fi-ei von Salpeter fordern. Auf jeden Fall sei es gegenwärtig notwendig, das zu Analysen zu verwendende Natrium- hydrat sowohl auf Ammoniak als auf Salpeter zu prüfen und erforder- lichenfalls durch längeres Kochen für sich oder mit Zinkspänen zu reinigen. (Pharm. Centralh. 29, p. 587.) Prüfung des Harns auf Zucker. Zur vorläufigen Prüfung des Harns auf Zucker gibt es nach H. Hager keine zuverlässigere Probe als die mit alkalischer Wismutlösung. Das Reagens wird aus 10 Wismut- subnitrat, 10 Weinsäure, 50 Wasser und so viel Kalilauge, als zur Erlangung einer klaren Flüssigkeit erforderlich ist, bereitet und diese dann mit einem gleichen Volumen Wasser verdünnt. Gut eingeschlossen, hält sich dieses Reagens ziemlich lange. Werden ca. 6 ccm Harn mit ca. 1 ccm des Reagens versetzt und aufgekocht, so tritt bei Gegenwart von Zucker eine Schwarzfärbung ein durch Reduktion des Wismuts. Hat man dieses Reagens nicht zur Hand, so kann man auch nach Angabe R. Böttger's 6 bis 7 ccm Harn mit etwa 2 ccm Natriumcarbonatlösung und sehr wenig Wismutsubnitrat versetzen, schütteln und einige Male aufkochen. Selbstverständlich mufs vor der Prälüninarprüfung auf Zucker ein etwaiger Eiweifsgehalt des Harns beseitigt werden, was am besten dadurch geschieht, dafs man den Harn mit etwas Essigsäure ansäuert, aufkocht und filtriert. (Pharm. Zeit. 33, p. 744.) Über die chemische Zusammensetzung des echten Weinessigs, d. h. eines aus Wein durch Gärung erzeugten Essigs, ist bis jetzt wenig bekannt geworden; die durch analytische Arbeiten gewonnenen Erfah- rungen stimmen fast alle darin überein, dafs es nicht möglich sei, den Ursprung eines Essigs analytisch zweifellos festzustellen. Als sicheres Charakteristicum eines Weinessigs gilt das Vorhandensein von Wein- stein; auf den Nachweis desselben, sowie auf das Vorhandensein von gewissen Mineralstoffen, von Phosphorsäure und Kali, in solchen Mengen, wie sie im Weine vorzukommen pflegen, ist demnach der Schwerpunkt bei der Prüfung eines Weinessigs zu legen. H. Eckenroth hatte Gelegenheit, eine ganze Reihe von Essig- proben von unzweifelhafter Echtheit zu untersuchen; dieselben ent- stammten einer süddeutschen Fabrik, welche sich seit über hundert Jahren lediglich mit der Darstellung der durch Gärung erzeugten Frucht- und Weinessige befafst und die grofse Konkurrenz der Pseudoweinessige des Handels, die nichts Anderes als mit aromatischen Essenzen versetzte Spritessige sind, auszuhalten hat. Verfasser bestimmte das spez. Ge- wicht, den Alkohol, das Extrakt, das Glycerin, die Essigsäure, den Weinstein und die Mineralstoffe. Das spez. Gewicht schwankt zwischen 128 Schwefelhalt. Verbindungen d, Cruciferen. — Milchkotbakterien. 1,0116 und 1,0147; Alkohol enthalten die meisten Weinessige keinen mehr, höchstens noch Spuren davon ; der Gehalt an Extrakt bewegt sich in den Zahlen von 0,35 Proz. bis 1,.01 Proz. , dasselbe hat einen an- genehmen, aromatischen, an Weinextrakt erinnernden Geruch und einen säuerUch-süfsen Geschmack. Glycerin ist nur in Spuren vorhanden, ein konstantes Verhältnis von Glycerin zur Essigsäure, worauf manche Autoren als Unterscheidungsmerkmal vom Spritessig Gewicht legen, konnte in keinem Falle beobachtet werden. Der Gehalt an Essigsäure- hydrat beträgt in guten Weinessigen im Mittel 6 Proz. Jeder echte Weinessig enthält Weinstein, zum Nachweis desselben ist mindestens V2 bis 1 1 Essig einzudampfen. Die Gesamtasche eines Weinessigs beträgt selten mehr als 0,25 Proz., sie enthält stets Phosphorsäure, da- neben Chlor, Schwefelsäure, Kali, Natron, Kalk, Magnesia etc. „Ergibt die Untersuchung eines Essigs", so schliefst der Verfasser seinen Artikel, „Zahlen, welche mit den obigen übereinstimmen, ist aufserdem noch Weinstein und Phosphorsäure zugegen und sind Geruch UBd Geschmack weinähnlich, so liegt kein Grund vor, denselben nicht als Weinessig anzusehen ; absolute Merkmale seiner Echtheit gibt es nicht, so wenig man solche beim Weine findet." (Pharm. Zeit. 34, p. 14.) G. H. Physiolog-ische Chemie. Zur Kenntnis der schwefelhaltigen Verbindungen der Cruciferen. Von William J. Smith. Von organischen, schwefelhaltigen Ver- bindungen, welche aufser dem Eiweifs und ähnUchen Substanzen im tierischen Organismus vorkommen, kennt man bis jetzt nur wenige: das Taurin, das Cystin und Rhodanverbindungen, aufserdem die Äther- schwefelsäuren verschiedener Verbindungen der aromatischen Reihe. Mit Ausnahme der Ätherschwefelsäuren entstehen diese Stoffe im Tier- körper ausschüefslich aus dem Eiweifs. Die Ätherschwefelsäuren da- gegen werden aus Schwefelsäure und organischen Verbindungen unter Wasserabspaltung gebildet, sie stehen also in weniger direkter Beziehung zu dem Eiweifs, als die erstgenannten Stoffe. In den Pflanzen kommen zahlreiche schwefelhaltige Verbindungen vor, von welchen man direkte Beziehungen zum Eiweifs noch nicht kennt; wahrscheinlich kommt ein derartiger näherer Zusammenhang dieser Stoffe, wie er im Tierkörper besteht, hier im allgemeinen nicht vor. Es ist aber sehr bemerkenswert, dafs nur einzelne Pflanzenfamilien dadurch ausgezeichnet sind, dafs sie schwefelhaltige Verbindungen besonderer Art erzeugen, und dazu gehören vor allem die Cruciferen. Verfasser hat nun eine Reihe von Versuchen angestellt 1. über den Gehalt verschiedener Crucife rensamen an Ather- schwefelsäuren ; 2. über die Spaltung der Ätherschwefelsäure durch die in den Samen enthaltenen Fermente; 3. über das Verhalten der Äther- schwefelsäuren bei der Keimung und 4. über die Fermente der Cruciferen- samen. Wir verweisen die Interessenten auf diese Arbeit, welche in der Zeitschr. f. physiol. Chemie XII. Bd. 5. Heft enthalten ist. Zur Biologie der normalen Milchkotbakterien. Von Dr. Adolf Baginsky. Durch Escherich 's wertvolle Untersuchungen („Die Darmbakterien des Säuglings", Stuttgart 1886, bei Ferd. Enke) ist die bakteriologische, nach den modernen und exakten Ko ch'schen Züchtungs- methoden gewonnene Kenntnis der in normalen Milchfäces der Kinder vorkommenden Mikroorganismen geschaffen worden. Es gelang Escherich, unter den in den normalen Milchfäces vorkommenden verschiedenen Bakterienformen zwei als konstante und stets wieder- kehrende zu isoheren, die er mit den Namen Bacterium lactis aerogenes HämoglobiDgehalt des Blutes bei vollständiger Inanition. 129 und Bacterium coli commune belegte. Die mit beiden angestellten bio- logisch-chemischen Untersuchungen erwiesen, dafs dem ersteren, unter Gasbildung, eine ausgiebige Spaltung des Zuckers bei geringerem Eiweifs- konsum zukommt, während der letztere weder auf den einen, noch auf den anderen Nährstoff besondere Einwirkung zeigt. Beide Bakterien- arten bringen, die erstere rascher, die letztere langsamer und mit nicht so massigem Niederschlage, die steril gemachte Kuhmilch unter Säure- bildung zur Gerinnung. Die von Bacterium lactis gelieferte Säure wird als Milchsäure angesprochen und wird daher dasselbe auch Milchsäure- bazillus oder Darmmilchsäurebazillus genannt. Der Verfasser, welcher sich seit längeren Jahren mit den pathologischen Prozessen im kindhchen Darmtractus beschäftigt, hat es unternommen, die bakteriologischen Untersuchungen Escherich's nachzuprüfen, vor allem aber die von jenem aufgedeckten biologisch-chemischen Wirkungen der genannten Bakterien zu untersuchen, in der Hoffnung, dabei auch über gewisse pathologische Vorgänge, welche in dem kindlichen Darmtractus ablaufen, Aufklärung zu erhalten. Er hat diese Untersuchungen derart angestellt, dafs er zunächst aus normalem, unter aseptischen Cautelen aus dem Darm von Brustkindern entnommenen Fäces nach Koch 'scher Methode Plattenkulturen anlegte, von den Platten die Bakterien in Reinkulturen auf Fleischpeptongelatine , Agar-Agar, Kartoffeln züchtete und diese so gewonnenen rein kulti\ierten Bakterien zu biologisch -chemischen Unter- suchungen verwandte. Bei diesen Versuchen hat nun Verfasser gefunden, dafs das Bacterium lactis aerogenes (Escherich) den Milchzucker in ausgiebigster Weise, unter Bildung kleiner Mengen von Aceton, zu Essig- säure und weiter zu Kohlensäure, Methan und Wasserstoff vergärt und dafs bei dieser Gärung nur ganz geringe Mengen von Milchsäure zu entdecken sind. Die neuti-alen mUcbsauren Salze aber führt dieses Bacterium in buttersaure über und reiht sich so den schon bekannten, von Pasteur und Fitz beschriebenen Buttersäurebildnem an. Auf Amylum wirkt das Bacterium nur unter Sauerstoffzufuhr ein, doch trat eine Zuckerbildung nicht auf, vielmehr erschien auch hier direkte Bildung von Essigsäure. Während Verfasser nur insoweit zu überein- stimmenden Resultaten mit denjenigen Escherich 's gekommen ist, dafs das Bacterium lactis eine intensive Gärungswirkung auf Zucker hat, konnte er konstatieren , dafs eine der Eiweifsfäulnis entsprechende Wirkung von dem Bacterium auf die stickstoffhaltigen Bestandteile der Milch nicht ausgeübt wird, vielmehr fehlten, wenngleich ein gewisser Ver- brauch von stickstoffhaltigem Material stattfindet, die Produkte der Eiweifs- fäulnis vollständig. — Die hervorragende Eigenschaft des Bacteriums, Essigsäure zu bilden, veranlassen den Verfasser, für dasselbe den Namen Bacterium aceticum vorzuschlagen, was um so zweck- mäfsiger wäre , als schon einige in der Milch vorkommende Bakterien den Namen Bacterium lactis führen. (Zeitschr. f. physiol. Chemie XII, 5.) Untersuchungen über den Hämoglobingehalt des Blutes bei voll- ständiger Inanition. Nach Versuchen von Dr. S. Groll, mitgeteilt von L. Hermann. Groll wollte durch seine Versuche das Verliältnis des Hämoglobins zu der Gesamtmenge der festen Bestandteile des Blutes im Hungerzustande kennen lernen und entnahm den Versu ;hsteilen in mehrtägigen Zwischenräumen einige Gramm Blut, meist aus dt:n Arterien, verwandte den kleineren Teil zur hämometrischen Untersuchung, den Rest zur Bestimmung des bei 110° getrockneten festen Rückstandes. Der Hämoglobingehalt wurde mittels des sehr brauchbaren von FleisohTschen Hämometers bestimmt. Groll kam durch seine Versuche zu der Überzeugung, dafs während des Hungems das Ver- hältnifs des Hämoglobins zu den übrigen festen Bestandteilen sich zu Arcli. d. Pharm. XXVD. Bde. 3. Heft. 9 130 Glykogen i. Harn i Diabetiker. — Toxische Wirkungen d. Zinns, Gunsten des ersteren ändert. Das Hämoglobin wird beim Hungern weniger rasch aufgezehrt als andere feste Bestandteile. (Au» Pflüg er 's Archiv 1888, 5, 6, durch Med. -chirurg. Rundschau 1888, 14.) Über Glykogen im Harn der Diabetiker. Von Prof. Leube, Während im Harn Gesunder und an Diabetes insipidus Leidender kein Glykogen nachweisbar ist, wurde dasselbe von Leube in einem Falle von Diabetes mellitus in folgender Weise nachgewiesen: Der Harn wurde direkt in absoluten Alkohol gelassen, die Niederschläge ge- sammelt, getrocknet, mit destilliertem Wasser aufgenommen und dies so oft -ndederholt , bis das wässerige Extrakt sich frei von Zucker erwies. ..Das Glykogen wurde dann sowohl durch JodkaUum als auch durch Überführung in Zucker (Kochen mit Schwefelsäure, Neutrali- sieren etc.) nachgewiesen. (Münch. med. Wochenschr. 1888, 24, durch Med.- chirarg. Rundschau 1888, 14.) P. Toxikologie. über die physiologische Wirkung von Senecio canicida. Von M. Debierre. Die zu den Kompositen gehörende Senecio canicida wurde von den Mexikanern, wie schon ihr Name andeutet, zum Töten der Hunde gebraucht, doch fand sie auch Anwendung innerlich als schweifstreibendes Mittel und äufserhch bei Geschwüren des Rachens und bei Hautkrankheiten. Gouillouet veröffentlichte die erste Studie über diese Pflanze, aus welcher wir entnehmen, dafs das gütige Prinzip derselben, welches nicht nur auf Hunde, sondern auf alle Tiere tödlich wirkt, in geringer Menge in den Blättern, reichlicher in der Wurzel ent- halten ist. Die Vergiftung verläuft in drei Stadien, nämlich in dem der Erregung, der Ruhe und der Krämpfe. Bei allen Tieren steigt die Temperatur bis zum Tode, welcher durch respiratorische Lähmung ein- tritt; die Pupille ist erweitert, das Blut schwarz und flüssig, die Hirnhäute mit Blut überfüllt. Das Gift wirkt subcutan rascher, als durch den Mund genommen. Die Giftwirkung der Senecio canicida läfst sich nicht gut in die der bisher bekannten Gifte einreihen. Während das Gift die Schliefsmuskel der Blase und des Mastdarms lähmt, reizt es zugleich die platten Muskelfasern des Darmes, der Blase und der Iris. Es tötet durch Stillstand der Atmung und bewirkt Krämpfe, welche ähnüch den durch Strychnin hervorgerufenen sind, doch unterscheidet es sich von dem Strychnin durch die Herabsetzung der Reflexerregbarkeit. (Aus Les nmiveaux remedes 8.16. 1888, durch Med.-chirurg. Rundschau 1888, 13.) Über die toxischen Wirkungen des Zinns mit Desonderer Berück- sichtigung der durch den Gebrauch verzinnter Konservebüchsen der Gesundheit drohenden Gefahren. Von E. Ungar und G. Bodländer. Von den wenigen vorhandenen Arbeiten über die Toxilogie des Zinns war nur diejenige von White beachtenswert, welcher mit dem wein- sauren Zinnoxydulnatron und dem essigsauren Zinntriäthyl experimentiert und nach intravenöser und subcutaner Injektion dieser Zinnverbindungen heftigen Katarrh der Darmschleimhaut und Rückeumarklähmung, sowie Reizung von Gehirn und Medullarcentren als Affektionen des Central- nervensystems beobachtet hatte. Die Verfasser, welche ein besonderes Interesse der chronischen Zinnvergiftung widmen, als der vom hygienischen Standpunkt aus ^\^chtigsten Vergiftungsform, untersuchten mittels subcutaner Injektion bei Fröschen, Kaninchen, Katzen und Hunden die Wirkung genau bestimmter kleiner und kleinster Mengen Zinn bei häufigerer Darreichung; femer, ob nach Eingabe mit dem Futter vom Magen aus genügende Mengen Zinn zur Hervorbringung Anhalonium Lewini. 131 einer Intoxikation resorbiert werden können. Sie erbrachten durch ihre Versuche den Nachweis, dafs auch durch nicht metallorganische, dem Organismus per os zugeführte Zinnverbindungen, wenn dieselben nur längere Zeit hindurch verabreicht werden, schliefslich eine Allgemein- intoxikation und zuletzt der Tod herbeigeführt wird. Die Unter- suchung des Harns und Kotes bei einem Subcutanversuche ergab, dafs der weitaus gröfste Teil des Zinns durch diese Exkrete zur Ausscheidung gelangt. Im Gegensatz zur Bleivergiftung sind bei dieser Ausscheidung die Nieren besonders stark beteiligt, doch ohne selbst erkrankt zu sein und etwa das Metall an Eiweifs gebunden auszuscheiden. Nachdem die Verfasser so die Möglichkeit einer chronischen Zinn Vergiftung auch durch Aufnahme des Zinns per os erwiesen hatten, glauben sie die Frage, ob durch den Genufs zinnhaltiger Konserven, abgesehen von einer etwaigen Lokalwirkung, eine Allgemeinintoxikation, eine chronische Zinnvergiftung erfolgen könne, bejahen zu müssen. Dafs ein Teil des in den Konserven enthaltenen Zinnes in der That in den Säfte kr eislauf aufgenommen wird, bewiesen die Analysen des Harnes eines Mannes, der länger und reichlich zinnhaltige Konserven genossen hatte, doch ist in dem nur zeitweisen Genufs zinnhaltiger Konserven keine besondere Gefahr zu sehen. Die Hauptfrage geht dahin: ob die Verpflegung auf gröfseren Seereisen, auf längeren Expeditionen oder die Verpflegung der Truppen im Felde in ausgedehntem Mafse durch solche zinnhaltige Konserven bewirkt werden darf. Das Hauptaugenmerk wird prophylaktisch darauf zu richten sein, dafs kein zu saurer Speise-Inhalt und namentlich kein Weinsäurezusatz den Zinnbelag der Konservebüchsen allzusehr angreife und auflöse. Ver- mutlich sind schon leichtere Zinnvergiftungen den Ärzten vorgekommen, doch wurden dieselben jedenfalls auf andere, das Zinn verunreinigende Metalle oder das zum Löten benutzte Blei bezogen. Zu so hochgradigen Erkrankungen wie bei den beschriebenen Tierversuchen dürfte es beim Menschen kaum kommen, vielmehr werden nur leichtere nervöse Störungen, geringe Beeinträchtigung der Mobihtät und des Sensoriums, ■ein Darniederliegen der Kräfte, mäfsige Abmagerung und Blutarmut und andere mehr unbestimmte Krankheitserscheinungen sich zeigen, wie man sie auch bei den leichteren Formen anderer chronischen Metallvergiftungen antrifft. (Zeitschr. f. Hygiene II p. 341. — Centralbl. f. Klin. Med. 1888, 15. — Med.-chirurg. Bundschau 1888, 13.) Anhalonium Lewini. Von Dr. L. Lewin. Verfasser brachte aus Amerika eine Droge mit, welche die Firma Parke, Davis & Co. aus Mexiko erhalten und ihm übergeben hatte. Ihr Standort wird geheim gehalten, doch soll sie in der Heimat als „Museale Buttons" bezeichnet werden und als ein narkotisches Genufsmittel verkauft und gebraucht werden. Die in Amerika angestellte botanische Untersuchung ergab nur, dafs die Droge von einer Cactee herstamme. Hennings gelang es, in der fraglichen Droge Blüten zu finden, wodurch eine genaue Bestimmung ermöghcht wurde, welche ergab, dafs ein Anhalonium vorhege, und zwar eine neue, dem Anhalonium Williamsii nahestehende Spezies. Da Ver- fasser diese Droge einer eingehenden Untersuchung unterworfen und in derselben ganz eigentümhche Wirkungen erkannt hatte, nannte Hennings diese Spezies AnhaloniumLewini, und reiht sich dieselbe als siebente Art den bereits bekannten sechs Anhalonien an. Dafs dieselbe so lange unbekannt geblieben, ist deshalb nicht verwunderlich, weil diese Cacteen die höchsten Felsengebirge bewohnen und an schwer zugänghchen Zack- felsen vorspringend wachsen, sowie mit ihren langen, rübenförmigen Wurzeln tief eindringen. Es unterscheidet sich diese Melocacteengattung auf Grundlage ihrer natürlichen Standortsverhältnisse, wde schon 9* 132 Anhalonium Lewini. Lemaire angab, von allen anderen Cacteen, denn diese gedeihen in unseren Kulturen, selbst im Norden, ziemlich gut, während die An- halonien allein schlecht anschlagen. — Verfasser hat nun bei seinen Untersuchungen über das chemische Verhalten des Anhaloniums eine basische syrupöse Substanz gewonnen, welche er „Anhalonin" nennt. Dieselbe geht auf Zusatz von Säuren leicht in Lösung über und es ent- stehen beim Verdampfen z. B. der schwefelsauren Lösung nadeiförmige Krystalle, die sich leicht in Wasser lösen. Verhalten des schwefelsauren Anhalonins gegen Reagentien: Jodjod- kaliimi Pikrin- säure Gold- chlorid Phos- phor- wolfram- säure ?„^y^: ! Platinchlorid saure Niederschlag : braun- rot, amorph gelb, krystal- linisch werdend braun- rot, krystal- linisch weifs, krystal- linisch gelblich- weifs, amorph nach einigem Schütteln braunrote garbenartig aggregierte KrystaUe In Alkohol löslich leicht löslich löslich un- löslich leicht löslich lösüch Äther löslich leicht löslich lösUch ; beim Er- wärmen wird die Lösung blutrot leicht löslich leicht löslich löslich Säure im Über- schufs beim Er- wärmen lösüch im Über- schufs von Salz- säure lösüch im Über- schufs vonSalz- säure löslich un- löslich un- löslich löslich Ammoniak lösUch lösUch löslich mit Opa- lescens löslich lösüch lösUch Überschufs des Fällungs- mittels un- löslich un- löslich — leicht löslich teilweise löslich unlöslich Bei der Prüfung der Wirkung des Anhalonium Lewini und des Anhalonins stellte Verfasser die überraschende Thatsache fest, dafs es sich hier um eine ganz ausserordentlich giftige Substanz handle, welche ähnliche Zustände hervorruft, wie sie bei Vergiftungen mit Stryclmin beobachtet sind. — Verfaser schUefst seine interessante Arbeit mit der Bemerkung: „Somit wäre zum ersten Male dargethan, dafs eine Cactee aufserordentlich heftige allgemeine Gift- wirkungen besitzt. Es wird sich nun darum handebi, die Chemie Vergiftungen durch Petroleum. — Sulfonal, ein neues Schlafmittel. 133 dieses Anhaloniums weiter aufzuklären und alsdann an die Untersuchung anderer Anhalonien zu gehen. Zu erforschen ist aber auch, in welcher Weise, für welche Zwecke und in welchem Umfange diese „Museale Buttons" als Genufsmittel gebraucht werden." Verfasser hoftt, in nicht langer Zeit hierüber Aufklärung geben zu können. (Sep.-Abdr. a. Archiv f. exper. Pathol. u. Pharmaknl. 1888, Bd. XXIV.) Über allgemeine und Hautvergiftung durch Petroleum. Von Dr. L. Lewin. Bekanntlich waren schon vor der Einführung des amerikanischen Petroleums als Leuchtmaterial ab und zu Vergiftungen mit den damals als Photogen, Solaröl oder Hydrokarbur bekannten, aus bituminösem Schiefer und Braunkohle dargestellten Beleuchtungsstoffen beobachtet worden. Seit dem eingetretenen Massenkonsum von Petroleum hat sich diese Art der Vergiftungen nicht unbedeutend vermehrt, indem zu den durch Genufs von Petroleum verursachten noch diejenigen hinzu- kommen, welche bei der Gewinnung und technischen Verarbeitung dieses Produktes, sowie wohl auch bei dessen freiUch seltener Anwendung zu medizinischen Zwecken zustande kommen. Verfasser hat seit langer Zeit an verschiedenen Tieren die Wirkungen des käuflichen Petroleums und seiner Bestandteile studiert und besonders in letzter Zeit während seiner Anwesenheit in den amerikanischen Öl- distrikten die günstige Gelegenheit, bezügUche toxikologische Beob- achtungen machen zu können, und hofft derselbe, dafs diese vielleicht imstande sein dürften, über einige wesentliche Punkte Aufklärung zu geben, die bisher als unvereinbar kontrovers galten. Nachdem Verfasser auf die in der Litteratm- beschriebenen (17) Ver- giftungsfälle mit Petroleum, auf die Symptome bei denselben, sowie die Therapie eingegangen, welch letztere sich auf die Verabfolgung von Brech- und Abführmitteln, sowie Magenausspülungen beschränkte, schildert er seine eigenen Versuche, welche er mit innerlich eingeführtem Petroleum an Tieren gemacht, an welche er die Untersuchung des Harnes und Kotes anschliefst, und kommt dann zu folgenden S chlufsfolgerungen : Das Petroleum ist als Gift zu bezeichnen, weil es imstande ist, vorübergehende oder dauernde Störungen von Organfunktionen mit oder ohne erkennbare Störungen an Geweben herbeizuführen. Eingeatmete Petroleumdämpfe können nur unter besonders un- günstigen äufseren oder individuellen Umständen beim Menschen In- toxikationssymptome herbeiführen. Die Wirkung des Petroleums oder von Petroleumbestandteilen auf die Haut ist eine giftige, ..und sind es auch hier, wie bei dem Genufs desselben, die schweren Öle, welche die nachteiligsten Folgen haben, während die leichten Öle und das Brennöl als die minder gefährlichen nachgewiesen sind. (Sep.-Abdr. aus Virchow's Archiv f. path. Anat u. Phys. M. f. Min. Med. 1888.) P- Therapie. Sulfonal, ein neues SchlafmitteL Von Prof. A. Käst in Freiburg. Bekanntlich entstehen durch die Oxydation der bei der Vereinigung von Aldehyden resp. Ketonen und Merkaptonen gewonnenen Verbindungen Substanzen, welche zwei Radikale SO2 R^ (wobei R^ ein einwertiges Alkohol- radikal bedeutet), an ein und dasselbe Kohlenstoffatom gebunden, ent- halten. Solcher Körper haben namentlich Bau mann und seine Schüler mehrere dargestellt und von diesen „Disulfone" genannten Körpern zuerst 134 Anthrarobin. — Ein einf. Verfahren, Zähne schmerzl. auszuziehen. mit dem Oxydationsprodukt der Verbindung des Äthylmerkaptons mit Aceton, dem Diäthylsuliodimethylmethan, dem sop;enannten Sulfonal (0113)2 = C = (S02C2H5)2 Versuche angestellt. Das Sulfonal krystalUsiert in geruch- und geschmacklosen Tafeln, die sich in Alkohol leicht und in heifsem Wasser leichter als in kaltem lösen. Durch Versuche an Hunden ergab sich, dafs dieses Präparat seine physiologische Wirksamkeit hauptsächlich auf die graue Rinde des Grofsgehirns ausübt, indem es rauschähnliches Verhalten der Sensibilität und der Mobilität erzeugte. Beim gesunden Menschen bewirkten Dosen von 2 bis 3 g nach einer Stunde Gefühl von Schvi^ere im Kopfe, Ermüdungsgefühl mit einer Abstumpfung gegen äufsere Eindrücke, worauf in einigen Fällen ein mehrstündiger tiefer Schlaf eintrat, oder es verschwanden die genannten Erscheinungen, ohne dafs sich Schlaf anschlofs. Das Präparat wirkte demnach bei Gesunden nicht als ein unbedingt Schlaf erzwingendes, sondern nur als ein das freiwilhge Schlafbedürfnis unterhaltendes resp. steigerndes Arzeneimittel. Ebenso wirkte es in Dosen von 2 g bei Patienten mit nervöser Schlaflosigkeit, bei Schlaflosigkeit in acuten Krankheiten und bei der Schlaflosigkeit der Greise. Schädliche Neben- wirkungen auf Puls, Respiration, Verdauungsorgane, auf die Innervation der Muskeln waren nicht zu bemerken. Versuche mit grofsen Dosen an Hunden verursachten kein Darniederliegen des Blutdruckes, auch bei Menschen war ein ungünstiger Einflufs solcher Dosen des i'Iittels auf das Herz- und Gehirnsystem nicht zu konstatieren. Käst empfiehlt daher das Sulfonal als ein in allen den Fällen anwendbares Mittel, wo es angezeigt ist, das normale periodische Schlafbedürfnis zu unter- stützen und da, wo es fehlt, hervorzurufen. {Berl. klin. Wochenschr. 1888, 16.) Über Anthrarobin, ein therapeutisches Ersatzmittel des Chrysarobins und der Pyrogallussäure. Von G. B ehrend. Die Heilwirkung des Chrysarobins gegen Psoriasis soll, nach C. Lieb ermann, in dessen reduzierender Wirkung begründet sein, indem dasselbe durch Aufnahme von Sauerstoff in Chrysophansäure übergeht, und demnach sollen auch andere ähnlich chemisch konstituierte Körper bei ihrer Oxydation an der Luft die gleiche Heilwirkung äufsern. So empfiehlt B ehrend ein von Liebermann aus Alizarin durch Reduktion mittels Ammoniaks und Zink dargestelltes Präparat, welches letzterer Anthrarobin nannte. Dasselbe ist von gelbhcher Farbe, unlöslich in Wasser, schwer löslich in Benzol und Chloroform, leicht in Eisessig xmd Alkohol ; schon in der Kälte leicht löslich in verdünnten, wässerigen Alkalien und Ammoniak. Diese Lösungen sind, da sie begierig Sauerstoff aufnehmen, nicht beständig. Das Präparat wurde teils in 10- bis 20proz. Vermischungen mit Schweinefett oder Lanoün, teils in ebenso starken alkoholischen Lösungen bei Psoriasis, Herpestonsurans, Erytrasma und Pityriasis versicolor von B e h r e n d , bei den drei erstgenannten Krank- heiten mit sehr gutem Erfolg, in Anwendung gebracht; wenn es auch langsamerwirkt als das Chrysarobin, so bringt es doch ohne jedwede Reizerscheinung die Krankheiten sehr schnell zur Rückbildung; nur bei Pityriasis versicolor gibt B ehrend dem Chrysarobin den Vorzug. Das Anthrarobin wirkt intensiver als die Pyrogallussäure. {Durch Med.- chirurg. Rundschau 1888, 12.) Ein einfaches Verfahren, Zähne schmerzlos auszuziehen. Henoque und Fredet empfehlen Zerstäubungen von Äther in der Umgebung des äusseren Gehörloches. Indem so auf die Austreibung der Trigeminusäste im Gesichte eingewirkt wird, erhält man eine Anästhesie, die ausreicht, Zähne schmerzlos auszuziehen. Dieses Verfahren soll leicht und gefahrlos sein. (Therap. Monatshefte, 1888, 3.) Jodpillen gegen Lungentuberkulose. — Arzeneimittelverbrauch. 135 Jodpillen gegen Lungentuberknlose empfiehlt Dr. Herard. Die Vei-weudung basiert auf den neuen antiseptischen Theorien. P]r reicht vor dem Schlafen 2 bis 4 Stück der nachstehenden Pillen: Rp. Jodi 0,015 Extr. nuc. Juglandis . . . 0,20 f. piUul. No. 60. (Durch Med.-chirurg. Rundschau, 1888, 12.) Terpentinöl als Hämostaticiim bei Nasenbluten. Dr. M. Ernye in Budapest hat in Fällen von unstillbarem Nasenbluten, in welchen andere Mittel bereits eifolglos angewendet waren, angeregt durch eine Notiz in Billroth's allgemeiner Chirurgie über die blutstillenden Eigenschaften des Terpentins, dieses Mittel in Form von in Terpentinöl getauchten Tampons mit übei-raschendem momentanen Erfolge an- gewendet. Um die intensiven Reizerscheinungen auf die Nasen- schleimhaut zu verhindern, dürfte es sich empfehlen, das Terpentinöl zu verdünnen. (Wiener med. Blätter, 1888, 13. — Med.-chirurg, Rundschau. 1888. 13.) Gegen Migräne empfiehlt Dujardin-Beaumetz, folgende Mixtur auf einmal zu nehmen: Ethoxycoffeini 0,25 Natri salicylici 0,25 Cocaini hydrochl 0,02 Aq. Tiliae 20,00 Syr. capill. veneris .... 10,00 (Aus Les nouveaux remedes, 1888, 6, durch Med.-chirurg. Rundschau, 1888, 13.) Eseridin, das von C. F. Boehringer &, Söhne in Waldhof bei Mannheim in den Calabarbohnen entdeckte imd in Tetraedern krystal- lisierende Alkaloid steht dem Physostigmin sehr nahe , es geht schon beim Erhitzen mit verdünnten Säuren in dasselbe über. Daher ist beim Auflösen desselben in verdünnten Säuren ein Erwärmen thunlichst zu vermeiden. Das Eseridin erzeugt Durchfall mit nur geringer oder ganz fehlender übler Nebenwirkung auf die Centralorgane. Toxische Gaben von Eseridin sind sechsmal gröfser als von Physostigmin. Es ruft in geringerem Mafsstabe nervöse Symptome hervor als das Physostigmin und besitzt dabei die gleiche Darmwirkung. Das Eseridin findet als laxierendes und als rückenmarkerregendes Mittel (ohne die kumulierende Wirkung des Strychnins) therapeutische Verwendung. Man verwendet für grofse Haustiere Iproz., für kleinere 0,4proz. Lösungen und bereitet dieselben, indem man zu je 0,1 g Eseridin etwa 1 gtt. Acid. sulfur. dil. zusetzt. Eine solche Lösung läfst sich lange unverändert aufbewahren; die Reaktion an der Injektionsstelle ist sehr gering. Die genannte Firma bringt das Eseridin in grofsen Krystallen imd in Pulverform in den Handel; die letztere Form gilt für die empfehlens- wertere, da sich das pulverisierte Eseridin viel leichter auflöst. Der Schmelzpunkt beider Präparate Hegt bei 132 ^ C. P. Vom Auslände. Zur Statistik des Arzeneimittelverbrauchs haben Bourgoin und de Beurmann einen aufs erordentlich interessanten Beitrag geliefert in Form einer die Jahre 1876 bis 1885 lunfassenden ZusammensteUimg 136 Zur Statistik des Arzeneimittelverbrauchs, der wichtigsten Änderungen, welche sich in der angedeuteten Richtung in der Centralapotheke der Pariser Hospitäler bemerklich machten. Wie zu erwarten stand, sprang der Einflufs der antiseptischen Wundbehandlung auf den Verbrauch bestimmter Mittel am meisten in die Augen. Es stieg während der genannten zehn Jahre in jener Central- apotheke der Verbrauch an Carbolsäure von 369 auf 11217, an Bor- säure von 10 auf 1909, an Thymiansäure von 0,25 auf 12,42, an Thymol von auf 3,95, an Kaliumpermanganat von 8,35 auf 28, an Sublimat von 102 auf 314, an Jodoform von 22 auf 353 kg, während der an Salicylsäure im gleichen Zeiträume von 20 auf 7 kg zurückgegangen ist. Dieses Zurückgehen des Salicylsäureverbrauches mag auf den Umstand zurückzuführen sein, dafs diesem Mittel, soweit es als innerliches Antisepticum in Betracht kommt, durch das Natrium- salicylat, dessen Verbrauch von 182 auf 355 kg gewachsen ist, und durch das Wismutsalicylat, dessen Konsum sich von auf 18 kg erhöht hat, eine namhafte Konkurrenz entstanden ist, während es als Antipyreticum längst durch die neueren derartigen Mittel verdrängt wurde. Dafs man es beim Wismutsalicylat hauptsächlich auf die Salicyl- säure und weniger auf das Wismut abgesehen hat, geht wohl am besten daraus hervor, dafs der Verbrauch an Bismutum subnitricum, welches man mit Vorliebe gegen einfache Diarrhöen gibt , durch jenen Wettbewerb sich nicht vermindert hat, vielmehr von 347 auf 419 kg gestiegen ist. Einigermafsen überraschen mufs es, dafs der Verbrauch an Chinin und Chinarinden sich trotz des Auftauchens der synthetischen Anti- pyretica nicht verringert, sondern vermehrt hat. Er stieg für Chininsulfat von 47 auf 70, für China Löxa von 2610 auf 4078, für China flava von 91 auf 161 kg und ging nur für China grisea ein wenig, nämlich von 7749 auf 7325 kg zurück. Man darf allerdings nicht vergessen, dafs das erste, von durchschlagendem Erfolge begleitete synthetische Antipyreticum erst im Jahre 1884 in Gebrauch kam und die vorliegende Statistik mit dem Jahre 1885 schliefst. Der Verbrauch an Eisenpräparaten hat sich im ganzen nicht verändert, doch ist das Ferrum reductum vollständig verlassen worden, um dem angeblich leichter rein zu erhaltenden Ferrum pulveratum Platz zu machen. Ferrum jodatum wird seit fünf Jahren nur noch in Form des Syrups angewendet. Die Verwendung von Arsenikalien hat zugenommen, Lithiumcarbonat ist in Aufnahme gekommen. Die salzigen, vegetabilischen und drastischen Abführmittel sind im nämlichen Verhältnisse wie vor 10 oder 20 Jahren im Gebrauch geblieben, nur bei den sog. Infektionskrankheiten, bei denen die Infizierung im Nahrungskanal stattfindet, ist man von der Darreichung von Abführmitteln zurückgekommen und hat dieselben durch innerliche Desinfektionsmittel, wie Naphtaün, Naphtol, Salol, Naphtalol, ersetzt. Blutegel werden kaum noch verwendet. Die Alkoholica, deren Verbrauch bis zum Jahre 1880 fortwährend, und zwar in riesigem Ver- hältnisse, gewachsen war, haben seither etwas an Terrain verloren, "wie es scheint, weil man wieder mehr Wert auf eine aktive Therapie zu legen beginnt und damit die reinen Tonica etwas zurücktreten, wofür auch noch der Umstand spricht, dafs die Caf f ei' npräparate den näm- lichen Gang verfolgt haben. Einen enormen Verbrauchszuwachs haben die Anästhetica aufzu- weisen und die ihnen virtuell nahestehenden Mittel. Derselbe stieg für Chloroform von 326 auf 787. für Äther von 629 auf 1145 kg. Der p i u m verbrauch ist etwa gleich geblieben, derjenige des Morphiums gestiegen. Die narkotischen Hauptextrakte zeigten keine Veränderung, Zur Statistik des Arzeueimittelverbrauchs. 137 dagegen erhöhte sich der Bedarf an Chi oral von 350 auf 840, derjenige an Bromkalium von 813 auf 1886 kg. Über den Werth des Brom- natriums scheinen die Ansichten noch zu schwanken, da sein anfangs geringiügiger Verbrauch erst auf 53 kg stieg, um dann wieder auf 39 kg zurückzugehen. Der Verbrauch au Bromammonium ist ebenfalls im Zunehmen. Der Wechsel im Verbrauch der Bromsalze hängt mit der verschiedenen Beurteilung des Anteils zusammen, welcher dem Metall und dem Brom bei der Heilwirkung zukommt. Weiter verbreitet sich der interessante Berichtzunächstnicht. (Bull, de Tlierap. p. Journ. de Pharm, et de Chim. 1888, T. 18, i). 458.) Zur Statistik des Arzeneimittelverbrauchs , worüber schon oben berichtet, bringen die gleichen Autoreu weitere, gleichfalls der Pariser Hospitaltherapie entnommene Beiträge. Es stieg hiernach der Verbrauch an Antipyrin von 0,725 auf 26,4 kg innerhalb eines Jahres. Die anderen synthetischen Antipyretica waren bei Aufstellung der nur die Jahre 1876 bis 1885 umfassenden Statistik meist noch nicht im Gebrauch, teils auch nur in kleinen zu bald wieder aufgegebenen Versuchen dienenden Mengen verwendet worden. Die sog. Antispasmodica, wie Aqua L auro cerasi, Kampfer etc., haben ihre Stellung im Arzeneischatze behauptet, die Excitantien des Muskelsystems, wie Veratrin, Strychnin, Brucin und deren Rohmateriahen , wiederholte Schwankungen ihrer Beliebtheit erlebt, dagegen Seeale cornutum und sein Extrakt eine fortwährende Steigerung ihrer Anwendung erfahren. Der Gebrauch der einfachen Amara nimmt im ganzen genommen stetig ab, denn die leichte Zunahme bei Gentiana und Colombo wird durch die Abnahme bei Lupulin, Quassia etc. weit mehr als ausgeglichen. Vielleicht hängt diese Erscheinung mit dem starken Rück- gange in Verordnung der in Frankreich viele Jahrhunderte hindurch so behebt gewesenen „Tisanen" überhaupt zusammen. Übrigens scheinen trotz alledem die bitteren Mittel einen unleugbaren günstigen Einflufs auf die Verdauungsthätigkeit zu äufsern. Antimonialien, Digitalis, Ipecacuanha sind stehen ge- blieben, Folia Jaborandi und Pilocarpin entschieden zurück- gegangen. Der Verbrauch an Cocablättern hat sich von 2 auf 36 kg, derjenige an Cocain von 44 auf 640 g erhöht. Kalium chlorat. und Borax hatten sich eines wachsenden Verbrauches zu erfreuen, ebenso das Kreosot und das Santelöl, wogegen der Gebrauch von Cubeben und Copaivabalsam merklich abgenommen hat. Band Wurmmittel sind überhaupt weniger in Anwendung ge- kommen und unter ihnen Kons so und Filix mas besonders zurück- getreten, während Cortex Granati sich oben hielt und der Verbrauch an Pelletierin namhaft gewachsen ist. Der Verbrauch an Pepsin, welcher sich von 200 g im Jahre 1860 auf 89 kg im Jahre 1879 gesteigert hatte, ist seitdem wieder auf 50 kg zurückgegangen. Auf Grund physiologischer Anschauungen in die Therapie eingeführt, hat sich dieses Mittel dank seiner Unschädlichkeit darin erhalten, während man doch einen wirklichen Nutzen in Bezug auf Beseitigung falscher Gärungen und Nachhilfe bei der durch ungenügende Absonderung von Albumin lösenden Verdauungssäften geschwächten Verdauung weit eher von Salzsäure erwarten darf, welche heute meistens gegeben wird. Der Verbrauch an flüssigen Peptonen hatte 1883 sein Maximum mit 1000 kg erreicht, während die festen Peptone noch 1885 eine Zunahme bis auf 349 kg aufzuweisen hatten. Bei allen Jodpräparaten, mit Ausnahme von Jodblei, ist der Verbrauch in die Höhe gegangen, so bei Tinctura jodi von 673 auf 138 Kupfervergiftiing. — Die Bestimmung des Zinks. 1576 kg, bei Kalium jodatum von 531 auf 1075 kg, bei Natrium jodatum von auf 11,5 kg. Dagegen verschwinden Caustica und Vesicantia mehr und mehr. Die Anwendung der Merkurialien ist eine zunehmende, sie stieg bei Hydrarg. oxydat. von 0,7 auf 2,3, bei Sublimat, wie schon erwähnt von 102 auf 314, bei Calomel von 22 auf 45, bei Hydrarg. jodat. flav. von 5 auf 15, bei Hydrarg. bijodat. von 1,4 auf 19,6, bei Hydrarg. sulfuric. basic. von 10 auf 25 kg. (Sollte nicht viel- leicht in Paris die Gelegenheit zu solchen Verordnungen gewachsen sein?) Schwefelalkalimetalle verdrängen schrittweise die natürlichen Schwefelwasser, Silbe rnitrat wird in immer gröfserer Menge ver- braucht; der Glycerinbedarf ist von 7000 auf 23 000 kg gestiegen, da dieser Stoff mehr und mehr das Fett bei Salben ersetzt. Der Collodiumverbrauch hat sich von 195 auf 297 kg erhöht. Aus alledem ergeben sich zwei unbestreitbare Thatsachen: die allgemeine Aufnahme und Vergröfserung des Gebrauches der Antiseptica und Anästhetica, und diese letzteren beiden sind es, welche der heutigen Therapie ihren Stempel aufdrücken. (Bull, de TJierap. p. Journ. d. Pharm, et de Chim. 1888. T. 18, p. 517.) Eine Kupferver^tung dnrch den Genufs grüner Bohnen will Raynaud beobachtet haben. Die betreifenden Pflanzen waren zwischen Rebstöcken gezogen worden, welche zur Beseitigung einer Pilzerkrankung wiederholt mit einer Kupferlösung begossen w-orden waren. Der Versuch lehrte, dafs selbst wiederholte Waschungen mit Wasser nicht im Stande waren, den starken Kupfergehalt dieser Hülsenfrüchte genügend zu be- seitigen. (.Journ. de Pharm, et de Chim. 1888, T. 18, p. 505.) Die Bestimmung des Zinks nach den seither üblichen Methoden hat ihre grofsen Mifsstände. Fällt man mit Schwefelammon , so mufs man 24 Stunden stehen lassen und hat dann noch mit sehr schlechter Filtration zu kämpfen, während die Fällung mit Schwefelwasserstoff in essigsaurer Lösung nur wenig besser geht und aufserdem einen zum Gelatinieren neigenden Niederschlag liefert. Der durch Alkalicarbonat erhaltene Niederschlag endlich ist sehr schwierig auszuwaschen und aufserdem kann dieses Verfahren bei gleichzeitiger AnAvesenheit von ErdalkaUsalzen nicht benutzt werden. Riban hat nun gefunden, dafs man sehr gut und bequem seinen Zweck erreicht, wenn man das be- treffende Zinksalz durch Zusatz von Alkalihyposulfat in Zinkhyposulfat verwandelt und in diese Lösung bei gewöhnlicher Temperatur Schwefel- wasserstoff' leitet. Hierbei scheidet sich das Schwefelzink nicht nur rasch und vollständig, sondern in so dichter Form ab, dafs es sich trotz des durchgehenden Gassti'oms sofort zu Boden senkt und eine völHg klare Flüssigkeit darüber läfst, welche sich in der Hauptsache abgiefsen läfst, worauf man den Niederschlag auf einem Filter sammelt und mit leichter Mühe vollständig auswäscht. Bei ausreichend, d. h. ziemHch stark verdünnter Lösung erhält man quantitativ genaue Zahlen. Man mufs zunächst die Lösung des betreffenden Zinksalzes mit so viel Natriumcarbonat versetzen, dafs eine leise bleibende Trübung eintritt, welche man durch einen Tropfen Salzsäure wieder beseitigt, dann gibt man einen Überschufs von Natriumhyposulfat hinzu, worauf man mit Wasser soweit verdünnt, dafs im Liter nicht über 1 g Zink enthalten ist. Da aus dieser Lösung weder Eisen noch Mangan noch auch alkalische Erd- metalle durch Schwefelwasserstoff in der Kälte gefällt werden, so besitzt man in diesem Verfahren auch ein bequemes Trennungsmittel des Zinks von jenen Metallen. (Bull, de la Soc. chim. de Paris 1888, T. L. No. 9, p. 518.) Eschscholtzia californica, — Zincum oxydatum. 139 Eschscholtzia californica ist eine zu den Papaveraceen gehörende Pflanze, welche als schlafbringendes Mittel, besonders bei der Kinder- praxis, lieber als Opium, und zwar in Extrakttbrm, angewendet wird. Barde t hat nun aus diesem Extrakt Morphin dargestellt, welches mit demjenigen aus Opium vollkommen identisch ist, und damit dieses x4.1kaloid erstmals in einer nicht zur (Gattung Papaver gehörenden Pflanze nachgewiesen. Übrigens ist bei seitjer Darstellung im ursprünghchen wässerigen Auszuge noch ein anderer, wie es scheint glykosidischer, Körper verblieben, Avelcher durch Phosphomolybdat gelb gefällt wird. {Journ. de Pharm, et de Chim. 1888, T. 18. p. 525.) Die Entfärbung von Farbstoffen dnrch Sliki-oorganismen scheint ein ebenso häufiger wie gegenwärtig eifrig studierter Vorgang zu sein. Raulin hat eine Anzahl von Aspergillus- und Mykoderma- Arten auf die verschiedensten Farbstoli'lösungen unter mannigfach geänderten Be- dingungen wirken lassen und dabei nicht nur in der Regel eine Ent- färbung des Farbstoffes beobachtet, sondern auch feststellen können, dafs (iieselbe mit einer Reduktion zusammenhängt. Dieselbe mufs als eine direkte Lebensfunktion der Älikroben aufgefafst und darf nicht etwa dahin gedeutet werden, dafs letztere erst einen anderen chemischen Körper schaffen, Avelcher seinerseits reduzierend wirken würde. Übrigens ist nicht nur die Art der verwendeten Mikroben von grofsem und ent- scheidendem Einfluss auf die Wirkung gegenüber den Farbstoffen, sondern es vex-halten sich auch die letzteren untereinander wieder ver- schieden unter dem Einflüsse einer und derselben ^Slikrobenart. Man ist daher schon so weit gegangen, die Mikroben praktisch zu verwenden zur Erkennung bestimmter, zur Weinfärbung benutzter Farbstoffe. Dabei kommt nicht nur in Frage, ob und wie die Farbe durch be- stimmte ■Slikroben verändert wird, sondern es ist auch mitunter von entscheidender Bedeutung, ob eine so entfärbte Flüssigkeit sich unter gewissen Bedingungen wieder aufs neue zu färben vennag. (Ac. de sc. p. Journ. de Pharm, et de Chim. 1888, T. 18, p. 454.) SticK.oxydulgas kann einfach, bequem und gefahrlos in folgender, von C am pari angegebenen Weise gewonnen Averden: Man erhitzt in einem Gasentwickelungskolben vorsichtig 50 g Stannochlorid mit 100 g Salzsäure von 1,21 spez. Gewicht und 9 g Salpetersäure von 1,38 spez. Gewicht bis zum beginnenden Sieden, wo dann für einige Augenbhcke eine etwas stürmische, bald wieder aufhörende Gasentwickelung eintritt, die hauptsächsich durch Wasserdämpfe veranlafst ist und bald einem ganz ruhigen Gasstrom, aus reinstem Stickoxydul bestehend, Platz macht. Es werden hierbei gegen V/o Liter Gas erhalten auf Grund der Umsetzungsfoi-mel : 2HNO3 + 4SnCl2 + 8HC1 = blhO -j- 4SnCl4 -f N2O. Die genaue Einhaltung der angegebenen Gemchtsverhältnisse schützt vor zu stürmischer Entwickelung und vor jeder Explosionsgefahr. (Ännali di Chim. e di Farmac. 1888, Ottoh-e, p. 253.) Dr. G. V. Eine Anzahl Proben von Zincum oxydatum sind von H. B e 1 c ü e r Thornton untersucht worden, dabei stellte es sich heraus, dafs keine dieser Proben kohlensäurefrei war. Der Gesamtgehalt an basischem Zinkcarbonat (ZnC03(Zn2HO)2_,H20) schwankte zwischen 4,73 u. 21,14 Proz. Die Eigenschaft des reinen Zinkoxyds, aus der Luft Kohlensäure anzu- ziehen, dürfte wohl die Ursache sein, dafs keine der untersuchten Proben kohlensäurefrei war. Mr. M. C n r y , der ebenfalls eine grofse Anzahl von Zinkoxydmustern, die jedoch direkt von den Fabrikanten bezogen waren, untersucht hat, fand dieselben fast alle kohlensäurefrei. (Pharm, Journ. Transad. III. Ser. No. 956, p. 321.) 140 Entfernung v. jodsaur. Kali aus Jodkalium. — Kaliumkobaltinitrit. Zur Entfernung von jodsaurem Kali aus Jodkalium empfehlen Morse und Burton die Reduktion des jodsauren Salzes mit Zink- amalgam. Eine Lösung des verunreinigten Jodkaliums wird mit Zink- amalgam gekocht, wodurch das jodsaure Kali vollständig zu Jodkalium reduziert wird und sich Zinkoxyd abscheidet. Nach der Filtration ist die Lösung frei von Zink und Quecksilber. Das zur Verwendung kommende Zinkamalgam mufs reich an Zink sein, und das Filter mufs mit heifsem Wasser genäfst sein, ehe die heifse Salzlösung darauf gegossen wii-d. Die Wirksamkeit dieser Methode wurde an reinem jod- sauren Kah gezeigt, 1 g davon in 50 ccm Wasser aufgelöst, wurde durch Zinkamalgam in ^4 Stunden vollständig reduziert. Kaliumchlorat und -bromat werden ebenfalls, aber viel langsamer, durch Zinkamalgam reduziert. (Anahjst. Od., ]). 190, durch Pharm. Jotirn. Transact. No.9.58, p. 847.) Zu einigen neuen Halogeuverbindungen des Magnesiums gelangten C. F. Grofs und E. J. Bevan durch das Studium der Elektrolyse von Ch!ormagnesiumlösungen, eines Prozesses, der zur Fabrikation von Bleichtlüssigkeit in grofsem Mafsstabe Anwendung findet. Dieselben machten die Beobachtung, dafs die elektrolytische Zersetzung von wässerigen Chlormagnesiumlösungen von Zwischenreaktionen begleitet war, die nicht durch die übliche Annahme erklärt werden konnten, dafs Magnesium und Chlor gebildet werden, wodurch dann in zweiter Linie die Bildung von Magnesia und unterchloriger iSäure bedingt ist. Zur Aufklärung des wirklichen Prozesses wurde zunächst der Vorgang an der Kathode studiert. Die sich abscheidende weifse Substanz ist nicht Magnesia (Hydrat), sondern eine Chloroxydverbindung des Magnesiums, in w^elcher sich das Chlor mit der gesamtoxydierenden Wirkung als Chlor ausgedrückt verhält wie 1:2. Die Verbindung, ein Magnesium- hyi^ochlorid. wurde in frischem noch wasserhaltigem Zustande untersucht und unterscheidet sich vom normalen Magnesiumhypochlorid nicht nur durch ihre ünlöslichkeit, sondern auch durch ihre Stabilität. Ähnliche Verbindungen wurden durch die elektrolytische Zersetzung von Brom- und Jodmagnesiumlösung erhalten. Weitere Untersuchungen dieser Chloroxydverbindungen sowie des Vorganges an der Anode während der Elektrolyse werden von den Autoren in Aussicht gestellt. (Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 960, p. 402.) Das Löslichkeitsverhältnis von Strontiumnitrat in Alkohol hat J. R. Hill bestimmt und dabei gefunden, dafs die Angabe, Strontium- nitrat sei in absolutem Alkohol unlöslich, nicht richtig ist. Zu seinen Versuchen stellte sich Hill aus dem käuflichen reinen Strontiumnitrat, welches 4 Mol. Krystallwasser enthält, das wasserfreie Salz dar und bestimmte zunächst in absolutem Alkohol, wobei gefunden wurde, dafs 1 Teil Strontiumnitrat zu seiner Lösung 4189 Teile absoluten Alkohol (15^ C.) erfordert, während bei Anwendung von verdünntem Alkohol nur 200 Teile des letzteren zur Lösung notwendig sind. (Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 961, p. 430.) Auf Kaliumkobaltinitrit (Co2(N02)6 + 6KNÜ3) macht Dr. J. W. Roosevelt aufmerksam und empfiehlt dessen Anwendung in solchen Fällen, in denen sonst andere Nitrite verabreicht zu werden pflegen, die durch mancherlei unangenehme Nebenvsdrkungen weniger empfehlenswert sind. Das Salz viärd dargestellt durch Versetzung einer Kobaltsalzlösung mit Essigsäm-e und Kaliumnitrit, wobei es sich als gelber krystalhnischer Niederschlag abscheidet. Es wird in Dosen von 0,03 g zwei bis drei- stündlich verabreicht. Dosen von 0,3 g werden Hunden ohne irgend- Pyrodin. — Adonis vernalis. 141 welche gefährliche Folgen verabreicht. (Therap. Gaz., Od., p. 685, durch Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 958, p. 347.) Pyrodin ist der Name eines in England Verwendung findenden Fiebermittels, dessen wirksame Bestandteile das Acetylphenylhydracid (Cfills. Oll^j-CgllgO) bildet. Dr. Dreschfeld in Manchester teilt in „The Medical-Chronicle" (Nov., p. 89) einige Beobachtungen über die An- wendung des Pyrodins bei verschiedenen Fieberkranken mit; er empfiehlt es als kräftiges Antipyreticura , besonders verwendbar bei Lungen- entzündungen, Scharlach und Typhus; es setzt die Temperatur rasch herunter und hält dann in seiner Wirkung mehrere Stunden hindurch an. Es bewirkt Schweifs, ohne Übelkeit oder Erbrechen zu verursachen. Jedoch treten bei öfteren in kurzen Zwischenpausen wiederholten Dosen toxische Erscheinungen auf, besonders Hämoglobinämie. Es soll daher innerhalb 18 bis 24 Stunden nicht öfter als einmal gegeben und sein Gebrauch nicht länger als einige Tage fortgesetzt werden. Das Pyrodin soll ein kräftigeres Antipyreticum sein als Antipyrin, Antifebrin und Phenacetin. Die Dosis für lünder ist 0,18 bis 0,25, für Erwachsene 0,5 bis 0,75. (Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 962, p. 425.) Phyllotaonin. In einer Arbeit, betitelt „Contribution to the Che- mistry of Chlorophyll", beschreibt Dr. E. Schunck (Proc. Royal Society, X. liv., p. 449) unter dem Namen „Phyllotaonin" einen Körper, der durch die Einwirkung von kochender alkoholischer Natronlösung auf Chlorophyll, dargestellt durch Extraktion von Gras mit Äthylalkohol, erhalten worden war. Durch freiwilliges Abdunsten seiner ätherischen Lösung wird das Phyllotaonin in regelmäfsigen flachen Krystallen oder krystallinischen Krystallschuppen erhalten, die im reflektierten Licht stahlblau oder wie Pfaufedei-n schillernd erscheinen. Die Krystalle sind fast undurchsichtig, in sehr dünner Schicht jedoch durchscheinend mit brauner Farbe. Phyllotaonin ist unlöshch in kochendem Wasser, leicht löslich in siedendem Alkohol und Äther, es scheidet sich jedoch nach dem Erkalten nicht in Krystallen ab. Es ist auch löslich in Benzol, Schwefelkohlenstoff, Chloroform, Anilinöl und Eisessig, dagegen unlöshch in Ligroine. In konzentrierter Salzsäure löst es sich mit schöner bläulichgrüner Farbe. Es unterscheidet sich von Phyllocyanin durch seine Lösung in Eis- essig, die schön violett gefärbt ist und ein anderes Spektrum liefert als die ätherische Lösung, während die Lösungen von Phyllocyanin in Eisessig und Äther beide dunkelgrün gefärbt sind und dasselbe Spektrum liefern. (Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 962, p. 426.) Über die physiologische Wirkung der Uraniumsalze berichtete Dr. R. H. Chittenden in einer Versammlung der Amer. Physiolog. Society. Als Resultat seiner Versuche stellt er fest, dafs üranium ein irritierendes Gift ist, welches Gastrointestinalstörungen hervorruft, die meistens einfache Enteritis zur Folge haben, oft aber akute katarrhalische Entzündungen hervorrufen. Seine Einwirkung auf die Ernährung äufsert sich durch rasche Abmagerung, es verursacht auch akute parenchymatöse Nephritis. Toxische Dosen haben eine vollständige Harnverh;iltung zur Folge, während dagegen kleine Dosen zunächst eine vermehrte Harn- absonderung bewirken. Bei Uraniumvergiftungen kann im Harne die Gegenwart von Zucker sowie beträchtlicher Mengen von Calciumoxalat nachgewiesen werden. (TJierap. Gaz. Oct, p. 698, durch Pharm,. Journ. Transact. III. Ser.. No. 958, p. 347.) Das von verschiedenen Fabrikanten dargestellte wirksame Prinzip von Adonis vernalis hat mit wechselnden Erfolgen in der Therapie An- wendung gefunden; während jedoch einige seine Wirksamkeit unsicher 142 Neuerung in der Behandlung von Gonorrhöe. — Bücherschau, und unbeständig nennen, haben es andere mit besserem Erfolge angewandt. Prof. Podwissotzky hat nun festgestellt (Nat. Drugg. Sept. 1.), dafs alle von ihm untersuchten Handelssorten von Adonidin nur Gemenge waren von Adonidin mit anderen Bestandteilen der Pflanze. Von letzteren werden genannt: Adonidoquercitrin, ein orangegelber Körper, Adonidodgilcid, ferner ein braunes amorphes Glykosid und Adonidinsäure. Der chemisch reine wirksame Bestandteil von Adonis vernalis wird von Prof. Podwissotzky Picroadonidin genannt und stellt ein amorphes Glykosid dar, welches äufserst bitter schmeckt, in Wasser, Alkohol und Äther leicht löslich ist und dem die Eigenschaften eines Herzgiftes in hohem Grade zukommen. (Pharm. Journ. Transact. III. Her. No. 958, p. 346.) Eine vorteilhafte Neuerung in der Behandlung von Gonorrhöe ist ein von Mr. C. J. Smith in „The Lancet", Sept. 188S, beschriebener Apparat, der es ermöglicht, die zur Heilung zur Verwendung kommenden Mittel in Salbenform in die Harnröhre einzuführen. Die V^orrichtung, die mit Allighams Salbeneinführer einige Ähnlichkeit hat, besteht aus einer längUchen hölzernen Büchse, an deren einem Ende sich eine lange, breite Schraube befindet, vermittelst welcher der Inhalt der Büchse durch verschieden grofse, vorn geschlossene, an den Seiten mit Öffnungen versehene Stiele getrieben werden kann. Die Büchse wird mit Salbe gefüllt und der Stiel in die Harnröhre eingeführt; durch Drehung der Schraube wird dann die Salbe durch die Öffnungen in die Harnröhre getrieben. Beim Zurückziehen des Instruments wird dasselbe dann gedreht und so die ganze innere Oberfläche der Harnröhre gleichmäfsig mit Salbe überzogen. Mr. Smith hat durch Befolgung dieser Methode gute Erfolge erzielt. (The Therap. Gaz., Od. 1888, p. 706.) Um Verfälschungen des Tolubalsams mit Storax oder Harzen nachzuweisen, empfiehlt R. A. Gripps folgendes einfache Verfahren: Eine gewisse Menge des Balsams wird mit Schwefelkohlenstoff 15 Mi- nuten lang digeriert (durch Eintauchen in warmes Wasser); hierauf wird die Flüssigkeit abfiltriert und zur Trockne verdampft. Der erkaltete Rückstand wird dann in konzentrierter Schwefelsäure aufgelöst, wobei ein reiner Tolubalsam eine schön rosenrote Lösung liefert, die längere Zeit hindurch die Färbung beibehält. Ist der Balsam aber mit Storax oder Harz verfälscht, dann geht die rosenrote FarVje rasch in Braun über. Schon ein Gehalt von 1 Proz, dieser Verfälschungen kann mit dieser Probe erkannt werden, doch ist dabei die Braunfärbung nicht sehr intensiv, es wird deshalb empfohlen, zum Vergleich die Probe mit unverfälschtem Tolubalsam nebenher zu machen. Ein Gehalt von 4 Proz. oder mehr kann dagegen sehr leicht erkannt werden. (Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 961, p. 422.) J. Seh. C. Bücherschau. Die Prüfung der chemischen Reagentien auf Reinheit. Von Dr. C. Krauch, Chemiker der chemischen Fabrik E. Merck in Dannstadt mit einem Vorwort von Prof J. König in Münster i. \V. Darmstadt, Verlag von L. Brill. 1888. Bücherscbau. 143 Diese Sammlung von Prüfungsvorschriften auf die Reinheit der chemischen Reagentien verdankt ihr Entstehen einer auf der Haupt- versammlung der „Deutschen Gesellschaft für angewandte Chemie" in Hannover stattgefundenen Besprechung über einheitliche Methoden für die Untersuchung käuflicher Reagentien. Durch seine langjährige Thätigkeit als kontrollierender Chemiker einer der gröfsten chemischen Fabriken Deutschlands war der Verfasser in der Lage, beurteilen zu können, was die chemischen Fabriken bezüglich der Reinheit der Reagentien zu leisten im Stande sind. Das Werkchen wird deshalb sowohl den Fabriken als auch den chemisch-analytischen Laboratorien als Anhaltspunkt willkommen sein. Besondere Erwähnung verdient, dafs die Firma E. Merck von jetzt ab die Reinheit ihrer Reagentien gemäfs den Anforderungen dieses Schriftchens garantieren wii'd. Geseke. Dr. Carl John. Formiilae Magistrales Berolinenses. Mit einem Anhange, enthaltend : 1. Die Handverkaufspreise, 2. Anleitung zur Kostenersparnis beim Ver- ordnen von Arzeneien. Ausgabe für 1889. R. Gärtner's Verlags- buchhandlung. Berlin. Seite 1 bis 8 sind in alphabetischer Reihenfolge die Vorschriften für die in der Armenpraxis vorzugsweise gebräuchlichen zusammengesetzten. Rezeptformeln aufgeführt und bei jeder einzelnen der Preis für ganze, halbe etc. Dosen beigefügt. Seite 9 bis 18 folgen dann die Preise für alle diejenigen Arzeneistoffe, welche auf Grund der von dem Vorstande des Vereins der Berliner Apotheker und der Armendirektion getroffenen Vereinbarung als Handverkaufsartikel angesehen werden, denen sich weiter eine Anzahl anderer in Krankheitsfällen verlangten — Brunnensalze, Seifen, Pinsel, Spritzen etc. — anschliefst. Seite 18 bis 24 werden den Herren Ärzten bestimmte Anweisungen gegeben, in welcher Weise sie beim Verordnen von Arzeneien im Interesse der Kassen zu verfahren haben. Jena. Dr. Bertram. Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere der Nutzpflanzen. Von den Herren Professoren A. Engler und K. Prantl. 22. und 23. Lieferung (H. Teil, 6. Abteilung, Bogen 4 bis 9). Leipzig, Verlag von W. Engelmann. 1888. Die 22. Lieferung bringt zunächst auf Seite 49 bis 51 die Charakteristik der weiteren zu den Burmanniaceae zählenden, in den Tropen einheimischen Familien — Dictyostegia Miers., Apteria Nut., Burmannia L., Campylasiphon Benth., Corsia ßecc. und Arachnites Philipp! — unter Beigabe der be- treffenden Figuren und Einzelbilder (von W. Engler). Darauf folgt die ihnen nahestehende Famiüe der Orchidaceae, der zweitgröfsten des ganzen Pflanzenreichs, deren Artenzahl zwischen 6000 bis 10 000 geschätzt wird, bearbeitet von E. Pfitzer-Heidelberg. Durch 605 Einzelbilder und 492 Figuren näher erläutert. Nach Aufzählung der hierauf bezüghchen wichtigsten Litteratur gibt Verfasser zunächst eine Beschreibung der Merkmale, besonders der Befruchtungs- und Vegetationsorgane — Aufbau, Blätter, Wurzeln, Blütenstand und Blüte in ihren manni^altigen Formen und herrUchen Zeichnungen, Frucht und Samen. Hieran schliefsen sich Angaben bezügUch ihres anatomischen Auf- baues, ihrer geographischen Verbreitung, die in den Gebirgen der Tropen- länder ihre höchste Entwickelung erreicht, in den kalten Zonen dagegen nur schwach vertreten ist, und ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen. 144 Bücherschau. Dann folgt die in sehr verschiedener Weise versuchte Einteilung der Familie (bei der hinsichtlich der liauptteilung — Diandrae und Monan- drae — Übereinstimmung vorhanden, in der weiteren Anordnung aber die Ansichten weit auseinandergehen) in der neuesten Form nach Lindley und Reichenbach. Zunächst wird eine Übersicht der obengenannten beiden Hauptgruppen, ihrer Unterabteilungen und Famihen gegeben, von denen die Monandrae an Reichhaltigkeit weit überwiegen. Zu diesen zählen alle bei uns und in den Alpen einheimischen Arten : Aceras, Anacamptis, Nigritella, Gymnadenia, Uphrys, Orchis etc., nur Cypripedium zählt zu Diandrae. Die Orchidaceae nehmen auch die 23. Lieferung in Anspruch, diese schliefst mit der Gattung (203) Epidendron L., die, im tropischen Amerika einheimisch, allein gegen 400 Arten zählt. Die überall beigefügten zahlreichen Bilder erleichtern das Studium dieser interessanten, auch von Laien bevorzugten Familie wesentlich und geben dem Leser ein anschauliches Bild von dem grofsen Formenreichtum ihrer Blüten. Jena. Dr. Bertram. Von Köhler's Medizinal - Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erklärendem Texte, herausgegeben von G. Pap st- Gera, Unterm- haus, sind seit der letzten Besprechung Lieferungen 35/36 ausgegeben. Sie bringen den Text zu den Tafeln: Fraxinus Ornus L., Acacia Catechu Willd., Illicium anisat. Louv., Citrullus Colocynthis L., Guajacum officinale L. Zunächst wird eine eingehende Beschreibung der Stamm- pflanze gegeben, über Vaterland, Namen und Geschichte berichtet und dann die Droge selbst und alles, was bei derselben ins Gewicht fällt, besprochen. So wird bei der Manna über die Kultur des Baumes und die Saftgewinnung, über die an Ort und Stelle wie im Handel bezeich- neten arzeneilich gebrauchten und nicht gebrauchten (auf Larix-, Tamarix-, Quercus- und Eucalyptus - Arten beobachteten Ausschwitzungen) Sorten Auskunft gegeben und am Schlufs die einzelnen Bestandteile der Manna — Mannit, Melitose etc. — , deren Zusammensetzung und chemisches Verhalten besprochen. Bei Catechu wird das im Handel erscheinende Pegu Catechu (Catechu von Bombay) und das von Bengalen näher gekennzeichnet, der Haupt- bestandteil desselben, das Catechin, und dessen ümsetzungsprodukte be- sprochen und über seine arzeneiliche Verwendung berichtet. In gleicher Weise werden die Artikel Sternanis und Koloquinten behandelt und bei dem ersten auf etwaige Fälschungen mit dem giftigen Samen des japanischen hingewiesen. An Tafeln sind den Lieferungen beigegeben: Punica Granatum L., Ononis spinosa L., Tamarindus Indica L., Capsicum annuum L., CalUtris quadrivalvis Vent., Marubium vulgare L., Myristica fragrans Hont, und Pistacia lentiscus L. Den Figuren sind wie seither die betreffenden Einzelbilder beigegeben. Beide Lieferungen schliefsen sich den früheren gleichwertig an und werden sich des Beifalls der Abonnenten zu erfreuen haben. Jena. Dr. Bertram. Chemisch - technisches Repertorium. Übersichtlich geordnete Mit- teilungen der neuesten Erfindungen, Fortschritte und Verbesserungen auf dem Gebiete der technischen und industriellen Chemie mit Hinweis auf Maschinen, Apparate und Litteratur. Herausgegeben von Dr. Emil Jacob sen, 1887, zweites Halbjahr, zweite Hälfte, und 1888, erstes Halbjahr, erste Hälfte. Mit in den Text gedruckten Illustrationen. Berlin, 1888/89, R. Gärtner's Verlagsbuchhandlung. Urnck der Norddeatschen Bachdrackerei und Terlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmstr. 32. 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Lehrb. d. Chemie. 3 Bde. 1874-76. Hlbfrzbd. (Statt 44 M) 15 Ji Graham-Otto-Kolbe. Lehrb. d. org. Chemie. 2. Aufl. 3 Bde. 1878-84. Hlbfi-zbd. (Statt 63 oii) 35 J6. Richter. Lehrb. d.anorgan. Chemie. 6. Aufl. 1889. Origbd. (Statt 9 o/^ 5,50 M Bischoff. Ilandb. d.botan. Termino- logie. 3 Bde. M. 77 Tfln. Lnwbd. Im Buchh. vergriffen. 17 M. Nees V. Esenbeck. Plantae officinal. M. 432 col. Tfln. In 2 Fol.-Hlnwb. Der Text etw. stockfl., sonst schö- nes Expl. d. seit. Werkes. 66 M Liierssen. Medicin. - pharmaceut. Botanik. 2 Bde. 1879-82. Hlbfrzb. (Statt 42 M) 22 ,A6. CWini-ÄW» Antiquariat u. • '' 111 Id, Buchhandl., Dresden-A. Tinct. Valerian. & rad. Valerian. Hercyn, sowie homöopath. und alle Tincturen Ph. G. IL Blankenburg a. Harz. [2] Dr. Weppen &, Lüders. [^] Einwickelpapiere, eleg. Farben, 5 Ko. frei J6. 5. b e r w e s e 1 a. Rh. Fr. Reusch. Rhein- und Mosel^Feine, eigenes Wachstum. Verbandflanelle, 68 cm breit, pr. Meter von 65 Pfg. an. 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G r ü f s n e r , Zur Kenntnis des Olivenöls . 177 K. H a z ur a und A. G r ü fs n e r , Über d. Oxidat. ungesättigter Fettsäuren 177 E. V. Seuther, Ein Additions- produkt von Papaverin mit Phenacylbromid 178 K. Fragner, Imperialiu . . . . 178 S, C. Hook er, Reaktionen des Carbazols und Pyrrols .... 179 S. C. H o k e r , Schätzung der Nitrate in natürlichen Wässern 179 Georg Wa g n e r , xy dation von Kohlenwasserstoffen . . . 179 C. Liebermann, Cinnamjd- cocain 179 C. Barfoed, Verhalten der Quecksilberoxydulsalze gegen Natriumhydroxyd 180 Ad. Claus u. Alb. Edinger, Zur Kenntnis des Isochinolins 180 R.Schneider, Einwirkung des Kupferchlorids auf Kalium- eisensullid 181 Prof. Rammeisberg, Ammo- niakalische Quecksilberver- bindungen .181 A. Mente, Amide des Phos- phors und des Schwefels . . 182 H. Kling er, Einwirkung des Sonnenhchtes auf organische Verbindungen 183 H. Klinger u. Kreutz, Ein- wirkung von Jodmethyl auf arsenigsaures Natrium .... 183 Ed. Valenta, ücuhubafett . . 184 L. de Koninck, Zur Prüfung des Bleisuperoxyds 184 L. de Koninck, Äther .... 184 L. van Itallie, Wertbestim- mung von Extract. seminis Strychni 184 L. van Itallie, Bestimm, d. Alkaloidgeh. im Extr. Hyosc. 185 Ausgegeben den 28. Februar. M. J. Schröder, Auffindung des Antifebrins im Phenacetin 185 C. Gulden stee de n-E geling, Bestimmung des Salpeter- säuregelialtes im Trinkwasser 185 J. S. Ward, Quantitative Be- stimmung von Citronensäure u. Weinsäure aus Mischungen von Salzen beider Säuren . . 185 Seit« W. Ch. Kalte y er, Die Wurzel von Dioscorea villosa 186 Dr. W. .T o h n s t o n e , Piperidin im Pfeffer 186 Thos. F. Moody, Benzoe . ... 186 Fr. G. M u m ni a , Bereitung von Calendiilapräparaten 186 Über Medizinalpflanzen 186 Wm. C. M iintzer, Extractum Glycyrrhizae 187 C. B ü c h e r s c h a u. Seite Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtgeren Arten. Von Prof. A. Engler und K.Prantl . 187 Die Gaea, Natur und Leben, Centralorgan zur Verbreitung naturwissenschaftl. und geo- graph. Kenntnisse. Heraus- gegeben von Dr. II. Klein . 188 Seite Die Geschichte der Erde. Von G. A. Rofsmäfsler 190 Die alte und die neue Welt- anschauung. Von Gar US Sterne 191 Physiologie oder die Lehre von d.Lebensvorgängen i. mensch- lichen u. tier. Körper. Populär dargestellt von Dr. Rahmer 192 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 J6 Alle Beiträge für das „Archiv" sind an jdie Archiv-Redaktion (Prof. Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv -Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mitteilungen an das Central -Bureau des Deutschen Apotheker-Vereins, Berlin SW. 12, Zimmerstrafse No. 3/4, einzusenden. Anzeigen. Dieselben werden mit 40 l'fg. für die durchgeliende und mit 25 Pfg. für die gespaltene Petitxeile oder deren Kaum bereclinet. Keilagc-Gcbiilir für das Tausend der Auflage — z. Z. 3600 — Mk. 10. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung^ vorbehalten. von PONCET Glashütten -Werke BERLIN SO., Köpnickerstr. 54. Fabrik und Lager säffltliclier Gefäfse u. ütensilieii für cüem,, pliarniac. Getirancli. Atelier für Emaille -Scbrinmalcrei auf Glas- und Porzellangclllfse. [8] Spezialität: Einriclitiiiig vod Apollieten, clieoi. Lalioratorißn etc. Preisverzeichnisse gratis und franko. AECHIV DER PHAEMACIE. 27. Band, 4. Heft. A. Originalmitteilungen. Mitteilungen aus dem Pharmaceutischen Institute der Universität Strafsburg. I. Strychnos I^natii. Von F. A. F lückig er. In Gemeinschaft mit meinen Freunden und Kollegen Arthur Meyer und Ed. Schär habe ich im Archiv der Pharmacie Bd. 219 (1881) und Bd. 225 (1887) 765 Beiträge zur Kenntnis der in der Überschrift genannten, so wenig zugänglichen Loganiaceae geliefert. In dem zweiten Aufsatze, S. 770, hatte ich schon erwähnt, dafs ich nach- träglich auch ein Stück des Stammes von Strychnos Ignatii erhalten habe. Dieses, sowie seither in meinen Besitz gelangte Stücke der Wurzel, geben mir Veranlassung zu den nachstehenden Zeilen. Seit Garcia's da OrtaZeit war auch in der europäischen Phar- macie das Holz von Strychnos- Arten unter dem Namen Lignum colubrinum, Schlangenholz, wohl bekannt. Allerdings scheint sein Ruf bedeutender gewesen zu sein, als der wirkliche Gebrauch dieser Droge. Der wohl versehene Pariser Drogist Pomet bemerkt darüber :i ...... il y a encore quantite d'autres sortes de bois, comme ...... le bois de Couleuvre dont je ne parleray point, en ce que nous n'en faisons aucun commerce n'en ayant que rarement". Die Ausgaben der Pharmacopoea Wirtenbergica zwischen 1741 und 1771 führen das Schlangenholz, Lignum colubrinum, und die Sclilangen- wurzel, Radix Mungos, auf. 2 Aber der gut unterrichtete Göttinger Mediziner und Botaniker J. A. Murray erklärte, s dafs Radix Ser- pentum wohl nur in holländischen Apotheken zu haben sei und dort 1 Histoire generale des Drogues 1694, ]II, p. 123. 2 Siehe meine „Dokumente zur Geschichte der Pharm." ^ Apparatus medicaminum I (1793), p. 543. Arcli. a. Pharm . XSVII. Bds. 4. Heft. 10 146 F. A. Flückiger, Strychnos Ignatii. 20 Imperialen das Pfimd koste. In der That hatten die Botaniker der holländischen Niederlassungen in Indien, Rh e edel und Rumphius,2 durch ihi'e Schriften den Ruf des Schlangenholzes erhöht. Linne's Schüler, J. A. Darelius,3 widmete ihm 1749 eine Dissertation und Linne selbst büdete im gleichen Jahre in seiner Materia medica nebst der Pflanze Ophiorhiza Mungos auch eine Schlange ab, gegen deren Bifs das sehr bittere Holz für wirksam galt. Das Schlangenholz, meistens wohl das Holz von Wurzeln, wurde zum Teil, wie es scheint. Bäumen aus der Familie der Rubiaceen (Ophiorhiza Mungos L.) und Apocynaceen (Ophioxylon serpentum L., jetzt Rauwolfia serpentina Bentham) entnommen, 4 ganz besonders aber mehreren Strychnos- Arten, vorzüglich der Strychnos colubrina Sprengel (Str. ligustrina Blume, Str. muricata Kosteletzky) , vielleicht auch der Str. moluccensis Benth. und Str. Horsfieldiana Miq.5 Ein sonst nicht genanntes Schlangenholz führt Oudemansß an, nämlich dasjenige der in Sumatra, Bangka und Pulu Pinang einheimi' öchen Simarubee Eurycoma longifolia Jack. Dieses Holz verdankt seine Bitterkeit nicht einem Grehalte an Brucin oder Strychnin, welche auf die Familie der Loganiaceen beschränkt zu sein scheinen. Unter so verschiedenen Schlangenhölzern und Schlangenwurzeln mögen wohl Verwechselungen vorgekommen sein, doch hielt z. B, die Pharmacopoea Wirtenbergica von 1750 sehr bestimmt aus- einander die nur fingerdicke, spannenlange „Radix Mungos" von dem schweren, äufserst bitteren „Lignum colubrinum" , dessen Giftigkeit die Ausgabe der gleichen Pharmakopoe von 1771 vermiete: „forsitan haec virulentia inest ligno recenti, quam vero perdidit nostris officinis illatum annosum exsiccatum". Es würde wohl ebenso schwierig als überflüssig sein, der Geschichte dieser Schlangenhölzer oder Schlangen würz ein in erschöpfender Weise nachzugehen. 1 Hortus malabaricus M, p. 47 ; VH, p. 10, Tab. 5. - Herbarium amboinense & auctuarium V, p. 29, und Tab. 26 ; 65, Tab. 33. ^ Amoenitates academicae H, ed. 3 (Erlangae 1787), p. 100 bis 120. ^ Thom. Horsfield, Asiatic Journ. VH (1819), p. 147. — Über daraus abgeschiedenes „Ophioxylin" siehe Pharm. Journ. XVTII (1888), p. 744, oder ^Pharm. Zeit.*-', 21. März 1888, p. 164. ^ Rosenthal, Synopsis plantarum diaphoricarum. ^ Handleiding tot de Pharmakognosie. Amsterdam 1880, p. 135. F, A. Flückiser, Strychnos Ignatii, 147 Garcia da Orta^ kannte 3 Sorten Schlangenbolz, „Pao da cobra", von Ceylon, und Clusius bildete in seiner Ausgabe von PO , OH entsteht durch Behandeln von Phosphoroxychlorid mit Ammoniumcarbamat bei gewöhn- licher Temperatur und nachherigem Erwärmen auf 100" mit einem Über- schufs von Carbamat. NH Diimidodiphosphormonaminsäure HO . PO<^nH'^^^ * ^^^ entsteht durch Sättigen von Phosphoroxychlorid mit Ammoniak bei 100" und Auswaschen mit Wasser, wobei sie als unlösüches, amorphes, weifses Pulver zurückbleibt. Verfasser studierte ferner die Einwirkung von Ammoniumcarbamat auf die Säürechloride des Schwefels, indem er hoffte, auf diese Weise zu den neutralen Araiden der Schwefelsäure, der PyroschwefeU Sonnenlicht u. org. Verbind. — Jodmethyl u. arsenigs. Natrium. 183 säure und der schwefligen Säure zu gelangen. Es gelang nicht, durch Einwirkung von Thionylchlorid auf Ammoniumcarbamat Thionylamid S0(Nll2)2 zu erhalten. Die Einwirkung von Ammoncarbamat auf Sulluryl- chlorid, Pyrosulfurylchlorid und Schwefelsäuremonochlorhydrin gab bei guter Kühlung, Ausschütteln des Salmiaks mit Alkohol und Umkrystalli- sieren aus Wasser in allen Fällen Ammoniumimidosulfonat NH<^22 ■ Q^ll^ (Liebig's Annalen d. Chemie 248, p. 232.) Über die Einwirkung des Sonnenlichtes auf organische Verbin- dungen berichtet H. Klinger. Verfasser teilte schon früher mit, dafs unter Einwirkung des Sonnenlichts Benzil und Phenanthrenchinon in ätherischer Lösung reduziert werden, und zwar das erstere zu einer, von ihm Benzilbenzoin genannten Verbindung, das andere zu dem ihm entsprechenden Hydrochinon, wobei gleichzeitig in beiden Fällen durch O.xydation des Äthers Aldehyd gebildet wairde. Verfasser fand, dafs die Ergebnisse der Belichtung von der Natur des Lösungsmittels abhängen. Besonders bei Anwendung von Kohlenwasserstoffen Hefsen sich oftmals überraschende Wirkungen des Lichtes beobachten. Phenanthrenchinon und Acetaldehyd. Die Wirkung des Lichtes ist in diesem Falle eine synthetische. Im kräftigen Sonnenlicht vereinigen sich gleiche Moleküle von Phenanthrenchinon und Acetaldehyd ohne Wasseraustritt mit einander: C14H8O2 + C2H4O = C16H1-2O3. Nach dem Verdunsten des überschüssigen Aldehydes bleibt die Verbin- dung zurück und wird nach dem Umkrystallisieren aus einem Gemisch von Benzol und Chloroform in flachen, weifsen, glänzenden Nadeln er- halten. Es ist ]\lonacetvlphenanthrenhy dro chinon Ci4H8(OH) (O.C2H3O). Ganz analog verhalten sich bei der BeHchtung Phenanthrenchinon und Isovaleraldehyd, sowie Phenanthrenchinon und Benzaldehyd. Es wird hierbei Monoisovalerylphenanthrenhydrochinon und bezw. Monobenzoyl plienanthrenhy drochinon gebildet. Dafs die so erhaltenen Verbindungen die entsprechende Struktur haben, ergibt sich zweifellos daraus, dafs sie durch Alkalien in die betreffende Säure — z. B. bei letzterer Verbindung in Benzoesäure — und Phenanthren- hydi'ochinon gespalten werden. Nach den Beobachtungen, welche A'erfasser bei der BeHchtung von Phenanthrenchinon mit Furfurol, S alicylaldehy d und Trauben- zucker gemacht hat, erscheint es zAveifellos, dafs auch hierbei esterifi- zierte Hydrochinone entstehen. (Liebig's Annalen d. Chemie 1888. Bd. 249, p. 137). Einwirkung von Jodmethyl auf arsenigsaures Natrium. H. K 1 1 n g e r und Kreutz liefsen im Verhältnis AS2O3 : 6NaOH : 2CH3J Arsenigsäure- anhydrid , Natronlauge imd Jodmethyl auf einander im verschlossenen Gefäfse eimAÖrken, wobei AS2O3 und NaOII in der gerade hinreichenden Menge Wasser, Jodmethyl in der ebenfalls gerade ausreichenden Menge absoluten Alkohols gelöst waren. Es schieden sich hierbei nach einiger Zeit Ki-ystalle aus von methylarsensaurem Natrium As(CH3)03Na2. Dasselbe setzt sich mit Chlorcalcium, Chlorbaryum und Chlormagnesium leicht um unter Bildimg der entsprechenden Calcium- etc. Salze. Mit Silbernitrat erhält man aus dem Natriumsalze leicht das Silbersalz As(CH3)03Ag2 in weifsen, perlmutterglänzenden Blättchen. 184 Ucuhubafett. — Wertbestimmxxng von Extract. semin. Strychni. Versetzt man die konzentrierte Lösung des Natriumsalzes mit kon- zentrierter .Tod-wasserstoftsäure, so scheidet sich Arsenmethyltetra- jodid As(CH3)J4 aus, welches alimählich zu rotbraunen Nadeln erstarrte. Behandelt man dieses mit schwelliger Säure, so wird es in das bereits von Bayer auf anderem Wege erhaltene Ars enmethyldi Jodid As(CH3) J2 verwandelt. Durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in eine wässerige Lösung des letzteren erhielten die V^erfasser Methylarsensulfid As(CIl3)S, welches aus Alkoholschwefelkohlenstoff in schönen ßlättchen krystallisierte. (Liebig's Annalen d. Chemie 1888, Bd. M9, p. 147.) Ucuhubafett. Ed. Valenta untersuchte das unter diesem Namen in den Handel kommende gelbbraune, eigentümlich aromatisch riechende Fett. Dasselbe stammt nach Tschirch von den Samen von Myristica Surinamensis, nach Schädler von Myristica becuhiba. Dasselbe enthält 93,4 Proz. Fettsäuren, darunter 8,8 Proz. fi-eie Fettsäuren. Die feste Fett- säure besteht ausschliefslich aus Myristinsäure, die flüssige aus Ölsäure, und zwar enthält das rohe Fettsäuregemenge etwa 90 Proz. Myristinsäure neben etwas Harz und Wachs und etwa 10 Proz. Oelsäure. (Zeitschr. /'. angew. Chemie 1889, p. 3.) Zur Prüfung des Bleisuperoxyds macht L. de K n i n c k darauf aufmerksam, dafs dasselbe öfters Mangan enthält. Um dies zu entdecken, genügt es nicht, wie gewöhnlich angegeben wird, mit verdünnter Salpeter- säure zu kochen, da Manganhyperoxyd davon nicht gelöst und also keine Übermangansaure gebildet wird. Mau mufs zuerst etwas von dem Oxyd mit überschüssiger konzentrierter Schwefelsäure bis zur völligen Zer- setzung erwärmen und dann nach dem Erkalten mit Wasser und einer neuen Menge Superoxyd behandeln. Bei erneutem Erwärmen erhält man sodann die rote Lösung von Übermangansaure, wofern Mangan vor- handen war. (Zeitschr. f. angctv. Chemie 1889, p. 4.) Derselbe Verfasser teilt mit, dafs lier als rein bezeichnete Äther des Handels nicht selten organische Schwefelverbindungen und freien Schwefel in Lösung enthält. Letzterer wird schnell und sicher angezeigt, wenn man die fragliche Probe in einem Reagiercylinder mit einem Tropfen reinen blanken Quecksilbers schüttelt. Ist die Menge des Schwefels sehr gering, so nimmt das Quecksilber nur eine graue matte Oberfläche an ; ist verhältnismäfsig viel Schwefel vorhanden, so wird die ganze Flüssig- keit grau oder schwarz. (Zeitschr. f. angeiv. Chemie 1889, p. 4.) Wertbestimmung von Extract. seminis Strychni. Nach L. van Itallie werden 2 g Extrakt unter Ansäuerimg mit einigen Tropfen Schwefelsäure mit Wasser auf 20 ccm gelöst. Dann Avird eine Stunde lang maceriert und mit 10 ccm Bleizuckerlösung (1 = 10) versetzt. Man filtriert dann durch ein trockenes Filter 20 ccm ab, versetzt sie mit 5 ccm verdünnter Schwefelsäure (1 = 25), filtriert nach dem Absetzen wiederum 20 ccm ab und versetzt diese mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion, schüttelt dreimal mit dem gleichen Volumen Chloroform aus und destilliert das Chloroform ab, wobei die Alkaloide als eine gelbliche Masse zu- rückbleiben. Diese wird in 15 ccm Vio" Normalsäure gelöst und die überschüssige Säure mit Vioo' Normallauge zurücktitriert; aus der Differenz berechnet sich leicht der Alkaloidgehalt. Verfasser erhielt bei verschiedenen Extrakten 11,2 bis zu 19 Proz. Alkaloid und plädiert deshalb für Fest- setzung von Grenzzahlen. Er hält die Methode, trotzdem sie etwas umständlich ist, für empfehlenswerter als die von Holst und Beckurts (Arch. Pharm. 1887, p. 585). Nederl. Tijdschr. v. Phm-r»., Chetn. en Toxikol. 1889, p. 4). Alkaloidf^eh. im Extract. Hyosc. — Citronensäiire u. Weinsäure. 185 Derselbe Verfasser gibt auch eine Methode zur Bestimmung des Alkaloidgehaltes im Extract. Hyoscyami, die sich auch für Extract. Aconiti und Belladonnae anwenden läfst. 5 g Extrakt werden unter Ansäueruug mit 10 lYopfen verdünnter Schwefelsäure (1 = 20) mit Wasser auf 50 ccm gelöst, 1 bis 2 Stunden lang maceriert und dann mit 25 ccm Bleizuckerlösung (1 = 10) versetzt. Nach dem Absetzen werden durch ein trockenes Filter 50 ccm abfiltriert, diese mit 10 ccm wie oben verdünnter Schwefelsäure vermischt uud von neuem 50 ccm abfiltriert. Dann wird im Scheidetrichter mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion versetzt und dreimal mit dem gleichen Volumen Chloroform ausgeschüttelt. Das Chloroform wird abdestilliert, der Alkaloidrücksfcand in 5 ccm Spiritus dilutus gelöst und mit Vioo" Noruuilsäure titriert. (Nederl. Tijdschr. v. Pharm. , Chem. en Tox-ikol. 1889, p. 6.) Zur Auffindung des Antifebrins im Phenacetin schlägt M. J. S c h r ö d e r eine Methode vor, die darauf beruht, dafs das Antifebrin zunächst in Anilin, dieses dann in Phenol übergeführt und als solches durch das Plugge'sche Reagens (eine Lösung von Merkuronitrat, die ein wenig salpetrige Säure enthält) erkannt wird. Man kocht in einem Reagiercylinder 0,5 g Phenacetin mit 5 bis 8 ccm Wasser, läfst erkalten, wobei das Phenacetin zum gröfsten Teile Avieder auskrystallisiert, uud filtriert. Das Filtrat kocht man mit etwas Kaliumnitrit und verdünnter Salpetersäure, fügt dann einige Tropfen des Plugge' sehen Reagens hinzu und kocht von neuem. Entsteht jetzt keine roteFärbung, so liegt kein Antifebrin vor, oder doch unter 2 Proz. (Nederl. Tijdschr. v. Pharm., Chem. en Toxikol. 1889, p. 11.) Zur Eestimmnng des Salpetersäuregehaltes im Trinkwasser be- richtet C. Guldensteeden-Egeling, dafs nach der vergleichenden Prüfung, welcher er die bekannten Methoden von Reichardt, Schulze und Mark unterzogen, die Schulze 'sehe Methode die genauesten, die Mark 'sehe die ungenauesten Resultate gibt. (Nederl. Tijdschr. v. Pharm., Chem. en Toxikol. 1889, p. 15.) C. J. Vom Anslande. Mr. J. S. Ward teilt einige Beobachtungen über die quantitative Bestimmung von Citronensäure und Weinsäure aus Mischungen von Salzen beider Säuren mit, aus denen ersichtlich ist, dafs dabei sowohl Citronensäure als auch Weinsäure stets etwas zu wenig gefunden wird. Die Versuche wurden mit einer Mischung der Kalisalze in bekanntem Verhältnis folgendermafsen ausgeführt: Eine Lösung der Kalisalze wurde mit Essigsäure angesäuert, z'U' Trockne gebracht und der Rückstand mit einer Mischung von zwei Teilen Methylalkohol mit einem Teil Wasser extrahiert. Das imgelöst gebliebene (KHC4H4O6) wurde in heifsem Wasser gelöst und mit Normalnatronlauge titriert. Aus der weingeistigen Lösung wurde der Alkohol auf dem Wasserbade abgedunstet, ein Überschufs von Chlorcalcium zugesetzt und zur Trockne eingedampft. Der Rück- stand wurde mit kochendem Wasser ausgewaschen und das übrig bleibende Calciumcitrat getrocknet und gewogen. Sowohl Weinsäure- gehalt als auch Citronensäuregehalt wurden zu niedrig gefunden und daraus der Schlafs gezogen, dafs Calciumcitrat in heifsem Wasser etwas löslich ist , und ebenso, dafs das saure Kaliumtartrat bei Gegenwart von Citraten in verdünntem Weingeist nicht ganz unlöslich ist. Zu gleichen Resultaten führte auch eine andere Bestimmungsmethode der Wein- und Citronensäure. (Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 959, p. 380.) 186 Dioscorea villosa. — Über Medizinalpflanzen. Die Wurzel von Dioscorea villosa, in Amerika unter den Volksnamen .,-wild vam root", „colis root" und „rheumatism root" bekannt, ist da- selbst lange Zeit hindurch bei GallensteinkoUk augewendet worden. Es ■wurden einige Präparate daraus bereitet, welche die harzigen Stoffe der Wurzel, .Dioscorein" genannt, enthielten; über das eigentlich wirksame Prinzip der Wurzel war aber bis jetzt noch nichts bestimmtes bekannt. Mr. W. Cb. Kalteyer hat nun die Wurzel nach dem Dragen- dorff' sehen Verfahren untersucht und dabei beträchtliche Mengen eines Körpers gefunden, der die Eigenschaften des Saponins, besonders dessen scharfen, charakteristischen Geschmack, besitzt. Es gelang aber nicht, das Saponin oder einen diesem Körper ähnlichen Stoff ia kiystallisiertem Zustand darzustellen. (Americ. Journ. of Pharm., Nov., p. 55i.) Piperidin im Pfeffer. Über das Vorkommen eines stark alkalischen, flüchtigen Alkaloids im Pfeffer berichtet Dr. W. Johnstone: derselbe hält das fraghche Aikaloid für identisch mit Piperidin C5H14N, einem Zersetzungsprodukte des Piperins C17H1QNO3, welches entsteht, wenn letzteres mit Alkalien erhitzt wird. In schwarzem Pfeffer wurden 0,56 Proz. , in langem Pfeffer 0,34 Proz. und in Pfefterrückständen , die hauptsächlich aus ^Hülsen bestanden, 0,74 Proz. Piperidin gefunden. In weifsem Pfeffer wurde es auch, aber in kleineren Mengen, gefunden. Der gröfsere Gehalt von Piperidin in den Schalen bedingt daher die gröfsere Schärfe des schwarzen Pfeffers gegenüber dem weifsen. (Chem. Neics No. 16. p.335, durch Pharm. Journ. Transact. III. Ser. No. 962, ß. 426.) J- Seh. Thos F Moody hat zehn Handelssorten von Benzoe untersucht und nach der Kalksalzsäuremethode 2,14, 3,20, 3,40, 3,50, 4,00, 5,02, 5,50, y.05, 9.72 und 10.45 Proz. Benzoesäure gefunden. In jeder Sorte fanrl Moody Zimtsäure, welche er durch den mit Kaliumpermanganat auf- tretenden Bittermandelgeruch konstatierte. Moody stellte schJiefsHcJi fest, ohne jedoch analytische Daten hierfür zu geben, dafs die mit vielen weifsen Mandeln dui'chsetzte Benzoe weniger Benzoi'säure liefere, als braune Benzoesorten. (Amer. Journ. of Pharm., Dcc. 188S, jYo. 12.) Fr. G. Mumma gibt Vorschrfften zur Bereitung von Calendula- präparaten, von welchen wir den als antise])tisches Verbandmaterial dienenden Calendula -Lint, die aus Blättern oder Blüten zu bereitende Calendulatinktui-, femer ein Glycerinum Calendulae, und endlich das aus einer Mischung von 70 Teilen Olivenöl und 30 Teilen Extr. fluid. Calen- dulae bestehende Ol. Calendulae, Healing-Oil genannt, erwähnen wollen. (Aincy. Journ of Pharm.. Dec. 1888, Xo. 12.) Im Berichte des Regierungsbotanikers der Xilghiris für das Jahr 1887/88 finden wir einige interessante Daten über Medizinalpflanzen, welche hier Platz finden mögen. In BezuL!; auf Akklimatisation und Kultur der Ipecacuanha, von Avelcher zur Zeit an 4000 Pflanzen vorhanden sind, sind befriedigende Fortschritte zu verzeichnen. Gedruckte Anleitungen zur Kultur und Verbreitung der Ipecacuanha wurden verteilt und ist beabsichtigt, gegen 2000 Pflanzen gratis an Private abzugeben. Der lufttrockene Stengel imd die Wurzel von Naregamia alata oder Goa-Ipecacuanha dienten als Objekte zu therapeutischen Versuchen durch den Generalarzt Bidie, welcher berichtet, dafs die Resultate zufriedenstellende waren und die Droge bei milden Fällen von Dysenterie als Substitut der echten Ipe- cacuanha empfiehlt. Eine Anzahl vou Naregemiapflanzen wurde zur Feststellung der Bedingungen des Wachstums kultiviert. Ferner wurden Extractum Glycyrrhizae. — Bücherschau. 1&7 im botanischen Garten zu Dodabetta 5000 bis 6000 JalappenknoUen und mehrere tausend Stecklinge gesetzt, doch wird man vor 1889 oder 1890 keine Ernte erwarten dürfen. Zum Schlüsse wird noch berichtet, dafs eine unter dem Namen Wichelia Nilagarica auf den Londoner Markt gesandte Quantität von Rinde nicht von dem genannten Baume, sondern Ton Gondunia obtusa und Cinnamomum Wigthii abstammt. (Pharm. Jmirn. et TransaeL Dec. 1888, No. 964.) Wm. C. Müntzer prüfte ^^er amerikanische Handelssorten von Extractum Glycyrrhizae. wobei die wässerige Lösung, mit H0SO4 gefällt, Roh-Glycyrrhizin lieferte, welches durch Auflösen in verdünntem Ammoniak und Fällung mit Säure gereinigt wurde und als Reines Glyc}Trhizin in der Tabelle ligurirt. Der in Wasser iiulösliche Teil des Extraktes •wurde mit Ammoniak behandelt und hieraus wie oben Roh- und Rein-GlycATrhizin gewonnen: No. Kaltes, destilliertes Wasser Löslicher Teil an Glycyrrhizin 1; Unlöslicher Theil |i an Glycyrrhizin unlöslich löslich roh rem. roh Summe des reinen Glycyrr- hizines r 27,70 1 72,30 II 11,65 8,70 \ 1,47 1,04 1 9,74 2 26,86 1 73,14 j 4,18 2,57 ' 5,35 4,20 6,77 3 24,15 i 75,85 ;i 6,93 5,95 i 1,54 1,10 7,05 4 . 47.29 52.71 7,40 ' 2,64 %0c 1,50 4,14 Da die Lüslichkeit keine Schlüsse auf die Reinheit eines Süfsholz- extraktes ziehen läfst, so schlägt der Autor folgende Methode zur Prüfung desselben vor: 10 g grobgepulverten Extraktes werden mit einer Mischung von 190 g Wasser und 10 g Ammoniakliquor zwei Stunden maceriert, dann nach dem Absetzen filtriert und mit ca. 100 g Wasser der Inhalt des Filters nachgespült, bis die Farbe der abtropfenden Flüssigkeit nicht mehr braun ist. Hierauf wii-d das Filtrat mit verdünnter H2SO4 angesäuert und nach einstündigem Stehen abfiltriei-t: der gesam- melte Niederschlag wird in 5 proz. Ammoniak aufgelöst und wieder mit Säure gefällt. Nach einstündigem Stehen wird wieder filtriert und das auf dem Filter gesanxmelte Rein-Glyc^Trhizin so lange gewaschen, bis die abtropfende Flüssigkeit mit BaCIg nicht mehr auf H2SO4 reagiert. Das Glycyrrhizin wird bei 100 '^ C. gewogen und getrocknet. Das Gewicht mit 10 midtipliziert, ergibt den Prozentgehalt des Extraktes an reinem Glycyrrhizin. (Amer. Journ. of Pharm., Dec. 1888, No. 12.) L. R. C. Bücherschau. Den jüngst besprochenen beiden Lieferungen von Prof. A. Engler imd K. Prantl's natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigeren Arten sind bereits die 24. (DX Teü, 3. Abteil., 188 Bücherschau. Bogen 1 bis 8) und 25. (11. Teil, 6. Abteil., Bogen 10 bis 12) gefolgt. Die erstere behandelt ausschliefslich die grofse Familie der Rosaceae (W. A. F c k e - Bremen ). Nach Angabe der betreffenden Litteratur werden zunächst die Merkmale eingehend erörtert, Vegetationsorgane, anatomischen Verhältnisse und die in sehr verschiedener Weise ent- wickelten Blütenstände — Blütenbau, Kelch, Blumenblätter, Staubgefäfse, Früchte und Samen — beschrieben. Weiter werden die geographische Verbreitung, die sich fast über die ganze Erde erstreckt, der Nutzen und die volkswirtschaftliche Bedeutung hervorgehoben, welche durch die geniefsbaren Früchte zahlreicher Arten dieser Familie, der die wert- Vollsten Obstsorten der gemäfsigten Zone angehören, bedingt wird. Auch umfafst dieselbe eine grofse Anzahl unserer beHebtesten Zierpflanzen, über die bei Beschreibung der Unterfamiüen weitere Auskunft gegeben wird. Die auf mancherlei Schwierigkeiten stofsende Einteilung der Familie und Gruppierung derselben, auf die besonders hingewiesen wird, ist hauptsächlich auf die Zahl imd Stellung der Fruchtblätter begründet. Verfasser unterscheidet nach eingehender Begründung nachstehende Unterfamilien: I. Spiroideae — hierher die Gattungen Spiraea und Quillaja — , IL Pomoideae, III. Rosoideae — Potentilla, Rubus, Rosa etc. — , IV. Neuradoideae, V. Prunoideae und VI. Chrysobalaninae. Bei der Besprechung der Pomoideae mit den für uns wichtigen Gattungen Cydonia, Pyrus, Mespilus unterstützen zahlreiche Blüten und Früchte repräsentierende Einzelbilder den Text. Aus der lU. Gruppe, den Rosoideae, sind als Nutzpflanzen Hagenia (Kousso), Fragaria und Rubus hervorgehoben, von denen die letztere Gattung, mit Ausnahme der heifsesten Gegenden, über die ganze Erde verbreitet und in den Wäldern der nördlichen gemäfsigten Zone und in den Hochgebirgen des tropischen Amerika am reichsten entwickelt ist. Unterschieden werden A. kraut- artige Arten mit aus unterirdischen oder dem Boden angeprefsten Achsen entspringenden blühenden Sprossen und B. strauchartige, bei denen diese aus verholzenden 2- bis mehrjährigen Stämmen entspringen. Die Lieferung schliefst ab mit der Charakterisierung der Gattung Rosa Tourn. und deren Einteilung in Untergattungen und Sektionen. In der 25. Lieferung wird die Beschreibung der Orchidiaceae von E. Pfitzer fortgesetzt. Die unter 204 bis 327 aufgeführten, bezüglich ihres Artenreichtums sehr verschiedenen, Gattungen werden nach Sektionen gegliedert, besprochen und durch 183 Einzelbilder in 63 Figuren habitus und Organe zur Anschauung gebracht. Sie gehören sämtlich den überseeischen Ländern an, verschiedene Gattungen, wie Cattleya, Stanhopia, Cymbidium, Dendrobium, Maxiilaria etc., werden Avegen ihrer prachtvollen, hen-lich gezeichneten und geformten Blüten mit besonderer Vorliebe in unseren Warmhäusern kultiviert. Jena. Bertram. Die Gaea, Natur und Leben, Centralorgan zur Verbreitung natm-- wissenschaftlicher und geographischer Kenntnisse, herausgegeben von Dr. H. Klein, Verlag von E. H. Meyer-Leipzig, hat ihren 25. Jahrgang eröffnet und bereits die ersten beiden Tiefte verteilt. Sie leitet denselben mit einem „zur Jubelfeier der Gaea" betitelten Aufsatz ein, in dem sie über ihre fast 25jährige Arbeit im Dienste der Naturwissenschaften einen Rückblick gibt. In demselben wird zunächst aller der Mitarbeiter ehrend gedacht, denen es nicht vergönnt, den Jubeltag zu erleben, darunter Namen vom besten Klange. Weiter wird hingewiesen auf die gewaltigen Fortschritte, welche mehrere Zweige der Naturwissenschaften — Astronomie, Meteorologie, Geologie, Physik, Anthropologie etc., innerhalb der Zeit aufzuweisen und in welchem Mafse die Erforschung der Natur- Bücherschau. 189 gesetze und die Benutzung der Naturkräfte au.f die Gestaltung des Lebens eingewirkt, dasselbe gefordert und gehoben haben. P. 7 berichtet Herausgeber über die letzten Beobachtungen des Mars, welche der Direktor der Sternwarte zu Nizza an dem grofsen Fernrohr daselbst angestellt hat. In einem weiteren Aufsatze, „die modernen WegAveiser über den Nordatlantic" betitelt, erörtert Kapitän Ihnken zunächst die grofsartige Entwickelung, welche die Schiftfahrt durch die verallgemeinerte Anwendung und Nutzbarmachung des Dampfes erfahren, gedenkt aber auch der hohen Anforderungen, welche an Schiff und Schift'sfahrer gestellt werden müssen unter Hinblick auf die Gefahren, die denselben auf hoher See entgegenstehen. Als solche werden neben den feststehenden Gefahren, Sandbänken, Riffen etc., die beständig ihren Ort wechselnden Wracks, Eisberge etc. bezeichnet. Um diese auch bei Nebel und in dunkler Nacht zu vermeiden, haben die Amerikaner neben den bisher gebräuchlichen Seekarten durch sogenannte Lotsenkarten eine gröfsere Sicherheit in der Schifffahrt über den Nordatlantic angestrebt und auch erreicht. Diese in Washington ausgegebenen Karten, an deren Vervollständigung auch der deutsche Seemann iu hervorragendem Mafse beteiligt, werden näher erläutert. Oberforstrat Braun berichtet über die in den Steinkohlenlagern von St. Etienne aufgefundenen versteinerten und noch aufrecht stehenden Bäume und über die bezügUch ihrer Entstehung aufgestellten verschiedenen Theorien. Weiter folgt eine anthropo- geographische Studie über den Einflufs der Steppen und Wüsten auf ihre menschlichen Bewohner. über das neue Schlafmittel „Sulfonal", das Ergebnis einer mit demselben an- gestellten Versuchsreihe, seine Anwendung, seine Vorzüge vor anderen Schlafmitteln gibt Dr. Weber Auskunft. In einer interessanten kulturhistorischen Skizze behandelt Dr. Ess die Färberei im Altertum. Die Herstellung der Farbstoffe, die alle der Tier- und Pflanzenwelt ent- stammten, und diese selbst werden der Reihe nach beschrieben, auch das Färben und die dabei vorgenommenen einzelnen Manipulationen erörtert. Als Schlufs der Aufsätze folgt dann eine Schilderung der Palagruppe, eine im tirolisch -venetianischen Gebiete gelegenen _Hoch- gebirgs- (Dolomiten-) Gruppe, die wegen ihrer wilden Schönheit und schwer zu besteigenden schroffen Gipfel, Zacken und Riffe das Interesse der Touristenwelt alljährlich mehr in Anspruch nimmt. Hierzu der Lichtdruck: San Martino di Castrozza. Das IL Heft beginnt mit einer Abhandlung von H. Schaafhausen über die alten Völker Europas, über deren Wohnsitze und Wanderungen. Die nächste betrifft die „zweite Schingu- Expedition" durch die Herren Karl V. d. Steinen, Dr. Vogel und Dr. Ehrenstein im Jahre 1887, die dritte die Untersuchungen über das binnenländische Eis Grönlands und das Resultat, das sich aus denselben ergeben. P. 84 und 85 wird die Anlage der ausschliefslich zu wissenschaftlichen Studien bestimmten zoologischen Station unter Beifügung von drei Abbildungen beschrieben. Weiter bringt das Heft einen Aufsatz über Irrlichter — Auszug aus „Bericht des freien deutschen Hochstiftes" — von Dr. Rosenberger. Derselbe betrachtet die Existenz derselben noch als oö'ene Frage. Ob es sich hier um die Phosphorescens verwesender oder lebender organischer Körper oder um Selbstentzündung brennbarer Gase handelt, harre noch der Entscheidung. P. 93 bis 107 werden Mitteilungen über phänologische Beobachtungen gemacht — aus der Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, von Prof. Müttrich — , zu denen die erste Anregung Karl von Linne (etwa 1750) gegeben. Auf der Versammlung der Naturforscher und Ärzte in Wien wurde eine darauf bezügliche Instruktion festgestellt und 1857 veröffentlicht. In letzter Zeit haben namentlich Dr, Ihne und 190 Bücherschau, Prof. Dr. Hoffmann-Giefsen sich für diesen Zweig des Wissens interessiert und zu Beobachtungen aufgefordert, deren Wert noch sich steigert, wenn dieselben gleichzeitig mit solchen über Feuchtigkeit und Temperatur in Beziehung gebracht werden. Abhandlungen über die grofse Bedeutung der Photographie für astronomische Untersuchungen, den Einllufs der Anästhetiker auf die Pflanzen schliefsen den Hauptteil der Zeitschrift ab. Wie bei den früheren Jahrgängen, folgen dann der astronomische Monatskalender, Berichte über neue naturwissenschaftliche Beobachtungen und Litteratur. Beide Hefte zeugen von dem Bemühen des Herausgebers, die sich für naturwissenschaftliche und geographische Fortschritte interessierende Laienwelt auf dem Laufenden zu erhalten. Die verdiente Anerkennung wird ihm nicht versagt werden, Jena. Bertram. Die Geschichte der Erde von G. A. Rofsmäfsler, 4. Auflage. Vollständig umgearbeitet, mit neuen Illustrationen versehen und auf den Stand des heutigen Wissens gebracht von Dr, Th. Engel. Stuttgart, Verlag von Otto Weisert. 1887. Von vorliegendem populären Werke ist die letzte Lieferung aus- gegeben. Die erste Seite derselben handelt noch von den Trachyt- gesteinen und diesen folgt dann die Besprechung der beträchtUche Berge und Gebirge — Böhmen, Hessen, Westerwald und Rhön — bildenden Basaltformation. Hieran schliefst sich eine Zusammenstellung der zehn wichtigsten europäischen Eruptivbildungen aus der Tertiärzeit: der Basalt-, Trachyt- und Phonolithkuppen der Eifel, das heiTliche Sieben- gebirge mit seinen Kuppen und Kegeln, darunter der Drachenfels und der Roderberg hinter dem Basaltfelsen von Rolandseck, der Westerwald und die Rhön , der Habichtswald mit dem Meifsner etc. Gleich bekannt sind die vulkanischen Berggebiete in Frankreich, Grönland, in den Anden etc. P. 420 bis 444 folgt dann die Besprechung des Diluviums und Alluviums, der Neuzeit der Erde, und werden alle in das Gebiet fallenden Erscheinungen eingehend erörtert. Die Eis- und Gletscherzeit mit ihren erratischen Blöcken, die verschiedenen, grofse Mengen von Knochen, teils ausgestorbener — Höhlenbär, Mammut, Riesen- hirsch etc. — , teils noch lebender Tiergattimgen , auch gemischt mit menschlichen Gebeinen und Gerätschaften, bergenden Höhlen werden ausführlich beschrieben. Über die zur Eiszeit lebende Tier- und Pflanzenwelt ist auf P. 431 bis 441 das Wichtigste und Wissenswerteste gegeben. Schöne Holzschnitte bieten ein anschauliches Bild verschiedener Tiergattungen. Die letzte und interessanteste Frage betrifft das Auftreten des Menschen, seine Abstammung, seine einstige Körperbeschaffenheit, seinen Ursitz etc. Verfasser geht dann zum Alluvium, d. h, zur Gegen- wart, über und verweist bezüglich der sich unausgesetzt auf unserem Planeten abspielenden vulkanischen und neptunistischen Erscheinungen auf das in den früheren Lieferungen hierüber Gesagte, Mit einem kurzen Ausblick auf die Zukunft der Erde, die nach dem heutigen Stande der Naturwissenschaften als keine erfreuliche bezeichnet wird, schUefst das Werk ab. Ein vollständiges Register und Inhaltsverzeichnis erleichtert das Aufsuchen bestimmter Kapitel. Der Lieferung ist eine schöne geologische Übersichtskarte von Deutschland beigegeben. Wenn man die grofsen Errungenschaften und Fortschritte erwägt, welche jeder einzelne Zweig der Naturwissenschaften, auch die Geologie, in dem letzten Jahrzehnt zu verzeichnen hat, so mufs man es der Verlags- handlung und dem Herrn Verfasser Dank wissen, dafs „die Geschichte der Erde" von dem beliebten, populären Rofsmäfsler in einer den der- Bücherschau. 191 zeitigen Ansprüchen genügenden Neubearbeitung erschienen ist. Möge der- selben eine gleich freundliche und verdiente Aufnahme zu Teil wei'den. Jena. Bertram. Die alte und die neue AVeltanschauung. Studien über die Rätsel der Welt und des Lebens von Carus Sterne. Mit zahlreichen Text- abbildungen, Porträts und Tafeln. Stuttgart, Verlag von Otto Weisert. Zur Besprechung sind die Lieferungen 3 bis 8 eingegangen. In der dritten Avird unter der Überschrift: .,Don Francis Bacon bis Newton" über die Fortschritte berichtet, welche die modernen Natui-wissenschaften in diesem Zeiträume aufzuweisen haben, auf die Entdeckungen und Arbeiten hingewiesen, zu denen die Schriften Bacon 's die Anregung gegeben und dabei der hierbei beteiligten Gelehrten — Kopernikus, Galilei, Keppler, Cartesius, Leibniz etc. — gedacht. Das nächste Kapitel handelt von „den Anfängen der Tier- und Pflanzen-Geographie". Die Entdeckung von Amerika und der Reichtum der dort auftretenden bisher unbekannten Tiere und Pflanzen, über deren Erschaffung und Verbreitung neue Theorien , aufgestellt wurden, übte auf die herkömmhclie Welt- anschauung einen mächtigen Eindruck, und die Noahsage wie die ganze Bibelauslegung erfuhren eine ganz verschiedene Beurteilung und Be- sprechung. Die wichtigste Frage, die sich an die Entdeckung Amerikas anknüpfte, war natürüch die nach der Herkunft der dortigen Menschen. In der vierten Lieferung wird „die Lehre von der freiwilligen Entstehung der Naturwesen" besprochen. Der Entwickelungsgang, den dieselbe von der Piatoni seh -Aristotelischen Epoche bis zur Neuzeit genommen, wird in fesselnder Weise geschildert und dabei der bedeutenderen hierbei beteiligten Gelehrten gedacht. In einem weiteren Abschnitt wird „der Streit um die Entstehung der Vögel'', jedenfalls eines der interessanten Kapitel aus der Ent'vsickelungsgeschichte, behandelt Cp. 16- bis 184). Für die Behauptung, dafs das Fleisch der Vierfüfsler von dem der Vögel unterschieden, dafs letztere zu den Fischen zu rechnen (und als Fasten- speise zu betrachten), wird der älteste Erklärer des Schöpfungs- werkes, die Bibel, herangezogen, da Gott am fünften Tage den Ge- wässern befohlen habe, die Fische und Vögel, die unter dem Himmel fliegen , hei-vorzubringen. Die abweichenden Ansichten über die Ent- stehnngsweise der Vögel, die Zugehörigkeit derselben, namentlich der Wasservögel, werden darauf in ihrem Verlaufe geschildert. Hieran schliefst sich eine Abhandlung über „der Erdball und seine Versteine- rungen". Dieselbe berichtet zunächst über die von den alten Philosophen aufgestellten Theorien bezüglich der Entstehung der Erde und der in ihrem Inneren aufgefimdenen Tier- und Pflanzenreste, geht dann über zu den Ansichten der jüngeren Schriftsteller des Altertums — Pytha- goras, Strabo, Plinius etc. — und macht uns bekannt mit einer Reihe von Wundergeschichten, die im Mittelalter und noch späterhin gläubige Aufnahme fanden. Der nächste Abschnitt — Lieferung 5 — betrifit „die Herrschaft des DHuviums". Erst mit Beginn des 16. Jahr- hunderts erhielt die Ansicht Geltung, dafs die Versteinerungen als Über- reste einer grofsen Flut zu betrachten seien, und wurde ihnen somit ihr ehemahges Leben zugestanden. Verfasser iDchandelt zunächst die Sint- flut-Katastrophe und erörtert die Ansichten einer Reihe von namhaften Gelehrten, bezüghch deren Entstehung, Verlauf und Folgen. Ein weiteres Kapitel handelt von der „Bastardtheorie". Die grofse Zahl bisher fremder Tiere und Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas bekannt wurden, machte den Bibelauslegern grofse Sorge. Die Frage, wie sie aUe in der Arche Noah's unterbringen, ernähren etc., hat die derzeitigen Gelehrten schwer bedrückt. Erst die Theorie des berühmten Sir Walter 192 Bücherschau. Raleigh von der Bastardierung? und Ausartung; machte den beklemmten Herzen Luft. Verfasser kommt auf die hierüber im Altertum herrschenden Ansichten, das Verhalten der Kirchenväter zu dieser Frage und die berühmten Arbeiten von Linne in betreff der Geschlechtlichkeit der Pflanzen und künsthchen Bastardierung. In ähnlicher Weise werden dann in besondei'en Kapiteln noch behandelt zunächst „die Katastrophenlehre", die Lehre von der Weltvernichtung der Alten, die bis in die Neuzeit hineinreicht. Der durch die Forscher später fest begrenzte Begriff von „Epochen der Erdbildung, von J^rdrevolutionen" wird erläutert und dabei auf die Fortschritte der Geologie hingewiesen. In gleich anregender und belehrender Weise wird in der siebenten imd achten Lieferung „die Lehre von der grofsen Stufenleiter in der Natur, die Frage bezügüch der Beständigkeit oder Veränderlichkeit der Arten und der Ursprung der Sprache" behandelt. Jena. Bertram. Physiologie oder die Lehre von den Lebensvorgängen im mensch- lichen und tierischen Körper. Populär dargestellt von Dr. Rahm er. Mit zahlreichen Farbendrucktafeln und Holzschnitten. Stuttgart, Verlag von Otto Weisert. 1S87, Vollständig in 10 Lieferungen ä 50 Pfg. Seit Besprechung der ersten 4 Lieferungen, die sich mit den Nahrungsmitteln, dem Ernährungsprozefs, der Aufsaugung (Absorption und Resorption), dem Blut und Blutkreislauf beschäftigen, ist das Werk in weiteren 6 Lieferungen zu Ende geführt. In der 5. ist zunächst von der Atmung und dem Mechanismus derselben, der Atmungsluft, den ver- schiedenen Gasarten und ihren Wirkungen auf den Organismus die Rede. Die nächste behandelt die Nieren und die Ilautabsonderung, die Chemie des Harns und des Schweifses und schUefst mit Betrachtungen über die Milz und die aufserhalb des Kehlkopfs hegende Schilddrüse, wie deren Anschwellung (Kropf). In der 6. Lieferung wird die Physiologie des Kraftwechsels und die unter diesem Einflufs erzeugte tierische Wärme erörtert und dabei aller der Momente gedacht, die bezüghch deren Reguherung in Betracht kommen. Die Lehre von der Bewegung (Physiologie der Muskeln) - Stehen, Gehen, Laufen, Springen etc. — , von der Stimme und Sprache, dem Bau und der Einrichtung des stimm- erzeugenden Apparats, alles durch zahlreiche Holzschnitte erläutert, nimmt den Rest dieser und auch einen grofsen Teil der nächsten Lieferung in Anspruch. Darauf folgt die Physiologie der Nerven und der nervösen Centralorgane (Gehirn und Rückenmark); Baueigenschaften und die ver- schiedenen Funktionen werden unter Hinweisung auf die zahlreich bei- gegebenen Abbildungen erörtert. Hieran schliefst sich eine Besprechung der Sinneswerkzeuge — Tastsinn und die Allgemeinempfindung (Druck-, Temperatur-, Ortssinn), Geruchs-, Geschmacks-, Gehör- und Gesichtssinn — . Bei den letzten vier werden die einzelnen beteiUgten Organe namhaft ge- macht und die Vorgänge erklärt. Dem Schlufsheft ist ein Namen- und Sachregister, ein Verzeichnis des Inhalts und der Illustrationen angefügt. In der vorliegenden Arbeit hat der Herr Verfasser dem gebildeten Laien die Hauptsätze der physiologischen Forschung in verständUcher Sprache vorgeführt, ihn mit den komplizierten Funktionen der verschie- denen Organe bekannt zu machen und ihn dadurch zu befähigen gesucht, eine Reihe wichtiger Fragen aus der praktischen Medizin richtiger zu beurtheilen, das Interesse für diesen wichtigen Zweig der Naturwissen- schaft anzuregen und zu fördern. Möge derselben der Erfolg nicht fehlen. Jena. Bertram. Urnck der Korddentacheu Bachdnickerei und Yorlagsanstalt, Berlin SW., Wilhelmstr. SS. Kreosot aus Buchenholzteer Ph. 6. II, Guajakol, absolut rein, »■- «--«y wn bei 150 Cels. Marke: Hartmann & Hauers. Marke : Hartmann & Hauers. Zu beziehen durch die Medizinal-Drogisten Deutschlands. tK, ik!l^^!f^!f^^^'kikik^i^^^i^^^:^^i^^^il^^1^^^!^^^i^!^^:^^^4^^^^ii!^^ % Präparate der Firma J. 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Zeitschrift des Deutschen Apotheker -Vereins. XVI. Jahrgang, Bd. 227, Hft. 5. (3. Reihe, Bd. 27, Hft. 5.) Im Selbstverlage des Deutschen Apotheker-Vereins herausgegeben von dessen Geschäftsführer: J. Greis s in Berlin, Verantwortlicher Redakteur: Prof. E. Reichardt in Jena. Inhalt: A. Originalmitteilungen. Seite Karl F ritsch, Beiträge zur ehem. Kenntnis einiger Basidiomyceten 193 Arbeiten der Pharmakopoe - Kommission des Deutschen Apotheker- Vereins 222 H. E. Sc he lenz, Ozongehalt der Seeluft 224 M. J. Schröder, Zum Nachweis des Antifebrins im Phenacetin . . . 226 L. V a n 1 1 a 1 1 i e , Eine neue Thymolreaktion 228 B. Monatsbericht. Bromäthyl und Bromäthylen . . A. Knoll, Über Codein . . . . H. Warnecke und C. Neufs, Morphinhydrochlorid u. Bitter- mandelwasser E. Merck, Meconarcein. Me- consaures Narcei'n H. Hager, Glycerina alcohol. E. Ritsert, Arsenhaltiges Gly- cerLn B. Weigert, Die Bestimmung des Glycerins im Wein . . . . J. Schenkel, Benutzung des denaturierten Spiritus als Brennstoff E. Ritsert, Piüfung v. Adeps Üher Pyrodin R. Frühling, Zur Prüfung des Minium Howard T. Painter, Präparate aus Pycnanthemum linifolium Pursh Seite 228 229 230 230 231 231 232 232 233 233 233 233 Seite John Rabenau, 4 Handels- sorten von Guajac-Harz . . . 234 Der Citronenbaum in Florida . 234 Holmes, Massoi-Rinde .... 234 Prof. Trimble, Some Indian food plants 235 Forsteronia floribunda und Co- paifera Gorshiana 235 H. R'usby, Blüten von Mutisia viciaefoHa Cav 235 David Hooper, Calophyllum Inophyllum 235 D o u g all , Proben von schwefl. Säure 236 Beständigkeit der Anilintinte . 236 A. G i b s n , Kuhmilch und die durch dieselbe drohenden Gefahi-en 236 Ralph Stockmann, Physio- logische Wirkung v. Borneol 237 Hinkel, Über Antipyrin . . . 237 b a i i n s k i , Eine neueMethode gemischter Narkosis 238 Ausgegeben den 15. März. Seite Wo r a 1 1 , Vergiftung d. Hyoscin- hydrobromid 238 D u n s t a n , Nitrite der Paraffin- reihe 238 Seit« JJr. de Viti Demarco, Acid. tannicum bei Phthisis .... 240 E. Ilardy u. N. Gallois, Üb. Anagyrin 240 C. B ü c h e r s c h a u. Seite Kurze Anleitung zur qualitat. Analyse. Bearbeitet von Dr. Ludwig Medikus, a. o. Professor an der Universität Würzburg 240 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2—3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 J6. Alle Beiträge für das „Archiv" sind an die Archiv -Redaktion (Prof. Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, flie Inserate, überhaupt die Archiv -Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mitteilungen an das Central -Bureau des Deutschen Apotheker -Vereins, Berlin SW. 12, Zimmerstrafse No. 3/4, einzusenden. Anzeigen. Die8ell)en werden mit 40 Pfg. für die durchgehende nnd mit 25 Pfg. für die gespaltene Petitzeile oder deren Eanm herechnet. Beilage-Gebühr für das Tausend der Auflage — z. Z. 3500 — Mk. 10, Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. Kreosot aus Buchenholzteer Ph. Gr. IL Guajakol, absolut rein, «i - «-i^^ht in? bei 15° Geis. Marke : Hartmann & Hauers. Marko : Hartmann & Hauers. Zu beziehen durch die Medizinal-Drogisten Deutschlands. BERLIN 8., Alexandrinenstr. .57. Emailleschmelzerei u. Schriftmalerei. FABRIK und LAGER pkrmaceut., dieniisclier, jihysikalisclier Apparate, (jeriitliscliaften u. Oefässe. Vollständige Einrichtungen für Apotheken u. Laboratorien. Ergänzung einzelner Standgefässe nach Muster. [IJ Medicin^las in sauberer Arbeit, — ^^^E? lieelle Bedieming. — Solide Pi'eise. — ARCHIV DER PHAMACIE. 27. Band, 5. Heft. A. Orisinalmitteiliinsen. '©•' Mitteilungen aus dem Laboratorium für angewandte Chemie und pharmaceutisclien Institut zu Erlangen. 12. Beiträge zur chemischen Kenntnis einiger Basidiomyceten. Von Karl F r i t s c h. Die ersten Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung der Pilze verdanken wir Braconnoti aus den Jahren 1811 bis 1813. Derselbe nahm m den Pilzen eine eigentümliche, von der Cellulose höherer Pflanzen verschiedene Substanz an, die er Fungin nannte. Nachdem Payue2 die Identität derselben mit der gewöhnlichen Cellulose behauptet hatte, nahmen Fremy und Urbain3 im Gewebe der Püze das Vor- handensein beträchtlicher Mengen von Metacellulose an, einer Substanz, die sich von der gewöhnlichen Cellulose durch ihre Unlöslichkeit in ammoniakalischer Kupferlösung unterscheidet, sich jedoch in Salpeter- säure und H}-pochloriteu löst. Zwei von Braconnot aus den Pilzen isolierte und von ihm als Pilzsäure und Boletussäure bezeichnete Körper wui'den von späteren Forschern als Äpfelsäure und Fumarsäure erkannt. Dessaignes4 fand im Boletus pseudoignarius Citronensäure und Äpfelsäure, Lefort-^ dieselben Säuren in Tuber cibarium, Groblej'^ö und Lefort? wiesen aufserdem im Agaricus campestris Fumarsäure und 1 Annales de chim. 79, p. 267: 80, p. 273; 84, p. 257. 2 Ebenda 85, p. 5. 3 Compt. rend. 93, p. 926. 4 Ebenda 37, p. 782. "' Journ. d. Pharm, et de Chim, 31, p. 440. " Gaz. med, de Paris 1856, 6. ^ Journ. de Pharm, et de Chim. 19, p. 190. .i^rcli. d. Pharm. XXYII. Bds. 5. Heft. 13 194 Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. Bolleyi ebendieselbe im Agaricus piperatus, sowie Oxalsäure in Ciavaria flora nach. Propionsäure woirde von Bornträger2im Agaricus muscarius entdeckt. Biltz untersuchte 1825 den Elaphomyces granulatus, später auch Böttchers, welcher darin einen als Schwammzucker bezeichneten Körper in grofsen Mengen fand. Rochleder erkannte denselben als Mannit, welchen auch Ludwig und Busse* fanden und Mykose nannten. Die von Biltz mit Gummi bezeichnete Substanz nannten die letzteren ]\Iykogummi und den Inulin benannten Körper Mykoinulin. Inulin fand auch Hackenberger^ im Boletus edulis. Von Marme wurde in Lactarius piperatus und Ciavaria crocea Inosit nachgewiesen. Münz fand im Agaricus muscarius bis zu 10 Proz. Trehalose, im Agaricus campestris Mannit und beide Zuckerarten in noch ^•ielen anderen Pilzen. Der Mannit wurde späterhin wiederholt, und zwar in sehr reichlichen Mengen, nachgewiesen, so von Thörner^ im Agaricus integer; Bissinger7 bestätigte sein Vorkommen in Elaphomyces granulatus. Ersterer fand daneben einen der Essigsäurereihe ange- hörenden Körper der Formel Ci5H^o^.2' welchen letzterer als identisch mit einer von ihm aus dem Fett des Lactarius piperatus gewonnenen Säure erkannte. Bis sing er wies ferner Buttersäure und Glycerin in dem- selben Pilze nach und isolierte einen Körper der Formel C14H3QO. Häufig ist Polyporus officinalis zum Gegenstand der Untersuchung geworden. Xeben einer Abhandlung von HarzS über das darin ent- haltene Harz sind es die Arbeiten vonFleurj',9 Masing,'0 JahnsU und besonders von Seh mied er, 12 die hauptsächliches Interesse ver- dienen. Letzterer lieferte eine umfassende Analyse der Bestandtteile dieses Pilzes und berichtigte die früheren Arbeiten. Er isolierte aus ^ Annalen d. Chemie u. Physik 86, p. 44. 2 N. Jahresber. d. Pharm. 8, p. 222. ^ Beitr. zur Chemie u. Physik 44, p. 123. * Archiv d. Pharm. 189, p. 24. ^ Xaturhist. Skizzen über d. Pilze. Böhm.-Leipa 1867. 6 Berl. Ber. 12, p. 1635. ' Archiv d. Pharm. 221, p. 321. ^ Bull, de la Soc. Imper. des Natural, d. Moscou 1868. " Journ. de Phann. et de Chim. 4. j). 10, 202. 10 Archiv d. Pharm. 5. R. B. 6, p. 111. 11 Ebenda 221, p. 260. 12 Ebenda 224, p. 642. Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn, einiger Basidiomyceten. 195 dem Lärchenschwamm Agarikol, Cholesterin, Cetylalkohol, zwei feste Kohlenwasserstoffe, einen flüssigen aromatischen Alkohol, Fettsäuren, Harze, Glykose, Bernsteinsäure, Äpfelsäure, Gerbsäure und Oxalsäure. Von hers^orragendem Interesse sind von jeher die Giftstoffe der Pilze gewesen. Schmiedeberg undHarnacki gelang es, das giftige Prinzip aus dem Agaricus muscarius, das „Muscarin*', darzustellen und als ein Oxycholin zu charakterisieren. Loesecke2 fand in Agaricus oreades Blausäure, welche sich erst beim Liegen des Pilzes an der Luft nach einer gewissen Zeit bildet. PonfickS konstatierte auf Grund physiologischer Untersuchungen die Giftigkeit der Helvella esculenta infolge eines Gehaltes an sogenanntem Blutgift. Zn denselben Resultaten gelangten Boehm'^ und Kültz, welche aus ihren Untersuchungen schlössen, dafs in der Speisemorchel Cholin ent- halten sei. Boehm5 unterwarf den Boletus luridus und Agaricus pantherinus einer eingehenden Analyse, isolierte neben anderen Substanzen aus den beiden Pilzen nach denselben benannte Säuren, Cholin und eine in ihren Wirkungen mit Muscarin übereinstimmende giftige Base. Champion^ fand in einem unter dem Namen Fouh-ling im chinesischen Drogen- handel vorkommenden Pilze, Pachyma pinctorum, einen eigentümlichen Körper, welchen er Pachymose nannte und der nach seinen Unter- suchungen ein stickstofffreies neutrales Glykosid zu sein scheint. Über die in den Pilzen vorkommenden Farbstoffe sind unsere Kenntnisse sehr gering, so dai^ sich allgemeiner verbreitete, die Pilze charakterisierende Pigmente, ähnlich wie bei den Blütenpflanzen das Chlorophyll und dessen Modifikationen, zur Zeit nicht aufstellen lassen. Mit einem Bestandteile, welcher in Boletus cyanescens und einigen anderen Pilzen vorkommt und welcher in Berührung mit Luft eine tief indigoblaue Farbe annimmt, hat Ludwig^ eine Reihe von Reaktionen angestellt, er vermochte jedoch nicht, das Chromogen zu isolieren. ThörnerS schied aus Agaricus atrotomentosus einen dunkelbraunen ^ Archiv exper. Pathol. 6, p. 101. 2 Leipz. Apoth.-Zeit. 1871, p. 157. ^ Virchow's Archiv d. med. Centr.-Ztg, 4 Archiv d. Pharm. -224, p. 413. ^ Archiv f. exper. Pathol. u, Pharmacol. 19, p. 60. 6 Cham. Centralbl. 3. F., 4. ' Archiv d. Pharm. 199, p. 107. 8 Berl. Ber. 11, p. 533, und 12, p. 1630. 13' 196 Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. krystallLsierenden Farbstoff, den er als ein Methyldioxynaphtochinon konstatierte. Nach de Bary sind die Farbstoffe der Pilze entweder an Fettkör[)er gebunden und dann Inhaltsbestandteile, oder sie sind den Membranen eingelagert. Bachmanni nimmt dazu noch einen dritten Fall an, nämlich dafs die Färbung von einem Exkret herrülirt, das auf der Zellhaut abgelagert ist, wie bei dem Farbstoff des Agaricus atroto- mentosus und des Agaricus armillatus. Er zeigt femer, dafs die Farb- stoffe Inhaltsbestandteile sein können, ohne an Fette gebunden zu sein, Avie bei Boletus scaber, weil dieselben mit Wasser ausziehbar sind. Derselbe fand aus einer Reihe von Untersuchungen 7 rote, 2 violette und 5 gelbe Pilzfarbstoffe, durch deren Kombination jedoch sich die Zahl der Färbungen bei den Pilzen noch mehr vergröfsert, als bei den Blütenpflanzen. Während nun die roten und violetten Farbstoffe sich insgesamt von den entsprechenden Blütenpigmenten unterscheiden, zeigt der gelbe Farbstoff z. B. bei Peziza Übereinstimmung mit dem sogenannten Anthoxanthin und möglicherweise nach Hansen2 auch dessen Athalio- flavin mit dem Pigment der Dahliablüten, dem sogenannten Anthocblor. Es herrscht von den efsbaren Pilzen im allgemeinen die Ansicht, dafs dieselben einen hohen Xäbrwert besitzen, da deren Trockensubstanz reich an Eiweifssiibstanzen ist und verhältnismäfsig grofse Mengen Phosphorsäure enthält. In Rücksicht auf den Xahrungswert hat u. a. Loesecke3 eine Reihe von Pilzen untersucht. Er hebt im Vergleich zu vielen vegetabilischen Xahrungsmitteln und verschiedenen Fleischsorten den hohen Wert der Pilze als Nahrungsmittel hervor. Auch von anderen sind die Pilze wegen ihres Reichtums an Stickstoffsubstanz und Nährsalzen wiederholt als Ersatz für Fleisch empfohlen worden. Diese günstige Meinung hierüber ist, wie in den letzten Jahren be"wiesen wurde, nicht ganz zutreffend. Es ist bei der Beurteilung des Nährwertes nicht allein die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung, sondern auch die Verdaulichkeit so'svie andere Umstände sind dabei mafsgebend. So hat Salt et 4 beim Champignon durch e.xperimentelle Versuche nachgewiesen, dafs die Ausnutzung desselben im menschlichen 1 ßer. d. d. bot. Ges. 4, p. 68, 1886. 2 Verbau dl. d. phys.-med. Ges. Würzburg N. F. 18, p. 4. 3 Archiv d. Pharm. 209, p. 146. . * Archiv f. Hygiene 1885, B. 3, p. 443. Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. 197 Darme eine sehr ungünstige ist, und er vermutet dasselbe von anderen efsbaren Pilzen. Diese Vermutung bestätigte Stromer, i welcher, gleich- zeitig mit den Versuchen Saltet's an Personen, einige künstliche Verdauungsversuche mit Boletus edulis durchführte und dadurch zu denselben Resultaten gelangte. Durch rationelle Vergleichung mit anderen ^Nahrungsmitteln unter Berücksichtigung des Wassergehaltes, welcher auch den getrockneten Pilzen beim Kochen zum grofsen Teil wieder zugeführt wird, und welcher den Gehalt an Eiweils, das überdies relativ schwer verdaulich ist, bedeutend herabmindert, kommt er zu der Ansicht, dafs den Pilzen der zugeschriebene hohe Nährwert allerdings nicht zukommt, dieselben jedoch als Ersatz der Gemüse die gröfste Beachtung verdienen. Durch den Mangel an Chlorophyll, dessen Bildung für die übrigen Pflanzen so charakteristisch ist, und die dadurch bedingte Unmöglichkeit, Stärke zu erzeugen, einerseits und durch ihren anatomischen Bau andererseits weichen die Pilze in ihrer Ernährungsweise von allen übrigen Pflanzen wesentlich ab. Indem die Chlorophyllpflanzen von einfachen Verbindungen, von anorganischer Nahrung leben und ihr Protoplasma durch Zusammensetzung von Wasser, Kohlensäure und Ammoniak erzeugen, atmen sie Kohlensäure ein und Sauerstoff aus. Dagegen leben die Pilze, gleich den Tieren, von organischer Nahrung, von zusammengesetzten KohlenstofiES'erbindungen, welche sie von anderen Organismen erhalten und zersetzen. Dabei atmen sie Sauerstoff ein und Kohlensäure aus. Es ist daher \\'iederholt von Botanikern und Zoologen 2 der Vorschlag gemacht worden, die Pilze ganz aus dem Pflanzenreiche zu entfernen und als ein besonderes Drittes z"v\dschen Tier- und Pflanzenreich aufzustellen. Nun hat Errera^ auf Grund mikrochemischer und makrochemischer Untersuchungen in einer Anzahl von Basidiomyceten und Mucorineen einen Körper gefunden, der bis jetzt nur im Organismus der Tiere angetroffen wurde, nämlich das Glykogen. Dasselbe bietet nach seinen Ausführungen bei den Pilzen das Analogon zur Stärke bei den höheren Pflanzen. Sollte das Vorkommen dieses Körpers in diesen niederen Organismen auch weiterhin noch Bestätigung finden, so wird dadurch der oben ^ Archiv f. Hygiene, 1885. 2 Haeckel, Natürl. Schöpf.-Gesch. 1874, p. 415. 3 Mem. de l'Acad. roy. de Belg. 37, 1885. 198 Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. ausgesprochene Satz, daiJs die Pilze mit den eigentlichen Pflanzen nicht zusammengestellt werden können, fernerhin gestützt. In der vorliegenden Arbeit, zu welcher mich Herr Prof. Dr. Hilger veranlafste, habe ich zunächst die Mineralbestandteile folgender Pilze: Boletus eduiis, Polygaccum pisocarpium und Cantharellns cibarius einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Von letzterer Pilzgattung geschah dies in Exemplaren dreier aufeinander folgender Entwickelungsstadien, um zu erfahren, ob das relative Alter der Pilze Unterschiede oder Ptegelmä&igkeiten an G-ehalt der Mineralbestandteüe erkennen lasse. Neben diesen Untersuchungen war beabsichtigt, über die organischen Bestandteile derselben Pilzgattungen Aufschlufs zu erhalten, speziell die Farbstoffe, Fette, über die vorhandenen Säuren, Kohlenhydrate u. s. w. Aufschluss zu erhalten. Die E.esultate dieser Studien folgen im Nach- stehenden. Bestimmung der Mineralbestandteüe und Trockensubstanz. Wenn wir von einigen älteren, wenig zuverlässigen Angaben ab- sehen, smd es hauptsächlich Kohl rausch, i Siegel,2 Sokoloff3 und Lösecke4, denen wir mehrere Untersuchungen über die Mineralbestand- teile der Pilze verdanken. Eine genaue Analyse der Asche von Lactarius piperatus führte Bissinger in seiner oben erwähnten Arbeit aus und bestimmte die Bestandteile des in Wasser löslichen und des in Wasser unlöslichen Teiles in getrennten Portionen. Schmieder gibt in seiner Arbeit über die chemischen Bestandteile des Polyporus officinalis eine Übersicht der Aschenbestandteile desselben. Die Ausführung der Bestimmungen geschah, wie folgt: Aus dem Wasserverlust, welchen die frischen zunächst an der Luft und dann bei 100 getrockneten Pilze erfuhren, wurde der Gehalt an Trockensubstanz bestimmt. Von dieser wurden 10 bis 15 g in einer Platinschale bei möglichst niederer Temperatur und in möglichst kurzer Zeit, bis die Kohle eben alle verbrannt und der Rückstand (infolge Mangangehaltes) grünlich geworden war, in der Muffel verascht. Die gewonnene Asche ^ Kohlrausch, Dissertat. über einige efsbare Pilze und ihren Nahrungswert. Göttingen 1867. 2 Siegel, Dissertat. über efsb. Pilze. .Göttingen 1870. 2 Analyses des Champ. etc. Petersbourg 1870. 4 Archiv d. Pharm. 9, p. 133. Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomycetea. 199 wurde nach den Angaben von Bunseni in Wasser suspendiert, mit Kohlensäure gesättigt, die Masse zur Trockne gebracht, längere Zeit bei 160 erhitzt, uni gebildete Bicarbonate wieder zu zerlegen, und diese so vorbereitete Asche schliefslich gewogen. Nach Abzug des in Salz- säure unlöslichen Teiles, also in der „Reinasche", wurde sodann die Menge des in Wasser löslichen und des darin unlöslichen Teiles bestimmt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der dabei gewonnenen Resultate. 2 Tabelle I. Gehalt an Trockensubstanz und Reinasche in letzterer, sowie Angabe des in Wasser löslichen und des darin unlöslichen Teiles der Asche. Trocken- Reinasche in Wasser in Wasser Namen substanz löslich unlösüch ö/o o/o o/o % Boletus edulis .... 9,20 7,32 94,011 5,988 Polysacc. pisoc. . . . — 5,28 88,306 11,693 Canthar. cib. 1. . . . 10,33 9,99 93,095 6,904 Canthar. cib. '2. . . . 9,21 10,40 92,650 7,349 Canthar. cib. 3. . . . 8,94 10,50 92.350 7.649 Daraus ist ersichtlich, dafs mit dem Alter der Pilze der Gehalt an Trockensubstanz abnimmt, während disse sich an Mineralstoffen anreichert und die letzteren wieder mit zunehmender Entwickelung in geringem Mafse an Löslichkeit in Wasser verlieren. Der bedeutende Wassergehalt beziehungsweise die geringe Menge der Trockensubstanz in den Pilzen sind aus aUen früheren Untersuchungen bekannte Thatsachen und werden auch durch obige Resultate bestätigt. Wie bereits erwähnt wurde, hat Saltet diese Ergebnisse im Verein mit der Erkenntnis der relativ ungünstigen Verdaulichkeit der Eiweifssubstanz in das richtige Licht gestellt. Von den Bestandteilen in den Aschen der drei Püze, welche die qualitative Analyse ergab, verdienen einige Elemente besonders hervor- gehoben zu werden, nämlich Kupfer, Lithium, Mangan und zuletzt Aluminium. ^ Bunsen, Anleit. zur Analyse der Aschen und ^Mineralwässer. Heidelberg. 2 Die aufeinander folgenden Entwickelungstadien bei Cantharellus cibarius sind hier und in den folgenden Tabellen mit den Ziffern 1, 2 und 3 bezeichnet. 200 Karl Fritscli. Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. Das Lithium wurde spektralanalytisch hestimmt, indem ein Teil des wässerigen Auszuges der Asche nach Entfernung der Phosphorsäure durch Barji; mit Salzsäure zur Trockne gebracht und der Rückstand mit Ätheralkohol behandelt wurde. Dieser hinterlielJs nach dem Verdunsten Spuren eines Eiickstandes, der hei spektralanalytischer Untersuchung sowohl die glänzende karminrote Linie a bei 32 als auch die schwächere orangefarbene Linie ß bei 45 deutlich erkennen liefs. Das Kupfer wurde in folgender Weise nachgewiesen : Bei der Fällung der salzsauren Lösung der Asche mit Ammoniak zeigte das Filtrat eine auffallend bläuliche Färbung. Dasselbe wurde nach dem Ansäuern mit Salzsäure mit Schwefelwasserstoff behandelt. Erst nachdem die bräunlicli gefärbte Flüssigkeit einige Stunden lang digeriert worden war, klärte sie sich und liefs das schwarze Schwefelmetall fallen. Dieses wurde in Salpeter- säure gelöst, das gewonnene Xitrat in Chlorid übergeführt und aus der Lösung desselben das Metall vermittelst Zink im Platintiegel nieder- geschlagen. Da das Kupfer nach dem Gange der Analyse als Carbonat aufgefunden wurde, so mufs angenommen werden, dafs es in der Pflanze ursprünglich an organische Säuren gebunden war. Die unten folgenden Resultate der Aschenanalysen zeigen die Gegenwart des Kupfers in wägbarer Menge, eine Thatsache, welche bisher noch nicht festgestellt war. Besonders erwähnenswert bleibt noch der Aluminiumgehalt von Polysaccum und Boletus edulis. Die quantitativen Anah'sen wurden nach der Methode von Bunsen (s. 0.) unter Modifikation des in Salzsäure löslichen Teiles nach dem von Prof. Dr. Hilger angewandten Verfahren ausgeführt. Nachdem zu diesem Zwecke von den verschiedenen Pilzen und Altersstadien derselben in der oben angegebenen Art gröfsere Quantitäten von Asche hergestellt waren, wurden jedesmal 3 bis 8 g abgewogen und darin in getrennten Portionen die Bestandteile des wasserlöslichen und des salzsäurelöslichen Teiles bestimmt. Was sich in Salzsäure nicht löste (Sand und Unreinigkeiten), wurde in Abzug gebracht und der Rest als Reinasche bezeichnet. Analyse des in Wasser löslichen Teiles. Chlor, Schwefelsäure und Kieselsäure werden in der gebräuchlichen Weise bestimmt, die Phosphorsäure nach dem von Wagneri mit- ^ Fresenius, Zeitschr. f. analyt. Chemie 21, p. 289. Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. 201 geteilten, abgekürzten Verfahren, und die Summe der Alkalien nach Ent- femimg der Phosphorsäure mittels Baryumhydroxyd gleichfalls nach bekannter Methode, indem das Kalium als Platindoppelsalz und das Natrium aus der Differenz bestimmt wird. Die Bestimmung der Kohlen- säure geschieht am besten nach Bunseni durch Berechnung aus der zur Neutralisation der gefundenen Basen fehlenden Säuremenge. Analyse des in Salzsäure löslichen Teiles. Dieselbe beruht im wesentlichen auf der verschiedenen Löslichkeit der Phosphate in verdünnter Essigsäure. Das im Wasser Unlösliche wird mit Salzsäure digeriert und nach Abscheidung der Kieselsäure aus der salzsauren Lösung dieselbe mit Ammoniak in geringem Überschufs versetzt. Es werden die Phosphate des Calciums, Magnesiums, Eisens, Mangans und Aluminiums gefällt, während im Filtrat die Carbonate des Calciums, Magnesiums und Kupfers (eventl. auch Maugans) enthalten sind, Avelche in der ursprünglichen Pflanze in Form von organischen (äpfel- sauren, Oxalsäuren u. a.) Salzen vorhanden waren. Die gefällten Phos- phate werden nun auf dem Filter mit warmer verdünnter Essigsäure digeriert, welche nur Calcium- und Magnesiumphosphat aufnimmt, während Eisen-, Mangan- und Aluminiumphosphat ungelöst zurückbleiben. Es zer- fällt sonach dieser Teil der Analyse in drei Abteilungen. 1. Analyse des Filtrates vom Ammoniakniederschlag. Es wird zunächst das Kupfer durch Schwefelwasserstoff, wie oben angegeben, abgeschieden und als metallisches Kupfer gewogen. Die Be- stimmung des Calciums und Magnesiums im Filtrat vom Schwefelkupfer geschieht nach den bekannten Methoden. 2. Analyse der in Essigsäure löslichen Phosphate. Dieser Teil wird in zwei Portionen geteilt und in der einen die Phosphorsäure nach dem Wagnerischen Verfahren bestimmt; in der anderen wird das Calcium durch Ammoniumoxalat und im Filtrat davon das Magnesiumphosphat als solches durch Zusatz von Ammoniak gefällt. 3. Analyse der in Essigsäure unlöslichen Phosphate. Nachdem das Gesamtgewicht derselben bestimmt ist, wird die Masse mit Kalium-Natriumcarbonat geschmolzen und aus der salzsauren oxy- ^ Bunsen, Anleit. ziu: Analyse der Aschen und Mineralwässer. Heidelberg. 202 Karl Fritsch, Beiträge z, ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. dierten Lösung das Eisen und Aluminium als basische Acetate ab- geschieden. Im Filtrat dieser wird Mangan durch Natriumcarbonat ge- fällt; Aluminium wurde vom Eisen durch chemisch reine Kalilauge getrennt. Da diese Metalle unter den gegebenen Bedingungen nur in Form von Phosphaten vorliegen können, so wird die Phosphorsäure auf die Formel (Me2)(P04)2 berechnet. Von jeder Pilzasche wurde in einer besonderen Probe die Gesamt- menge der Phosphorsäure bestimmt und auf diese Weise die Richtigkeit der durch Addition aus den Einzelbestimmungen erhaltenen Säuremenge kontrolliert. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der Aschentabelle in Pro- zenten, aufs er dem wurden zwei neuere von Seh mied er und Bissinger (s. oben) ausgeführte Analysen zum Vergleiche angereiht. Tabelle II. Prozentische Zusammenstellung der Mineralbestandteile in den Pilzaschen. Namen HCl SO3 PjO, COj SiOj KjO NajO LijO CaO MgO CuO Fe,0, MnjOa Al^Oj Boletus ednlis. . 5.69 11,71 23,66 4,15 0,06 50,00 2,36 Spur. 0,20 1,64 0.06 0,14 0,31 0,02 Polysacc. pisoc. . 1,04 2,31 21,43 10,36 1,63 54.34 3,45 „ 0,11 2.30 0.03 0,94 0,13 1,35 Canthar. cib. 1. . 0,83 1,65 13,10 18,92 0,24 58,99 2,80 „ 0,49 1.92 0,02 0,24 0,03 — Canthar. cib. 2. . 0,48 1,31 13.26 19,11 0.46 58,78 2,57 „ 0,48 1,74 0,02 0.64 0,09 — Canthar. cib. 3. . 0,19 0,41 12,08 21,01 0,48 60,31 1,39 „ 0,62 1,72 0,03 0.65 0,04 — Lactarius pip. ' . 1,23 4,78 12,94 16,50 3,68 50,31 6,79 — 0,69 1,26 — 4,40 0,25 — Polyporus olF.'' . 4,56 2,10 16,11 18,22 2,33 29,87 3,65 — 3,30 16,15 — 2,38 — — Diese Zusammenstellung gibt der Thatsache, aufweiche schon wieder- holt hingewiesen worden ist, Ausdruck, dafs den Pilzen ein verhältnis- mäfsig hoher Gehalt an Phosphorsäure und Kali zukommt, während alle anderen Bestandteile (eine Ausnahme macht u. a. Poly^ior. oflf. mit 16,15 Proz. MgO) dagegen ganz bedeutend zurücktreten. Schon Cailletet^ hebt die Eigenschaften der Pilze, Phosphorsäure besonders reichlich zu assimilieren, hervor. Dabei unterliegt die Menge derselben grofsen Schwankungen, wenn man die Aschen der verschiedenen Pilze mit einander vergleicht. 1 Nach Bis Singer. 2 Nach Schmieder. 3 Compt. rend. T. 82, p. 1205. Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten, 203 Siegel fand in der Asche von Boletus edulis 20,12 Proz. Phosphor- säure, Stromer hei demselben Pilz in 6,39 g Reinasche 1,6 g I^2^5r d. h. 25,04 Proz., welche Mengen der in dieser Arbeit gefundenen Phosphorsäure der Asche des Boletus sehr nahe kommen. Auffallend höheren Gehalt gibt Siegel dagegen im Cantharellus ciharius an, dessen Asche nach seinen Analysen 31,32 Proz. Phosphorsäure enthält, während hier bei demselben Pilze nur 12 bis 13 Proz. gefunden wurden. In der Morchel sind nach seinen Angaben sogar 37,75 Proz. und nach Kohl- rausch 39,03 Proz. vorhanden. Vergleicht man die einzelnen Aschenbestandteile des Cantharellus ciharius in den drei Entwickelungsstufen, so macht sich eine auffallende Abnahme des Gehaltes an Chlor und Schwefelsäure mit zunehmendem Alter bemerkbar. Dasselbe gilt auch von der Phosphorsäure im letzten Stadium, während die Summe der Alkalien kaum Schwankungen unter- liegt. Der Kieselsäuregehalt nimmt mit steigendem Alter etwas zu^ ebenso Kupfer und Eisen. Bei den übrigen Bestandteilen treten durch- greifende Regelmäfsigkeiten nicht auf. Bemerkenswert ist noch der wechselnde Gehalt an Kieselsäure bei den einzelnen Pilzen. Wie die Zusammenstellung der nächsten Tabelle (Tab. III.) zeigt, tritt der Gehalt an wasserunlöslicher Phosphorsäure durchschnittlich um etwa den dritten Teil gegen die Menge der in Wasser löslichen zurück. Tabelle in. Übersicht des Gehaltes an wasserlöslicher und an wasser- unlöslicher Phosphorsäure. Namen In Wasser lösliche P2O5 In Wasser unlösliche P2O5 Gesamt- P2O5 Bolet. edulis . . Polysacc. pisoc. Canthar. cib. 1. Canthar. cib, 2. Canthar. cib. 3. Lactar. pip. ^ . . 20,025 15,882 9,559 9,735 8,808 11,52 3,640 5,556 3,546 3,533 3,278 1,42 23,665 21,438 13,105 13,268 12,086 12,94 Was das Verhältnis des an organische Säuren und des an Phosphor- säure gebundenen Calciums und Magnesiums betrifft (s. Tab. IV), so ist ^ Nach Bissinger. 204 Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. ersichtlich, dafs bei Cantharellus cibarius und Polysaccum pisocarp, das Calcium vorherrschend an organische Säuren gebunden ist, während das Magnesium in Form von Phosphat vorherrscht. TabeUe IV. Übersicht des an organische Säuren und des an Phosphor- säure gebundenen Calciums und Magnesiums. Namen An organische Säuren gebunden CaO MgO An Phosphorsäure gebunden CaO MgO Boletus edulis Polysacc. pisoc. Canthar. cib. 1. Canthar. cib. 2. Canthar. cib. 'd. 0,319 0,405 0,539 0,103 0,194 0,182 0,365 0,205 0,115 0,174 0,078 0,080 1,641 2,198 1.733 1,560 1,362 Bei Boletus edulis ist die ganze Menge des darin vorhandenen Calciums und Magnesiums an Phosphorsäure gebunden, doch herrscht auch hier die Magnesia vor. Hieran schliefsen sich die Tabellen V bis IX (auf den Seiten 205 — 209), welche eine genaue Zusammenstellung des Ganges der Anah^se und der dabei gewonnenen Resultate geben. Farbstoff von Polysaccum pisocarpiura. Polysaccum pisocarpium findet sich im Spätherbste in Kiefern- waldungen mit sandigem Boden und besteht aus einem rundlichen oder birnförmigen, bei der Reife dunkelbraun werdenden Fruchtkörper von etwa Faustgröfse mit kurzem, kaum sichtbarem, oft kräftigem Stiele und derber, als Peridie bezeichneter differenzierter Rinde. Das Innere be- steht aus einer gekammerten fruktifizierenden Gewebemasse, der so- genannten Gleba. Die einzelnen Kammern, die Peridiolen, liegen als rundliche, bei der Reife bis zu Erbsengröfse heranwachsende, Körperchen in den Maschen der Gleba und sind von einem dichten Gymenlum- knäuel ausgefüllt. Bei der Entwickelung gelangen zuerst die oberen Partien zur Reife und können bei äufserer Verletzung, wobei die trockene Peridie ab- bröckelt, bereits die Sporenmasse entlassen, während der basale Teil sich noch in unentwickelterem Zustande befindet. Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. 205 Teile inasche aben: -1_ " ^9 .-^3 OCD S iS4 ' cc CD lO CO CO r-- iD o in 1— 1 00 Ol CD CO Ol in ' CD »-H (M -5j4 :r> O o ^-1 1-1 CD H 00 3 0^*00 .»* 01 1— ( in in |0 s bC CDC^OOCOO— 1 3 OI^CDOI^ 1—1 Ol CO 05_ h« LrrT-ro~o~c- Tl CO CD »- S öc (7-1 oo O O l-- in T-H 3 00 3 T-lOl"* i-iOi-i o« « -^ CO ir: o ri c^ CO Z-, 00 Cl, 1—1 01 000 o'o'r-To'o'coo'c» o^o'-yj o~o"cr o"ö~o" 0" fcCOOOLOroOrM o CO «5 in,-?" p OhOh a Ol d CO O -^ -C C^ CD !71 M ö C-1 OO O O t^ lO 1— 1 3 < SSco ^ SSo g '^COOOT-iC-CO Q^ ^ öo'r-TcTo'c't'o'co ~ 000, o o CD COO CO c— II ^^|S IIS - ^; 11 6 in p Ol ^ 1—1 01 T! '^^ 1 II II .2 oioS ii <: o,o,S -i-o <—• 00 ^ t£SC f 2 II II II "~"' o o O cz) Ol o^^^ '5'^ , <ü~i a aj ^'^Ol T-H C^ CO '^ ^H in Ol CD CO 001 CO ^co~%. 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Kenntn. einiger Basidiomyceten. 207 ^^.. o o 9,2 A ^'S o o?i|o-3§o| 1 6' 2i§: cocioso oSa; P^ s P? - 5^ (M'^cnioooo ojO 000505-^ •<* -"^COCD CO (T-COa5'^ CO O t^ oo CD iTi T-H CO OS 13-^ i-H_0^fO T-H^-<* '-'^t-^T^ <7-\ O C^05,— ICOt-CMLO O CO lOOOCOiOco ^Hi— 1 ^OOSO'^incMOt^ T-( !>• CO 5 h£ (T<1 .00500005 ;3CO OOOOt— iOlOOO o o K O O C-1 O 0,C^ o,iO OOOOOOOt— lO o o o~o"o~o"ö~i-rc/2 o" o'o'o'o'o" o'o'o^o" o" o" ^go9,2J'9.äo 2 oo^ p^ ä LOOOcoLnco >HT-( '^ S'^ 22 O ^,-1 -* g ooc CO lO in •<* S lOcMoOOOt- n T-l(MCOO lOOO bc o'o^o'o'o'i-T CO g H ü «= R R s; äj2 i=I !=1 O d 3^ Im I Limonii dem löslich monia dem nlöslic monia oooo o < ^ ^ ^ ^ COCOCOCO CO gjilli.S.laS ah 11 2 eä r- K o o> et, InW nnlös in Sah lösli 0,209 6,904 s « rn .«So a cq o o o "3 CO n " M •omBsnapiog ^nn Snn [pu'Bqag .19p qo'Bü: aqos'Bqojj XStQ'8 208 Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. 7,1972 Rohasche nach der Behandlung mit Kohlensäure. « -J £, S. o. ^ ►ö § S" S es oooo ~oo"o"o CO CO tsOO OO iN^J CT" I— ' CD O' CO CO O O ~' o II o Oft> OJbS D if C5 •^- c:co tn .0^ II CO ■-3 C -.1 + Ol 05 § i-'O OD CO CO CO CO 00 =.9'^) o o »li •T3 O O o o »5 CT" ^^ a c (KS ^ S= g; 3 1 'S -f* c „ E' » 'to e- "cCCD coo-" , . » o trj 0000 CBS O *^ CO >-' 2^ 10 CO Ci CO P "'^^^ ot, 11 !2J -^ oQ "Sil ^P ^- rfi" 11 ^ Po ^11 Wo II o II 00 poo JOcni— I "^ r^ 1^ '-dp'" o ^ B J-* C/D_Cojr> O Ojr>. 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Kenntn. einiger Basidiomyceten. 209 s^.. 1 ^_^ ^ CD -^ CO ':o ?N -* (u(r^ oiiSo CO CO ee -71 Cl Cl o) q !^ S - lO CD c« o ü ;^ o 1— 1 lO C5 lO oo 0 «15 ^ CT vo o q CO OQ OJ CTj O Q S O o^o; Ä S Oh Oi cö o CvICDiOCDCCO iDC^ (M O C^ -+ CD CD CD CD CO CO T-H T-H CO 1— ' -:t< C5 -t< !-it-H CO (M O 1— 1 -Tt< -J"ö'o~o"co''co i-T o^o-oo^o" oo"o" 0" 0" 0" 1 1 tXfMcDiOOCOO «C— C<1 o ^9 9 OO-i Oh qS ^ +8 ^ Ö„ _^ 2ii|^$ fSOoo"- d rt T-HCCr-l-<#a5-* f-4TH q T-^ (M O r-l t- CO q^ril CO 1—1 1 ^ Ö~0 O o"0 CO CZ) i-T ^ C o o ^ ^ CD CD a «CO 11 S o^p^ 0^ Cl = 0,0119 0,5151 K^ü o ^ COr-l i 1 q c;^ o <= g II o o O 0^ o'o" II II oö" -S^OcoO , ^11 II o^.. -^P^Ch So 1 J2 jy CO m 1 o Cm ^Iss li§l tllll a — töci fe 'o '^ ^ '"' o> 1-3 5 -.3 ° t^ (-1 ■■te ^^ -stalle sowie das Verhalten bei der A'"erseifung beweisen die Gegenwart von Cholesterin mit Sicherheit. Karl Fritsch, Beiträge z. cbem. Kenntn. einiger Basidiomyceten. 219 Der dem Cholesterin mit kaltem Alkohol entzogene Körper ver- bleibt nach dem Verdunsten des Alkohols und Trocknen über Schwefel- säure als ein harzartiger Körper von aromatischem Geruch. Die orgauisclien Säuren im Cantliarellus cibarius. L Nicht flüchtige Säuren. Eine gröfsere Portion von Cantharellus cibarius wurde in möglichst frischem Zustande ausgeprefst und der gelblich gefärbte, ziemlich klare Saft auf Calciumcarbonat fliefsen gelassen. Nachdem einige Zeit digeriert worden war, wurden die gebildeten Calciumsalze der Pflanzensäuren abfiltriert, das Filtrat wurde mit dem auf flüchtige Säuren zu unter- suchenden Teile vereinigt, mit kaltem Wasser gewaschen, durch Be- handeln mit einer konzentrierten Lösung von Kaliumcarbonat in die Kaliumsalze umgesetzt und letztere mit heifsem Wasser aufgenommen. Die schwach mit Essigsäure übersättigte Lösung Moirde mit Calcium- chlorid versetzt und 24 Stunden stehen gelassen. Der entstandene Niederschlag von Calciumoxalat wiu-de abfiltriert und das Filtrat mit Kalkwasser bis zui' schwach alkalischen Reaktion versetzt. Es schied sich ein voluminöser Niederschlag ab, der nach einiger Zeit krystalliuisch wurde. Derselbe wurde abfiltriert und, wie weiter unten angegeben ist, als Weinsäure charakterisiert. Aus dem Filtrate der Weinsäure schieden sich beim Eindampfen in der Siedehitze nur Spuren eines Niederschlages ab, weshalb derselbe nicht näher identifiziert werden konnte. Der Rest wurde filtriert, auf ein kleines Volumen gebracht und mit der fünffachen Menge Alkohol versetzt. Der hierdurch ent- standene Niederschlag konnte, obwohl er sehr gering war, auf folgende Weise mit Sicherheit als Apfelsäure charakterisiert werden: Die Lösung des Niederschlages in Wasser wurde durch Bleiacetat in das Bleisalz verwandelt, dasselbe mit Schwefelwasserstofi" zerlegt und die so erhaltene Lösung der freien Äpfelsäure in einem Reagenzglase vorsichtig zur Trockne verdampft. Wurde dasselbe jetzt auf ein bis zu 170 erhitztes kleines Sandbad gebracht, so bildete sich an der Stelle, wo das Glas aus dem heifsen Sande ragte, ein weifser Anflug, und der stechende Geruch, welchen Apfelsäure beim Erhitzen auf diese Temperatur in Folge Zersetzung in Fumar- und Maleinsäure zeigt, wurde deutlich wahrgenommen. Somit ist das Vorhandensein von Apfel- säure im frischen Saft des Cantharellus nachgewiesen. 220 Karl Fritsch, Beitrüge z. cliein. Kenntu. eiaiger Basidiomycetea. Das oben gebildete weinsaure Calcium konnte bereits durch seine Löslicbkeit in Chlorammonium und konzentrierter Kalilauge von anderen Säuren unterschieden werden. Es wurde zur Überführung in die freie Weinsäure mit Natriumcarbonat behandelt, das gebildete Natriumsalz durch Bleiacetat umgesetzt und das so erhaltene Bleisalz dieser Säure durch Schwefelwasserstoff zerlegt. Das auf ein kleines Volum ein- gedampfte Filtrat vom Schwefelblei wurde mit einer Lösung von Kalium- acetat versetzt; es trat sehr bald der charakteristische Niederschlag des sauren weinsauren Kaliums auf, welcher sich in kochendem Wasser, Alkalien und Säuren löste. Ein Teil der Lösung der freien Weinsäure wurde zur Trockne gebracht und der Rückstand auf dem Platinblech verbrannt, wobei der Geruch nach Caramel, wie ihn die Weinsäure beim Erhitzen liefert, deutlich hervortrat. Hiermit ist das Vorkommen von Weinsäure, Apfelsäure und Oxalsäure im frischen Pilze nachgewiesen. II. Flüchtige Säuren im Cantharellus cibarius. In derselben Weise, Avie oben angegeben, wui'de frischer Saft auf Calciumcarbonat einwirken gelassen, die erhaltene Masse mit dem Filtrat von den unlöslichen Calciumsalzen der nicht flüchtigen Säuren vereinigt und das Ganze nach Ansäuern mit Schwefelsäure der Destillation unterworfen. Das Destillat wurde mit Calciumcarbonat zur Trockne gebracht und in einem Teile der so gewonnenen Kaliumsalze der Säuren Essigsäure nachgewiesen, indem mit Arsenti'ioxyd erhitzt wurde. Dabei trat der intensive Kakodylgeruch auf. Ein anderer Teil Avurde in Wasser gelöst und gab mit Eisenchlorid eine schwache Rotfärbung. Der übrige Teil der Kaliumsalze wurde in Wasser gelöst und mit verdünnter Schwefelsäure der Destillation unterworfen. Im Destillat, welches die freien Säuren enthielt, konnte ebenfalls die Gegenwart von Essigsäure durch Esterbildung beim Erhitzen mit Alkohol und Schwefel- säure konstatiert werden. Aufser diesen beiden Säuren konnten in diesem Destillat noch höhere Säuren, hauptsächlich diejenigen bis zur Caprinsäure, entlialten sein. Um dieselben nachzuweisen, wurde der Rest der darauf zu untersuchenden Lösung mit Bar3^twasser versetzt, das überschüssige Baryum in heifser Lösung durch Kohlensäure entfernt, das Filtrat vom Bar3^umcarbonat eingeengt und der Krystallisation überlassen. Nach etwa acht Tagen, erst nachdem alles Wasser verdunstet war, schieden sich strahlig gruppierte Massen aus, welche beim Behandeln Karl Fritsch, Beiträge z. ehem. Kenntn. einiger Basidioinyceteu. •321 mit Schwefelsäure den penetranten Geruch der Buttersäure entwickelten. Ebenso bildeten sie mit Schwefelsäure und Alkohol erhitzt den am Geruch leicht erkennbaren Ester. Demnach enthält der Cantharellus cibarius aufser den oben nachgewiesenen Säuren noch geringe Mengen Essigsäure und Buttersäure, welche letzteren im frischen Safte des Pilzes noch nicht nachgewiesen wurden. Vorkommen von Cholesterin und Lecithin im Boletus edulis, Cantharellus cibarius und Polysaccum pisocarpium. Der Nachweis von Cholesterin in letzterem Pilz wurde bereits oben bei der Verseifung der Fette geführt, und es handelte sich noch um den Nachweis dieses Körpers in den beiden anderen Basidiom3'ceten. Das Cholesterin ist in fetten pflanzlichen Ölen, z. B. dem Olivenöl, nachgewiesen. Ludwig, Stahl und Höhni wiesen das Cholesterin im Mutterkorne nach und Reinke und Rodewalds erhielten aus Oethalium se])ticum (Fuligo varians) einen demselben isomeren Körper, das Paracholesterin. Heckel und SchlagdenhaufenS fanden das Cholesterin in einigen fetten Ölen vegetabilischen Ursprungs, so im Samen von Caesalpinia Bonduc und Alvus precatorius. Ebendieselben 4 bestätigten auch das Vorkommen von Lecithin in den Pflanzen, so im Senfsamen, Arachis, Foenumgraecum u. a. Hoppe-Seyler wies das- selbe in der Hefe nach. Das Vorkommen dieser beiden Körper scheint ein sehr allgemeines zu sein; sie finden sich im Äther- oder Chloroform auszug der meisten Pflanzen und konnten auch in allen drei darauf untersuchten Pilzen nachgewiesen werden. Zum Nachweis des Cholesterins wurden die Pilze mit Äther ausgezogen, nach Verdunsten desselben der Rückstand mit alkoholischer Kalilauge gekocht, überschüssiges Atzkali durch Einleiten von Kohlen- säure neutralisiert und der Alkohol vertrieben. Der Rückstand wurde mit wenig Wasser aufgenommen und mit Äther ausgeschüttelt, welcher das Cholesterin aufnahm und nach dem Verdunsten fast rein zurückliefs. Es wurden dann genau dieselben Reaktionserscheinungen beobachtet. 1 Archiv der Pharm. 187, pag. 36. 1886. ^Fromme, Pharm. Kai. 1882/83. ^ Journ. de Pharm, et de Chim. T. 14, p. 149. * Ebenda T. 15, p. 213. '222 Arbeiten der Pbarmakopöe-KommissioM. wie bereits bei Polysaccuni bescbrieben wurde, und auf diese Weise konnte das Vorkommen des Cholesterins auch im Boletus edulis und Cantharellus eibarius bewiesen werden. Noch einfacher ist der Nachweis des Lecithins. Dabei kann man sich im ätherischen oder Chloroformauszuge der darauf zu unter- suchenden Pflanzen auf den Nachweis des Gehaltes an Phosphorsäure beschränken. Der Verdunstungsrückstand vom Ätherauszuge der bei 1000 getrockneten Pilze wurde mit Soda und Salpeter geschmolzen, die Schmelze mit Wasser aufgeweicht, mit Salpetersäure übersättigt und mit Ammoniummolybdatlüsung auf Phosphorsäure geprüft. Bei allen drei Pilzen konnte dieselbe hierin konstatiert werden, und da die Phosphorsäure, welche sich im Ätherauszuge findet, nicht von an- organischen Verbindungen herrühren kann, so ist hierdurch das Vor- kommen auch von Lecithin in den drei genannten Pilzen erwiesen. Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission des Dentschen Apotheker-Vereins. Neuere ^rzeneimittel. Guajacolum. G u aj a k 1. Eine klare, farblose, lichtbrechende, ölige Flüssigkeit von eigen- artigem, aromatischem Gerüche und dem spez. Gewicht 1,117. Sie siedet bei 2010, löst sich in 200 Teilen Wasser und läfst sich mit Weingeist, Äther, Schwefelkohlenstoif klar mischen. Die Aveingeistige Lösung färbt sich durch wenig Eisenchlorid blau, durch einen gröfseren Zusatz desselben grün, 1 Volumteil Guajakol gebe mit 2 Volumteilen Petroleumbenzin eine trübe Mischung, welche sich jedoch auf weiteren Zusatz von 6 Volumteilen des Benzins bei 150 klärt. Mit der doppelten Volum- menge Natronlauge mufs das Guajakol eine klare Mischung geben, welche sich in der zehnfachen Wassermenge klar und ohne Färbung autlöst. Die Mischung des Guajakols mit der doppelten Volummenge Kalilauge mufs nach kurzer Zeit zu einer weifsen, kr3^stallinischen Masse erstarren. Vorsichtig und vor Licht geschützt aufzubewahren. Arbeiten der Pharm.akopöe-Kommi8sion. 223 Jodolum. Jodol. Ein hellbräunliches, leichtes, zartes, kleinkrystallinisches Pulver ohne Geruch und Greschmack, beim Erhitzen violette Joddämpfe ausstofsend, kaum in Wasser, in 1 Teil Äther, sowie in 14 Teilen kalten, 4 Teilen heifsen Weingeistes löslich. An der Luft geglüht verbrenne es ohne Rückstand; mit Wasser geschüttelt liefere es ein farbloses Filtrat, welches durch Silbernitrat nicht verändert wird. 0,1 g Jodol, mit 10 ccm Chlorammoniumlösung erhitzt und heifs filtriert, gebe eine Flüssigkeit, welche durch Schwefel- wasserstoffwasser nicht verändert wird. Vorsichtig und vor Licht geschützt aufzubewahren. Phenacetinum. Phenacetin. Ein weifses, glänzendes, krystallinisches Pulver ohne Geruch und Geschmack, bei 1350 schmelzend, kaum löslich in kaltem Wasser, mit etwa 80 Teilen siedenden Wassers, mit 9 Teilen kalten und 2 Teilen siedenden Weingeistes neutrale Lösungen gebend. Von Schwefelsäure wird es ohne Färbung aufgenommen, von Salpetersäure gelb gefärbt. Wird 0,1 g Phenacetin mit 5 ccm Salzsäure kurze Zeit gekocht, so nimmt die nach dem Erkalten abfiltrierte und mit der zehnfachen Menge Wasser verdünnte Flüssigkeit auf Zusatz eines Tropfens KaUumchromat- lösung in kurzer Zeit rubinrote Färbung an. Beim Erhitzen schmilzt das Phenacetin und verbrennt angezündet mit leuchtender Flamme ohne Rückstand. 0,1 g Phenacetin, in 10 ccm heifsen Wassers gelöst, gebe nach dem Erkalten ein Filtrat, welches nicht getrübt wird, wenn man ihm Brom- wasser bis zur Gelbfärbung zusetzt. Sulfonalum. Sulfonal. Farblose, säulenförmige, luftbeständige Krystalle ohne Geruch, bei 125,50 schmelzend und angezündet mit leuchtender Flamme und unter Verbreitung des Geruchs nach verbrennendem Schwefel ohne Rückstand flüchtig. Das Sulfonal löst sich in 500 Teilen kalten, in 15 Teilen 224 H. E. Schelenz, Ozongehalt der Seeluft. siedenden Wassers, in 65 Teilen kalten, in 2 Teilen siedenden Wein- geistes, sowie in 135 Teilen Äther, neutrale Flüssigkeiten liefernd. Mit Holzkohlenpulver erliitzt, entwickelt es sauer reagierende Dämpfe imd einen durchdringenden, widrigen Geruch. Die heifs bereitete wässerige Lösung (1 = 50) sei gerachlos ; nach dem Erkalten von den ausgeschiedenen Krystallen getrennt, werde sie weder durch Bar^niranitrat noch durch Silbernitrat verändert und durch Schwefelammonium in keiner Weise getrübt; 1 Tropfen der volu- metrischen Kaliumpermanganatlösung werde durch 10 ccm der erkal- teten Lösuns: nicht sofort entfärbt. Ozongehalt der Seeluft. Nach Wurst er 's Verfahren bestimmt von H. E. Schelenz, Rendsburg. Nachdem ich seiner Zeit (vergl. Archiv d. Pharm. 1886, Bd. 224, S. 1015) Untersuchungen der Luft, im speziellen der Seeluft, auf Ozon mit Hilfe des Schönbein'schen Ozonometers angestellt, schien es mir angebracht, dieselben nach dem präciseren Verfahren von Casimir Wurster zu ■uiederholen. Dasselbe gründet sich darauf, dafs „die Oxj'dation des TetrameUniparaphenylendiamins zu dem blauen Farb- stoff — seinem Oxydationsprodukt — quantitativ durch Aufnahme eines Sauerstoffatoms vor sich geht. Da die weitere Oxydation zu dem farblosen Produkt durch die Einwirkung sechs weiterer Sauerstoffatome erfolgt, so können sowohl diese Farbstoffbildung als die Entfärbung durch weitere Oxydation als iMafs des vorhandenen aktiven Sauerstoffs benutzt werden, "i Die Abschätzung der Farbenreaktion geschieht an der Hand einer von Th. Schuchardt in Görlitz auf Wursters Ver- anlassung hergestellten Skala von acht Farbentönungen, die in der Art fixiert sind, dafs Xormaljodlösung auf Tetrapapier — Filtrierpapier mit einer Lösung des Tetramethylparaphenylendiamins getränkt — ein- wirken gelassen wird. Diese Skala ist inkl. einer Portion Tetrapapier zu dem Preise von 6,30 Mark (!) zu beziehen. 1 Ber. d. ehem. Ges. 1888 Nr. 5, p. 921: Casimir Wurster , An- Avendung des Tetramethylparaphenylendiamins zur quantitativen Schätzung des aktiven Sauerstoffs. H. E. Schelenz, Uzongehalt der Seeluft. 225 Im übrigen auf die oben citierte Originalabhaudlung verweisend, bemerke ich nur, dafs Wurster die Untersuchung der Luft in folgender Art ausführen lä&t: Mittels eines Aspirators wird eine bestimmte Menge der zu untersuchenden Luft durch eine 6 mm weite Glasröhre gesaugt, die an ihrem Ende mit einem Stückchen Tetrapapier (durch Überbinden) verschlossen ist. Bei allzu trockenem Wetter ist es nötig, das Papier vor Anstellung der Untersuchung mit etwas verdünntem Crlycerin anzufeuchten. Der entstandene Fleck ist mit der Farben- skala zu vergleichen. Nach Wurster genügten in Berlin 5 bis 20 1 Luft, um eine deutliche Färbung zu erhalten, und er fand, „dafs daselbst die Luft nur äulserst geringe Mengen Ozon enthielt". Er erhielt nämlich öfter schon mit 10 1 Luft No. 11 der Skala, also auf einen Liter berechnet 1,6 mg aktiven Sauerstoff. „Die tiefsten Tönungen, einem Tropfen l/250"No™^3JJo^ösung entsprechend (also Xo. I der Skala), erhielt er in 5 1 Luft, in der obersten feinen Xebelschicht, die von der Sonne direkt bestrahlt wird " — also auf einen Liter Luft berechnet 6 mg aktiven Sauerstoff. Im allgemeinen durfte nun anzunehmen gewesen sein, und ich war dessen auf Grund meiner ehemaligen Versuche vöUig sicher, dafs die Luft auf dem platten Lande oder in kleinen Städten ozonreicher sein würde als in Berlin, und dafs die Seeluft die ozonreichste sein müsse. Meine Versuche haben nun die mich aufs höchste überraschende Thatsache ergeben, dafs die Luft am Strande von St. Peter (wie ich in meiner oben angeführten Arbeit beschrieben, auf der holsteinschen Halbinsel Eiderstedt gelegen und nächst Sylt und Helgoland wohl der Badeort, der die beste Xordseeluft hat) wohl dreimal so ozonhaltig ist als die Luft in Rendsburg, einer kleineren, dabei in Bezug auf Ozonreichtum sehr günstig, weil von gröfseren Wasserflächen umgeben, gelegenen Stadt, dafs sie aber viel ozonärmer ist als die Berliner Luft. Ich habe nämlich in einer gröfseren Zahl von Versuchen (ca. 24) am Meeresstrand von St. Peter beim Durchstreichenlassen von einem Liter Luft stets die Farbtönungen V im Maximum, Vll im ^Minimum erhalten, was nach der Tabelle einem Gehalt von 0,24 bis 1,6, im ^Mittel 0,92 mg, aktivem Sauerstoff im Liter entspricht. Hier in Rendsburg musste ich selbst auf dem Kii'chturm oder dem Dach meines Hauses experimentieren, um eine Reaktion zu erhalten, und zwar gaben 4 i Arch. d. Pharm. XXVD. Bds. S.Heft. 15 226 M. J. Schröder, Zum Nachweis des Antilebrins im l'henacetin. Luft bei vielen Versuchen No. VII der Skala, entsprechend 0,24 mg oder auf I 1 berechnet 0,06 mg Ozon. Das stimmt recht gut mit meinen älteren Versuchen und gibt eine Erklärung für den Lufthunger, der den Sommerfrischler überfällt, wenn er aus dem Seebade wieder in seiner Stadt enge G-assen und noch engere Wohnräume zurückkehrt. Für den Ozonreichtum Berlins dagegen fehlt mir vorerst jede Deutung. Dafs sie auf einen Mangel in meinen Experimenten zurückzuführen ist, möchte ich bezweifeln. Dieselben sind jedenfalls streng nach Wurster's Angaben ausgeführt. Aus dem Pharmaceutisclien Laboratorium der Reichs-Universität Groningen. Zum Nachweis des Antifebrins im Phenacetin. Von M. J. Schröder. Unter den empfohlenen chemischen Reaktionen, diese beiden neuen Heilmittel neben einander nachzuweisen, gibt es bis jetzt nur sehr wenige, die ein annähernd gutes Resultat liefern. Die grofse Übereinstimmung im Äufseren und in ihrer Wirkung auf den Organismus (beide sind ja Antipyretica und Antineuralgica) erklärt wohl einigermafsen die Furcht, das viel teurere Phenacetin werde mit Antifebrin verfälscht werden. Eine solche Verfälschung ist gar nicht bedeutungslos auf die Wirkimg, wenn auch die Hauptwirkung dieselbe, die Nebenwirkung ist eine andere. Beide Stoffe spalten sich teilweise im Organismus; aus Phen- acetin entstehen dabei zwei nicht giftige Stoffe, nämlich Phenetidin OC- H OH CgH^ <^ -j^-X ^ und Paraamidophenol C6H4 , welche sich durch weiteres Kochen spaltete in »Stickstoff und Phenol: CgHsN . N . NO3 + H.2O = CßHsOH + 2N + HNO3. Diese Reaktion gelang aufserordentlich gut. Nach einigem Kochen mit dem Plugge' sehen Reagens zeigte sich bald die rote Farbe. Nun mufste erwiesen werden, dafs das Phenacetin, das man ansehen kann als Antifebrin, worin H durch OC.2H5 ersetzt worden, bei obengenannter Behandlung nicht ebenso ein Spaltungsprodukt liefert, welches mit dem Plugge' sehen Reagens rot gefärbt wird. Würde nämlich in Phenacetin eine G-ruppe OH eingeführt, so wäre es möglich, dafs man auch damit die Plugge 'sehe Reaktion erhalten würde, da von Nasse nachgewiesen worden ist, dafs diese Reaktion für viele aromatische Körper mit einer Gruppe OH gilt. Dies geschieht jedoch nicht. Schon beim Anfang der Reaktion entstand eine gelbe Farbe, die stets bestehen blieb. Dieselbe Farbe entstand auch, wenn man unverändertes Phenacetin mit verdünnter Salpetersäure kochte. Jetzt galt es nachzuspüren, welches die geringste Quantität Anti- febrin sei, die sich durch diese Reaktion mit Sicherheit in Phenacetin nachweisen läfst. Das Resultat vieler Untersuchungen ist folgendes: Zwei Prozent Antifebrin kann man mit positiver Sicherheit nach- weisen, wenigstens wenn man nicht weniger als 0,5 g Phenacetin unter- sucht, das heifst: Soll die Reaktion deutlich sein, so sind wenigstens 10 mg Antifebrin nötig. Die Ausführung der Reaktion ist folgende: Man kocht in einem Proberöhrchen 0,5 g Phenacetin mit 5 bis 8 ccm Wasser, kühlt ab (wodurch der gröfste Teil des Phenacetins wieder auskrystallisiert) und filtriert. Dieses Filtrat ^vird nach Zusatz von KNO2 und verdünnter HNO^ gekocht; dann fügt man ein paar Tropfen des Plugge 'sehen Reagens hinzu und kocht die Mischung noch einmal. Wenn keine rote Färbung auftritt, so ist das Antifebrin vollständig abwesend oder die Quantität 15* 228 L. van Itallie, Eine neue Thymolreaktion. ist geringer als 2 Proz., und letzteres wird bei Verfälschungen wohl nicht stattfinden. Kleinere Quantitäten Antifebrin geben eine gelbe Farbe, welche sich nicht unterscheiden läfst von der, die Phenacetin mit Salpetersäure gibt. Eine neue Thymolreaktion. Von L. van Itallie in Harlingen. Versetzt man eine Thymol enthaltende Flüssigkeit mit einigen Tropfen Sol. Hydrat. Kalici und soviel Jod-Jodkaliumlösung, dafs die Flüssigkeit gelb gefärbt ist, also nur wenig freies Jod enthält, und erwärmt gelinde, dann entsteht eine schöne rote Farbe. Diese nimmt langsam an Intensität zu, hält aber nicht Stand. Die Farbe verschwindet nämlich beim Stehen oder stärkerer Er- wärmung, während dann ein farbloser Niederschlag auftritt. Die Reaktion ist sehr empfindlich, denn ich erhielt bei Anwesenheit von 0,05 mg Thymol in 1 ccm Wasser (1/20000) ^^^^ deutliche Rot- färbung. Verschiedene andere Phenole, welche ich untersucht habe, gaben die Reaktion nicht. B. Monatsbericht. Pliarmacentische Chemie. Bromäthyl und Bromäthylen. In den „Therap. Monatsh." wird über einen Fall berichtet, in welchem ein Arzt behufs Zahnextraktion eine Frau mit ßromäthyl narkotisieren wollte ; es erfolgte, trotzdem nach und nach 100 g Flüssigkeit verbraucht wurden, keine Narkose, wohl aber trat nach ein paar Stunden andauerndes Erbrechen ein mit Totenblässe, starkem Kopfschmerz, Ohrensausen u. s.w. Es stellte sich später heraus, dafs nicht Bromäthyl, sondern Bromäthylen zur Verwendung gekommen war. Es mag deshalb wiederholt auf den grofsen Unterschied dieser beiden, sich in ihren Namen so sehr ähnelnden Präparate aufmerksam gemacht sein. Bromäthyl, Äthylbromid, Aether bromatus, C2lJ5Br, ist eine völlig flüchtige, angenehm ätherisch riechende Flüssigkeit von 1,385 bis 1,390 spez. Gewicht, welche bei 38 bis 39 '^ siedet; es ^^'ird bereitet dm-ch Destillation von Bromkalium und Schwefelsäure mit Alkohol. (Vergl. die ausführlichen Mitteilungen über Bromäthyl im Archiv Bd. 225, p. 584.) über Codein. 229 Bromäthyleii, Athylenbromid, CoIl4Bro, ist eine farblose, chloroforra- ähniicb riechende Flüssigkeit von 2,160 spez. Gewicht, welche bei 131° siedet: es wird ähnlich dem Äthylenchlorid (Elaylchlorid, Liquor Hollan- dicus, in Pharm. Germ, I offizineil) durch Zusammenbringen von Äthylengas mit Brom bereitet. Nnr das Bromäthyl findet als Anästheticum Verwendung; es dürfte sich empfehlen, dafs dem schon früher gemachten Vorschlage, das Bromäthyl seitens der Ärzte und Apotheker gleichmäfsig und ausschliefslich als „Aether bromatus" zu bezeichnen, Folge gegeben würde; jedenfalls möge man alle zweifelhaften Küi-zungen des Namens vermeiden. (Nach Pharm. Centralh.) Über Codein. Codein ist im Opium zu 0,3 bis 0,5 Proz. enthalten und wird als Nebenprodukt bei der Fabrikation des Morphins gewonnen. Seine Reindarstellung auf cüesem Wege ist indes mit ziemlichen Schwierig- keiten verbunden wegen der grofsen Menge der Opiumextraktivstoffe und wegen der leichten Zersetzbarkeit des Codeins in alkahscher Lösung. Seit einigen Jahren wird nun das Codein auch auf synthetischem Wege, durch ümwandelung des Morphins, dargestellt. Codein ist anzusehen als ein Morphin, in welchem an Stelle einer Hydroxylgruppe eine Methoxyl- gruppe getreten ist: Morphin = CnHigNOsOH. Codein = CnHigNOaCOCHs). Die Einführung der Methylgruppe in das Morphin bewirkte Grimaux in übhcher Weise mittels Natriumhydi'oxyd und Jodmethyl. Dott wendet an Stelle des Jodmethyls das Chlormethyl an ; er leitet dieses Gas in eine wässerige Lösung von Morphin und Natriumhydroxyd, zu welcher Alkohol hinzugefügt ist: der Alkohol wird dann verdampft, der Rückstand mit Wasser aufgenommen imd daraus das Codein mittels Chloroform aus- gezogen. Ä. Knoll schlägt einen anderen Weg der Methylierung ein, indem er an Stelle des Chlormethyls methylschwefelsaui'es Salz anwendet. Die Reaktionsmasse mrd in verdünnter Schwefelsäui'e aufgenommen und das Codein von etwa unzersetzt gebüebenem Morphin durch Fällen mit Ammoniak getrennt, welches bei einiger Verdünnung das Codein in Lösung läfst. Aus dieser Lösung kann es durch Äther, Benzol, Chloro- form aufgenommen werden. Das auf diesem Wege erhaltene CodeVn ist chemisch reia, frei von allen Nebenalkaloiden und stimmt in allen physikalischen und chemischen Eigenschaften sowie in seiner physiologischen Wirkung mit dem natür- üchen Codein aus Opium vollständig überein. Das Codein büdet wasser- helle, durchsichtige, rhombische Säulen, schmilzt bei 155°, ist in 17 Teilen heifsen, in 85 Teilen kalten Wassers löslich, löst sich ferner leicht in Alkohol, Äther, Benzol und Chloroform: in verdünntem Ammoniak ist es ziemüch löslich, xmlöslich dagegen in Kalilauge, während Morphin davon leicht aufgenommen "s^di-d. Es hat stark basische Eigenschaften und ver- bindet sich mit Säuren zu gut charakterisierten Salzen. Das Codein ver- dient medizinischerseits entschieden eine gröfsere Beachtung, als ihm seither zu teil geworden ist, es wirkt ebenso sicher ^\ie Morphin, aber weit weniger gefährüch und verhängnisvoll. Man gibt es in Pillen- oder Syrupform, zu Pulvern eignet es sich weniger seines bitteren Geschmackes wegen; zur subcutanen Injektion ist das phosphorsaure Salz (Codeinum phosphoricum), welches sich schon in 4 Teilen Wasser löst, am besten geeignet. Die französische Vorschrift für Sirop de Codeine lautet: Codeini 0,2, AlcohoKs 5,0, Syrupi simpl. 95,0 : man gibt ihn efslöffelweise bei Hustenreiz etc. (Pharm. Centralh. 30, p. 39.) 230 Morphinhydrochlorid u. Bittermandelwasser. — Meconarcein. Morphinhydrochlorid und Bittermandelwasser. Zu den Ausfüh- rungen von H. Warnecke (Archiv, 1. Februarheft) über den Grund der Ausscheidung von Oxydimorphin in Lösungen von Morphinhydrochlorid in Bittermandelwasser bemerkt C. Neufs, dafs die Abscheidung unter dem Einflüsse des direkten Sonnenlichtes oft schon in 24 Stunden erfolge, so dafs die weit langsamer eintretende Mitwirkung des Glasalkalis aus- geschlossen erscheine; um gröfsere Haltbarkeit derartiger Lösungen zu erzielen, sei die Hauptsache, dieselben in dunklen Gläsern zu dispen- sieren bezw. aufzubewahren. H. Warnecke entgegnet hierauf von neuem, dafs er als das Hauptagens für das Zustandekonunen der Reaktion die Alkalität weichen Glases und nicht das Licht ansehen müsse, ohne indes demselben eine wichtige Rolle bei diesem Prozefs absprechen zu wollen: die Vorführung von Beobachtungen, die unter dem Einflüsse des direkten Sonnenlichtes gemacht worden seien, habe jedoch keinen Zweck, da es in praxi wohl keinem Patienten einfallen dürfte, seine ihm vom Arzte verordneten Morpliintropfen dem direkten Sonnenüchte auszusetzen. C. Neufs bleibt in seiner nochmaligen Erwiderung dabei stehen, dafs sich sorgfältig bereitete Lösungen wochen- lang in den verschiedensten Glassorten unverändert halten, sobald sie durch die Glassorte selbst oder durch sonstigen Abschlufs vor Licht geschützt werden, und empfiehlt auf Grund seiner Versuche wiederholt die Dispensation der Morphinlosungen in dunklen Gläsern. (Pharm. Zeit. 34, ■g. 66, 81, 105.) Meconarcein. Meconsanres Nareein. E. M e r c k hat das vor kurzem in Frankreich neu aufgetauchte und von Labor de als Ersatz des Morphins empfohlene Meconarcein, dessen Zusammensetzung, wie es schien, vom Fabrikanten absichtlich unklar angegeben wurde , einer genauen Unter- suchung unterworfen und schreibt darüber: Das Meconarcein wird als eine neutrale gelbe Lösung, welche in Glasröhren eingeschlossen ist, unter dem Namen „Solution sterilisee et titree d'alcaloides meco-narceiques" in den Handel gebracht. Beim Öffnen bemerkt man einen starken Geruch nach Kampfer, welcher jedenfalls zum Zweck der Sterilisierung zugesetzt ist. Von den dem Opium entstammenden therapeutisch wichtigen Alkaloiden wurden mit Sicherheit nachgewiesen Co dein, welches ein Drittel h)is die Hälfte der Gesamt- Alkaloidmenge (0,005 g pro 1 ccm) ausmacht, und Nareein, jedoch in geringerer Menge als Codei'n. Die Basen sind an eine in Äther lösliche Säure gebunden, zu deren Erkennung das vorhandene Material nicht ausreichte. Meconsäure wurde nicht gefunden. Das von einer deutschen Firma unter dem Namen Meconarcein in Form eines weifsen Pulvers in den Handel gebrachte Präparat, welches die Formel C30H33NO10 bezw. CosHo^NOa . C7H4O7 haben sollte und dieser entsprechend für meconsaures Nareein erklärt wurde, ist nach E. Merck ein mechanisches Gemenge von Meconsäure und Nareein, dessen Schmelzpunkt bei 110" liegt. Versucht man die Mischung in Lösung zu bringen, so tritt chemische Bindung ein; das umkrj'stallisierte Produkt schmilzt bei etwa 126'' unter Zersetzung (Gasentwickelung). Das von E. Merck selbst dargestellte neutrale meconsäure Nareein ist ein Pulver von citronengelber Farbe, in kochendem Wasser ziemlich löslich, schwer löslich in Alkohol, leichter löslich in 50 proz. Weingeist. Es schmilzt unter Zersetzung bei etwa 126", ist also mit der aus oben er^vähntem Gemenge dargestellten Verbindung identisch. Das Salz reagiert , wie alle , auch die chemisch neutralen Narceinsalze , sauer. Es wird dargestellt durch Vereinigung von 1 Molekül Meconsäure mit 1 Molekül Nareein. Da Nareein eine einsäurige Basis ist, Meconsäure dagegen eine zweibasische Säure, so müfste eigentüch das neutrale Glycerina alcoholisata. — Arsenhaltiges Glycerin. 231 meconsaure Narcein 2 Moleküle Narcein und 1 Molekül Äleconsäure in sich vereinigen. Versucht man aber eine derartige Verbindung herzu- stellen, so zeigt sich, dafs aus der Lösung zunächst gelbe Nadeln anschiefsen, nachher weifse, zu kugeligen Aggregaten vereinigte Schüppchen; erstere sind reicher an Meconsaure als die Schüppchen. Ein völüg homogenes Produkt kann, wie erwähnt, nur aus 1 Molekül Meconsaure und 1 Molekül Narcein erhalten werden. (Pharm. Zeit. 34. p. 90.) Glycerina alcoholisata nennt H. Hager ein Gemisch aus gleichen Teilen Glycerin von 1,259 bis 1,262 spez. Gewicht und absolutem Alkohol, welches als Identitätsreagens für mehi'ere ätherische Öle dienen, gleich- zeitig auch Verfälschungen derselben mit Weingeist, Terpentinöl, Benzin, Benzol, Mineralölen, fetten Ölen u. s. w. erkennen lassen soll. Eine Reihe ätherischer Öle gibt nämlich zu 1 Volum mit 2 Volumen des Reagens gemischt und bei einer Wärme von 16 bis 20*^ agitiert sofort oder nach einer Minute eine klare Flüssigkeit, nicht aber eine andere Reihe der ätherischen Öle; in letztere Reihe gehören Terpentinöl, Steinöl, auch Petrolbenzin. Verfasser bringt dementsprechend sämtliche ätherischen Öle in zwei Reihen; beide Reihen aber sind, ^\ie es bei dem Charakter der ätherischen Öle und der verschiedenen Art ihrer Verfälschung gar nicht anders zu erwarten ist, so sehr mit Ausnahmen durchsetzt, dafs eine praktische Verwertbarkeit des Reagens, vorläufig wenigstens, ganz aus- geschlossen erscheint. (Pharm. Centralh. 30, p. 65.) Arsenhaltiges Glycerin. Aufmerksam gemacht durch eine Mitteilung von Jahns (Archiv, Band 226, p. 1084) über Glycerin mit Arsengehalt, der, wie Jahns meinte, wohl nur ein zufälliger gewesen sein werde, hat E. Ritsert 7 verschiedene Sorten Glyceiin, darunter bestbekannte Marken, auf Arsen geprüft und gefunden, dafs sämtliche Sorten die Arsen- reaktion in stärkerem oder schwächerem Mafse zeigten. Die Prüfung geschah nach der scharfen G u t z e i t "sehen Methode in folgender Weise : Nachdem die absolute Reinheit des zu verwendenden Zinks festgestellt war, wurde in einem langen Reagiercylinder 1 ccm Glycerin mit dem gleichen Volum Wasser, 15 Tropfen Salzsäure und 0,6 g Zink versetzt, wodurch eine gleichmäfsige nicht zu stümiische Wasserstoffentwickelung erfolgte. Die Öffnung des Reagiercylinders wurde mit Fütrierpapier ver- schlossen, welches mit konzentrierter Silbernitratlösung (1 : 1) befeuchtet war. In dieser Weise wurden die 7 Proben Glycerin behandelt und zur Kontrolle noch ein Versuch ohne Zusatz von Glycerin beigegeben. Bei den meisten Proben zeigte sich schon nach wenigen Minuten bis nach einer Viertelstunde ein dichter gelber Überzug auf dem Silbernitrat- papiere, andere bewirkten erst nach 2 Stunden einen schwach gelblichen Anflug: das Silbemitratpapier des Kontrollversuches war ohne die geringste Gelbfärbung geblieben. Dafs die gelbe Färbung nicht von Schwefelwasser- stoff oder Phosphorwasserstoff herrührte, wurde noch besonders festgestellt. Ohne Zweifel stammt der Arsengehalt des reinen Glycerins aus der in den Stearinfabriken zum Zersetzen der Fette benutzten Schwefelsäure und ist durch die jetzigen Reinigungsmethoden des Rohglycerins nicht vollständig zu entfernen. Die Technik wird auf Mittel und Wege sinnen müssen, um für den medizinischen Gebrauch ein absolut arsenfreies Glycerin herzustellen. Da das Arsen als arsenige Säure im Glycerin vor- handen ist, so kann die auf Seite 32 beschriebene Prüfung des Glycerins mit ammoniakalischer Süberlösung auch dazu dienen, einen etwaigen Arsengehalt festzustellen, indem beim Erhitzen je nach dem Arsengehalt ein Spiegel, Ausscheidung grauen Pulvers oder eine opaHsierende Trübung der Flüssigkeit entstehen wird. 232 Glycerin im Wein. — Denaturierter Spiritus als Brennstoff. Nach dem oben Gesaj^en darf man nunmehr eine Prüfung des Glycerins auf Arsen nicht unterlassen. Beiläufig bemerkt Verfasser noch, dafs. während mit dem Marsh 'sehen Apparate Vioo ™S Arsen nachgewiesen werden kann, die Gutzeit "sehe Reaktion noch Viooo nag deutlich anzeigt. (Pharm. Zeit 34, 2). 104.) Die Bestimmung des Glycerins im Wein führte ii. Weigert in folgender Weise aus: Von nichtsüfsen Weinen werden 100 ccm durch Verdampfen auf dem Wasserbade in einer geräumigen, nicht zu flachen Porzellanschale auf 3 bis 5 ccm (je nach dem Extraktgehalte des Weins) gebracht, erkalte gelassen und sodann mit 3 bis 5 g fein gepulvei-ten gelöschten Kalkes sorgfältig vermengt. Das Gemisch wird in derselben Schale zu wiederholten Malen mit Alkohol ausgekocht, die Lösung filtriert, schhefslich der mit Hilfe eines Pistills zerriebene Rückstand selbst auf das Filter gebracht imd mit heifsem Alkohol ausgewaschen. Das 150 bis 200 ccm betragende wein geistige Filtrat wird in einem Kölbchen im Wasserbade verdunstet (man kann auch, ohne der Genauigkeit der Be- stimmung Eintrag zu thun, die Hauptmenge des Alkohols abdestillieren), bis ein zähllüssiger Rückstand verbleibt, welcher mit 10 bis 20 ccm abso- luten Alkohols aufgenommen wird. Man setzt noch 15 bis 30 ccm Äther hinzu, läfst bis zur Klärung stehen, gibt die klar abgegossene, nötigen- falls filtrierte Flüssigkeit in das für die Wägung bestimmte Kölbchen, verdunstet im Wasserbade, bis der Rückstand dickflüssig zu werden be- ginnt, und trocknet nun im Wassertrockenschrank so lange, bis ein weiteres halbstündiges Trocknen nur einige Milligramme Differenz ergibt, was in etwa 2V2 Stunden erreicht sein wird. Von Süfsweinen (über 5 g Zucker in 100 ccm Wein) werden 100 ccm in einer Porzellanschale zur Syrupsdicke eingedampft, die noch warme Flüssigkeit wird in ein Kölbchen gegeben, mit erwärmtem Alkohol nach- gespült und dann noch so viel Alkohol zugefügt, dafs die Gesamtmenge desselben 100 ccm beträgt. Nun erwärmt man im Wasserbade gelinde, damit sich die ganze Masse löse, setzt nach dem Abkühlen das anderthalb- fache Volum Äther hinzu, schüttelt gehörig und läfst in der Kälte ab- setzen. Hierauf giefst man die Lösung ab, wiederholt die Extraktion noch einmal mit kleineren Mengen Alkohol unter Zusatz der anderthalb- fachen Menge Äthers, verdunstet die vereinigten Flüssigkeiten in einer Porzellanschale und behandelt den Rückstand wie oben mit Kalk u. s. w. Das erhaltene Glycerin ist in diesem Falle stets quantitativ auf Zucker zu prüfen und letzterer eventuell in Abzug zu bringen. (Zeit. f. angeir. Chemie 1889, p. 54.) (Siehe auch Arichiv d. Pharm. Bd. 210 S. 408.) Von der Benutzung des denaturierten Spiritus als Brennstofl" war abgeraten worden (Archiv, Seite 34 dieses Jahrgangs), Aveil derselbe ver- möge seines Gehaltes an, als Denaturierungsmittel dienendem. PjTidin die Metallteile der Spirituslampen zerstöre. J. Schenkel macht darauf auf- merksam, dafs dieser Übelstand nicht sowohl dem Pyridin an sich zu- zuschreiben sei, sondern dem Zusatz von Säuren, durch welchen viele Händler den schlechten Geruch des denaturierten Spiritus zu „verbessern" trachteten, in Wahrheit aber, da die beabsichtigte Neutralisierung der P}Tidinbasen meist nicht herbeigeführt wurde, dem Spiritus einen Über- schufs von Säure zuführten, der selbstverständlich die Metallteile der Spirituslampen angreifen mufste. Nachdem übrigens durch den Bundesrat jeder Zusatz zum denaturierten Spiritus, durch welchen das l^enaturie- rungsmittel ganz oder teilweise aus dem Spiritus ausgeschieden oder diurch welchen die Wirkung des Denaturierungsmittels in Bezug auf Geschmack verändert wird, verboten worden sei, sei jetzt auch der angesäuerte Spiritus aus dem Handel verschwunden und hiermit die Prüfung von Adeps. — Pycnanthemum linifolium Pursh. 233 eingangs erwähnte Klage über den denaturierten Spiritus hinfällig ge- worden. (Zeit. f. angeiv. Chemie 1889, p. 66.) Zur Prüfung von Adeps. Die Verfälschung von Schweinefett mit Baumwollsamenöl hat derartig überhand genommen, dafs E. Ritsert von 15 in Frankfiu't a. M. entnommenen Proben 11 mit BaumwoUsamenöl versetzt fand. Unter den zum Nachweis von BaumwoUsamenöl em- pfohlenen Methoden fand Verfasser die mit alkoholischem Silbernitrat für Adeps besonders empfehlenswert und er schlägt vor, die von der Pharma- kopoe vorgeschriebene Prüfung von Adeps in folgender Weise zu ver- vollständigen: „Mit dem gleichen Volumen einer 2proz. alkohoHschen Silbernitrat- Itisung 5 bis 8 Minuten gekocht, mufs es vollständig klar und farblos bleiben." Ist BaumwoUsamenöl vorhanden, so tritt je nach der Menge desselben eine gelbe, graugrüne oder braune Färbung ein: sind schleimige Sub- stanzen vorhanden, so wird die Silberlösung ebenfalls reduziert, und ist Kochsalz zugemischt, so entsteht der käsige Niederschlag von Chlorsilber. Die zu verwendende Silberlösung mufs mit 0,5proz. Salpetersäure an- gesäuert sein. (Pharm. Zeit. 34, p. 73.) Ueber PjTodin. Unter diesem Namen woirde vor einiger Zeit von England aus das Acetylphenylhydracin als Antipyreticum warm empfohlen ; es sollte alle ähnlichen Mittel, Antifebrin, Antipyrin, Phenacetin, an Wirk- samkeit weit übertreften. Zunächst hat sich herausgestellt, dafs das zu den ersten Versuchen benutzte PjTodin kein reines Acetylphenylhydracin gewesen ist, sondern ein Gemenge von diesem mit anderen Substanzen; anderweite Versuche haben aber auch ergeben, dafs das „Pyrodin" sehr unsicher in seiner anttfebrilen Wirkung ist und dabei so unangenehme Nebenwirkung besitzt, dafs seine Einbürgerung in die MedicLn wohl nicht zu erwarten sein dürfte. (Nach Pharm. Centralh. u. a.) Zur Prüfung des Minium. Nach der Pharmakopoe soll bekanntlich der beim Auflösen der Mennige in Salpetersäure verbleibende Rückstand nicht mehr als 1 Proz. betragen. R. Frühling hat 9 aus verschiedenen Quellen bezogene Sorten Mennige untersucht und gefunden, dafs 6 Sorten 1,25 (die einzige aus einer Apotheke bezogene Sorte) bis 9,60 Proz. Rück- stand hinterliefsen und 3 Sorten 17,66 bis 27,10 Proz. Bei den ersteren 6 Sorten bestand der Rückstand aus Thon und feinem Sand, der viel- leicht aus schmutzigem Rohmateriale und einem Mangel an Sorgfalt bei der Bereitung herstammt; der Rückstand der übrigen 3 Sorten dagegen erwies sich in der Hauptsache als feinst gemahlener Schwerspat, der offenbar zum Zwecke der Verfälschung beigemischt worden war. (Zeit, f. angeiv. CJiemie 1889,p. 67.) (Auch von mir gefunden. Reichardt.) G. H. Vom Anslande. Howard T. Painter berichtet über die von ihm hergestellten Präparate aus Pjcnanthemum linifolium Pursh.. einer Pllanze, welche gegen Dyspepsie. Dysenterie etc. angewendet imd in Form eines heifsen Aufgusses als Diaphoreticum gebraucht wird. Painter erwähnt ein Extractum fluidum pycnanthemi, aus dem Kraute mit 1 Teil Alkohol und 3 Teilen Wasser hergestellt; ferner einen S>T:up. pycnanthemi, ■welcher aus 25 Teilen Fluidextrakt und 25 Teilen Zuckersyrup bereitet wird. Der Syrup soll gut zu nehmen sein. (Amer. Journ. of Pharm., Dec.1888, Ko'. 13.) 234 Handelssorteo von Guajac-Uarz. — Massoi-Rinde. John liabenau untersuchte 4 Handelssorten von Guajac-Harz mit folgenden Resultaten: No. 1 Proz. 0,006 52,80 Löslich in Petroleumäther Löslich in Äther Behandlung des Ätherextraktes mit KHO, dann HCl; der Niederschlag !| wog 1 29,4 Unlöslich in Äther, löslich in Alkohol ; 9,9 Das ursprüngliche Harz liefert Asche I 6,45 (Amer. Journ. of Pharm., Dec. 1888, No. 12.) No.2 Proz. 0,002 73,9 54,7 4,75 No.3 Proz. 0,01 66,9 28,1 12,2 9,75 No.4 Proz. 49 30,7 Yollständig Spuren. Der Citronenbaum in Florida. Im „Garden and Forest" lesen wir, dafs die in Südflorida da und dort sich findenden Citronenbäume Citronen von stattücher Gröfse und von der besten Qualität hervor- bringen. Ananas und Kokosnufs gedeihen bei weitem nicht so gut wie die Citrone. Die produzierten Kokosnüsse sind klein und können nicht konkurrieren mit den von Honduras und anderen centralamerikanischen Staaten auf den Markt gebrachten Früchten. Citronensaft wird in Süd- florida fabriziert und trägt nicht wenig zur Hebung des Wohlstandes bei. Es könnte letzteres jedoch noch in weit gröfserem Mafse der Fall sein, wenn rationelle Citronenkulturen angelegt und Präparate der Citrone an Ort und Stelle fabriziert würden. Der Berichterstatter des „Garden and Forest" klagt daher nicht mit Unrecht, dafs gerade der Hauptbedarf an Citronen aus fernen überseeischen Ländern auf dem Seewege bezogen werden mufs, trotzdem Kultur und Verarbeitung der Produkte mit grofsem Vorteil im Lande bethätigt werden könnte. (The Drugg. Bull. 1888, Dec.) Das Museum der Pharmaceutical Society of Great Britain hat von Prof. van Eeden in llaarlem Proben von Massoi-Rinde erhalten, über welche Holmes berichtet. Drei verschiedene Rinden sind es, welche als Massoi- Rinden bezeichnet werden: Die Rinde von Cinnamomum xanthoneuron Bl. , Cinnamomum Kiamis Nees. und Sassafras Goesianum T. und B. — Die erste und dritte ist auf Neu-Guinea heimisch, während als Vaterland der zweiten — welche von den Malayen auch „Kayu manis sabrang" genannt wird — Java, Sumatra und Borneo angegeben wird. Alle drei Rinden findet man in den Bazars auf Java, woselbst sie gegen Kolik, Diarrhöe und Krämpfe gebraucht werden. Nach Teysmann und Binnen dyk liefert jedoch Sassafras Goesianum allein die echte Massoi- rinde. Auch Blume ist der Ansicht vorgenannter Autoren, dafs die Massoi-Rinde zwar von einer Laurinee, nicht aber von einer dem Genus Cinnamomum angehörigen abstamme. In der Hanbury- Sammlung be- findet sich eine Rinde, „Massoibark" signiert, die nach Struktur, Geruch und Geschmack mit der Rinde von Sassafras Goesianum übereinstimmt. Holmes sagt, dafs diese Rinde einen Geruch besitzt, der an Zimt und Raute (Ruta graveolens) erinnert; der Geschmack ist beifsend, schwach bitter, im Munde für einige Zeit Wärmegefühl und reichliche Sj)eichel- absonderung hervorrufend. Die Rinde ist 0,5 cm dick, auf dem Quer- schnitt von blasser Farbe, an der Aufsenseite gekennzeichnet durch schwache Längsfurchen, auf der Innenseite deutUch gestreift. Die Rinde bricht kurz und körnig; die Sclerenchymbündel sind in rechten Winkeln zur Oberfläche angeordnet, die Mittelschicht ist wenig entwickelt. — (Pharm. Journ. and Transact. Dec. 1888, No. 964.) Some Indian food plants. — Calopliyllum Inophyllum. 235 Unter dem Titel „Some Indian food plants" bringt das „Amer. Journ. of Pharmacy" Berichte aus dem chemischen Laboratorium des Phila- delphia College of Pharmacy und bespricht zuerst Sheperdia argentea Niittal, einen 5 bis 8, ja sogar 16 Fufs hoch werdenden Strauch aus der Famihe der Eleagnaceen, welcher an den Ufern des Missouri, in den Staaten Oregon, Nevada, Utah und Montana, Wyoming, Colorado bis Neu-Mexiko vorkommt. Die Frucht ist eine Beere, welche im Juli scharlachrot wird und, weil sauer und ungeniefsbar, am Strauche hängen bleibt, bis sie durch einige Nachtfröste im Anfange des Oktober süfs geworden und einen sehr angenehmen Geschmack angenommen hat. Die Beei'en bilden ein Hauptnahrungsmittel der Utes-, Sioux- und Schwarzfufs- Indianer, welche dieselben roh und gekocht, sowie mit anderen Speisen gemischt konsumieren. Prof. Trimble hat die reifen Beeren untersucht und neben anderen Stollen 2,4 Proz. freie Säure und 5,4 Proz. Zucker gefunden ; er vergleicht seine Analyse mit einer von anderer Seite ausgeführten Untersuchung der Johannisbeeren, welche 2,15 Proz. freie Säure und 6,38 Proz. Zucker enthalten. (Amer. Journ. of Pharm. Dec. 1888, No. 12.) Forsteronia florlbunda liefert nach dem „Kew Bulletin" vorzügliches Guttapercha. Der Saft der auf Jamaika heimischen Pflanze ergibt pro Quart ein Pfund reinen und trockenen Kautschuks, welcher vollständig vulkanisierbar ist und ein dauerhaftes imd festes Produkt liefert. — Ebendaselbst finden wir einen Bericht über Copaifera Gorshiana, der Stammpflanze des Inhambane-Kopal. Samen hiervon wurden im Februar 1886 in Kew mit Erfolg gesteckt: daraufhin wurde die Pflanze nach Singapore, Jamaika, Trinidad, Demerara, Tropisch- Australien und Dominika eingeführt. Copaifera Gorshiana liefert nicht nm* wohlriechenden Kopal, sondern auch vorzügliches Bauholz. Die Wälder von Copaifera Gorshiana sind in der Heimat aufserordentlich grofs und ausgedehnt; die Stämme überragen andere Bäume bedeutend. (Pharm. Journ. and Transact. Dec. 1888, No. 966.) Über die Blüten von 3Iutisia viciaefolia Cav. berichtet H. Rusby, welcher diese Labiatiflore in den Anden antraf. Nach Dr. Saac ent- halten dieselben neben 7 Proz. Stärke, 0,44 Proz. Dextrin etc., 2,4 Proz. eines bitteren Extraktivstoft'es , welchem die Wirkung der Droge zu- zuschreiben ist. Die Indianer verwenden sie bei Herzaftektionen, Epilepsie und ähnlichen lirankheiten. Perreira hat auch bei Hysterie Erfolge erzielt. Im Spitale von Cochabamba wurden Versuche mit der Droge angestellt, welche ergaben, dafs dieselbe bei Ivrankheiten der Respirations- organe vorzügliche Dienste leistet; besonders aber ist sie ein aus- gezeichnetes Mittel gegen die bei Überanstrengung im luftverdünnteren Räume höherer Regionen auftretenden Herzschwächen; während hier Coca als Prophylakticum und Stimulans bei Erschlaffung der Körper- kräfte dient, ist die Anwendung der Blüten der Mutisia bei eingetretener Herzschwäche angezeigt. — Von Mutisia sind 36 Species bekannt, welche alle auf den Anden vorkommen und als Tonica und Expectorantia von den Eingeborenen vielfach angewendet werden. (The Drugg. Bull. 1888, Dec, No. 12.) tJber Calophyllum InophyUum, den Alexandrinischen Lorbeerbaum, welcher in Indien vorkommt und von den Hindus „Sultan Champa", von den Malayen „Punnai" genannt wird, berichtet David Hooper. Der Baum gehört zu den Clusiaceen. Die Samen, aus zwei weifsen hemi- sphärischen Cotyledonen bestehend, liefern in getrocknetem Zustande 68 Proz. fettes Öl, welches gegen Brandwimden und hier und da auch zur Herstellung von Firnissen und Seife dient. In der Medizin wird das 236 Probeu von schwelliger Säure. — Kuhmilch. Öl gegen Rheumatismus und verschiedene Hautkrankheiten augewendet. Das Öl besitzt nach Lepine eine gi-ünlich-gelbe Farbe, schmeckt bitter und aromatisch, hat ein spez. Gewicht von 0,94'2 und wird bei + 5° C. fest: nach Ilooper dagegen beginnt es bei -\- 19" C. zu ei-starren und ist bei -f 16*^ vollständig fest bei einem spez. Gewicht von 0,9315. 100 g Öl bedurften zur Bindung der freien Säure 1,89 g Kalihydrat; dieselbe Menge Öl erforderte 19,6 g KHO zur vollständigen Saponifikation. Mit 85 proz. Alkohol konnte dem Öle der grüne Farbstoff und 7 Proz. eines klebrigen Extraktes entzogen werden, welches in verdünnten Alkalien mit orangegelber Farbe löshch war und unverändert durch verdünnte Säuren wieder gefällt wurde. Der grüne Farbstoff lieferte nach Kochen mit Wasser ein cumarinduftendes Filtrat; jedoch konnte kein Cumarin nach- gewiesen werden. Ho o per kommt nach seinen Untersuchungen zum Schlüsse, dafs das Öl eine Mittelstellung zwischen trocknendem und nicht trocknendem Öl einnehme, und zwar in gewissen Beziehungen stehe zur Gruppe, welcher das BaumwoUensamenöl angehört. (Pharm. Journ. and Transact, Jan. 1889, Xo. 967.) Verschiedene Proben von schwefliger Säure sind von Dougall untersucht worden. Nach der englischen Pharmakopoe soll die aus Kohle und Schwefelsäure hergestellte Säure 5 Proz. SOo enthalten, und nur Spuren von H2SO4. Die Untersuchung ergab folgende Resultate: spez. Gew. Proz. Söo Proz.Hc,SG4. ■ -^ 0,5 2,0 2,4 2,4 Spur. 1,4 3,2 Spur. 1,0 2,2 1,1. Von diesen 11 Proben entsprechen nur 2 der Vorschrift der Pharma- kopoe; Dougall mufste für dieselben überdies sehr hohe Preise zahlen: eine Probe kostete 1 d. die Unze, eine andere IV2 d., 2 d., 3 d., die schlechteste von allen aber 40 d. 1 (Pharm. Journ. and Transact., Dcc. 1888, No. 965.) Über die geringe Beständigkeit der Anilintinte wird im ^American Grocer" geschrieben und mitgeteilt, dafs Dokumente und Kontrakte, welche für längere Jahre abgeschlossen werden, niemals mit Anilintinte zu schreiben sind, da dieselbe mit der Zeit verblafst und infolgedessen das Geschriebene unleserlich wird. Zu Zeiten der Präsidentschaft des Generals Grant entdeckte ein Beamter desselben, dafs Berichte von gröfster Wichtig- keit zwei Jahre lang mit Anilintinte geschrieben worden waren. Daraufhin kam eine Ordre, wonach sämtliche mit Anilintinte geschriebenen Akten umgeschrieben werden mufste n und zugleich das Verbot der Anwendung von Anilintinte für Dokumente etc. (The Druyg. Bull., Dec. 1888, No. 12.) Einen interessanten Vortrag über „Kuhmilch und die durch dieselbe drohenden Gefahren" hielt A. Gibson auf einem Evening Meeting der Pharmaceutical Society in Edinburgh. Der Vortragende teilt mit, dafs er gelegentlich einer Typhusepidemie mit Wasseruntersuchungen be- auftragt wurde, da er aber das als gut bekannte Wasser nicht für die Ursache der Epidemie hielt, so suchte er nach anderen Gründen und fand, 1. 1,020 4,41 9 1,023 1,27 3." 1,020 0,— 4. 1,021 1,61 5. 1,025 5,0 6. 1,017 0,55 7. 1,022 0,28 8. 1,024 5,0 9. 1,021 4,75 10. 1,018 1,18 11. 1,020 3,54 Physiologische Wirkung von ßorneol. — Über Antipyrin. 237 dafs gerade in jenen Familien der Typhus auftrete, welche von einer bestimmten Milchwirtschaft die Milch bezogen. Aber hier wurde die Milch mit der gröfsten Reinhchkeit behandelt; auch das Futter konnte keine Ursache (ler Infektion sein; endlich stellte sich heraus, dafs die "Weide der Kühe von einem stagnierenden Wasser — früheren Plufs- bette — begrenzt war und dafs eben dieses Wasser — welches nach der vom \'ortragenden vorgenommenen Untersuchung 0,087 Teile freies Ammoniak, 0,186 albuminoides Ammoniak und 68! Teile organische Stoffe in 100 000 Teilen enthielt, von den Kühen viel genommen wurde. — Gibson hält es für zweifellos, dafs dieses Wasser im Organismus der Kühe eine für dieselben nicht schädliche Krankheit hervorrief, welche, durch Vermittelung der Milch auf den menschlichen Organismus über- tragen, ebenda die typhoiden Erscheinungen hervorrief. Diese Theorie wurde — wie Gibson zum Schlüsse mitteilt — inzwischen bestätigt durch einen in der British Medical Association von Brown gehaltenen Vortrag, nach welchem in Carlisle ebenfalls durch die Milch von Kühen, die, wie sich herausstellte, an einem in den Symptomen dem Typhus ähn- lichen Fieber erkrankt waren, eine Typhusepidemie veranlasst wurde. (Pharm. Jouryi. and Transact., Ja». 1889, No. 967.) Über die physiologische Wirkung- von Borneol hat Ralph Stock- mann (Journal of Physiology Aug. 1888) Versuche angestellt; derselbe kommt zu folgenden Schlüssen: 1. Dafs die Kampfergruppe nahe verwandt ist der Alkoholgruppe hinsichtlich der physiologischen Wirkung; wie die Zahl der Wasserstofi'atome abnimmt in den verschiedenen Kampfersorten, so steigt die Tendenz, Gehirnkonvulsionen hervorzxirufen. 2. Die pharmakologische Prüfimg bestätigt den Wert der Kampfer- arten in Fällen erhöhter Sensibilität des Rückgrates. 3. Als Herzstimulans ist der Kampfer dem Alkohol nahe ver- wandt, jedoch mit der Modifikation, dafs ersterer direkt die peripheren Gefäfse erweitert, eine Wirkung, welche, wie Kobert gezeigt hat, durch Äthylalkohol nicht hervorgerufen wird. 4. Borneol reizt lokal weniger als gewöhnlicher Laurineenkampfer und kann in viel gröfseren Dosen gegeben werden, ohne dafs Gehirnaft'ektionen eintreten. (Amer.Journ. of Pharm.. Dec. 1888, No. 12.) Über Antipyrin berichtet Kinkel im „New York Medical Journal", dafs dasselbe bei Nasen k rankheiten angewendet wurde, und kommt zu folgenden Schlüssen: 1. Eine Antipyrinlösung besitzt hämostatische Eigenschaften, wenn sie in die Nase eingespritzt wird, allerdings nicht in höherem Grade als Cocain. 2. Eine 4 proz. Antipyrinlösung kann auf die Nasenschleimhaut appliziert werden mit beruhigendem Einflüsse bei reizbaren Zuständen. 3. Antipyrin ist wirksamer bei Reizungserscheinungen als bei Entzündungen. 4. Antipyrin steht über dem Cocain in der Wirkung, da es keine lokale Gefühllosigkeit und Trockenheit, ebensowenig Schlaf- losigkeit und Kopfweh hervorruft. 5. Antipyrin ist jedoch in seiner lindernden Wirkung bei schwereren Entzündungserscheinungen ungleich. 6. Die antiseptischen und stimuliereoden Eigenschaften des Anti- pyrins machen es geeignet zur Anwendung auf frische Wunden, sowie für Nasengeschwüre. 238 Eine neue Methode gemischt. Narkosis. — Nitrite d. ParaÖinreihe. 7. Antipyrin im Vereine mit Cocain erhöht die lokale Wirkung des letzteren, infolgedessen nur eine schwächere Lösung des Cocains notwendig ist, als bei alleiniger Anwendung desselben. (Therap. Gaz., Dec. 1888, No. XU.) Eine neue Methode „gemischter Narkosis" empfiehlt Übalinski im „British Medical Journal", welche auf der Anwendung des Chloroforms als allgemeines und der des Cocains als lokales Anästheticum beruht. Zuerst narkotisiert Obalinski mit 4 bis 12 g Chloroform, injiziert dann an der Operationsstelle 3 bis b cg einer 3- bis 5proz. Lösung von Cocain, Hierauf verwendet er bei leichteren Operationen kein Chloroform mehr. Der Anwendung gröfserer Dosen von Cocain steht nichts im Wege, da einerseits ein Teil des Cocains durch die Operation entfernt wird, anderer- seits Chloroform das beste Antidotum des Cocains ist. J)ie Methode, welche in 24 Fällen erprobt wurde, hat folgende Vorteile: 1. Bedarf man einer kleineren Menge ('HCI3; Cocain kontrahiert einerseits die Blutgefäfse und die Herzmuskel, während CHClg diese Organe paralysiert. 2. Erbrechen erfolgt in selteneren FäUen als bei alleiniger An- wendung von CHCI3. 3. Die Patienten erwachen leichter nach Anwendung der gemischten Narkose und fühlen sich nicht müde und matt. Das einzige unangenehme, übrigens selten auftretende, Symptom bei Anwendung dieser Methode beruht in grofser Aufregung, besonders nervöser Personen. Ähnliche Erscheinungen sind jedoch auch bei der Anwendung von CIICI3 allein beobachtet worden. (TJierap. Gaz. Dec. 1888, No. XII.) Vergiftung durch Hyoscinhydrobromid. Wo r all berichtet in der „Australasian Gazette" über einen Fall von Vergiftung durch Hyoscin- hydrobromid. Starke Erweiterung der Pupille, Trockenheit des Schlundes, Mattigkeit, Puls anfänglich schwach, sehr schnell, schliefshch kaum bemerkbar: dies waren die Symptome nach einmaliger subcutaner Injektion von 0,0005 Hyoscinhydrobromid. — Als Gegengifte wurden 25 Tropfen Äther, dann in Zwischenräumen von 20 Minuten vier Dosen ä 0,0005 Pilocarpin injiziert; Senfteig wurde auf die Herzgegend appliziert, ein Klystier von schwarzem Kaffee gegeben : innerlich erhielt der Patient Branntwein. Nach zehn Stunden waren die Vergiftungssymptome ge- schwunden. Wo r all empfiehlt, statt der bisher übUchen Dosis von 0,0005 g Hyoscinhydrobromid bei Bedarf nur eine solche von 0,00012 anzu- wenden. {TJierap. Gaz., Dec. 1888, No. XII.) D uns tan, der unermüdliche Forscher auf dem Gebiete der pharma- ceutischen Wissenschaften, hat im Verein mit anderen pharmaceutischen Chemikern interessante Untersuchungen ausgeführt, über welche in dem Meeting der Pharmaceutical Society vom 13. Dezember 1888 Bericht erstattet wiirde. D uns tan hat dieses Mal über die Nitrite der Paraffln- reihe gearbeitet, und entnehmen wir der mit aufsex'ordentlicher Sorgfalt und gröfstem Eifer ausgeführten Arbeit kurz folgendes: Der Autor bespricht in der Einleitung die physiologische Wirkung der Nitrite, welche die Gruppe „0 . NO" enthalten, bestehend in merk- lichem Falle des Blutdruckes infolge von Erweiterung der Blutgefäfse, Beschleunigung der Herzthätigkeit und des Pulses. Eine wichtige Ver- änderung geht im Blute vor sich durch Bildung von demselben eine chokoladebraune Farbe verleihenden Methämoglobin, welches die Oxydationsprozesse im Organismus, wie sie normal durch Oxyhämoglobin hervorgerufen werden, verzögert. Nitrite der Paraffinreihe. 239 Im Verein mit E. J. Wo o Hey hat Dunstan dann das Isobutylnitrit studiert. W. und D. stellten es aus reinem bei 108,4° C. siedendem Isobutylalkohol her, indem sie denselben zunächst mit konzentrierter H2SO4 successive mischten und die erhaltene Mischung in eine Lösung von NaNOo eingössen. Das Isobutylnitrit schied sich als ätherische Flüssigkeit' ab und wurde mit K2CO3- Lösung gewaschen, mit ge- schmolzenem K0CO3 getrocknet. Es hatte ein spez. Gewicht von 0,876 bei + 15" C. und siedet bei 67° C. (Barometer 760 mm) ; es stellt eine blafsgelbe Flüssigkeit vor von angenehmem Geruch: wenn inhaliert, Röte im Gesicht und ähnliche Störungen hervorrufend. Prof. C a s h , der die physiologische Wirkung studierte, konstatierte ein rapides Abnehmen des Blutdruckes, Be- schleunigung des Pulses und eine starke Lähmung der Respirationsorgane. Als nächstes wurden die metameren Amylnitrite studiert, und zwar von Dunstan und W. Lloyd Williams. Als reines Amylnitrit war bisher eine Flüssigkeit bekannt, bestehend aus einer Mischung metamerer Nitrite, entsprechend dem «-Amylalkohol CH(CH3)2CH2CH2N02 und /S-Amylalkohol CH(C2H5)CH3CH2N02. Der Gehalt an Nitriten aus diesen Alkoholen ist abhängig von der Reinheit des zur Darstellung verwendeten Amylalkohols. Der bei 127 bis 132*^ C. siedende Anteil ist im Handel unter dem Namen „Amylalkohol" gebräuchlich, enthält aber gewöhnhch mehr oder weniger Isobutylalkohol, welcher bei 108,4° siedet. Da die Trennung der Alkohole durch einfache Fraktionierung nicht ausgeführt werden konnte, so wurde dieselbe mit Hilfe der Barytsalze bewirkt. Zu diesem Zwecke wurde das Fraktionsprodukt mehrere Tage mit gleichen Teilen H2SO4 erwärmt, die alsdann abgehobene dunkle, öUge Schicht mit BaCOs neutralisiert. Diese Lösung der Barytsalze der Isobutylschwefel- säure und der a- und /S-Amylschwefelsäure wurde auf ein Drittel des Volumens abgedampft und die nach der Abkühlung abgeschiedenen Salze mehrmals aus Wasser umkrj'Stallisiert. Hierbei konnte das leicht lösliche isobutylschwefelsaure Barj-um entfernt werden; allerdings geriet hierbei etwas /?-Amylbisulfat mit in Abgang, welches wieder leichter löslich ist als das a-Amylbar>'umsalz. Aus den Ba-Salzen wurden nun die Alkohole regeneriert durch Na2C03 und darauf folgende Destillation mit verdünnter H0SO4. Nach der Reinigung zeigte das Produkt einen Siedepunkt von 12^9*' C. und besafs ein spez. Gewicht von 0,813 bei -j-15*' C.: im Laurent'schen Polarisator lenkte es die Ebene des polarisierten Lichtes um 1,35° nach hnks ab. Die Alkohole wurden nun, wie oben, in die Nitrite übergeführt. Das trockene und reine Produkt siedet konstant bei 96,5° imd war rechtsdrehend. Der linksdrehende /5- Amylalkohol war die Ursache zur Bildung eines rechtsdrehenden Nitrites. Die physiologische Wirkung der Mischung von a- und /?- Amylnitrit wurde von Prof. Cash im allgemeinen als der des Isobutylnitrites gleichstehend gefunden. Zur Trennung der metameren Nitrite mufsten die Alkohole regeneriert werden, was mittels der Bar)i;salze geschah. Der gewonnene a- Amyl- alkohol hatte ein spez. Gewicht von 0,814 bei -}-15° C. und war inaktiv; das Nitrit desselben siedet bei 4-97°C. und besafs ein spez. Gewicht von 0,880 ; die Farbe war blafsgelb ; die Wirkung : die spezifische Nitritwirkung. Im letzten Abschnitte der Arbeit finden wir von Dunstan und Wo Hey ausgeführte Untersuchungen einiger Amylnitrite des Handels. Bei Verwendung von unreinem Amylalkohol zur Darstellung der Nitrite müssen dieselben notwendigerweise neben unverändertem Amylalkohol enthalten : Isobutylnitrit, a- und /?- Amylnitrit, Propylnitrit, ferner Oxydations- produkte, wie V^aleraldehyd , Baldriansäure, Amylvalerat etc. Bei An- wendung von HNO3, welche die englische Pharmakopoe zur Herstellung des Nitrites vorschreibt, hat man sogar die Bildung von Amylnitrat und — Blausäure beobachtet. 240 Acidum tannicum bei Phthisis. — Bücherschau. Eine Handelssorte von Amykiitrit enthielt 10 Proz. Isobutylnitrit und 50 Proz. Amylnitrite ; eine andere neben Propylnitrit, Isobutylnitrit, Amyl- alkohol und homologen Alkoholen: 40 Proz. a- und yS-Amylnitrit, endUch Amylvalerat und Baldriansäure. (Pharm. Journ. and Transad., Dec. 1888, No. 965.) Acidnm tannicum bei Phthisis. Dr. deVitiDemarco hat gefunden, dafs grofse Dosen von Tannin reduzierend wirken auf die Temperatur bei Phthisis, und empfiehlt, zu diesem Zwecke Pillen ä 0,3 g Tannin mit V4 Tropfen Kreosot alle zwei Stunden zu geben. Demarco hat mit dieser Methode gute Resultate erzielt. (Lancd. Sept. 1888, d. Therap. Gaz.. Dec. 1888, Xo. XII.) L. R. Über AnagjTin, das wirksame Alkaloid von Anagms foetida, bringen E. Hardy und N. Gallois einige Mitteilungen, die von den bis jetzt publizierten Angaben über das Alkaloid abweichen. Um dasselbe darzu- stellen, werden die zerstofsenen Samen mit kaltem Wasser maceriert, der Auszug wird mit Bleiacetat ausgefällt und ein Überschufs von Blei durch Schwefelwasserstoff entfernt. Die Lösung wird eingedampft und mit Quecksilberchlorid ausgefällt. Der Niederschlag wird in Wasser sus- pendiert, durch Schwefelwasserstoff zerlegt, die Lösung eingeengt, mit Kaliumcarbonat gesättigt und mit Chloroform extrahiert. Der Chloroform- auszug wird mit verdünnter Salzsäure ausgeschüttelt und durch Ver- dunstung der Lösungsmittel das Chlorid des Alkaloids in krystalli- siertem Zustande erhalten. Das Alkaloid, hieraus gewonnen, ist eine amorphe, gelbliche Substanz, die in Wasser, Alkohol und Äther löshch ist. An der Luft geht es in eine zähe Masse über: mit Säuren bildet es gut kiystallisierende Salze. Das Chlorhydrat C14H18N2O2, HCl, 4 H2O krystallisiert in farblosen, rechtwinkeligen Blättchen, ist leicht lösUch in Wasser und Chloroform, schwerer löslich in Alkohol und nur sehr wenig lösHch in Äther. Mit Goldchlorid gibt eine Lösung des Chlorhydrats eine gelbe, zuerst amorphe, aber bald krj'Stallinisch werdende Fällung von Ci4HifeN202HCL\uCl3. Mit Platinchlorid -n-ird das Chloroplatinat Ci4Hi8N20-7H2"Cl2PtCl4 in Nadelbüscheln ausgefällt. (Journ. de Pharm, et de Chim. f. XIX No. 1, p. 14.) J. Seh. C. Bücherschau. Kurze Anleitung zur qualitativen Analyse. Zum Gebrauche beim Unterricht in ehem. Laboratorien bearbeitet von Dr. Ludwig Medikus, a. 0. Professor an der Universität Würzburg. Vierte und fünfte Auflage. Tübingen, 1888. Verlag der H. Laupp' sehen Buchhandlung. Ein Buch, welches in kurzer Zeit fünf Auflagen erlebt, bedarf keiner weiteren Empfehlung. Es sei deshalb hier unter Hinweis auf eine frühere eingehende Besprechung (Archiv 220, p. 71fJ) der Anleitung nur das Er- scheinen der neuesten AuÜage mitgeteilt. Geseke. Dr. Jehn. Drack der Norddeotschen Bnchdrnckerei und Verlagsanstalt. Berlin SW., Wilhelmstr. 32 Zur Herstellung aller Kohlen- säure-Getränke : Flüssige Kolileiisäure von vorzüglichster Beschaffenheit. Fabrik-Niederlage von LP. Schlegel, Fürth (Bayern) Cheinikulieii ii. Drogen en grus. UOlOIHlIlllClll, Kohlensäure gebend, liefert die ilüttenverwaltung Rosamuudehütte |). Morgenroth -S. Wo herrscht Keuchhusten? 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Inhalt : A. Uriginalmitteiluugen. Seite A Ifons Langer. Über Bestandteile der Lycopodiums])oren (Lyco- podium clavatum). 241 Dr. med. U. Dreser, Über saures Nikotintartrat 266 K. T h ü m m e 1 - Breslau, Über Ammoniumbromid 270 B. Monatsbericht. Seite G. _V e u m a n u , Die quantitative Bestinunung des Zinks neben Mangan 272 H.Fresenius, Über den Arsen- gehalt d. Futterknochenmehle 272 Th. Curtius u. R. Jay, Über das Hydracin 272 E. Jahns, Über die Alkaloide der Arecanufs 273 Ed. 0. V. Lippmann, Selte- nere Bestandteile der Rüben- asche 274 Lothar Meyer. Salpeter- säureanhydrid 274 Emil Fischer u. J. Tafel, Synthetische Versuche in der Zuckergruppe 274 C. Ij i e b e r m a n n , Einige wei- tere Cocaine 275 Th. Weyl, Über Creoün . . . . 275 L. Gattermann, Harris u. Maisch', Unters uchun gen über Siücium und Bor .... 275 R. Gans u. B.Tolle ns, Über die Bildung von Zuckersäure als Reaktion auf Dextrose . . 276 Seite R. G a n s u. B. T o 1 1 e n s , Quit- ten- und Salepschleim .... 277 W. E. Stone u. B. Tollens, Gärungs versuche mit ver- schiedenen Zuckerarten . . . 277 E. F. Anthon, Über die Ver- wandtschaft der Schwer- metalle zum Schwefel .... 277 Th. Bockorny, C. Hooker und F. Jolle s,- Wasser . . . 278 A. Stutzer, Obstkraut .... 279 A. Ball, Biercouleur 279 A. Stutzer u. 0. Reitmair, Kaffeebohnen 279 A. Hilger, Bier 280 Dr. Wade, Aluminium- sesquisulfit und Aluminium- persulfit . 280 E. Leger, Über eine charak- teristische Wismutreaktion . 280 Gautier u. Mourgues, Über zwei weitere Leberthran- alkaloide 281 Gautier u. Mourgues, Mor- rhuinsäure 282 Ausgegeben den 31. März. Seite Leo Vignon, Über das aus neutralen Zinnchlorür- oder Zinnchloridlösungen durch metallisches Zink abgeschie- dene Zinn 282 A. und F. Buisine, Glykol- säure und Brenzweinsüure . . 282 Inkomptibilitüt einiger Anti- septica 283 Seit« E. Leidie, Einige Rhodium- verbindungen 283 i\r. V. Marcano, Yarak . ... 283 G. L i n o s s i e r , Zur ([uant. Be- stimmung der Phosphorsäure 284 Linossier u. Lignon, Die Bestimmung von Chlor .... 284 M. Yvon, Volumetrische Be- stimmung von Blei mit Ferro- cyankalium 284 C. Bücherschau. Seite Zeitschrift für Mikroskopie etc. Von Behrens 285 Heilkunde und Pflanzenkunde. Rede, gehalten vom Geh. Me- dizinalrat und Prof. C. Ger- hardt in Berlin 286 Photographische Rundschau, re- digiert v. Ch. S c h 1 i k i.Wien 287 Flora des Fürstentums Lüne- burg, des Herzogtums Lauen- burg und der freien Stadt Hamburg. Von Ober-Ajiel- lationsrat C. Nöldeke ... 288 Pharm aceutis che Synonyma. Zusammengestellt von ('. F. Schulze, Apotheker .... 288 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatüch zwei Hefte von 2—3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 J6. Alle Beiträge für das „Archiv" sind an die Archiv-Redaktion (Prof. Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv -Verwaltung imd die Mitgliederliste betreffenden Mitteilungen an das Central - Bureau des Deutschen Apotheker-Vereins, Berlin SW. 12, Zimmerstrafse No. 3/4, einzusenden. Anzeigen. Dieselben werden mit 40 Pfg. für die durchgehende nnd mit 25 Pfg. für die gespaltene Petitzeile oder deren Ranm berechnet. Beiiaf^e-Gebülir für das Tausend der Auflage — z. Z. 3500 — Mk. 10. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. von PONCET Glashütten -Werke BERLIN SO., Köpnickerstr. 54. Fabrik und Lager sämlliclißr Gefäfse n. Uteüsilieii für dieni, pMrmac. Gelirancti. Atelier llir Emaille -Schrii'tmalerei auf Glas- und Porzellangefäfse. [8] von ApotliekeD, elieoi. Laboratorien etc. Preisverzeiobnisse gratis und franko. ARCHIV DER PHARMACIE. 27. Band, 6. Heft. A. Originalmitteilungen. Mitteilungen aus dem pliarmaceutisclien Institut der Universität Breslau. jjber Bestandteile der Lycopodiumsporen (Lycopodiam clavatnm). Von Alfons Langer. Die Litteratur ist sehr gering. Die ersten Angaben über die Bestand- teile der Sporen von Lycopodium clavatum, deren Zersetzung bei Ein- wirkung chemischer Agentien finden sich in dem von C. F. Buchholz herausgegebenen „Taschenbuch für Scheidekünstler und Apotheker auf das Jahr 1807". Der Herausgeber ist zugleich der Verfasser der Arbeit, welche er betitelte „Analyse des sogenannten Semen lycopodii". Die positiven Resultate im engeren Sinne: Identifizierung der erhaltenen Produkte, sind, abgesehen von der Analyse der mineralischen Bestand- teile, bei Buchholz spärlich. Seine umfangreiche Arbeit — 55 Seiten Miniaturoktav — beschränkt sich hauptsächlich auf die Beschreibung der von ihm mittels Agentien eingeleiteten Prozesse. Einige dieser Prozesse z. B. die Extraktion der Sporen mit Alkohol, Kochen mit Kalilauge, wurden vom Verfasser vorliegender Abhandlung wiederholt. Buchholz fand in den Sporen 6 Proz. Öl, 3 Proz. „veritabelen Zucker", welchen er als solchen an der Krystallform und süfsem Geschmack erkannte. Die von ihm angegebene Zusammensetzung der mineralischen Sporenbestandteile weicht von den von mir gewonnenen Resultaten erheblich ab. Aufser Buch holz beschäftigte sich F lückiger (Pharmakognosie des Pflanzenreichs, p. 228) mit der Gre-^innung des Öls aus den Sporen. Er erhielt 47,4 Prozent Öl gegenüber der Angabe von 6 Prozent bei Buchholz. Arch. d. Pharm. XXVII. Bda. 6. H«ft. 10 242 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Die Anwesenheit von Rohrzucker in den Sporen stellte, aufser Buchholz, Rebling (Archiv der Pharmacie Band 84, p. 11, und Chemisch-pharmaceutische Centralhalle 1885, p. 708) durch die Gallen- reaktion, zugleich die Quantität desselben durch eine empirische Gallen- lösung fest. Eigene Untersuchungen. Durch das Mikroskop wurde die Identität des käuflich erlangten Untersuchungsobjektes mit den Sporen von Lycopodium clavatum fest- gestellt, 11,379 g Handelsware wurden im Wassertrockenschrank iind über Schwefelsäure getrocknet. Erst nach hundertstündigem Trocknen blieb der Gewichtsverlust von 0,315 g konstant. Mithin besafs die Handels- ware einen Feuchtigkeitsgehalt von 2,768 Proz. 11,064 g trockene Handelsware wurden mit Chloroform im Scheide- trichter geschüttelt, nach Absitzen und völliger Klarheit des Chloroforms wurde dasselbe mit dem Sediment in eine tarierte Porzellanschale gebracht. Die Wiederholung dieses Verfahrens geschah so oft, hier dreimal, bis sich nach dem Umschütteln kein fernerer Bodensatz im Chloroform zeigte. Der im Schälchen gesammelte Bodensatz wurde mit kleinen Mengen Chloroform abgespült, um ihn von dem beim Schütteln der Sporen mit Chloroform durch letzteres extrahierten Lycopodiumöl zu befreien. Der bei 1000 getrocknete Bodensatz wog 0,5045 g. Mithin enthielt die getrocknete Handelsware 4,559 Proz. fremde Stoffe, welche spezifisch schwerer sind als die Sporen und Chloroform. Die Handelsware enthielt daher 92,673 Proz. reine Lycopodium- sporen. Zur Bestimmung des Ölgehaltes der Sporen wurden 10,5 g für sich fein geriebenes und getrocknetes Lycopodium mit 10,5 g möglichst feinem, gewaschenen und getrockneten Quarzsand im Porzellanmörser zusammengerieben. Von diesem Gemisch gelangten 20 g, also 10,0 g trockene Handelsware, 6 Stunden hindurch im Sox biet 'sehen Apparat mit Rückflufskühler zur Extraktion, wobei 2,32 g Öl erhalten wurden; nach 20 Stunden 4,709 g Öl. Eine gröiJsere Menge wurde bei längerer Dauer der Operation nicht erzielt. Sonach liefert die trockene Handelsware, mit Quarzsand zerrieben und mit Chloroform ausgezogen, 47,09 Proz. Öl. Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 243 Zieht man in Betraclit, dafs die trockene Handelsware 4,559 Proz. fremde Beimengungen enthielt, so ergibt sich fiir die reinen Sporen ein Prozentgehalt von 49,34 Ol. Bestimmung der mineralischen Bestandteile der trockenen Handelsware und der reinen Sporen. I. 4,671g trockener Handelsware ergaben 0,265 g Asche = 5,673 Proz. Asche. Wird von diesem prozentischen Aschengehalt die gefundene Menge fremder Beimischungen abgezogen, so gibt der Rest die Menge minera- lischer Bestandteile an, welche nur von den Sporen stammen, nämlich. 1,114 Proz. mineralische Bestandteile aus den Sporen, welche in 100,0 g trockener Handelsware enthalten sind. Es geben daher reine Sporen (95,441:1,114 = 100 : x) 1,16 Proz. mineralische Bestandteile. II. 9,5074 g trockene Handelsware wurden allmählich eingeäschert. 9,5074 g lieferten 0,5385 g Asche. Die Asche war weifsgrau. Sie löste sich in salpetersäurehaltigem Wasser unter Zurücklassung des in der Handelsware enthaltenen Sandes, dessen Gewicht, wie nachstehend angegeben, festgestellt wurde. Das Sandsediment wurde abfiltriert, mit einer Lösung von Natrium- carbonat (1 : 20), um etwaige Kieselsäure aus den mineralischen Bestand- teilen des Lycopodiums zu entfernen, ausgekocht, mit Wasser ausgewaschen, getrocknet und geglüht. Es ergaben sich 0,434 g in salpetersäurehaltigem Wasser wie in Natriumcarbonatlösung unlösliche mineralische Beimengungen: Sand. Daraus berechnet sich die Menge der mineralischen Bestandteile zu 0,1045 g aus 9,5074 g trockener Handelsware = 1,099 Proz. = 1,15 Proz. mineralische Bestandteile aus reinen Sporen. Im Mittel: 1,155 Proz. mineralische Bestandteile. Analyse der mineralischen Bestandteile. Zur Ausführung der Analyse wurden gröfsere Mengen Lycopodium in einer reinen eisernen Schale eingeäschert, darauf in einer Platinschale weifs geglüht. Die Asche läfst sich leicht weifs erhalten. Buch holz gibt das Gegenteil an. 16* 244 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Mit wenig Wasser befeuchtet, übt die Asche auf rotes Lackmus- und Kurkuniapapier keine wahrnehmbare Wirkung aus. Mit wenig Salpetersäure Übergossen, findet kein Aufbrausen statt ; die Anwesenheit von Carbonaten ist daher ausgeschlossen. Die weitere Untersuchung der mit salpetersäurehaltigem Wasser aufgenommenen Asche ergab: Phosphor- säure in grofser Menge, Thonerde, Eisenoxyd, Calcium, Magnesium, Kalium, Natrium, Schwefelsäure, Chlorwasserstoff in Spuren, lösliche Kieselsäure und Mangan in Spuren. Der Gang der quantitativen Analyse gestaltete sich, da Mangan sich nur als in Spuren vorhanden erwies, wie folgt: Die Ascbe war zuerst vom Sande zu befreien. Eine gewogene Menge trockener Rohasche wurde mit konzentrierter Salzsäure aus- gekocht. Der Rückstand, bestehend aus Sand und kleinen Mengen von diesem zurückgehaltener lösliclier Kieselsäure, wnirde nach dem Aus- waschen mit einer Lösung von Natriumcarbonat (1 : 20) zur Entfernung der löslichen Kieselsäure ausgekocht, das Filtrat, vom ersten Salzsäure- auszug gesondert, gesammelt. Der auf dem Filter befindliche, nunmehr völlig reine Sand wurde gewogen. Dessen Menge vom Gewicht der Rohasche abgezogen, ergab als Differenz die Menge der von den Sporen stammenden mineralischen Bestandteile. Zur Bestimmung der löslichen Kieselsäure wurde aus dem Salz- säureauszug wie dem natriumcarbonathaltigen Filtrat die Kieselsäure als Gallerte ausgescbieden. Die Bestimmung von SO3, K2O, Na20, MgO, P2O5, Fa20.{, AI2O3 CaO geschah im stark salzsäurehaltigen Filtrat nach Entfernung des überschüssigen Chlorwasserstoffs. Der eingedampfte Rückstand wurde mit Wasser zu 100 ccm aufgefüllt. Je 50 ccm wurden verwendet: a) zur Bestimmung von SO3, KgO, Na^O, MgO nach den üblichen Methoden als Baryumsulfat , Kaliumplatinchlorid, Magnesiumpyrophosphat. Natrium wurde aus der Differenz der Chlorverbindungen des Kaliums und Natriums berechnet; b) zur Bestimmung von P2O5, Fe203, AI2O3, CaO. Die zweiten 50 ccm des Objektes wurden mit 10 ccm einer Eisen- chloridlösung versetzt, welche in jenen 10 ccm 0,2 g Eisen enthielt, um die Phosphorsäure völlig an Eisen zu binden. Auf Zusatz von Ammon- chlorid und Ammoniak in der Siedehitze fielen P2O5, Fe203, Al^Og. Aus dem Filtrat wurde der Kalk als Oxalat gefällt. Die Trennung und Bestimmung der Phosphorsäure aus dem Niederschlage von P2O5, Fe^Oj, Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen, 245 AI2O3 geschah mittels Ammonmolydänat als Mjignesiumpyrophospat Eisen und Thonerde wurden gemeinschaftlich gefällt und als Oxyd- gemisch gewogen. Die Bestimmung des Eisens geschah auf jodometrischem "Wege unter Beachtung des Zusatzes von 0,2 g Eisen. Aus der Differenz der Gesamtoxydmenge und des gefundenen Eisenoxyds wurde die Thon- erde berechnet. Quantitative Zusammensetzung der mineralisclien Bestandteile. auf Verbindungen berechnet Buchholz fand: Proz. Proz. Proz. 1,24 SO3 2,10 CaS04 1,01 CaO 0,46 KCl 25 Kaliumchlorid 0,22 a 15,80 K4P2O7 9,30 K2O 10,94 Xa4P207 12 Natriamphosphat 45,70 PA 0,35 Ca2P207 10,5 Calciumphosphat 5,10 Nap 3,33 MgoPaOy 1,20 MgO 34,75 Fe^(P04)2 31 Braunsteinposph. 18,41 FeoOg 24,41 Al2(P04)2 8,5 Thonerde 15,30 AI2O3 7,41 Thonerdesilicat 13 etwas eisenhaltige Kieselerde 2,12 SiOs (Spuren von \ Mangan 99,60 99,55 Die Phosphate der Alkalien und alkalischen Erden finden sich nach aller Wahrscheinlichkeit in den Sporen als sekundäre Phosphate, welche beim Glühen in die Pyrophosphate übergehen. Öl aus den Lycopodiumsporen. Das fette Öl, welches aus reinen Sporen mit Chloroform extrahiert nnd in denselben zu 49,34 Proz. gefunden wurde, ist von grünlich- gelber Farbe ; aus frischen Sporen gewonnen, von wachsartigem Geruch, mildem, hintennach kratzenden, bitteren Geschmack, saurer Reaktion. 246 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Seine Konsistenz ist die des Olivenöls. Es Lst löslich in Äther, Cliloro- form in allen Verhältnissen, in Alkohol nur bis zu einer gewissen G-e- wichtsmenge. Bei — 150 ist es trübe, dickflüssig, von der Beschaffenheit eines Linimentes; in fester Kohlensäure erstarrt es. Nach Flückiger ist das Öl bei — 150 flüssig bis auf einen geringen, allmählich krystalli- sierenden Absatz. Beim Aufbewahren erleidet das Öl bald Zersetzung, indem sich eine krümelige, salbenartige Masse abscheidet. Rauchende Salpetersäure wirkt heftig auf das Öl ein, ohne es jedoch in eine feste Masse zu verwandeln. Wird das Öl aus älteren Sporen gewonnen, so besitzt auch dieses im Allgemeinen die vorerwähnten Eigenschaften, mit Ausnahme des wachsartigen Geruchs, an dessen Stelle ein eigentümlich ranziger ge- treten ist. Die erste Menge Öl, welche ich gewann, mufste von älteren Sporen stammen, ihr fehlte jener angenehm wachsartige Geruch, während die zweite Menge Öl, aus frischen Sporen bereitet, ihn in hohem Mafse be- safs. Wie die Analyse beider Öle lehrte, gehört jener wachsartige Ge- ruch einer Ölsäui-e von der allgemeinen Formel CnH2n— 2O2 an. Hin- gegen erwies sich die Säure des ranzig riechenden Öles als zur Reihe der Säuren CnH2n— 2O3 gehörig. Da beide Säuren, wie aus den Ana- lysen hervorging, gleichen Kohlenstoffgehalt besitzen, mufste die Oxy- säure das Produkt der Oxydation von CnH2n-~202 sein infolge längerer Aufbewahrung der Lycopodiumsporen. Die Hülle der Sporen von Lycopodium clavatum zeigt eine derartige Undurchdringlichkeit und Festigkeit, dafs unversehrte Sporen, mit Chloroform am Rückflufskühler oder im Mohr 'sehen Apparat behandelt, je nach der Zeitdauer nur 2 bis 4 Proz. Öl ergeben. Selbst bei sehr fein zerriebenen Sporen gelingt es nur nach längerem Extrahieren, höchstens 3ö bis 40 Proz. Öl zu erzielen. Als besonders geeignet, auch bei der Gewinnung des Öles in gröfseren Mengen, zeigte sich als Zer- trümmerungsmittel der Sporenhaut der von Flückiger angewandte und empfohlene, vorher mit Säure und Wasser gewaschene und ge- trocknete Quarzsand (cfr. „Pharmakognosie des Pflanzenreichs", p. 228). Die mit dem gleichen oder doppelten Gewdclit Quarzsand zerriebenen Sporen werden bei kleineren Mengen entweder im Soxhl et' sehen oder Mohr 'sehen Apparat am vorteilhaftesten mit Chloroform extraldert Zur Extraktion von gröfseren Mengen Sporen eignet sich der M h r ' sehe Apparat gewöhnlicher Gröfse nicht, da die Sporen dem Extraktions- Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 247 mittel eine zu geringe Oberfläche bieten und dieses zum Rückflufs bei einigem! afsen fest beschicktem Apparat vorzüglicli die einmal gebildeten Kanäle benutzt. Bei gröfseren Mengen zerreibt man die »Sporen mit der doppelten Gewichtsmenge Quarzsand, bringt das Gemisch in einen genügend geräumigen Kolben, versieht diesen, nach Beschickung mit Chloroform, mit einem Schlangenrückflufskühler und erhitzt im Wasser- bade bis etwa 650. Nach Einwirkung des Chlorofoms in einer Zeit- dauer von ungefähr 15 Stunden filtiert man die Flüssigkeit ab, prefst aus, fügt eine neue Menge Chloroform hinzu und digeriert abermals. 100 g Sporen war auf diese Weise nach dreimaligem Chloroformauf- gufs sämtliches Öl entzogen. Äther als Extraktionsmittel erfordert zur Erschöpfung eine bei weitem längere Zeitdauer. So gelang es nur nach lOtägiger Ex- traktion den sehr fein geriebenen Sporen 40,9 Proz. Öl zu entziehen. Analyse und Zusammensetzung des Öles. 30,0 g Lycopodiumöl wurden in einer tiefen Porzellanschale mit 37,5 g fein zerriebenem Bleioxyd, welches allmählich eingetragen wurde, unter Zusatz von heifsem Wasser verseift. Nach etwa drei Stunden w^ar die Pflasterbildung beendigt. Die Konsistenz des erhaltenen Pflasters ist die des offizinellen Bleipflasters. Der dem frischen Öl zu- gehörige wachsartige Geruch hatte sich dem Pflaster mitgeteilt. Dieses wurde mit Wasser wiederholt ausgeknetet, um etwaig abgeschiedenes Gl3"cerin zu erhalten. Die wässerige Glycerinlösung wurde eingedampft; es hinterblieb eine dicke, gefärbte Flüssigkeit. Letztere nahm ich mit Ätheralkohol auf, liefs das Lösungsmittel verdunsten, digerierte darauf im Wassertrockenschrank bei 80 o, bis drei Wägungen nach gleichem Zeitraum eine gleichmäfsige Gewichtsabnahme zeigten. So lieferten jene 30,0 g Lycopodiumöl 1,5518 g einer dicken, süfs- schmeckenden Flüssigkeit, welche sich als Glycerin nach folgenden Reak- tionen erwies: Mit Monokaliumsulfat im Reageuzglase erhitzt, trat Akrolei'ngeruch auf, desgleichen beim Erhitzen mit Phosphorpentoxyd. Bei der Elementaranalyse lieferten: 0,3624 g = 0,503 g CO.^ = 37,86 Proz. C = 0,278 gH20= 8,52 Proz. H. ■ 248 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Berechnet aus C<^'Rr^(OB).^: 39,13 Proz. C. 8,69 Proz. H. 52,18 Proz. 0. Hiernach ist der Körper mit Glycerin identifiziert. Bei einer zweiten Glycerinbestimmung, aus ebenfalls 30,0 g Öl, welches aber nicht von denselben Sporen stammte, wurden nur 0,8425 g Glj'Cerin gewonnen. Das Bleipflaster, vermischt mit überschüssigem Bleioxyd, löste sich zum gröfsten Teil in Äther. Vom Rückstande wurde abfiltriert, die ätherische Bleisalzlösung eingedunstet, und 48 g eines grünlich gelben Pflasters wurden gewonnen, von wachsartigem Geruch und bereits er- wähnter Konsistenz. Blieb die ätherische Bleisalzlösung längere Zeit stehen, so schied sich ein grauweifser Niederschlag ab. Auch löste sich das aus klarer ätherischer Lösung gewonnene Ölsäure Blei nicht wieder klar in Äther. Aus diesem durch Äther gelösten Bleisalz wurde die Ölsäure mittel Phosphorsäure abgeschieden und mit Äther ausgeschüttelt. Die ausgeschüttelte Menge der gewonnenen flüssigen Ölsäure be- trug 26,0 g. Bei einer zweiten Gewinnung, bei welcher nur 0,8425 g Glycerin gefunden wurden, resultierten 24,0 g flüssige Ölsäure. Der in Äther unlösliche Rückstand des Bleipflasters wurde mit konzentrierter Salzsäure zersetzt. Hier resultierte, vermischt mit flüssiger Ölsäure, eine feste Säure in geringer Menge beim Ausschütteln mit Äther, die unter dem Mikroskop blumenkohlartige Krystalle zeigte. Ihr Schmelzpunkt lag zwischen 30 bis 340. Bei einer zweiten Gewinnung lag der Schmelzpunkt nach Abpressen der Säure mit Filtrierpapier und Reinigen mit heifsem Wasser schon bei 28 bis 300; er stieg bei weiterer Behandlung mit wässerigem Alkohol auf 380. I. Die flüssige Ölsäure. a. Aus frischen Sporen. Zur Analyse wurden die erhaltenen 26,0 g Ölsäure in ätherischer Lösung mit Tierkohle entfärbt, mit Wasser gewaschen, mit Calciumchlorid entwässert und wiederholt im Wassertrockenschrank durch ein doppeltes Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 249^ Filter filtriert. Diese letzte Operation ist erforderlich, um der Ölsäure jeglichen Wassergehalt zu entziehen. Diese so gereinigte Ölsäure stellt eine gelblich gefärbte Flüssigkeit öliger Beschaffenheit dar, von wachsartigem Gerüche. Bei — 150 wird sie trübe und dickflüssig, in fester Kohlensäure erstarrt sie zu einer körnigen Masse. Sie ist leicht löslich in Äther, Chloroform, schwerer in Alkohol. Ihr spez. Gewicht ist bei 15,60 C. 0,9053. Durch Ein- wirkung von atmosphärischem Sauerstoff scheiden sich aus ihr salbenartige Körner ab. Über 2000 erhitzt, bräunt sie sich und zersetzt sich in verschiedene Destillationsprodukte. Bei einer Temperatur von 3600 erhält man ein schwach gelbliches, öliges Destillat, wahrscheinlich Kohlenwasserstoffe, von einem die Nasenschleimhaut angreifenden Geruch. Beim Behandeln der flüssigen Ölsäure mit Salpetersäure (Elai'din- probe der Öle nach der Pharmacopoea) blieb die Ölsäure anfangs flüssig, selbst nach einer Woche war sie nur schwach gelb gefärbt. Nach 14 Tagen begann die Säure bei ungefähr 150 teilweise zu erstarren; bis abgekühlt, trat Erstarrung durch die gelbliche Gesamtmasse ein. — Die so erhaltene isomere Säure schmolz bei 15,5 bis 170. Silbersalz der flüssigen Ölsäure. Die Ölsäure wurde mit alkoholischer Ätznatronlösung gekocht zur Bildung des Natronsalzes. Zur Entfernung des überschüssigen Atznatrons wurde mit Kohlensäure gesättigt, filtriert, zur Trockne eingedampft, der Rückstand mit heifsem Alkohol ausgezogen, von neuem Kohlensäure eingeleitet und das Ver- fahren so oft wiederholt, bis kein in heifsem 96 volumproz. Alkohol unlöslicher Rückstand hinterblieb. In der alkoholischen Natronsalzlösung brachte alkoholische Silbernitratlösung einen weifsen voluminösen Nieder- schlag hervor. Nach Filtration mit Hilfe der Wasserluftpumpe wurde der Niederschlag zwischen Filtrierpapier stark ausgeprefst und ohne An- wendung von Wärme getrocknet. Das erhaltene Silbersalz war amorph, schwach grau. Die Reduktion trat nur sehr allmählich ein. Analyse des Silbersalzes. 1. 0,6475 g = 0,191 g Ag = 29,50 Proz. Ag. 2. 0,1853 g = 0,0541 g Ag = 29,20 „ Ag = 0,3605 g CO.^ = 53,06 „ C = 0,1317 g H20= 7,89 „ H. 3. 0,1972 g = 0,0568 g Ag = 28,81 „ Ag = 0,3843 g CO2 = 53,15 „ C = 0,1455 g H2O = 8,20 „ H. 250 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 1. Proz. Ziusa 2. Proz. mmensteiiung. 3. Mittelzahlen. Proz. Proz. Berechnet aus Proz. Ag 29,50 29,20 28,81 29,17 29,91 Ag C — 53,06 53,15 53,10 53,19 C H — 7,89 8,20 8,05 8,04 H — — — 9,68 8,86 0. ' Analyse der freien Säure. 1, . 0,288 g = 0,7941g C02 = = 75,19 Proz . C = 0,3003 g H2O = ■ 11,58 „ H. 2. . 0,2095 g = 0,5818 g C02 = 75,74 „ C = 0,2210 g H20 = 11,72 „ H. 1. Zusammenstellung. 2. Mittelzahlen. Berechnet aus Proz. Proz. Proz. Proz. C 75,19 75,74 75,47 75,59 C H 11,58 11,72 11,05 11,81 H — — 12,88 12,60 0. Nach den vorstehenden Analysen besitzt somit die flüssige Ölsäure des Öles von Lycopodium clavatum die empirische Formel: CjgH3oÖ2- Zum weiteren Nachweis der Molekulargröfse der Ölsäure wurde die Säure mit einem Überschufs titrierter Kalilauge in alkoholischer Lösung verseift; der Überschufs des Ätzkalis mit Salzsäure zurückgemessen. 1. Indikator Phenolphtalein. 1/3 normale Salzsäure zum Zurück- titrieren. 0,587 g Ölsäure = 7,3 ccm 1/3 norm. KOH = 0,1362 g KOH. Wenn für die Ölsäure die Formel C16H30O2 gilt, so erfordern 0,587 g 0,1295 g KOH. Hiernach berechnet sich das Molekulargewicht der Ölsäure auf 241 gegenüber 254 (= €^(^.^^0.2). 2. Indikator Lackmus. 1/4 normale Salzsäure. Sehr verdünnte, stark alkoholische Lösung der Ölsäure. 0,752 g Ölsäure = 11,8 ccm 1/4 norm. KOH = 0,1652 g KOH. Molekulargewicht der Ölsäui-e = 255. 3. Bedingungen wie unter 2. 0,6825 g Ölsäure = 9,9 ccm 1/4 norm. KOH = 0,1386 g KOH. Molekulargewicht = 254. Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodixunsporeh. 251' Nach diesen Daten kommt der flüssigen Ölsäure die empirische Formel C^gHgoO.j zu, sie ist eine Monocarbonsäure. b. Ölsäure aus älteren Sporen. Dieser flüssigen Ölsäure, welche vor der soeben beschriebenen gewonnen wurde, fehlte der wachsartige Greruch. Schon nach kurzem Aufbewahren schied sich aus ilir eine körnige, salbenartige, in Alkohol lösliche Masse ab, deren Schmelzpunkt bei 280 lag. Beim Erhitzen ver- hielt sie sich gleich der ersterwähnten flüssigen Ölsäure. Ihr Sübersalz färbte sich bald violett. Aus dieser Eigenschaft liefs sich auf eine Oxysäure schliefseu, welche Vermutung durch die Analj^se Bestäti- gung fand. Da die Analyse dieser Oxysäure der von der flüssigen Ölsäure CigHgoOg voranging, unterblieb bei der letzteren die fraktionierte Fällung, weil bereits bei der Oxysäure, um die Einheitlichkeit der flüssigen Ölsäure des Lycopodiumöles festzustellen, das Natronsalz partiell mit Silberlösung gefällt war und die flüssige Oxyölsäure sich als ein Individuum erwies. Das Natronsalz, bereitet aus 10,0 g der Oxyölsäure, wurde in Alkohol gelöst, die Lösung mit verdünntem Alkohol zu 500 ccm aufgefüllt. a) 50 ccm dieser Lösung wurden versetzt mit 0,49 g Silbernitrat. b) .50 ccm „ „ „ „ „ 0,25 g c) 100 ccm „ „ „ „ r 0,25 g Analyse des Silbersalzes von Fällung a. 0,3365 g = 0,0952 g Ag = 28,29 Proz. Ag = 0,627 g CO2 = 50,82 „ C = 0,2345 g H2O = 7,74 „ H. Analyse des Silbersalzes von Fällung b. 1. 0,1407 g = 0,0404 g Ag = 28,71 Proz. Ag = 0,2646 g CO2 = 51,28 „ C = 0,1005 g H2O = 7,93 „ H. 2. 0,3135 g = 0,0902 g Ag = 28,77 „ Ag = 0,5773 g CO2 = 50,22 „ C = 0,2195 g H20= 7,78 „ H. Analyse des Silbersalzes von Fällung c. 0,809 g = 0,228 g Ag = 28,18 Proz. Ag. 252 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Da sich die Unterschiede der gefundenen Prozente in engeren Fehler- grenzen bewegen, ist der Schlufs berechtigt, die vorliegende Ölsäure für einen einheitlichen Körper anzusehen. Zusammenstellung. Fällung a. J^'äUun gb. Fällung c. Mittelzahlen. Berechnet aus 1. 2.' ^ CigHsgAgOg Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 28,29 28,71 28,77 28,18 28,49 28,58 Ag C 50,82 51,28 50,22 — 50,74 50,79 C H 7,74 7,93 7,78 — 7,82 7,93 H — — — — 12,95 12,70 0. Analyse der freien Oxyölsäure. 1. 0,2305 g = 0,5955 g CO.2 = 70,46 Proz. C = 0,227 gH20= 10,94 „ H. 2. 0,1825 g = 0,475 g COg = 70,98 „ C = 0,189 g H2O = 11,50 „ H. 3. 0,313 g = 0,809 g CO.2 = 70,49 „ C = 0,3228 g H20= 11,45 „ H. Zusammenstellung. Berechnet aus 3. Mittelzahlen. CigHsoO^ Proz. Proz. Proz. 70,49 70,65 71,11 C 11,45 11,30 11,12 H — 18,05 17,77 0. Aus diesen Analysen geht hervor, dafs die flüssige Ölsäure aus älteren Sporen die Oxysäure der Ölsäure [(C^^^O^) aus frischen Sporen ist. Nachweis der Zugehörigkeit der flüssigen Öl- und Oxyölsäure zur Akrylsäurereihe bezw. Oxyakrylsäurereihe. I. Nach HübTs Methode 1 mittels alkoholischer Jodchlorquecksilber- lösung läfst sich auf die Zugehörigkeit der Fettsäuren zu den verschie- denen Säurereihen durch die gefundene Jodzahl schliefsen. 0,215 g flüssige Ölsäure wurden in einer etwa 200 com fassenden Glasstopfenflasche mit 10 ccm reinem Chloroform und 10 ccm einer 1. 2. Proz. Proz. c 70,46 70,98 H 10,94 11,50 » Dingler 's Pharm. Journ. Bd. 253, S. 281. Alfons Langer, über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 253 alkoholischen Jodchlorquecksilberlösimg versetzt und 2 Stunden bei öfterem Umschütteln sich überlassen. Die dunkelbraune Färbung ging in eine hellere über, 10 ccm JodchlorquecksUberlösung = 18,1 ccm Na^S203 - Lösung. 10,35 ccm NaaSgOg - Lösung = 0,127 g J. Zum Zurückmessen des nicht von der Ölsäure addierten Jods waren erforderlich 2,8 ccm Na^SgOg - Lösung = 0,0343 g J. Die anfangs zur Ölsäure hinzugegebene Menge Jod, welche in 10 ccm Jodchlorquecksilberlösung enthalten, betrug 0,2221 g J. Dem- nach hatte die Ölsäure 0,1878 g Jod aufgenommen. Folglich beträgt die Jodzahl 87,4. (0,215 g Ölsäure : 0,1878 = 100:x; X = 87,4.) Hieraus berechnet sich ein Jodgehalt des gebil- deten Jodids zu 46,62 Proz. Das Ölsäurejodid von der Formel C16H30J2O.2 besitzt einen Jodgehalt von .50 Proz. II. Von der Oxylycopodiumölsäure wurde das Bromid dargestellt und in diesem das Brom bestimmt. Zur ätherischen Lösung der Oxyölsäure wurde ätherische Brom- lösung allmählich gefügt bis zur konstanten schwachen Rötung. Zu Anfang trat sofort Entfärbung ein ohne Entwickelung von Brom- wasserstoff. Aus letzterem Verhalten zu schliefsen, gehört die Säure nur zu den zweifach, nicht vierfach ungesättigten Säuren. Nach Verdunstung des Äthers blieb eine gelblich weifse, salben- artige Masse zurück, welche in Äther, Alkohol, Chloroform, nicht in Petrolbenzin löslich war. Unter dem Mikroskop zeigten sich nadei- förmige Aggregate. Durch wiederholtes Lösen, Umschmelzen, Kry- stallisieren wurde sie bis zu konstantem Schmelzpunkt (63 bis 65 0) gebracht, so nahezu rein erhalten. Zur Brombestimmung wurde das vorstehend gewonnene Bromid durch Schmelzen mit Ätznatron zerlegt. Die alkoholische, mit Salpeter- säure übersättigte Lösung der Schmelze fällte ich mit in Alkohol ge- löstem Silbernitrat. 0,4625 g Bromid gaben 0,377 g AgBr = 34,70 Prozent. Br. Ci6H3QBr203 besitzt einen Bromgehalt von 37,20 Prozent. Die Vermutung, dafs die flüssige Lycopodiumölsäure und Oxyölsäure zur Akrylsäurereihe gehören, infolge der Löslichkeit ihrer Bleisalze in 254 AKons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Äther, wird durch die Hübl'sche Jodzahl wie durch den prozentischen (jrehalt an Brom zur Gewifsheit erhärtet. Um die Konstitution der flüssigen Ölsäure festzustellen, wurde . 1. zur Spaltung durch Schmelzen mit Ätzkali und Ätznatron geschritten, 2. zur Oxydation mit Kaliumpermangat in alkalischer Lösung. 1. Spaltungsprodukte der flüssigen Lycopodiumölsäure beim Schmelzen mit Ätzkali und Atznatron. Der Schmelzprozefs wurde dreimal vorgenommen ; und zwar kamen auf einen Gewichtsteil Ölsäure 8 bis 10 Gewichtsteile Ätzalkali. In allen drei Fällen wurde die Ölsäure in das geschmolzene Ätz- alkali allmählich unter Umrühren mit einem Silberspatel eingegossen, darauf längere Zeit die Schmelzung fortgesetzt. Operation I geschah mit Ätzkali über freiem Feuer: es resultierte eine braun gefärbte Masse; Operation II mit Atznatron über freiem Feuer: es resultierte hier desgleichen eine braun gefiirbte Masse; Operation III mit Ätzkali nicht über freiem Feuer, sondern im untersten Fache eines Lufttrockenschrankes ; zugleich wurde der Prozefs bereits nach einer Stunde unterbrochen : es resultierte eine in ihrer Hauptmasse gelbe Schmelze. Bei allen drei Schmelzprodukten w^urden die Fettsäuren mit Phosphor- säure frei gemacht ; es schieden sich bei I und II braun gefärbte feste, bei in gelb gefärbte salbenartige Säuren ab. Die Trennung der flüssigen flüchtigen Fettsäuren von den nicht flüchtigen festen Säuren geschah durch Destillation im Wasserdampfstrom. Hierbei wurden in allen drei Fällen geringe Mengen einer weifsen festen Saure mitgerissen. Zur Analyse gelangten die aus den Natronsalzen dargestellten Silbersalze der flüchtigen und nicht flüchtigen Fettsäuren. A. Mit Wasserdämpfen flüchtige Säuren. Operation I. Ätzkali. Mit Silbernitrat nicht fraktioniert gefällt. 1. 0,401 g Ag-Salz = 0,249 g Ag = 62,09 Proz. Ag. 2. 0,2093 g Ag-Salz ^ 0,1319 g Ag = 63,02 „ Ag = 0,121 g CO2 = 15,76 „ C = 0,0395 g H2O = 2,09 „ H. Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 255 Vergleichende Zusammenstellung. Berechnet aus Gefunden CsHgAgO., aH^AgO, C4H7Ag02 Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 02,55 (im Mittel) 64,67 59,66 55,38 Ag C 15,76 14,37 19,89 24,61 C H 2,09 1,79 2,76 3,59 H — 19,17 17,69 16,42 0. Hieraus ergibt sich, dafs das flüchtige Produkt des Schmelzprozesses entweder ein Gemisch aus Propion- und Essigsäure oder Butter- und Essigsäure ist. Der mittels Schwefelsäure und Alkohol aus dem Natronsalz durch Destillation dargestellte Athyläther der flüchtigen Säuren besafs den Geruch nach Athylacetat, jedoch nicht rein, wie es schien, war Athyl- butyrat beigesellt. Das erhaltene Destillat des Athyläthers wurde mit Atzkali verseift, die Seife zur Trockne verdampft. Das trockene Kalisalz gab, mit Arsen- trioxyd im Reagenzglase erhitzt, den Geruch nach Kakodyloxyd. Demnach erscheint der Schlufs, dafs das flüchtige Schmelzprodukt neben einer Säure mit höherem Kohlenstoffgehalt hauptsächlich aus Essigsäure besteht, gerechtfertigt. Operation II. Ätznatron. Fraktionierte Fällung mit Silbernitrat. Fällung a: Silbersalz. 0,4236 g = 0,2566 g Ag = 60,57 Proz. Ag = 0,279 g COo = 17,96 „ C = 0,094 g H2O = 2,47 „ H. Fällung b: Silbersalz. 0,094 g = 0,0568 g Ag = 60,42 Proz. Ag = 0,065 g CO2 = 18,85 „ C = 0,024 g H2O = 2,83 „ H. Die fraktionierte Fällung geschah dergestalt, dafs die alkoholische Lösung des Natronsalzes mit einer unzureichenden Menge Silbemitrat versetzt wurde und das Filtrat von neuem gefällt. 256 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Vergleichende Zusammenstellunsr. Operation I. Operation IL Berech; net aus Fällung a. Fällung b. C,H^Ag02 C^H^AgO., Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 62,55 60,57 60,42 64,67 55,38 Ag C 15,76 17,96 18,85 14,37 24,61 C H 2,09 2,47 2,83 1,79 3,59 H — — — 19,17 16,42 0. Aus den vorstehenden Resultaten folgt, dafs das flüchtige Schmelz- produkt von Operation I eine gröfsere Menge Essigsäure enthält als das Produkt von Operation IL Folglich war die Einwirkung von schmelzendem Atzkali über freiem Feuer eine tiefer greifende als von schmelzendem Atznatron. Mithin stellt die Essigsäure, zugleich in An- sehung der fraktionierten Fällung bei Operation II, nicht das direkte, sondern ein sekundäres Spaltungsprodukt der ursprünglichen flüssigen Ölsäure vor. Um das direkte Spaltungsprodukt möglichst unverändert zu ge- ■yNinnen, wurde Operation III unter den angegebenen Mafsregeln ein- geleitet. Hierbei vollzog sich die Spaltung nicht durch die Gesamt- menge der angewendeten flüssigen Ölsäure, vde aus der salbenartigen Konsistenz der nichtflüchtigen Säuren des Kolbeninhaltes zu schliefsen war. Operation III. Schmelzen mit Ätzkali. Xicht über freiem Feuer. Nicht fraktioniert mit Silbernitrat gefällt. Der aus dem Natronsalz dargestellte Äthyläther zeigte den reinen Geruch des Äthylbutyrats. Die ausgeschiedene freie Säure roch deutlich nach Buttersäure. Der Gehalt des Silbersalzes an Silber bestätigt den Charakter der flüchtigen Säure als Buttersäure. 0,2475 g Ag-Salz gaben 0,138 g Ag = 55,7 Proz. Ag. Berechnet aus C4H7Ag02: 55,38 Proz. Ag. Somit ist Buttersäure als das direkte Spaltungsprodukt bei der Einwirkung von schmelzenden Ätzalkalien auf die flüssige Ölsäure nach- gewiesen. Die Buttersäure darf ihrer Struktur nach als Isoverbindung bezeichnet werden, da die Säure bei weiterer Einwirkung in Essigsäure zerfällt. Ferner findet dieser Schlufs Unterstützung durch das erhaltene flüchtige Allons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 257 Oxydatiousprodukt der flüssigen Ölsäure mit Kaliumpermanganat: der Isocapronsäure. (cfr. Abschnitt Flüchtige Oxydationsprodukte.) B. Mit Wasserdämpfen nicht flüchtige Säuren. Die braun gefärbten festen Spaltungsprodukte wurden in ätherischer Lösung mit frisch ausgeglühter Tierkohle, welche noch warm in die Lösung gebracht wurde, entfärbt. Die Entfärbung gelang vollkommen. Bei allen drei Operationen resultierten weifse, feste, in Nadeln krystallisierende Säuren, deren Schmelzpunkte nach Reinigung mit heilsem Wasser und Alkohol bei 42 bis 430 lagen. Die von den Wasserdämpfen bei der Destillation mit übergerissenen weifsen Flocken schmolzen bei 440. Der Äthyläther des festen Spaltungsproduktes stellte ein Öl vor, das sich bei 2120 unter gewöhnlichem Atmosphärendruck zersetzte. Operation I. Ätzkali. Nicht fraktioniert mit Silbernitrat gefällt. a. Analyse der freien Säure. (Schmelzpunkt 42,5 bis 430.) 1. 0,1792 g = 0,4842 g CO2 = 73,68 Proz. C H. C H- Zusammenstellung. 1. 2. Mittelzahlen. Proz. Proz. Proz. C 73,68 73,83 73,75 C H 11,87 11,70 11,79 H — — 14,46 0. ß. Analyse des Silbersalzes. 1. 0,2266 g = 0,076 g Ag = 33,54 Proz. Ag = 0,4153 g CO2 = 49,99 „ C = 0,1595 g HgO^ 7,82 ., H. 2. 0,2156 g = 0,071 g Ag = 32,93 „ Ag = 0,3924 g CO2 = 49,64 „ C = 0,155 g H..0 = 7,98 „ H. 3. 0,444 g = 0,147 g Ag = 33,10 „ Ag. Arch. d. Phaim. XXVU. Bds. U. Heft. 17 = 0,1915 g HgO = 11,87 2. 0,181 g = 0,49 g CO2 = 73,83 = 0,1907 g HO2 = 11,70 258 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. Zusammenstellung. 1. 2. 3. Mittelzahlen. Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 33,54 32,93 33,10 33,19 Ag C 49,99 49,64 — 49,82 C H 7,82 7,98 — 7,90 H — — — 9,09 0. Operation U. Ätznatron. Fraktionierte Fällung mit 8ilbernitrat. a. Analyse der freien Säure. (Schmelzpunkt 43 o [nicht fraktioniert gefällt]). 0,176 g = 0,477 g CO2 = 73,92 Proz. C = 0,194 g H2O = 12,24 „ H. ß. Silbersalz. Zu 1,0g des Natronsalzes wurde gefügt: a) 0,34 g Sili)ernitrat ; zum Filtrat: 1^) 0,38 g Fällung a. Silbersalz. 1. 0,2.565 g = 0,0897 g Ag = 34,97 Proz. Ag = 0,431 g C02= 4.5,83 ,. c = 0,162 H2O = 7,02 ,. H. 2, 0,1898 g = 0,0673 ff Ag = 35,46 .. Ag := 0,316 ff C0.2=r 4.5,41 . C = 0,117 ff HgO^ 6,85 .. H. Zusammenstellung. 1. 2. ■Mittelzahlen. Berechnet aus Ci2H2sAg02 Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 34,97 35,46 35,21 35,18 Ag C 45,83 45,41 45,62 46,90 C H 7,02 6,85 6,93 7,49 H — — 12,24 10,43 0. Fällung b. Silbersalz. 0,1826 g = 0,0609 g Ag = 33,36 Proz. Ag = 0,3205 g C02= 47,87 .. C = 0,1243 g HgO^ 7,56 „ H. Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 2. 0,2187 g = (fehlt) Proz. Ag = 0,376 g C0.2= 46,90 ^ C = 0,147 g HgO^: 7,47 „ H. 259 Zusammenstellun g von Operation I und II. Operat. I. Operat. II. Bereclinet aus Schmelzi)unkt 43,5 o Mittelzahlen Mittelzahlen Proz. Proz. Proz. 73,75 73,92 72,00 C H 11,79 12,24 12,00 H 14,46 — 16,00 0. Nicht Fraktioniert Berechnet Mittelzahlen von Operat. 11. fraktion. gefällt Fällung b. fraktioniert gefällt gefäUt Fällung a. aus Cl2H23Ag02 Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 33,19 35,21 35,18 Ag 33,36 Ag C 49,82 45,62 46,90 C 47,39 C H 7,90 6,93 7,49 H 7,51 H 9,09 12,24 10,43 0. 11,74 0. Da die erhaltene feste Säure bei 430 schmolz, einen ölartigeu, unter gewöhnlichem Atmosphärendruck nicht destillierbaren Athyläther gab, in Nadeln krystaUisierte, so wurde sie als Laurinsäure betrachtet, welcher eine geringe Menge uiizersetzter ursprünglicher Ölsäure bei- gemischt war. Die fraktionierte Fällung bestätigt diese Ansicht. Somit sind die Spaltungsprodukte der Einwirkung von schmelzenden Ätzalkalien auf die flüssige Lycopodiumölsäure (CieH3o02) indentifiziert mit Isobuttersäure und Laurinsäure. 2. Oxydationsprodukte der flüssigen Lycopodiumölsäure. I. 15,0 g flüssige Ölsäure wurden, in überschüssiger wässeriger Kalüauge gelöst, mit Kaliumpermanganat in bekannter Weise oxydiert. Nach Abscheidung der Oxydationsprodukte aus ihren Kaliumverbindungen mittels Phosphorsäure wurde im Wasserdampfstrome destilliert. Es resultierten dabei mit Wasserdämpfen flüchtige flüssige und nichtflüchtige, feste Säuren, welche als braungefärbter Kuchen im Destilllationskolben zurückblieben. Die Oxydation geschah zunächst unter Anwendung von Wärme. 17* 2(J0 Allous Langer, Über Bestaudteile der Lyco[)odiumsporeii. A. Flüchtige Säuren. 500 ccm des wässerigen Gesamtdestillates, welches zu 3 ] auf- gefüllt war, erforderten zur Sättigung 3,4 ccm normale Kalilauge. Die zurückbleibenden 2500 ccm des Destillates wurden ziu- Über- führung in das Natronsalz mit 3,4.5 =17 ccm normale Natrium- carbonatlösung gesättigt und eingedampft. Nach dem Trocknen bei 100 bis 1100 betrug das Gewicht des Natronsalzes 2,345 g. Hieraus berechnet sich das Molekulargewicht des flüchtigen Oxydations- produktes, falls dieses ein einheitlicher Körper ist, zu 116. Denn: 17 ccm normale Na2C03-Lösung = 0,391 g Na. Gewicht des Natronsalzes = 2,345 g Gewicht des zur Sättigung erforderlichen Natriums = 0,391 g Freie flüchtige Säure = 1,954 g 0,391 : 1,954 = 23 : x ; x = 115. 115 + 1 Gewichtsteü Wasserstoffe 116. Molekulargewicht, berechnet aus CßHi202 — H*^- Das Natronsalz des flüchtigen Oxydationsproduktes gab Niederschläge mit Silbernitrat, Kupfersulfat, Bleinitrat, Kaliumchlorid; keinen Nieder- schlag gab es mit Baryumnitrat. Die aus dem Natriumsalz mittels Phosphorsäure befreite Säure war spezifisch leichter als Wasser; unlöslich in Wasser, vom Geruch der Capronsäure. Sie besafs einen Siedepunkt von 1970 (unkorrigiert). (Isobutylessigsäure siedet bei 199,70.) Zink- acetatlösung fällte sie krystallinisch. Mit Weingeist und Schwefelsäure gab sie den charakteristischen Geruch des Äthylcapronats. Silbersalz des flüchtigen Oxydationsproduktes. Fraktionierte Fällung. Fällung a. Zu 1,0 g Natriumsalz wurden 0,01 g Silbernitrat gesetzt. Fällung b. Zum Filtrat von a 0,57 g Silbernitrat. Analyse des Silbersalzes von Fällung a. 1. 0,2486 g = 0,1218 g Ag = 48,99 Proz. Ag = 0,285 g 00-2= 31,27 „ C = 0,108 g E..fi=: 4,83 „ H. 2. 0,189 g = 0,093 g Ag = 49,20 „ Ag = 0,221 g 00.3= 31,89 „ C e 0,085 g H20= 4,99 „ H. 3. 0,207 g = 0,1015 g Ag = 49,03 „ Ag. ALfons Lanpjer, Über Bestandteile der Lycnpodiurasporen. 261 Analyse des Silbcrsalzes von Fiillunc- 1). 0.2333 £r = 0.11', g As; = 49,29 Proz. Ag = 0,272 g C0.2 = 31,79 ,. C = 0,1095 g HoO= 5.21 .. H. Z u s am m e n s t e 1 1 u n i,'. Fällung a Fällung 1). Mittel- zalilen. Berechnet aus 1. 2. 3. CgHiiAgO.^ Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 48,99 49,20 49,03 49,29 49,13 48,43 Ag C 31,27 31,89 — 31,79 31,65 32,28 C H 4,83 4,99 — 5,21 5,01 4,93 H — — — — 14,21 14,36 Hiernach unterscheidet sich Fällung b nicht von Fällung a. Folg- lich ist das flüchtige Oxj'dationsprodukt der Lycopodiumölsäure ein ein- heitlicher Körper und mit Capronsäure. und zwar Isobutylessigsäure, identifiziert, da sein Siedepunkt bei 1970 (unkorrigiert) gefunden wurde. B. Nichtflüchtige Oxydationsprodukte. Der braungefärbte Fettsäurekuchen im Destillierkolben wurde wiederholt in heifsem Wasser umgeschmolzen und mit Tierkohle ent- färbt. Das Produkt zeigte keine KrystaUform . der Schmelzpunkt lag anfangs bei 44 bis 700, dann bei 48 bis 700. Silbersalze der nichtflüchtigen Oxydationsprodukte. Fraktionierte FäUung mit Silbernitrat. Fällung a. In Anbetracht, dafs die flüchtigen Säui-en nur aus Capronsäure bestanden, folglich eine Säure von 10 Atomen Kohlen- stoff das nichtflüchtige Oxj^dationsprodukt bilden müfste, wairden zu 0,8 g des Natriumsalzes 0,32 g Silbernitrat gefügt. Fällung b. Das Filtrat von a erhielt die gleiche Menge Silber- nitrat. Analyse des Silbersalzes von Fällung a. 1. 0,423 g = 0,1475 g Ag = 34,87 Proz. Ag = 0,628 g C02= 40.49 .. C = 0,253 g H.,0= 6,64 „ H. 262 Alfons l^anger. Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 2. 0,178 g = 0,062 g Ag = 34,83 Proz. Ag = 0,269 g CO2 =41,22 „ C ^ 0,1075^ U^0= 6,71 „ H. Analyse de.s Silbersalzes von Fällung b. 0,0573 g = 0,0168 g Ag = 29,32 Proz. Ag = 0,103 g CO2 = 49,02 „ C = 0,0445 g H20= 8,63 ,, H. Z u s :i m m e n s t e 1 1 u n g. Fällung a. 31ittelzahlen. Fällung 1. 2. ' Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 34,87 34,83' 34,85 29,32 C 40,49 41,22 40,86 49,02 H 6,64 6,71 6,67 8,63. Da die vorstehenden Resultate mit den Prozentgehalten keiner bekannten Säure übereinstimmten, aufserdem der Schmelzpunkt der ein- zelnen, zum mindesten zweier Säuren (wie die fraktionierte Fällung zeigt) nicht bestimmt war, Avurde eine zweite Oxydation der flüssigen Ölsäure vorgenommen. II. Während die erste Oxydation innei-halb zweier Tage unter Anwendung von Wärme vollzogen wurde, blieb diesmal Wärmezufuhr ausgeschlossen. IMit dem Zusatz einer selir verdünnten Kaliura- permanganatlösung zur ätzalkalischen Lösung der flüssigen Ölsäure wurde erst nach Verlauf von 14 Tagen aufgehört, und zwar, als die grüne Farbe des Kaliummanganats erst nach mehreren Stunden verschwand. Bei der Ühersättigung mit Phosphorsäure nach Filtration schieden sich weifse Flocken ab. Die Trennung der flüchtigen Produkte von den nichtflüchtigen wurde wie bei I durch Destillation im Wasserdarapf- strome vollzogen. Obgleich ebenfalls 15,0 g flüssige Ölsäure in Arbeit genommen waren, resultierten diesmal nur 0,87 g Capronsäure, welche an ihrem Äthyläther wie ihrer Unlöslichkeit in Wasser erkannt wurde, Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 263 gegenüber 2,3G04 g Capronsäure bei der ersten Oxydation. Zugleich zeigten die nichtflüchtigen Säuren im Destillationskolben ein anderes Aussehen. Beim Erkalten schied sich oberhalb der Flüssigkeit eine feste, krystallinische, gelbliche Masse ab — am Boden lagen weifse Flocken. Die oberhalb befindliche Säure löste sich nicht in heifsem Wasser. Obschon ihr Schmelzpunkt bei 103 bis 1040 lag, war sie bei der Destillation im Dampfstrom im siedenden Wasser geschmolzen. Diese Säure, welche kein einheitlicher Körper zu sein schien, wurde mit Äther maceriert. Sie löste sich zum Teil darin imter Hinterlassung eines grauweifsen, pulverigen Rückstandes. Der in Äther gelöste Teil {= Z) des Fetisäuregemisches begann bei 20 zu schmelzen. Der grauweifse pulverige Rückstand (= Y), schwer löslich in Äther, leicht in Alkohol, Schmelzpunkt bei 1130, stellte die gröfste G-ewichts- menge der erhaltenen Oxj'dationsprodukte vor. Die weifsen Flocken (= X) des Bodens wurden von Z und Y durch Dekantieren vorsichtig getrennt, mit heifeem Wasser und Äther behandelt. Geschmolzen zeigten sie nach dem Erstarren unter dem Mikroskop kleine Schüppchen, deren Schmelzpunkt bei 1160 lag. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dafs die zweite Oxydation einen scheinbar anderen Verlauf genommen als die erste, bei welcher fast ausschliefslich die Endoxydationsprodukte hervorgegangen waren, während hier gerade das Zwischenoxydationsprodukt in gröister Menge erhalten wurde. Die Fettsäure Z erwies sich als ein Gemisch von Y und unoxydierter flüssiger ursprünglicher Ölsäure. Analyse des Silbersalzes der Säure X. Schmelzpunkt 1160, J. 0,1605 g = 0,059 g Ag = 36,76 Proz. Ag = 0,233 g C0.2 = 39,59 „ C = 0,095 g H2O = 6,57 ,, H. 2. 0,11 g = 0,0405 g Ag = 36,82 „ Ag = 0,161 g CO2 = 39,92 „ C = 0,064 g HoO = 6,46 „ H. 264 Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporeu. Zusammenstellung. Berechnet aus 1. 2. Mittelzahlen. CioHigAgOg Monoxycaprinsäure. Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 36,76 36,82 36,79 36,61 Ag C 39,59 39,92 39,76 40,68 C H 6,57 6,46 6,5] 6,44 H — — 16,94 16,27 0. Analyse der freien Säure Y (Hauptmenge). Schmelzpunkt 1130. 0,1095 g = 0,268 g CO2 = 66,75 Proz. C = 0.112 g H.2O = 11,37 „ H. Analyse des Silbersalzes der Säure Y. 1. 0,2944 g = 0,0814 g Ag = 27,65 Proz. Ag. 2. 0,19 g = 0,052 g Ag = 27 ,36 ,. Ag = 0,329 g CO., = 47 ,22 . c = 0,128 g H.2O = 7 ,48 .. H. 3. 0,1356 g = 0,037 g Ag = 27,28 . Ag = 0,2375 g CO2 = 47 ,77 „ c = 0,112 g HoO = 9,17 ,. H. Z^ a s am m e n s teil u u g. 1. 2. 3. Mittel - zahlen. Berechnet aus Dioxypal mitinsäure. Proz. Proz. Proz. Proz. Proz. Ag 27,65 27,36 27,28 27,43 27,27 Ag C — 47,22 47.77 47,49 48,48 C H — 7,48 9,17 8,32 8,08 H — — 16.76 16.17 0. Zusammenstellung der nicht flüchtigen Produkte von Oxydation I und IL Oxydation L • Oxydation EE. Berechnet aus Fällung a. Säui'e X. Schmelzpunkt IKiO. CioHigAgOg Oxycaprinsäure. Proz. Proz. Proz. Ag 34,85 .36,79 36,61 Ag C 40,86 39J6 -10,68 C H 6,67 6,51 6,44 H — 16,94 16,27 0. Alfons Langer, Über Bestandteile der Lycopodiumsporen. 265 Oxydation L Oxydation ^ ■ Säure ^ FäUung b. Schmelzpunkt Proz. Proz. n. Berechnet aus Ci6H29(0H).3Ag02 1130. Dioxypalmitinsäure. Proz. Ag 29.32 49,02 27,43 47,49 27,27 Ag 48,48 C H 8,63 8,32 16,76 8,08 H 10,17 0. Gefundei freie Säure Schmelzpunkt Proz. 1 Berechnet aus Y. C,eH3o(OH)202 1130. Dioxypalmitinsäure. Proz. C 66,75 H 11,37 — 00,66 C 11,11 H 22,23 0. Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dafs bei der ersten Oxydation dieselben Produkte vne bei der zweiten entstanden waren, nur gelang bei No. T nicht, dieselben durch Fällung mit Silberaitrat scharf zu trennen; ferner, dafs die Oxydationsprodukte der flüssigen Lycopodiuraölsäure smd : a) Isocapronsäure (Isobutylessigsäure). b) Monoxycaprinsäure, c) Dioxypalmitinsäure (als Zwischenprodukt); dafs bei der ersten Oxydation die Oxydation eine tiefer greifende war als bei der zweiten: weil bei No. I eine grofse Menge Isocapronsäure und eine geringe Menge Diox.ypalmitinsäure — dagegen bei No. II eine grofse Menge Dioxjq^almitinsäure und eine geringe Menge Isocapronsäure erhalten worden war. Folglich mufs Dioxyi^almitinsäure das erste Oxydationsprodukt sein, welches bei der Einwirkung von Kalium- permanganat auf die flüssige Ölsäure entsteht, und welches bei fort- schreitender Oxydation in Isocapronsäure und Monoxycaprinsäure zerfäUt. Um diesen Zerfall der erhaltenen Dioxypalmitinsäure nachzuweisen, ^vurde ein Teil derselben von neuem für sich der Oxydation in ätzalka- lischer Lösung mit Kaliumpermanganat unterworfen. Es entstand als flüchtiges Produkt Isocapronsäure, erkannt sowolil an dem ihr eigen- tümlichen charakteristischen Gerüche wie dem ihres Äthyläthers und an ihrer Unlöslichkeit in Wasser. Im Destillierkolben hinterblieben als nicht flüchtiges Oxydationsprodukt weifse Flöckchen, welche im siedenden Wasser nicht schmolzen; iln- Schmelzpunkt lag über 100 0, bei 1600 waren sie zersetzt. (Schlufs folgt.) 266 Tl. Droser. Über saures Nikotintartrat, Aus dem Laboratorium für experimentelle Pharma- kologie zu Strafsburg. Über saures Nikotintartrat. \'on Dr. med. H. D res er, erster Assistent des pharmakologischen Instituts. Fol- die Zwecke der exi>erimentellen Pharmakologie ist ein wohl krystallisiertes und haltbares Salz des Nikotins als Ersatz für die leicht verharzenden und braun werdenden Lösungen des freien Alkaloides sehr wünschenswert. Da sämtliche bekannteren einfachen Nikotin- salze nur sehr schwierig krystallisieren imd aufserdem der Gehalt der zu verwendenden Lösungen dadurch sich nicht ganz sicher angehen läist. versuchte ich das Nikotin mit Weinsäure zu verbinden, um eine leicht krvstallisierende Verbindung zu erhalten, was mir in der That gelang. Wälirend ich mit der Untersuchung dieses neuen Salzes beschäftigt war, begegnete ich bei der Durchsicht der Litteratur über Nikotinsalze folgender Notiz von W. Posselt und L. Reimann: i „Nikotin mit Weinsäure neutralisiert und an der Luft verdunstet, gab eine undeut- liche, körnig krv'stallinLsche Masse, die leicht in Wasser löslich war." Sonstige Angaben und anaMische Daten teilen Posselt und Reim an n über ihr Salz weiter nicht mit. Das von mir dargestellte Nikotintartrat, welches ich in schön weifsen, zu Büscheln verwachsenen Krystall- nädelchen erhielt, ist indessen mit demjenigen von Pos seit und Rei- mann nicht identisch, da es nicht neutral, sondern sauer reagiert. Sucht man in wässeriger Lösung aus Nikotin und Weinsäure krj-stalli- sierende Verbindungen zu erhalten, so wird man nur schwer und unvoll- kommen reüssieren. In Anbctraclit, dafs die sauren Weinsäuren Salze des Kaliums und Ammoniums in Alkohol noch l)eträchtlich schwerer löslich sind als in Wasser, nahm ich die Bildung des sauren Nikotin- tartrats in alkoholischer Lösung vor unter Einhaltung folgender Darstellungsweise: Zu der freien, unverdünnten, flüssigen Base wurde eine heil's konzentrierte, filtrierte, alkoholischr Weinsäiu-elösung zu- gesetzt, wobei sich das saure Tartrat bald als ^ =>_ ~498 100,00 Proz. 100,20 Proz. Wasserfreies saures Nikotintartrat verlangt an Nikotin 35,06 Proz. aus Bestimmung III 34,55 „ Differenz — 0,51 Proz. Ein anderes Nikotinsalz, das Nikotinpikrat, war in AYasser zu schwer löslich (desgl. auch in Alkohol), um für experimentelle Zwecke bequem verwendbar zu sein. Bei der Destillation des Nikotins aus dem Pikrat im Dampfstrom und Neutralisation des Destillates mit titrierter Säure erhielt ich aus 0,4285 Nikotinpikrat 0,1809 Nikotin = 42,21 Proz. Ein aus 1 Molekül Pikrinsäure und 1 Molekül Nikotin zusammengesetztes Nikotinpikrat verlangt . . . = 41,43 ., Dilierenz = 0,78 Proz. Bei dem Destillationsverfahren bekam ich durch Zersetzung des Nikotins gelegentlich Diiferenzen von -f- 3 Proz. ; man kann sich daher nur ungefähr mittels dieser Methode über den Nikotingehalt eines Salzes orientieren. Versuche mit dem primären Nikotintartrat am Frosch zeigten, dafs die Wirkungen dieses Alkaloids während der Darstellung des Salzes keine Änderung erlitten hatten, da die stai-ke Anregung der Haut- sekretion durch starkes Schäumen der Haut, die Wirkung auf das -270 K. Thümmel, über Ammoniumbromid. Centralnen^ensystem durch aufgeregtes Umherspringen, klonische Zuckungen und Krämpfe, sowae die zum Teil auf Erregung der motorischen Nervenendigungen beruhenden fibrillären Muskelzuckungen eklatant zu beobachten waren. Die Fabrikation des Nikotintartrats für den Handelsbedarf hat bereits das Haus E. Merck in Darmstadt aufgenommen. Mitteilung aus dem pharmaceutisclien Institut der Universität Breslau. Über Ammoniumbromid. Von K. Thümmel- Breslau. Im Februarheft d. J. d. Zeitschrift S. 120 tritt Herr Dr. Bosetti meiner Angabe, i dafs sich bei der Einwirkung von Brom auf Ammoniak keine sauerstoffhaltige Verbindung büde. entgegen. Die durch verdünnte Schwefelsäure in einem Gemisch von Brom und Ammoniakflüssigkeit entstehende Gelbfärbung ist mir bekannt. Ich kann diese Erscheinung aber nicht als einen Beweis für das Vorhandensein einer „sauerstoffhaltigen" Vei-bindung ansehen, sondern mufs dieselbe aus nachstehenden Gründen dem Vorhandensein von Brombromammonium zuschreiben. 1. Trägt man Brom langsam und unter Kühlung in etwa 30proz. Ammoniaklösung ein, so tritt, wenn etwa die Hälfte des Ammoniaks zersetzt ist, auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure im Überschufs keine Gelbfärbung ein. Dies geschieht jedoch, sobald mit dem Bromzusatz weiter fortgefahren wird, besonders gegen das Ende der Operation. Gelbfärbung durch verdünnte Schwefelsäure erhält man andererseits von vornherein, wenn mit verdünntem Ammoniak und Bromwasser operiert wird. Mithin hängt die Erscheinung lediglich von der Konzentration der Komponenten ab, bei welcher die Einwirkung der beiden auf ein- ander je eine lebhaftere oder trägere ist. 2. Läfst man ferner die durch verdünnte Schwefelsäure gelb werdenden Lösungen ein bis mehrere Stunden (verdünntere länger als 1 Archiv d. Pharm. 1888, p. 1126. K. Thüuimel, Über Aminouiuiubromid. 271 konzentrierte) bei .hitzen von Ecgonin mit ;'-Isatropasäureanhydrid und Wasser im Wasserbade und Behandeln des so erhaltenen Isatropylecgonins in methylalkoholischer Lösung mit Salzsäuregas. Auf dieselbe Weise erhielt Lieber mann aus Ecgonin und Anis- säureanhydrid zunächst das Anisylecgonin und dann das Anisyl- cocain. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, 22, p. 130.) Wie H. Frankfeld feststellte, befindet sich unter den Neben- alkaloiden des Cocains auch Cinnamylcocain, und zwar in nicht unbeträchtlicher Menge. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, 22, p. 133.) Über Creolin. Th. Weyl hat die beiden Creoline, welche zur Zeit in heftiger Fehde um den besten Markt ringen, einer genauen Unter- suchung unterworfen und folgendes interessante Ergebnis erhalten: Artmana Jeyes (Pearsonj Kohlenwasserstoffe 84,9 Proz. 56,9 Proz. Phenole 3,4 . 22,6 . Säuren 1,5 _ 0,4 Natrium 0,8 _ 2,4 „ Die Unterschiede in der Zusammensetzung beider Präparate treten sehr deutlich hervor. Das Verhältnis der Phenole zu dem Kohlenwasser- stoffe ist bei Artmann gleich 1 : 25, bei Jeyes gleich 1 : 2,5. Die beiden Creoline haben hiernach nicht viel mehr als den Namen gemeinsam. Verfasser macht noch folgende nicht unberechtigte Bemerkung: „Die Darstellung beider Präparate wird von ihren Herstellern geheim gebalten. Trotzdem finden diese Creoline medi- zinische Anwendung, ohne dafs die Zusammensetzung dieser keineswegs ungiftigen Geheimmittel genügend fest- gestellt wäre." (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, 22, p. 138.) Untersuchungen über Silicium und Bor. Nach einem von L. Gatter- mann in Gemeinschaft mit Harris und Maisch ausgearbeiteten Verfahren lassen sich diese Elemente, sowie ihre Halogenderivate, welche bisher nicht gerade einfach darzustellen waren, leicht und billig in gröfseren Mengen gewinnen. Die Methode beruht auf der Verwendung des Magnesium pul vers als Reduktionsmittel, während der Reduktion einfach Quarzsand oder Borax unterworfen werden. Silicium und Siliciummagnesium. Erhitzt man feingepulverten und getrockneten Quarzsand mit Magnesiumpulver im Verhältnis der Gleichung : SiOa + 4Mg = SiMga + 2MgO, 80 erfolgt Reduktion unter intensiver Lichterscbeinung. Das bläuUche halbgeschmolzene Siliciummagnesium, welches so erhalten wurde, entwickelt mit Salzsäure sofort Siliciumwasserstoff, welcher sich in be- kannter Weise an der Luft entzündet. Zur Darstellung von Silicium erhitzt man ein inniges Gemenge von 10 g Magnesiumpulver nait 40 g gepulvertem und gut getrocknetem 18* 276 Über die Bildung von Zuckersäure als Reaktion auf Dextrose. Sand in einem nicht zu dünnwandigen Reagenzrohre von 2 bis 3 cm Weite und 15 cm Länge, welches man zunächst der Länge nach mäfsig vor- wärmt und dann unter Drehen des Rohres mit der Stichflamme kräftig erhitzt. Das Reaktioasprodukt ist eine grauschwarze Masse , die sich leicht aus dem Rohre entfernen, pulverisieren und zur Darstellung der verschiedensten Siliciumpräparate verwenden läfst. Will man z. B. krystallisiertes Silicium gewinnen, so bringt mau das Reaktions- produkt in einen Tiegel, drückt einige Stücke Zink hinein und erhitzt, nachdem man den Tiegel mit Lehm verschlossen hat, in einem mäfsigen Kohlenfeuer nicht über den Siedepunkt des Zinks. Beim Auflösen des Zinks in verdünnter Salzsäui-e hiuterbleiben dann die schönen, stahl- blauen Nadeln des krystallisierten Siliciums. Siliciumchlorid, Siliciumtetrabro mid. Siliciumchlorid wird leicht erhalten, indem man über das erwähnte Reaktionsprodukt unter mäfsigem Erwärmen Chlorgas leitet. Auf analoge Weise wurde SiBr4 dargestellt, und auch SiJ4, Avobei stärker erhitzt werden mufste, da das Jod in Folge seiner schwachen Aftinitäten sich schwieriger mit dem Siücium verbindet, als die beiden anderen Halogene. Siliciumchloroform. Zur Darstellung des Siliciumchloroforms SiHCls wurde das Reduktionsprodukt zunächst durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure von dem beigemengten Magnesiumoxyd befreit, dann gut abgewaschen, getrocknet und darauf trockenes Salzsäuregas hinüber- geleitet und das SiHCls durch fraktionierte Destillation — es siedet bei 35 bis 37*^ — rein erhalten. Ähnlich wurde das Siliciumbromoform SiUBrj erhalten. — Durch Einwirkung A'on Ammoniak auf das Siliciumchloroform hofft Gattermann, zur Siliciumbl ansäure SiNH zu gelangen. Bor. Zur Darstellung von Bor bringt man in einen hessischen Tiegel ein Gemisch von 1 Teil Magnesiumpulver und 2 Teilen geschmolzenem und fein pulverisiertem Borax, bedeckt behufs Abschlufs der Luft mit einer Schicht Borax, verschliefst den Tiegel mit Lehm und erhitzt kurze Zeit in einem Kohlenfeuer. Das Produkt wird mit heifsem Wasser ausgelaugt und zur Entfernung des Magnesiumoxydes mit konz. Salzsäure ausgekocht. Man filtriert, wäscht gut aus und trocknet auf dem Wasserbade. Das erhaltene graubraune Reduktionspi'odukt enthält neben Bor als Haupt- bestandteil noch Borstickstotf und Magnesiumverbindungen. Erhitzt man mit Aluminium im Kohlentiegel, so erhält man gra fitartiges Bor in schönen sechsseitigen Tafeln. Bortrichlorid läfst sich aus dem rohen Bor leicht erhalten durch Überleiten von Chlor unter schwachem Erwärmen. Von beigemengtem Chlor wird es leicht befreit durch Schütteln in der Kälte mit etwas Queck- silber. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, 22, p. 186.) Über die Bildung von Zuckersäure als Reaktion auf Dextrose berichten R. Gans und B. ToUens. Früher begnügte man sich, wenn eine pflanzliche Substanz direkt oder nach dem Erwärmen mit etwas verdünnter Säure Fehling'sche Lösung reduzierte, mit dem Aus- spruche, dafs „Traubenzucker" vorhanden bezw. entstanden sei. Jetzt mufs man zunächst ermitteln, ob wirklich Kohlehydrat vorhanden ist, was durch die von To Ileus festgestellte Thatsache erwiesen wird, dafs alle wahren Kohlehydrate beim Erhitzen mit Salzsäure Lävulinsäure liefern. Als Reaktion auf Galaktose dient die Bildung von Schleimsäure bei der Oxydation mit Salpetersäure. Die Verfasser stellten nun fest, dafs als spezitisches Oxydationsprodukt der Dextrose die Zuckersäure auftritt und hierdurch mit Bestimmtheit die Präexistenz von Dextrose zu erweisen ist. — Sie fanden ferner, dafs bei der Oxydation von Raffinose Zuckersäure erhalten wurde, wodui'ch die Quitten- und Salepschleim. — Schwefelmetalle und Schwefel. "277 Anwesenheit von Dextrose in der Raffinose erwiesen ist. Die Raffinose ist zusammengesetzt aus Galaktose, Lävulose und Dextrose. (Liebig's Annalen d. Chemie 1889, 219, p. 215.) Quitten- und Salepschleim. Nach denselben Verfassern enthält der Quittenschlfim weder Dextrose, noch Lävulose oder Galaktose, dagegen Arabiuose, Holzzucker oder einen diesen nahestehenden Körper, wie die Furfuramiilreaktiou bewies. Einstweilen konnten allerdings die verhältnis- mäfsig leicht krystallisierenden Stoffe Arabinose und Holzzucker nicht gewonnen werden. Der Salepschleim enthält weder Galaktose noch Arabinose, wohl aber Dextrose und höchst wahrscheinlich Hannos e; er unterscheidet sich somit wesentüch vom Quittenschleim. (Liebig's Annalen d. Chemie 1889, 249, p. 245.) Gärungsversuche mit verschiedenen Zuckerarten stellten W. E Stone und B. Tollens an. Im allgemeinen wird die alkoholische Gärung als eine charakteristische Eigenschaft der wahren Zuckerarten, speziell der Glykosen, betrachtet, obgleich diese Frage in manchen Punkten noch unentschieden ist. Dextrose und Lävulose sind be- kanntlich leicht vergärbar, wohingegen die Angaben über Galaktose sich widersprechen und Sorbin (Sorbose) meist als nicht gärungsfähig beschrieben wird. Verfasser fanden, dafs die Galaktose mit Bierhefe und Nährlösung annähernd ebenso vollständig vergärt wie Dextrose, wenn auch langsamer. Auch Sorbose gärt mit gewöhnlicher Bierhefe, wenn auch langsamer und weniger vollständig. Arabinose gärt mit Bierhefe und Nährlösung sehr langsam und unvollständig. Milchzucker hat noch schwächere Gärung als Arabinose. Nach ihrer gröfseren oder geringeren Gärungsfähigkeit folgen sich: Dextrose, Lävulose, Galaktose, Sorbose (Arabinose, Milchzucker). (Liebig's Annalen d. Chemie 1889, 249, p. 257.) Über die Verwandtschaft der Schwermetalle zum Schwefel. Vor langer Zeit hatte E. F. Anthon eine Abhandlung über die Einwirkung von Metallsalzlösung auf die Sulfide der Metalle veröffentlicht und gezeigt, dafs die unlöslichen Sulfide imstande sind, Lösungen der Metalle in Sulfide überzuführen, indem sie selbst in die löslichen Salze übergehen. Er erhielt z. B. durch Einwirkung von Schwefelkupfer auf Silbernitrat Schwefelsilber und Kupfernitrat, welches in Lösung ging. Auf diese Weise konnte er die Metalle derart in eine Reihe ordnen, dafs das Salz eines Metalles das Sulfid des nächstfolgenden zersetzt, sein Sidfid aber vom Salze des vorhergehenden Metalles zerlegt wird. So z. B. gibt Silbernitrat und Schwet'elkupfer Schwefelsilber und Kupfernitrat: CuS + 2AgN03 = AgoS + Cu(N03)2, dagegen wird Schwefelsilber durch Quecksilberchlorid zerlegt: AgsS + HgCla = HgS + 2AgCI. Diese Untersuchungen hat E. Schürmann von neuem aufgenommen imd über eine Reihe von Metallen ausgedehnt. Er hat das Resultat gewonnen, dafs beim Ordnen der Metalle in oben erwähnter Weise die Verwandtschaft der Schwermetalle zum Schwefel, aus der Beständigkeit der Sulfide abgeleitet, vom Palladium zum Mangan in nachstehen der Reihenfolge abnimmt: Palladium, Quecksilber, Silber, Kupfer, Wismut, Cadmium, Antimon, Zinn, Blei, Zink, Nickel, Kobalt, Eisen, Arsen, Thallium und Mangan. (Liebig's Annalen d. Chemie 1889, 249, p. 326.) 0. J. 278 Wasser. Nahrnng's-, Genarsmittd, Gesundheitspflege. Wasser. Der ^'e^ein schweizerischer analytischer Che- miker hat in der Sitzung vom 29. September 1888 Beschlüsse gefafst, welche die Vorschriften zur Probenahme, die Methoden der Untersuchung und die Normen für die Beurteilung von Trinkwasser betreffen: Die Sinneuprüfung soll weder ausgesprochene Färbung noch Trübung, weder Geruch noch fremden Geschmack des Wassers zeigen. Durch die mikroskopische Prüfung sollen keine lebenden Infusorien nachgewiesen werden können. Die bakterielle Untersuchung soll nicht mehr als 150 Pilzkolonien in 1 ccm Wasser ergeben. Die Resultate der chemischen Untersuchung sind in erster Linie mit denen zu vergleichen, welche reines Wasser der gleichen Örtlichkeit und Art ergibt. Liegt solches Material nicht vor, so gelten folgende Zahlen für die Beurteilung als Grenzzahlen: 1. Feste Bestandteile 500 mg im Liter. 2. Oxydierbarkeit (als K2Mn208; • 10 mg ,. oder als „organische Substanz" 50 mg 3. Ammoniak, direkt Spur durch Destillation 0,02 mg 4. Albuminoides Ammoniak . . 0,05 mg ,. 5. Salpetrige Säure keine 6. Salpetersäure (als N0O5) ... 20 mg „ 7. Chloride (als Cl) ^ T . . . . 20 mg 8. Sulfate: je nach Örtlichkeit und Gebirgsformation. Das Hauptgewicht ist auf Oxydierbarkeit, Ammoniak, albuminoides Ammoniak, salpetrige Säure und Chloride zu legen. (Zeitschr. f. nnqew. Chemie 1888, p. 668.) Th. Bockorny fand im Wasser der öffentlichen Brunnen in Kaisers- lautem besonders zwei Arten von Bakterien : 1. ziemlich dicke, unbeweg- liche, zweiteilige Stäbchen, deren Kolonien auf Gelatine kreisrund und flach sind, glatten Rand und gelblich-weifse Farbe besitzen und die Gelatine nicht oder nur langsam verflüssigen: 2. lebhaft bewegüche, feine, ebenfalls zusammengesetzte Stäbchen, deren Kolonien die Gelatine rasch verflüs.sigen. In geringer Zahl wurden auch andere Spaltpilze, z. B. Sarcina, gefunden, ab und an auch Sprofshefe, dagegen nicht Cholera-, Typhus- und MUzbrandbaziUen. (Durch Zeitschr. f. angew. Chemie 1888, p. 668.) Samuel C. Hook er hat die von Grabe und Glaser gemachte Beobachtung, dafs auf Zusatz von oxydierenden Agentien in kleiner C H Quantität zu einer Lösung von Carbazol (oder Diphenylimid .-^''tt^^NH) in konzentrierter Schwefelsäure eine intensiv grüne Färbung entsteht, augewendet zur Schätzung von Salpetersäure in natürlichen Wässern und gefunden, dafs Wasser, welches nur zwei Millionstel Salpetersäure enthält, noch eine deutliche Reaktion liefert. Nach Angabe des Verfassers gelangt der Versuch in der Weise zur Ausführung, dafs man 2 ccm oder ■weniger des zu prüfenden Wassers mit 4 ccm konzentrierter Schwefel- säure mischt und nach dem Abkühlen eine kleine Menge Schwefelsäure, welche Carbazol gelöst enthält, zusetzt. Die entstehende grüne Färbung wird verglichen mit derjenigen, w^elche verschiedene Quantitäten einer Lösung von Kaliumnitrat von bestimmtem Gehalt unter g'leichen Bedingungen hervorrufen. '^Bcr. d. d. ehem. Ges. 1888, p. 3302.) Um geringe Mengen von Eisen im Wasser quantitativ zu ermittein, benutzt Adoph F. J olles die Farbennuancen, welche Rhodanammonium Obstkraut. — Biercouleur. — Kaffeebohneu. 279 hervorbrinj^t. indem die hervorgebrachte Färbung verglichen wird mit der. welche sich zeigt auf Zusatz von Rhodanammouium in Lösungen, welche genau bekannte kleine Mengen von Eisenoxyd enthalten. Die Grenzzahlen, bis zu welchen genaue Resultate erzielt werden können, sind 0,4 mg und 0,0ä mg für 100 ccm Wasser. Ist der Gehalt an Eisen gröfser, so hat man eine entsprechende Verdünnung vorzunehmen. ])a man nach diesem Verfahren nur Aufschlufs erhält über das vorhandene Eisenoxyd, so mufs man, um den Gesamtgehalt eines Wassers an Eisen zu ermitteln , vorher mit einigen Tropfen konzentrierter Salpeter- säure oxydieren. Die Gegenwart von Chloriden, Nitraten, Nitriten und Carbonaten der Alkalien und alkalischen Erden rufen in einer solchen Konzentration keine Störung hervor. (Archiv f. Hygiene 1888. p. 402.) Obstkraut. Um das sogenannte rheinische Obstkraut, welches hergestellt wird durch Eindampfen der zum Auslaugen von in einer Mühle zerkleinerten Äpfeln bezw. Birnen benutzten Flüssigkeit, auf Rübenkraut, gewonnen durch Eindampfen des Auszuges von Zucker- rüben, zu prüfen, gibt A. Stutzer zwei Methoden an, welche auf dem verschiedenen Drehungsvermögen des Obstkrautes, des Rübenkrautes und auf dem verschiedenen Stick stofl'gehalt beruhen. Nach Angabe des Verfassers werden 100 g Obstkraut in einem Becherglase abgewogen, in wenig heifsem Wasser gelöst und diese Lösung auf 250 ccm verdünnt. 200 ccm dieser Lösung werden mit einer annähernd gleichen Menge Knochenkohle längere Zeit stehen gelassen, filtriert und vom Filtrate 100 ccm mit 10 ccm Bleiessig versetzt. Die abermals filtrierte Flüssigkeit wird im 220 mm-Rohr im Wild' sehen Polaristrobometer polarisiert, wobei der Drehungswinkel schwankte von — ö'^lO' bis 10*^ beim Obst- kraut, von +6 bis 9*^ beim Rübenkraut. Verfasser nimmt als unterste Grenzzahl für Obstkraut — 5^, für Rübenkraut +5^ an. Der nach der Kjeldahl' sehen Methode gefundene Stickstoffgehalt schwankte bei Obst- kraut zwischen 0,06 bis 0,16 Proz. , bei Rübenkraut zwischen 0,49 bis 0,65 Proz. Die Grenzzahl liegt beim Obstkraut unter 0,25 Proz., beim Rübenkraut über 0,4 Proz. Stickstoff. (Zeitschr. /'. angeiv. Chemie 1888, p. 700.) Biercouleur. Infolge Trübewerdens von Bier, welches mit Biercouleur gefärbt war, wurde letztere untersucht, wobei die Anwesenheit zahlreicher Pilzsporen, hefeartiger Zellen und Kokken konstatiert wurde. A. Ball empfiehlt aufser peinlicher Sauberkeit der Gefäfse jedesmaliges längeres Kochen der zur Verwendung kommenden verdünten Couleur. (Durch Chem.-Zeit. 1888. Chem. Bepert. p. 314.) Kaffeebohnen. A. Stutzer macht aufmerksam auf die im Handel vorkommenden künstlichen Kaffeebohnen. In Köln existieren zwei Fabriken, welche derartige Bohnen aus geröstetem Getreidemehl, dem irgend ein Bindestoff zugesetzt wird, fabrizieren. Diese künstlichen Bohnen unterscheiden sich von den echten dadurch, dafs die Vertiefung auf der inneren Seite zu gleichmäfsig hergestellt ist und dort die Über- reste der Pergamenthaut fehlen. (Pharm. Centralh. 1888, p. 605.) Diese Kunstbohnen unterscheiden sich, wie Stutzer anführt, nach den Versuchen Reitmair's von den echten Bohnen dadurch, dafs sie in Äther sofort untersinken, während echte Bohnen infolge ihres Fett- gehaltes zunächst gröfstenteils schwimmen. Werden Kaffeebohnen mit einer heifsen, stark oxydierenden Flüssigkeit "svie Königswasser u. s. w., behandelt, so werden die echten viel schneller entfärbt als die künstlichen. (Zeitschr. f. angeto. Chemie 1888, p. 699.) Nach A. Stutzer und 0. Reitmair ist der Zusatz von Zucker und Syrup während des Brennens der Katfebohnen durchaus nicht, wie vielfach angenommen wird, für den Kaifee vorteilhaft, weil durch eine 280 Bier. — Über eine charakteristische Wismutreaktion. derartige Behandlung die Entfernung der brenzlichen Produkte verhindert und das feine Aroma des Kaffees durch die brenzlichen Stoffe und durch den Geschmack des gebrannten Zuckers teilweise verdeckt wird. Verfasser verfahren bei der Untersuchung von gebranntem Kaffee derartig, dafs "20 g ganze Kaffeebohnen in einem Literkolben mit 500 ccm Wasser genau 5 Minuten lang heftig geschüttelt werden, dann mit Wasser bis zur Marke aufgefüllt und die Flüssigkeit sofort filtriert wird. Von dem Filtrat werden 50 ccm in einer Platinschale auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft, 2 Stunden lang bei 95 bis 99'' getrocknet, gewogen, verascht und nochmals gewogen. An organischen Extraktiv- stoffen wurden gefunden im reinen Kattee 0,44 bis 0,72 Proz. , bei gezuckertem Kaffee dagegen 1,81 bis 8,18 Proz. Reine Kaffeebohnen geben beim Schütteln mit kaltem Wasser keinen Farbstoff' ab, gezuckerte Bohnen färben dasselbe mehr oder weniger stark. Verfasser halten das Verfahren J. Königs, mit heifsem Wasser auszuziehen, für weniger empfehlenswert, fanden auch nicht so grofse Unterschiede im Feuchtig- keitsgehalt der gezuckerten und nicht gezuckerten Bohnen. Um das Extrakt von Kaff'ebohnen zu bestimmen, laugen Verfasser eine bestimmte Menge Bohnen, welche sich in einem gelochten Platintiegel befinden, mit heifsem Wasser aus, trocknen den Tiegel bei 95 bis 99'' und bestimmen durch Wägung den Rückstand, wodurch dann durch Ditferenz- bestimmung der Extraktgehalt berechnet Avird. Diese Methode führt schneller zum Ziele, als die direkte Bestimmung des Extraktes durch Ein- dampfen des zum Auslaugen verwendeten Wassers, weil die Flüssigkeit eine sehr grofse ist. (Zeitschr. f. migew. Chemie 1888, p. 701.) Bier. A. Hilger hat eingehendere Untersuchungen angestellt, in- wieweit Bier sich in Flaschen, welche längere Zeit aufbewahrt werden, verändert, was bei der Beurteilung eine Rolle spielen kann. Verfasser hat gefunden, dafs Biere von normaler Beschaffenheit, welche unter genügenden Vorsichtsmafsregeln gefüllt und namentlich bei nicht zu hoher Temperatur aufbewahrt wurden, längere Zeit unverändert bleiben, oder doch nur geringe Veränderungen, besonders in der Acidität, zeigen. (Archiv f. Hygiene 1888, p. 445.) Vom Auslände. Aluminiumsesquisulflt und Aluminiumpersulfit werden von Dr. Wade (Pharm. Record Nov. 1, p. 347) als nicht irritierende und un- giftige Antiseptica empfohlen. Ersteres ist in Wasser unlöslich, letzteres löst sich in Wasser. Obgleich die antiseptische Wirkung dieser Aluminiumverbindungen noch nicht genau durch Experimente festgestellt ist, so wird doch von Dr. Wade angenommen, dafs dieselbe hinter der des Aluminium acetats nicht zurücksteht und etwas weniger als die Hälfte des Quecksilber- chlorids beträgt. Ca. 2 g des Aluminiumsesquisulfits wurden innerlich verabreicht und ohne Magenbeschwerden zu verursachen ertragen. Das Sesquisulfit kann dargestellt werden durch eine Mischung der wässerigen Lösungen von Kalialaun (10 Teile) und Natriumsulfit (8 Teile); der sich abscheidende Niederschlag wird ausgewaschen und getrocknet. Das Persulfit wird aus dem Sesquisulfit durch Einwirkung von wässeriger schwefliger Säure erhalten. Die Lösung des Persulfits wird ohne Anwen- dung von Wärme zur Krystallisation gebracht. (Pharm. Journ. Transad. III. Ser. Nr. 962, p. 425.) Über eine charakteristische Wismntreaktion berichtet E. Leger. Bekanntlich dient eine Autlösung von Wismutjodid in Jodkalium als all- über zwei weitere Leberthranalkaloide. 281 gemeines Alkaloidreunn.qu/o,^ ^r^ % BERLIN, C. B E R L .' N, C, ^eu! Gährungs - Saccharometer uach Einhoi-n. zur Bestimmung des Zuckers im llarii. Geaichte Gewichts - Alkoholometer nach der neuen Verordnung. Normal-Saccharometer zur Bestimmung des Quotienten in Syrup u. Melasse. Normal -Thermometer in Sätzen, von 0— IOOV2, 100— SOOVa, 200— 30OV2: jedes Instrument mit Eispunkt verseben und von der Physikal.- teclm. Reiclisan.stalt geprüft und gestempelt. [9] ProfJoDifflerbrodfs Rreosotcapselü B°6'»'' im LiiDieDtuliErlfiilosE emiiMleD, Export. Capsulae gelatinosae elasticae et durae nu'\ [5] Perles gelatineuses empfiehlt Berliner Capsules- Fabrik, Borliu C. ^pandauer.str. 7G. JVlteste deutsche Capsules-Fabrik, LCegründet 1S35. Ausstellungen 1888: Melbourne — Barcelona — Brüssel. L^^ Einwickelpapiere, eleg. Farben, 5 Kri. frei M .5. Oberwesel a. Rh. Fr. Reusch. 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Meyer, Der Sitz der scharf- schmeckenden Substanz im spanischen Pfeffer 318 Stukowenkow, Hydrarg}T. benzoicum oxydatum 318 J. Kranzfeld, Kalium rhoda- natum 319 E. Stern, Neue Lanolinsalben 319 H. Hager. Zur Prüfung des Oleins 319 E.Ritsert, Zur Unterscheid, des Phenacetins vom Anti- febrin 320 A. Kremel, PodophylUn . . . 320 Boni und A. Krem el, Radix Rhei 320 G. G r e n e t . Salbenkörper. IJn- guentum Hydrargyri cinereum 320 L. Böhm, Therapeutische Ver- Avendbarkeit yerschiedener Salbenkörper 321 A. Boas, Nachweis freier Salz- säure im Magen 322 C. Windisch, Alkohol .... 322 Ed. V. Raum er und Rudolf Sendtner, Butter 322 Seite 323 323 323 324 W. Bishop und L. Inge, Schweineschmalz J. N. Zeitler, Pfeffer A. Hilger, Essig L. Weigert, Wein G. Kuntze und A. Hilger, Safran 325 G.Lunge, Wassergas 325 Lunge u. Zeckendorf, Luft 325 Janowski, Seh melk und Hugo Beruh e im, Bakterio- logisches 326 H. Schreib imd K 1 a s L i n - roth, Wasser 327 W.Fresenius und E. Borg- mann. Wein 327, 328 A. H. Allen. Bier 32S J. N. Zeitler und Klinger, Milch 32S M. Wesener, Essiggurken . . 329 E. Fricke, Kaö'eesurrogat . . 329 G. Lunge und Zeckendorf, Luft 329 B. Rose. Butter 329 A. Bayard u. J. Waldbauer, Schweinefett 330 Ausgegeben den 1.5. ApriL Seite A. Vvert, (^uecksilbercbloriil als therapeut. u. piophylakt. -Mittel geHg+ 2NH3(x)CL r^'t sich insofern dem Saponin gleich verhielten, als die Lösungen stark schäumten und der Verdarapfungsrückstand sich mit Schwefelsäure nach und nach violett färbte. Leider standen nur wenige Gramm der Wurzel zur A^'erfügung, so dafs entscheidende A'ersuche nicht ausgeführt werden konnten. 5. Trockeubestiinmungen der Senegawurzei. Verschiedene Handelssorten der Senega ergaben folgenden Wasser- gehalt beim Trocknen bei ] 1 0^ C. : 1. südliche Senega 'J,3 Proz., 2. nördliche Senega 10,3 Proz., 3. ungenannt 10 Proz., 4. ungenannt 10,7 Proz., 5. eine vorzügliche, stark riechende Sorte vom Hause Duvernoy 12 Proz. Ludwig Reuter, Beiträge zm* Kenntnis der Senegawurzel. 317 6. Dekokta und Infusa der Senegawurzel. Zur Feststellung des Unterschiedes der kürzeren oder längeren Infusion der Wurzel Avurde eine Reihe von Extraktbestimmungen aus- geführt mit dem filtrierten Infusum, die folgende Werte ergaben: Zeitdauer der Infusion: Ausbeute an Extrakt: nach 5 Minuten 12,5 Proz. „ 10 „ 17,5 „ . lö . 18 :, 30 „ 19,8 „ , 60 .,, 26 Die Versuche wurden mit ein- und derselben Wurzel und nach der in der pharmaceutischen Praxis üblichen ]\Iethode ausgeführt. Bei einer zweiten Reihe von Versuchen ergab die viertelstündige Belassung des Senegainfusums im Dampfbade einen Gehalt von 18 Proz., die halbstündige Infundirung dagegen einen solchen von 22 Proz. Extrakt. Überblicken wir zum Schlüsse die Resultate unserer Versuche, so finden wir, dafs besonders drei Dinge von Wichtigkeit sind bei Be- urteilung der Güte der Senegawurzel: 1. der Gehalt an ätherischem Öle, 2. der Harz- und Fettgehalt, 3. der Wassergehalt. Je älter die Droge ist, je weniger Feuchtigkeit und ätherisches Öl wird sie enthalten, und wahrscheinlich steht auch der Harzgehalt in Beziehungen zum Alter. Inwieweit sich die eine oder andere in vor- liegender Arbeit gemachte Beobachtung zur Feststellung einer Wert- bestimmungsmethode verwerten läfst, können wir erst dann mit einiger Sicherheit sagen, wenn die vergleichenden Untersuchungen auch der aus Amerika und England zu erwartenden Materialien bethätigt sein werden. (Fortsetzung folgt.) 318 Äther, Wasserstoffsuperoxyd enthalt. — Hydrarg. benzoic. oxyd. B. Monatsbericht. Pharmaceatische Chemie. Äther, Wasserstoffsuperoxyd enthaltend. Bei der Bereitung von Jodoform -Gaze oder -Musselin durch Tränken der Stoffe mit einer alkoholisch-ätherischen Lösung von Jodoform wird bisweilen beobachtet, dafs nach dem Verdunsten des Lösungsmittels eine Blaufärbung des Stoffes eintritt. H. Brunner hat gefunden, dafs diese Blaufärbung in einer Ausscheidung von Jod ihren Grund hat, die durch einen Wasser- stoffsuperoxydgehalt des Äthers hervorgerufen Avird. Dafs die Blau- färbung sich nicht sofort einstellt, sondern erst beim Trocknen des Stoffes, beruhe darauf, dafs die auf dem Verbandstoffe befindliche Stärke nur nach erfolgter Lösung mit dem freigewordenen Jod reagieren kann und diese Lösung erst nach dem Verdunsten des Äthers und Alkohols in den Resten von Wasser möglich ist. Die Reinigung eines wasserstoffsuperoxydhaltigen Äthers läfst sich in wenigen Minuten durch Schütteln mit etwas Mangansuperoxyd oder Kaliumpermanganat bewerkstelligen. Die Reaktion ist beendigt, sobald keine Sauerstoffentwickelung mehr stattfindet und der Äther, nach dem Schütteln mit einer Lösung von Kaliumbichromat und verdünnter Schwefelsäure, sich nicht mehr blau färbt; nach beendeter Reaktion giefst man den Äther einfach ab. (Schweiz. Wochenschr. f. Pharm. 27, p. 25.) Der Sitz der scharfschmeckenden Substanz im spanischen Pfeffer. A. Meyer hat nachgewiesen, dafs in den Früchten des Capsicum annuum L. das Capsaicin nicht, wie man seither allgemein annahm, in der ganzen Fracht gleichmäfsig verbreitet ist, sondern nur in einem ganz bestimmten Teile der Frucht seinen Sitz hat. Prüft man die einzelnen Teile einer Frucht, deren Samen alle noch an den Placenten fest sitzen, auf ihren Geschmack, so findet man, dafs weder die Samen, noch die rote Fruchtwand scharf schmecken, dafs letztere im Gegenteil süfs schmeckt. Dagegen sind die hellgelbroten, dünnen Placenten äufserst scharf und besonders intensiv schmecken Tröpfchen einer hell- gelblichen Flüssigkeit, welche an den Placenten hängen. Nur wenn die Samen mit den Placenten oder jenen aus den Placenten ausgetretenen Tröpfchen in Berührung kommen, nehmen auch sie den scharfen Geschmack an und übertragen denselben, wenn die Frucht geschüttelt wird, auch auf die Fruchtwand. Die Darstellung des Capsaicins ist ziemlich muständlich ; Verfasser erhielt aus den Placenten 0,9 Proz. , was auf die Frucht berechnet 0,02 Proz. betragen würde. Die chemischen Eigenschaften des Capsaicins (dessen empirische Formel nach Flückiger C9U]402 ist) sind noch wenig studiert, eine weitere Untersuchung wäre auch in Rücksicht auf die äufserst eigentümlichen physiologischen Wirkungen des Stoffes recht erwünscht. (Pharm. Zeit. 34, p. 130.) Hydrargyrum benzoicum oxydatum, das neueste Quecksilber- präparat, wird von Stukowenkow warm empfohlen zur Anwendung bei syphiUtischen Krankheiten. Das benzoesaure Quecksilberoxyd ent- spricht der Formel Ilg(CoIl5COO)2 + II2O, enthält gegen 43,5 Proz. Queck- silber und wh-d dargestellt durch Wechselzersetzung von Alkalibenzoat mit einem Quecksilberoxydsalze. Es ist ein weifses, krystallinisches Kalium rhodanatum. — Zur Prüfunf; des Oleiiis. 319 Pulver, genich- und geschmacklos, in reinom Wasser uur wenip; löslich, dagegen leicht löslich in Alkohol und in schwacher Kochsalzlösung (indem es mit llaloidsalzen leicht lösliche Doppelsalze bildet). Zu Urethralinjektionen dienen Lösungen von 1 : 1000 bis 2000, und zu Um- schlägen bei syphilitischen Wunden Lösungen von 1 : 250 bis 500 , denen immer eine dem Salze gleiche Menge Chlornatrium zugesetzt wird. Zu subcutanen Injektionen wird es in Verbindung mit Cocain angewendet: Hydrargyri benzoici 0,2 bis 0,.'), Acjuae dest. 40,0, Natrii chlorati 0,1, Cocaini hydrochlor. 0,15. (Durch Pharm. Zeit. f. Bufsl. 28, p. 90.) Kalium rhodanatum. Das Rhodankalium des Handels ist nicht selten mit lilisenoxydul verunreinigt, wodurch es natürlich für gewis.se chemische Zwecke untauglich wird. Duixh die Farbe verrät sich eine solche Verunreinigung des Präparates anfänglich nicht, erst bei längerer Aufbewahrung im Tageslichte oder nach häufigerem Öifnen des Gefäfses färbt sich das Präparat allmählich kirschrot, indem das Eisenoxydul in Eisenoxyd übergeht. Um ein derartiges Rhodankalium vom Eisen zu befreien und für analytische Zwecke brauchbar zu machen, empfiehlt J. Kranzfeld, es in verdünntem Weingeist zu lösen, die Lösung mit einigen Tropfen Schwefelammonium zu versetzen, vom gebildeten Schwefeleisen abzufiltriereu , im Wasserbade einzuengen und zuletzt über Schwefelsäure zur Krvstallisation zu bringen. (Pharm. Zeit. f. Bufsl. 28. p. 68.) Neue Lanolinsalben. Ein Gemisch von 2 V2 Teilen jjanolinum anhydricum mit 2 Teilen Sapo Kalinus Pharm. Germ, belegt E. Stern mit dem Namen Sapolanolin. Mit Ausnahme der Salicylsäure lassen sich alle übrigen Arzeneistofle , wie Borsäure, Teer, weifser Präcipitat, Resorcin, damit mischen. Ein weiteres Präparat, welches zur Fixierung von Arzeneistoffen auf der Haut ohne Verband dient, ist Lanolin -Wachspaste (Unguentum ad- haesivum), von folgender Zusammensetzung: Cerae flavae Lanolini anhydrici ää 40,0 Olei Olivarum 20,0. Die Mischung, für welche Stern im Sommer Oleum benzoinatum verwendet, mufs bis zum Erkalten gerührt werden und stellt dann eine Salbe von hellgelber Farbe und dickschmieriger Consistenz, ähnlich dem lOebwachs der Friseure, dar. Diesem Unguentum adhaesivum lassen sich die meisten Arzeneistoffe ohne Veränderung ihi'er Konsistenz beimischen ; bei Teerzusatz mufs der Wachsgehalt etwas erhöht werden. Für Lanolin -Injektionen verwendet Stern als Basis eine Mischung von LanoHnum anhydricum 25,0, Oleum Amygdalarum 75,0, welcher Salicylsäure (trocken) oder Zinksulfat (gelöst in wenig Wasser) und ähn- liche Arzeneistoffe einverleibt werden können. (TJierap. Monatsh. durch Pharm. Centralh.) Zur Prüfung des Olei'ns, welches früher als Material zur Herstellung des Emplastrum adhaesivum offizinell war und jetzt noch mancherlei Verwendung in den Apotheken findet, gibt H. Hager praktische Notizen. Ein gutes Olein des Handels mufs gelbhch , gelb , gelbrötüch oder gelbbräunlich sein; bei 20 •^ ist es ölig fliefsend, bei 15^ bildet es butterartige Bodensätze und bei 5" erstarrt es zu einer butterähnUchen Masse. Das spez. Gewicht schwankt bei 15 bis 20 '' zwischen 0,912 und 0,916. In 85 proz. Weingeist ist Olein in jedem Verhältnis löshch, während etwa beigemengtes Mineralöl und Harzöl, auch neutrale 320 Pheuacetin und Antüebrin. — Unguentum llydrarg. cinereum. Pflanzenöle oder Fette, darin völlig unlöslich sind. Mit Petrolbenzin ist es ebenfalls klar mischbar (Abwesenheit von Verseifungen und Wasser- oder Spiritusgehalt), und mit dem anderthalb- bis zweifachen Volumen Ammoniaktliissigkeit gemischt, gibt es eine starre, gelatinöse Masse. Zur ((uantitativen Bestimmung der Fettsäuren genügt es, das OleVn (vorausgesetzt, dafs dasselbe nicht etwa Uiciuusöl beigemischt enthält) in einem tai'ierten CyHnderglase einige Male mit 85 proz. Weingeist aus- zuschütteln, die spirituöse Fettsäurelösung bei 80 bis 90° abzudampfen, den Rückstand zu wägeu u. s. w. Der vom Weingeist ungelöst gelassene Teil wird zur Beseitigung des noch anhängenden Weingeistes im Wasser- bade erhitzt und dann ebenfalls gewogen. Dieser Teil schliefst entweder neutrale verseifbare Fette oder Öle und die etwa gegenwärtigen Mineralöle oder Harzöle ein und kann in der gewöhnlichen Weise (durch Ver- seifung etc.) weiter untersucht Averden. (Pharm. Centralh. 30, p, 130.) Zur Unterscheidnug des Phenacetins vom Antifebrin (vergl. p. 124) gibt E. Ritsert folgende Reaktion an: Löst man Pheuacetin in kon- zentrierter Schwefelsäure kalt auf und setzt von dieser Lösung einige Tropfen zu konzentrierter Salpetersäure, so entsteht ein citrouengelber FarlDstoft'; AcetaniUd dagegen bildet bei gleicher Behandlung nicht das gelbe Nitroderivat, sondern die Mischung bleibt farblos, bei sehr konzen- trierten Lösungen mit schwach grünlichem Schimmer. Die Reaktion ist für Phenacetin so scharf, dafs 2 Tropfen einer 0,5 proz. Lösung, also 0,0006 g in 1 com Salpetei'säure, eine ganz deutliche citronengelbe Färbung hervorrufen. (Die „Pharm. Zeit." bemerkt zu dieser Angabe, dafs die Reaktion als eine besonders scharfe bezw. charakteristische nicht anzusehen sein dürfte, da auch beim Antifebrin nach einiger Zeit eine gelbe Färbung auftritt.) (Pliarni. Zeit. 34, p. 175.) Podoi)hyllin. Die Menge des Podophyliotoxin, welches nach Podwyssotski der wirksame Bestandteil des Podophyllins ist, kann in demselben nach A. K r e m e 1 in folgender Weise bestimmt werden : Circa 1 g von gepulvertem Podophyllin wird so lange kalt mit Chloroform behandelt, als letzteres davon etwas löst. Von dieser Chloroformlösung wird der gi'öfste Teil des Chloroforms abdestilüert und der Rest in die zwanzigfache Menge Petroläther eingegossen. Es scheidet sich hierbei das Podophyliotoxin aus, welches auf gewogenem Filter gesammelt, getrocknet und gewogen wird; die Menge desselben schwankt bei den einzelnen Handelspräparaten zwischen 20 bis 30 Proz. (Pharm. Post 22,2).105.) Radix Rhei. Infolge einer Mitteilung von B o n i , wonach sich die europäischen Rhabarbersorten durch einen bedeutend niederen Aschengehalt von der chinesischen Wurzel unterscheiden sollten, hat A. Kremel, da dieser Umstand für die Untersuchung, namentlich des Rhabarberpulvers, von Wichtigkeit sein würde, eine Reihe von Proben Rhabarber ver- schiedenster Abstammung auf ihren Aschengehalt untersucht. Er hat gefunden, dafs der Aschengehalt der verschiedenen Rheumsorten viel zu grofsen Schwankungen unterworfen ist (auch der der chinesischen Sorten schwankte zwischen 10 und 28 Proz.), als dafs daraus bestimmte Schlüsse über die Herkunft gezogen werden könnten. Ebensowenig zutreffend ist der Unterschied im Gehalte an kohlensaurem Kalk der Asche, welchen Boni gleichfalls für die europäischen Wurzeln bedeutend niedriger als für die chinesischen angiebt. (Pharm. Post 22. p. 105.) Salbenkörper. Unguentum Hydrargyri cinereum. In einem „Salben und Salbenkörper" überschriebenen Artikel beschäftigte sich G. Grenet mit der schon viel diskutierten Frage (vergl. die nachstehenden Artikel), welchem Salbenkörper, der Paraffins aibe oder dem Schweinefett Therapeutische Verwendbarkeit verschiedener Salbenkörper. 321 der Vorzug zu geben ist. Ein guter Salbenkörper soll folgende Haupt- eigenscliaften besitzen: 1. er mufs chemisch möglichst indifferent sein und bleiben; 2. er mufs möglichst viel Wasser aufzunehmen im Stande sein: 3. die demselben inkorporierten Stoffe müssen möglichst leicht von der Haut resorbiert werden ; und 4. er mufs in allen Jahreszeiten die geeignete Konsistenz bewahren. Nach den Vei"suchen, die Verfasser nach den genannten vier Richtungen hin in eingehendster Weise angestellt hat, kommt derselbe zu dem Schlüsse, dafs die Paraffinsalbe hinsichtlich ihrer Befähigung zu Salbengrundlagen den Vergleich mit dem jetzt zu ihren Gunsten vernachlässigten Schweinefett nicht ausliält imd dafs eine Rückkehr zu letzterem im Interesse der Therapie wie der Apotheker von der neuen Pharmakopoe ernstlich in Erwägung zu ziehen sein dürfte. Zwai- wird die erste Anforderung, die völlige chemische Indifferenz, vom Schweinefette nicht bedingungslos erfüllt, dieser Mangel kann jedoch dadurch bedeutend herabgemindert werden, dafs man dem Ausschmelzen des Fettes und der Aufbewahrung desselben gröfsere Aufmerksamkeit, als es jetzt gewöhnlich geschieht, zuwendet. Sorgfältig im Dampf bade ausgeschmolzenes Schweinefett hält sich bei geeigneter Aufbewahrung^ monate-, ja jahrelang, ohne ranzig zu werden. Das Lanolin hat Verfasser zur Bereitung des ünguentuni Hydrargyri cinereum sehr geeignet gefunden; er gibt folgende Vor- schriften: lOÜ Teile Quecksilber werden mit 15 Teilen Lanolin (anhydricum), welches 20 Proz. Olivenöl zugemischt enthält, so lange verrieben, bis mit einer ca. fünffach vergi'öfsernden Lupe Quecksilberkügelchen nicht mehr w-ahrgenommen werden können, und darauf mit einer w-asserfreien, halb erkalteten Mischung von 115 Teilen Schweinefett und 70 Teilen Hammeltalg lege artis vermischt. Die Anfertigung von 1 kg Quecksilbersalbe nimmt bei Verwendung von wasseiü-eien Materialien nicht mehr als 1 bis IV2 Stunden in Anspruch. (Pharm. Centralh. 36, p. 127.) Therapeutische Verwendbarkeit verschiedener Salbenkörper. L. Böhm, Assistent an der Tierarzeneischule in München, hat ver- gleichende Versuche mit Schw^einefett, Paraffinsalbe, Glycerinsalbe und Lanolin ausgeführt, um festzustellen, bei welchen Salbengrundlagen in Salbenform applizierte starkwirkende Stoffe AUgemeinwdrkung erzeugen (also ins Blut übergehen), bezw. lokale W^irkungen verursachen (besonders reizen). Als pharmakologisch wirksame Körper wurden angewendet: zur Prüfung der Allgemeinwirkung Strychninnitrat ; zur Prüfung der Lokalwirkung Kantharidin und Veratrin. Es ergaben sich hierbei im allgemeinen folgende Resultate : Schweine- fett wird zwar leicht ranzig und wirkt dann reizend, aber bezüglich der Resorption der ihm beigemischten Medikamente gibt es, wenigstens mit Strychninnitrat , die günstigsten Resultate. Parafflnsalbe ist unveränderlich, reizt die Haut nicht und eignet sich zur Bereitung jeder Art von Salben, welche keine gröfsere Menge Wasser enthalten sollen und bei welchen ein Übergang von Salbenbestandteilen ins Blut nicht gewünscht wird. Von Verletzungen aus können aber solche Salben sehr wohl resorbiert werden. Glycerinsalbe ist ebenfalls unveränderlich, auf Verletzungen reizend, eignet sich zur Bereitung Avasserhaltiger Salben, deren Bestand- teile bei andauerndem Einreiben wohl ins Blut übergehen können. Lanolin ist unveränderlich, begünstigt die Lokalwirkung der ihm beigemischten Arzeneikörper, erschwert aber den Übergang derselben ins Blut. Es eignet sich vorzüglich als Decksalbe. Die Ursache der relativ bedeutenden Lokalwirkung der Lanolinsalben ist nicht die Absorption von Wasser, sondern die Zähigkeit imd lOebrigkeit des Präparats. (Durch Pharm. Centralh.) Arch. d. Pharm. XXYII. Bds. 7. Heft. 21 322 Nachweis freier Salzsäure im Mafien. — Alkohol. — Butter. Nachweis freier Salzsäure im Magen. A. Boas fand, dafs bei Lösung einer geringen konzentrierten Salzsäure und darauf folgender Erhitzung bei Gegenwart von Rohrzucker eine schöne piirsich- bis purpur- rote Färbung eintritt, die beim Erkalten an Intensität noch zunimmt. Überschufs von Kalilauge verwandelt die Kotfärbung in ein gesättigtes Gelb. Ebenso wie Salzsäure verhalten sich auch Schwefel-, Salpeter- imd Phosphorsäure. Nimmt man eine stark verdünnte Mineralsäure, so tritt die genannte Reaktion nicht mehr ein, wohl aber, wenn man wenige Tropfen derselben mit Resorcin und Rohrzucker im Schälchen langsam bis zum Trocknen eindampft. Man erhält dann einen schönen, zinnober- roten Spiegel , der bei längerem Stehen einen bräunlichen Farbenton annimmt. Organische Säuren, speziell Milch-, Butter- und Essigsäure, sowie saure Eiweifsverbindungen geben die Reaktion nicht. Behufs Anwendung der Probe für Mageninhaltsuutersuchuugen (vergl. Archiv Bd. 226, S. 34) werden in 100 ccm verdünntem Weingeist 5 g reines Resorcin und 3 g Zucker gelöst. Versetzt mau 5 bis 6 Tropfen Mageninhalt oder noch weniger mit 2 bis 3 Tropfen der genannten Lösung und erhitzt über kleiner Flamme in einem Porzellanschälchen, so erhält man nach der vollständigen Verdampfung einen schönen rosa- bis zinnober- roten, der Phloroglucin-Vanillinreaktion (Archiv Bd. 226, S. 223) sehr ähnüchen Spiegel, der sich beim Erkalten allmählich a- erfärbt. Bei zu starkem Erhitzen kann die Reaktion undeutlich ausfallen. Auch kann man die Reaktion in der Weise ausführen, dafs man einen Streifen Fliefs- papier in salzsäurehaltigen Mageninhalt taucht, 1 bis 2 Tropfen der Resorcinzuckerlösung dazu tropft und langsam über kleiner Flamme erhitzt: man erhält dann zuerst einen violetten, bei weiterem Frhitzen ziegelroten, bei Ätherzusatz sich nicht entfärbenden Fleck. (Bresl. ärztl. Zeit., durch Pharm. Centralh.) G. H. Nahrnn^s-, Genursmittel, dSesundheitspfle^e. Alkohol. C. Windisch erklärt die Unzufriedenheit der franzö- sischen Chemiker mit der Fuselölbestimmimg nach der Methode von Rose aus dem ungenauen Arbeiten, indem der zu prüfende Alkohol nicht durch Destillation mit Kalilauge von den Extraktivstoffen befreit, nicht der von Herzfeld verbesserte Apparat angewendet, der Zusatz von Schwefelsäure zur schnelleren Trennung der Schichten unterlassen, das Destillat nicht genau auf das richtige spez. Gewicht gebracht und die Temperatur von 15^ C. nicht genau eingehalten wird. (Durch Chem.- Zeit. 1888. Chem. Bepert. p. 333.) Butter. Ed. v. Raumer teilt seine Erfahrungen mit, welche er bei der Analyse von Butterfetten machte. Nach Ansicht des Verfassers hefert die Reichert -Meifsl' sehe Methode die übereinstimmendsten Resultate. Die auch hierbei vorkommenden Ditferenzen führt Verfasser auf die zu lange stattfindende Einwirkung des überschüssigen Ätzkalis auf die Seife zurück, wodurch die Fettsäuren eine weitere Zersetzung erleiden, während der Alkohol bei der Verseifung keine Rolle spielt, wie auch die eindringende Kohlensäure nicht die flüchtigen Säuren vermehren kann. (Archiv f. Hyg. 1888, p. 407.) Rudolf Sendtner weist die Angriffe verschiedener Forscher gegen die Brauchbarkeit der Reichert- Meifsl' sehen Butterprüfungsmethode zurück und gibt folgende Beschreibung des von ihm angewendeten Ver- fahrens. 5 g des klar filtrierten und gut durchmischten Butterfettes werden mit einer Pipette in einen 300 bis 350 ccm fassenden Rundkolben gewogen und im Wasserbade geschmolzen. Hierzu iäfst man 10 ccm Schweineschmalz. — Pfeffer. — Essig. 323 alicohohscher KaUlösung, 20 g KOH in 100 ccm Alkohol von 70*' Tr. fliefsen. Unter zeitweiliger Bewegung des Kolbens läfst man den Alkohol gröfstenteils verdunsten, wonach dann nach ca. 7 Miauten Schaumbildung eintritt, die V'erseifung zu Ende geht und die Seife zähflüssig wird. Zur völligen Verjagung des Alkohols bläst man von Zeit zu Zeit Luft ein unter gleichzeitiger schüttelnder Bewegung des Kolbens, was nach spätestens 2ö Minuten bewerksteUigt ist. Man läfst dann sofort 100 ccm destilliertes Wasser aus einer Pipette zufliefsen und erwilrmt einige Zeit mäfsig, während der Kolbenhals lose bedeckt ist, bis die Seife völlig klar gelöst ist. Zu der ca. 50 '^ warmen Lösung fügt man sofort 40 ccm Schwefelsäure, 1:10 verdünnt, und drei erbsengrofse Bimsteinstücke, verbindet den Kolben mit einem 50 ccm langen Kühler und destiUiert 110 ccm ab. Hiervon werden 100 ccm abfiltriert und nach Zusatz von H bis 4 Tropfen Phenolphtaleinlüsung mit Vin Baryt- oder Natronlauge bis zur bleibenden Rotfärb ung titriert. Nach der Titration ist auf Schwefelsäure zu prüfen, welche, wenn vorhanden, quantitativ bestimmt werden mufs und in Abrechnung gebracht wird. Bei der Berechnung des Butterfettes korrigiert Verfasser die Meifsl'sche Formel in B = 3,736 (n — 0,7). Wie Mansfeld es für un- mögUch hält, nach der Wo llny' sehen Methode Unterschiede von 1 Proz. Butterfett in Margarine nachzuweisen , erklärt Verfasser dasselbe auch von der Meifsl' sehen Methode, woran jedoch nicht die Methode Schuld ist, sondern die eigentümlichen Entmischungsverhältnisse des Butter- fettes und der verschiedene Gehalt an flüchtigen Fettsäuren der Butter je nach ihrer Herkunft. {Archiv f. Hyg. 1886, p. 424.) Schweineschmalz. Über den Nachweis von BaumwoUensamenöl im amerikanischen Schweineschmalz berichten W. Bishop und L. Inge, dafs die Bechi'sche Silbernitratreaktion energisch mit frischerem, weniger stark mit älterem Öle eintritt, während bei der Labich e' sehen Reaktion mit Bleiacetat und Ammoniak das umgekehrte Verhältnis obwaltet. Auf die Erwärmung mit Schwefelsäure dagegen ist das Alter des Öls ohne Einilufs. Verfasser glauben, dafs sich auf diese Methoden keine quantitative Bestimmung gründen lasse. (Durch Chem. Centr.-Bl. 1888, p. 1514.) Pfeifer. J. N. Zeitler fand bei der Untersuchung von 10 Proben schwarzen Pfeffers folgende Resultate: Minimum Maximum Mittel Wasser 10,97 12,48 12,00 Extrakt 10,41 13,93 12,32 Asche 3,73 7,93 5,64 In Salzsäure unlösliche Asche . 0,10 1,86 0,76 In Salzsäure lösliche Asche. . 2,75 25,35 11,80 auf Asche berechnet. (Durch Chem. Centr.-Bl. 1888, p. 1514.) Essig. Zur quantitativen Bestimmung von freien Mineralsäuren im Essig, welche qualitativ mit Hilfe von Methylviolett nachgewiesen sind, verfährt, A. Hilger in der Weise, dafs er 20 ccm des fraghchen Essigs mittels Tüpfelung mit Normalkali neutralisiert, die neutrale Flüssigkeit bis auf den zehnten Teil eindampft, einige Tropfen Methylviolettlösung zusetzt, auf 3 bis 4 ccm mit Wasser verdünnt und heifs mit Normalschwefelsäure bis zum Farbenübergange von blau in grün versetzt. Die verbrauchte Normalschwefelsäure wird vom verbrauchten Normalkali abgezogen und der bleibende Rest an Normalkaü auf die vorhandene Mineralsäure 21* 324 Wein. berechnet. Es kann auch in der Siedehitze am besten in einer Porzellan- schale gearbeitet werden. (Archiv f. Hyg. 1888, p. 448.) Wein. Nach L. Weigert läfst sich der Nachweis von Salicylsäure im Wein in der Weise führen, dafs man mindestens 50 ccm Wein mit einer gleichen Menge Chloroform durcheinanderfliefsen läfst. Von der im Scheidetrichter getrennten und filtrierten Chloroformschicht werden 30 ccm mit 10 ccm Eisenchloridlösung (1 g Fe2ClG : 100 ccm) geschüttelt. Der Zusatz von Salicylsäure zum Most ändert unter gewöhnlichen Bedingungen nicht den Gehalt an Glycerin im Weine. Um letzteren zu bestimmen, dampft Verfasser 100 ccm Wein im Wasserbade auf 3 bis 5 ccm ein, welche mit 3 bis 5 g gepulverten gelöschten Kalkes und 50 bis 80 ccm Alkohol von 90 bis 9C Proz. versetzt Averden. Die Mischung wird einige Minuten gekocht und filtriert, der zerriebene Rückstand mit 40 bis 50 ccm Alkohol abermals gekocht, filtriert und mit 50 bis 80 ccm Alkohol nachgewaschen. Die in einem Kölbchen von 250 ccm Inhalt vereinigten Flüssigkeiten werden im Wasserbade bis zur zähflüssigen Konsistenz verdampft, der Rückstand mit Ätheralkohol versetzt, nach der Klärung abgegossen bezw. filtriert und der Rückstand mit Ätheralkohol ausgewaschen. Diese Glycerinlösung wird im Wasser- bade verdampft, im Trockenschrank bis zum konstanten Gewicht getrocknet und gewogen. Bei SüfsweLnen werden 50 bis 100 ccm bis zur Syrupskonsistenz eingedampft, diese Flüssigkeit in ein Kölbchen gebracht und mit 100 ccm Alkohol von 9G Proz. versetzt. Zu der alkoholischen Lösung wird die anderthalbfache Menge Äther gesetzt, geschüttelt und die alkoholisch- ätherische Lösung nach dem Absetzen abgegossen. Der Rückstand wird nochmals mit Ätheralkohol ausgezogen. Diese Auszüge werden abdestilliert und der Rückstand wie oben erwähnt behandelt. (Durch Cheni. Centralhl. 1888, p. 1511.) L. R ö s 1 e r macht Angaben über die Weinkultur in der Herzegowina und Bosnien und teilt die Analysen von mehreren Most- und Weinsorten mit. (Durch Chem. Centralhl. 1888, p. 1518.) B. Haas hat den Bitterstoft' aus bitter gewordenem Wein isoliert. Als Schutzmittel empfiehlt Verfasser das Pasteurisieren. Durch Oxy- dation mit Wasserstoffsuperoxyd, Braunstein, Kaliumpermanganat, sowie durch den Luftsauerstoff ist der bittere Geschmack zu beseitigen. (Durch Chem. Centralhl. 1888, p. 1518.) L. Weigert macht Angaben über den Stickstoffgehalt im Wein und Most, sowie über die Bestimmung desselben, sowohl des Gesamtstickstofl- gehaltes, wie auch des in den einzelnen stickstoffhaltigen Bestandteilen befindüchen Stickstoffes. (Durch Chem. Centralhl. 1888, p. 1518.) E. Po Hak hat in diesem Herbste wiederum Mostproben aus den- selben Lagen wie die im vorigen Jahre untersuchten, worin er Salpeter- säure nachgewiesen hatte, geprüft. Er konnte jetzt die Abwesenheit von Salpetersäure konstatieren, woraus der Schlufs gezogen wird, dafs die- selbe nur durch Zufall aus den Bütten hineingelangt ist. (Chem.- Zeit. 1888, p. 1623.) Georg Baumert bestätigt das Vorkommen der Borsäure als nor- malen Bestandteil aller Weine. Verfasser hat nicht nur Bor in allen von ihm untersuchten Weinen deutscher, französischer oder spanischer Her- kunft nachweisen können, sondern hat auch mit stets positivem Resultate in Teilen des Weinstocks, wie Blättern, Ranken, Rebholz, Weinbeeren und Traubenstielen, aus verschiedenen Gegenden die Curcumareaktion erhalten. Verfasser führt an, dafs M. Ripper und P. Soltsin die gleichen Beobachtungen, letzterer auch beim wilden Wein (Ampelopsis i{uinque- folia) gemacht haben, und macht axxf die Wichtigkeit dieser Thatsache Safran. — Wassergas. — Luft. 325 für die Weiaindustrie und den W'einhaudel aufmerksam, da ja nach den fiegenwärtiijen Normen für die Beurteilung des Weines die Borsäure zu den Bestandteilen gehört, welche Naturweinen nicht eigen sind. (Ber. d. d. ehem. Ges. 18 8S, p. 3290.) Safran. G. Kuntze und A. Hilger liefern einen Beitrag zur Kenntnis des Safrans und dessen Verfälschungen. Der Aschengehalt darf höchstens S Proz. betragen, der Feuchtigkeitsgehalt keine allzu grofsen Schwankungen zeigen: bei 30 angeführten Sorten betrug letzterer 9 bis 14,4 Proz. Die Asche ist besonders reich an Phosphorsäure; so wurde gefunden 8.35 Proz. in Wasser lösliche und 5,18 Proz. in Säuren lösliche Phosphorsäure, insgesamt 13,53 Proz. gegen ca. 2 Proz. Phosphor- säure in den Blüten von Carthamus tinctorius und 0,37 Proz. in den Blüten von Calendula. Die Feststellung des ätherischen sowie des alkohohschen Extraktes führte zu keinem brauchbaren Resultate. Wäscht man 1 bis 2 dg Safi-an auf einem Filter mit ca. 500 ccm siedendem Wasser aus, so mufs ein farbloses Gewebe zurückbleiben. Wird die FarbstoÖlösung langsam in einer Porzellanschale verdunstet, so bleibt ein gleichmäfsiger , tiefgelber Rückstand ohne irgendwelche vorherige Ausscheidung, was auf fremde Farbstoffe, Teerfarben etc.. hindeuten würde. Streut man ferner auf einen Tropfen konzentrierter Schwefelsäure etwas Safranpulver, so tritt eine charakteristische Blaufärbung ein. welche bald in Braun übergeht. Sind noch andere Farbstoffe vorhanden, so ist die zunächst auftretende Färbung nicht tiefblau. Die Überführung des Crocins mittels Säuren in Crocetin und Wägung des letzteren ist unsicher, weil gröfsere Menden siedenden Wassers stets Crocetin zu lösen vermögen. Von grofser Wichtigkeit ist selbstredend die mikrosko- pische Prüfung des Safrans , wie namentlich des Pulvers . da die Ver- fälschungen sehr mannigfacher Art sind. So fanden Verfasser, dafs von 60 Proben Safranpiilver nur 5 Proben rein waren. (Archiv f. Hyg. 1888, p. 468.) Wassergas. G. Lunge macht an der Hand zweier Abhandlungen von Dr. Abbot in Boston, sowie vonSedgwick undNichols, Professoren iim Massachusetts Institute of Technologie, Angaben über die Gesundheits- schädlichkeit und Gefährlichkeit des eingeatmeten Wassergases. Des Verfassers schon früher gestellte Forderung, dem geruchlosen Wassergase durch Beimischung eines stark riechenden Körpers einen bleibenden Geruch mitzuteilen, wird in Amerika dadurch erfüllt, dafs das Wassergas durch grofse Mengen von starkriechenden Zersetzungsprodukten schwerer Petroleumöle leuchtend gemacht wird. Aus den angeführten Analysen von Kohlengas und Wassergas ist ersichtlich, dafs letzteres Aveit gröfsere Mengen von Kohlenoxyd, im Durchschnitt 27,46 Proz., enthält, als das Kohlengas, welches im Durchschnitt 5,53 Proz. enthält. Angestellte Ver- suche mit Tieren, Avelche in Zimmern sich befanden, deren Luft mit Kohlengas bezw. Wassergas in verschiedenen Mengenverhältnissen fcemischt war, ergaben eine weit gröfsere Schädlichkeit bei letzteren. Aus der Abhandlung Abbot' s ist ersichthch, dafs weit mehr Unglücks- fälle durch Einatmen von Wassergas als von Kohlengas herbeigeführt worden sind. Zum Schlufs A\iederholt Verfasser seine Forderung, dafs, bevor an eine Zuführung von Wassergas in städtischen Röhrennetzen an Privatabnehmer gedacht werden kann, der Beweis geliefert werden soUte, dafs diesem Gase mindesten ein fünfmal so starker bleibender Geruch als dem gewöhnlichen Leuchtgase erteilt worden ist. (Zeitschr. f. angew. Chemie 1888, p. 664.) Luft. Zur BestimJBung des Kohlensäuregehaltes der Luft mit Hilfe eines neuen Apparates nach Lunge und Zeckendorf verfährt man 326 Bakteriologisches. in der Weise, dafs man durch eine mit einer Marke = 10 ccm ver- sehene Flasche, welche 10 ccm einer Vrion^Normal- Natriumcarbonatlösun^, in der 2 g Phenolphtalein im Liter gelöst sind, mit Hilfe einer Kautschuk- birne so lange Luft prefst, bis nach jedesmaligem kräftigen Schütteln die Rotfärbung verschwindet. (JJie gefärbte Natriumcarbonatlösung wird am besten derartig hergestellt, dafs man eine Lösung von 5,3 g reinem wasserfreien Natriumcarbonat mit 1 g Phenolphtalein zum Liter aufgelöst vorrätig hält, wovon zum jedesmaligen (iobrauche 2 ccm auf 100 ccm verdünnt werden.) Da aber nicht der ganze Kohlensäuregehalt der Luft von dem Natriumcarbonat, Avelchcs dabei in Natriumbicarbonat übergeht, absorbiert wird, haben Lunge und Z ecken dorf, indem sie nach der Pettenk ofer 'sehen Methode Gegenversuche angestellt haben, die nachfolgende Tabelle konstruiert, um aus der Zahl der Birnenfüllungeu den Kohlensäuregehalt zu linden. Diese Tabelle hat aber nur Gültigkeit für einen Apparat von gleichen Gröfsenverhältuissen , bei gleicher Temperatur und gleichem Barometerstand, doch rufen letztere beiden Punkte nur unwesentlichfl Schwankungen hervor. Zahl der Füllungen der Kautschukbirne Prozent COo Zahl der Füll der Kautschi ungen kbirne Prozent CO2 2 0,3 16 0,071 3 0,25 17 0,069 4 0,21 18 0,066 5 0,18 19 0,064 6 0,155 20 0,062 7 0,135 22 0,058 8 0,115 24 0,054 9 0,100 26 0,051 10 0,09 28 0,049 11 0,087 30 0,048 12 0,083 35 0,042 13 0,08 40 0,038 14 0,077 48 0.030 15 0,074 (Durch Pharm. Centralh. 1888, p, 575.) Bakteriologisches. Nach Janowski linden sich Bakterien bereits bei der Bildung des Schnees in diesem, der gröfsere Teil wird jedoch vom Schnee während des Fallens mitgerissen, so dafs eine ähnliche Reini- gung der Luft wie durch den Regen stattfindet. Schmelk glaubt, dafs das konstante Vorkommen eines Bazillus, welcher wähi-end seines Wachstums einen fluorescierenden grünen Farb- stoff bildet, in Verbindung stehe mit der grünen Farbe des Gletscher- wassers. (Durch Pharm. Centralh. 1888, p. 602.) Hugo Bernheim ist es gelungen, Reinkulturen von Kokken und Bazillen zu erhalten, welche aus dem Innern von Mais- und Getreide- köriiern sowie aus Hülsen- und Knollenfrüchten stammen. Im trockenen ungekeimten Korn waren nur Kokken sichtbar, während Verfasser an- nimmt, dafs die bei der Keimung auftretenden Bazillen aus den vorhan- denen Sporen erwachsen. Bei der Keimung auf sterilisiertem Nährboden vermehren sich die Bakterien sehr stark, woljei sie auch in der vorher von ihnen vöUig freien Kleberschicht auftreten. Er vermutet daraus, dafs die Bakterien bei der Diastasebildung aus dem Kleber thätig sind, worin er dadurch bestärkt wird, dafs die IBakterieu fähig sind, in Reinkultur Wasser. — Wein. 327 auf Kleber Diastase zu bilden. Bei weiter vorgeschrittener Keimung ver- lassen die Bakterien das Korn und wandern in den Boden. Zum Teil fand Verfasser schon im grünen Korn Bakterien. Der häufigste in Körnern und Hülsenfrüchten auftretende Bazillus ist der überall in der Ackererde sich vorfindende Bacillus mycoides, welcher nach Verfassers Versuchen im Pflanzeugewebe von unten nach oben wandert. Ob aber dieser Bazillus durch die Wurzeln eintritt, konnte nicht festgestellt werden. (Durch aiem.-Zeit. 1888, p. 1321.) Wasser. H. Schreib hat weitere Versuche angestellt, welche Methode der Abwasserreinigung günstigere Resultate erzielt, und zieht aus angeführten Analysen den Schlufs, dafs der Zusatz von anderen Chemikaüen, wie Kieselpräparat, Wasserglas, Aluminiumsulfat, Eisen- vitriol und Magnesiumsulfat, aufser Kalk keinen günstigeren Reinigungs- effekt erzielte, als bei der Behandlimg mit Kalk allein. Bei der Klärung der Abwasser kommt es darauf an, in der Flüssigkeit einen Niederschlag zu erzeugen, welcher beim Zusammenballen die suspendierten Teile ein- wickelt und mit niederreifst. Da nun aber häufig das zu reinigende Wasser schon solche Salze enthält, welche mit Kalk Niederschläge er- zeugen, andererseits aber auch in dem Kalk des Handels viele Stoffe, wie Eisen, Kieselsäure, Tbonerde etc., vorhanden sind, so erfüllt der Kalk ohne weiteren Zusatz völlig seinen Zweck. Auch wird durch solche Zusätze die Schnelligkeit der Ausfällung nicht vergröfsert. Eine grofse Menge des überschüssigen Kalkes kann |nur dann schädlich sein durch Töten der Fische oder durch sich ausscheidenden kohlensauren Kalk, wenn die Menge des Abwassers im Verhältnis zum Flufslauf eine grofse ist, nicht aber dadurch, dafs der Kalk durch seine Abscheidung als kohlensaurer Kalk organische Stoffe frei macht und niederschlägt. Ein grofser Überschufs von Kalk ist schon seiner Kosten wegen zu ver- meiden, dagegen notwendig, wenn, wie häufig von den Behörden ge- fordert wird, ein blankes Aussehen und längere Haltbarkeit des gereinigten Abwassers verlangt wird. Nach Ansicht des Verfassers sollte der Ablauf eines Abwassers gestattet sein, wenn es auch noch eine Opalisierung zeigt, Avobei immer noch zu berücksichtigen ist, welche Verdünnung es im Flusse erfährt. (Chem.-Zeit. 1889, p. 17 u. 30.) KlasLinroth berichtet über das Resultat seiner Untersuchungen in Stockholm, dessen Wasserleitungswasser abhängig ist von dem Wechsel der Sti-ömungen in dem Wassersystem, ob und inwiefern die Infektions- stoffe gewisser Krankheiten, Avie Typhus und Diarrhöekrankheiten, durch Trinkwasser verbreitet werden können. V^erfasser fafst das Ergebnis in folgendem zusammen: Obgleich Kloakeninhalt aus Stockholm auf Um- wegen und in sehr verdünntem Zustande bis au die Quelle der Wasser- leitung gelangen kann, ist doch keine Verbreitung von Infektionskrank- heiten hierdurch erfolgt. Im Gegenteil hat sowohl die allgemeine Sterb- lichkeit, als auch besonders die durch xVbdominaltyphus verursachte Mortalität mehr und mehr abgenommen, und zwar Schritt für Schritt mit der Ausdehnung des Wasserleitungs- und Kloakennetzes über gröfsere Teile der Stadt. Die von Stockholm auf diesem Gebiete geholte Erfahrung ist demnach einerseits eine schöne Bestätigung der vorteil- haften Wii-kung in sanitärer Hinsicht von Wasserleitimg und Kanalisation, andererseits aber auch eine Einsprache gegen die moderne Trinkwasser- theorie. (Archiv f. Hygiene 1889, p. 1.) Wein. W. Fresenius schlägt vor, um bei zuckerreichen Weinen aus der Asche die Phosphorsäure zu bestimmen, zunächst den Zucker 328 Bier. — Milch. zu entfernen, weil anderenfalls bei der Veraschunfj ein Verlust an Phospor- säure stattfinden könne. Entweder wird der Zucker durch Schmelzen mit Soda und Salpeter oder durch Vergährenlassen unter Zusatz von nur wenigen Hefepilzen zerstört. Letztere Methode ist, wenn es die Zeit er- laubt, vorzuziehen, weil bei der Verpuft'ung sich die Schmelze sehr auf- bläht. \^erfasser macht weiter darauf aufmerksam, dafs, wenn ein kon- zentrierter Süfswein von 20 Proz. Zuckergehalt nicht mindestens 4 Proz. zuckerfreien Extraktrest und 0,04 Proz. Pliosphorsäure ergibt, nicht blofs auf einen Zusatz von Rohrzucker geschlossen zu werden braucht, sondern dafs derartige Süfsweine auch hergestellt werden können, indem dem ]\Ioste, welcher kaum zu gären anfängt, soviel Alkohol zugefügt wird, dafs er nicht weiter gären kann. Welcher von beiden Fällen vorliegt, kann nur- durch die Glycerinbestimmung konstatiert wertlen. (Zeitschr. f. analyt. Chemie 1889, j). 67.) E. Borgmann und W. Fresenius geben Analysen reiner Sherry- weine, bei denen besonders der hohe Gehalt an Schwefelsäure auffällt, welcher schwankte von 2,534 bis 8,814 g neutralem Kaliumsulfat pro Liter. Dieser Umstand rührt her von dem allgemein gebräuchlichen Gypsen, namenthch der besseren Sorten. Das Gypsen erhöht auch den Gehalt an Kalium und damit auch die Gesamtmenge der Mineralstofte. Als Grund hierfür führen Verfasser an, dafs durch den Zusatz des Gypses nicht mir der Weinstein, welcher in den Wein hiueingelangen würde, sondern auch die übrigen in den Trestern zurückbleibenden Kaliumverbindungen in leicht lösliches Kaliumsulfat umgesetzt werden, welches in den Trauben- saft übergeht. (Zeitschr. f. analyt. Chemie 1889, p. 71.) Bier. Um Saccharin im Bier nachzuweisen, wird nach A. H. Aller dasselbe auf ein Drittel eingedampft und mit Äther ausgeschüttelt. Der nach dem Verdunsten bitter schmeckende Rückstand wird mit Soda und Salpeter geschmolzen ; ist nun Saccharin im Bier vorhanden gewesen, so ist die Schmelze schwefelsäurehaltig, was im anderen Falle sich nicht ergibt. (Durch Zeitschr. f. analyt. Chemie, p. 117.) Milcli. J. N. Z e i 1 1 e r führt die Analysen von 57 urkundlich ab- gemolkenen Milchproben an, Avelche im wesentlichen nach denselben Methoden im Cannstatter Untersuchungsamt untersucht wurden, wie Kling er sie im Stuttgarter Untersuchungsamt anwendet. Als Grenz- werte wurden folgende Zahlen gefunden: Spez. Gewicht der ganzen Milch 1,0275 bis 1,034 Spez. Gewicht der entrahmten Milch . . 1,0293 ., 1,0358 Fett durch Ausschütteln 2,42 „ 4,97 Proz. Trockensubstanz 10,52 ,. 13,98 „ Asche in 100 ccm Milch 567 mg „ 760 mg Phosphorsäure in 100 ccm Milch .... 152 „ „ 245 „ Die Niedrigstwerte dieser Zahlen liegen bei den meisten Zahlen niedriger als die von Klinger ermittelten. So fand letzterer unter 89 Stallproben 11,6 Proz. als niedrigsten Trockensubstanzgehalt, während Verfasser unter 57 Proben 13 fand, welche w^eniger als 11,6 Proz. ent- hielten. In Cannstatt wird im allgemeinen Milch beanstandet, welche weniger als 29" Aviegt, blau aussieiit und sonstige verdächtige Merkmale zeigt. Doch werden auch ab und au von Milch , welche normal wiegt und nicht besonders auffallend aussieht, Proben entnommen, um die Händler, welche durch Zusatz von Wasser, von Wasser und abgerahmter Milch u. s. w. auf 29*^ stellen, abzuschrecken. Bei Händlern, welche ihre Milch von einer gröfseren Anzahl Produzenten beziehen, wird so ver- fahren, dafs sich zwei Polizeibeamte in die Wohnung des Händlers Essigsurken. — Kafteesurrogat. — Luft. — Butter. 329 begeben, dort die Milch in Empfang nehmen und von den verdächtigen Proben V2 Liter zurückhalten, während die Lieferanten sich nicht entfernen dürfen, so dafs die Nachfolgenden nicht gewarnt werden können. Am folgenden Tage können dann Stallproben genommen werden. (Zeitschr. f. angeir. Chemie 1889, p. 13.) Essiggurken. M. Wesener fand bei der Untersuchung von Essig- gurken, nach deren Genufs ein Kind erkrankt war, einen Gehalt von 0,0036 Proz. CuO, auf Trockensubstanz berechnet 0,058 Proz. Die Gurken besafsen eine unnatürliche hellgrüne Farbe , wie auch eine andere im Handel befindhche Sorte, in der gleichfalls deutliche Spuren von Kupfer nachgewiesen wurden. (Zeitschr. f. angetc. Chemie 1889, p. 121.) KafFeesurrogat. E. Fricke hat sogenannten Kongokaffee, bestehend aus einem gerösteten, gröbHch gemahlenen Pulver vom Aussehen des gebrannten Kaffeemehles, untersucht. Ein daraus bereiteter Aufgufs zeigte zwar den brenzlichen Geruch des Kaffeeaufgusses , besafs jedoch einen äusserst herben, adstringlerenden Geschmack. Coffein konnte nicht nach- gewiesen werden. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung: wasserfrei ber. Wasser . 4 "22 Rohprotein '. '. '. '. '. '. '. 27,06 28,25 Fett L19 1,24 Holzfaser 19,28 20,29 Gerbsäure 0,63 0,66 Zucker und Dextrin . 3,25 3,39 Stärke etc 39,74 41,49 Asche 4,63 4,83 Später eingesandte Bohnen ergaben, dafs dieses Surrogat hergestellt wird aus Bohnen einer Phaseolusart von der Gröfse unserer Perlbohne von glänzend schwarzer Farbe mit weifsem Nabeltleck. (Zeitschr. f. angeir. Chemie 1889. p. 121.) Luft. G. Lunge und Zeckendorf machen bei ihrer Methode zur minimetrischen Bestimmung der Luftkohlensäure die Berichtigung, dafs das Phenolphtalein nicht in alkohoUscher Lösung zur Normalsodalösung zugesetzt werden darf, wenn diese nicht zur sofortigen Anwendung gelangt. Wird die Lösung längere Zeit aufljewahrt, so erhält man viel zu hohe Resultate, veranlafst durch allmählich eintretende Wechselwirkung des Alkalis, Alkohols and des Phenolphtalei'ns. Man mufs das Phenolphtalein unter Erwärmen in der konzentrierten Sodalösung auflösen. Das zur Verdünnung dieser Lösung verwendete destillierte Wasser ist durch Auskochen vorher von Kohlensäure zu befreien. (Zeitschr. f. angetc. Chemie 1889, p. 12.) Butter. Nach B. Rose werden mit Hilfe einer Pipette etwa 12,5 g des ausgeschmolzenen, vom Bodensatze abgegossenen und klar filtrierten Fettes in einem tarierten Mafskolben gewogen. Hierzu fügt man, nach- dem das Fett wieder geschmolzen ist, mit Hilfe einer Pipette 50 ccm einer doppelt-normalen alkoholischen Kahlösung unter stetem Umschwenken. Die Kalilösung mufs mit mögüchst absolutem Alkohol bereitet sein, da schon bei 0,5 Proz. Wasser die "Verseifung bedeutend verlangsamt wird. Nach circa 5 ^linuten läfst man die zur Zersetzung der Seife erforderliche Schwefelsäuremenge zufliefsen. Nach vollständiger Zersetzung verdünnt man mit Wasser soweit, dafs noch 10 ccm bis zur jSlarke fehlen. Nach dem Abkühlen füo;t man 5 ccm Alkohol zu, füllt mit Wasser zur Marke 330 Schweinefett. — Einschliefsung von Gasen. auf und setzt noch eine dem Gewicht des angewendeten Fettes gleich- kommende Wassermenge zu. Nach dem Durchschütteln filtriert man durch ein trockenes doppeltes Faltentilter 250 ccm ab, welche mittels Vio-Normal-Kalilauge titriert werden. V'oa dieser Zahl wird die beim blinden Versuch unter gleichen Verhältnissen ermittelte Menge, welche den Über- schufs an Schwefelsäure darstellt, abgezogen. (Zeitschr. f. amjew. Chemie 1889, p. 30.) Schweinefett. A. B a y a r d und .J . W a 1 d b a u e r teilen ihre Erfahrungen mit über den Nachweis einer Verfälschung von amerikanischem Schweine- schmalz mit BaumwoUsamenöl. Nach Ansicht der Verfasser gibt sowohl die Bech i- II ebner' sehe Silbernitratprobe wie auch die Lab ich e' sehe Methode mit Bleiacetat und Ammoniak Aufschlufs über eine vorliegende Verfälschung. Die Maumene'sche Reaktion, beruhend auf Temperatur- erhöhung beim Vermischen mit konzentrierter Schwefelsäure, ist als Hilfs- methode zum qualitativen Nachweis anwendbar, dagegen unbrauchbar zur quantitativen Bestimmung. Gute Resultate gibt hier die Hüb l'sche Jod- additionsmethode. Verfasser fanden als .Jodzalil für unverfälschtes ameri- kanisches Schmalz Gl und ß'2, für BaumwoUsamenöl 105,o und 111, welche Zahlen mit den von E.Williams und E. W. T. Jones gefundenen nahezu übereinstimmen. Selbstausgelassenes Schmalz verbrauchte 50 Proz. Jod. Der Gehalt an BaumwoUsamenöl kann nach der von Jones angegebenen Formel 100 f^^-'sorb. Jod — 601 berechnet werden, worin 45 die Differenz ^ 45 -^ zwischen der .Jodzahl des Baumwollsamenöls (105) und der des amerika- nischen Schweinefettes (60) ist. Auch diese Methode ist jedoch unbrauch- bar, wenn dem Schmalz Rindsstearin zugesetzt ist, dessen Jodzahl 21 ist, so dafs trotz der Verfälschung Zahlen gefunden werden können, welche nicht viel höher sind als die Jodzahl des Schmalzes. V^on 42 vom Ver- fasser untersuchten Proben erwiesen sich ?A als verfälscht, indem der Jodverbraucb schwankte zwischen 67 und 84 Proz., was 19 bis 53 Proz, BaumwoUsamenöl ergibt. (Zeitschr. f. angew. Chemie 1889, p. 119.) J. B. Vom Aaslande. Quecksilberchlorid als therapeutisches und prophylaktisches Mittel gegen asiatische Cholera. A. Yvert hat als Arzt eines i'^xpeditions- corps in Tonkin Gelegenheit gehabt, eine grofse Anzahl Cholerakranker zu behandeln und zu beobachten. Die Durchnittssterbüchkeit betrug daselbst wie in Europa 66 Proz. 45 P^rkrankte wurden mit Sublimat behandelt und denselben pro die 0,02 bis 0,04 g Sublimat verabreicht. Es starben davon 9 Erkrankte, die Sterblichkeit wurde also von 66 Proz. auf 20 Proz. herabgesetzt. Dieser Erfolg veranlafste den Verfasser, dieses Mittel als Prophylakticum bei einer Anzahl von Leuten anzuwenden, die sich im Anfaugsstadium der Krankheit befanden und von denen_ die Krankheit schon ein Opfer gefordert hatte. Bei keinem der mit Sublimat behandelten Kranken kam die Cholera zum Ausbruch. (Ac. ä. sc. 107, p. 695, 1888, d. Journ. de Pharm, et de aüm. 1889, T. XIX, p. 40.) Über Einschliefsung von Gasen bei der Elektrolyse von Knpfer- sulfat teilt A. Soret einige Beobachtungen mit. Bei der Elektrolyse sehr verdünnter Lösungen scheiden sich bekanntlich im allgemeinen braune bis braunschwarze Niederschläge ab, die Kupferhydrat enthalten können, während sich aus genügend konzentrierten oder gesättigten Lösungen, wie sie in der Galvanoplastik verwendet werden, metallisch glänzende Niederschläge abscheiden und eine BUdung von Kupferhydrat Abarten von Valeriana officinalis. — Euphorbia pilulifera. 331 nicht lieobachtet werden kann. Indessen sind letztere Niederschläge mehr oder weniger hämmerbar, manchmal in hohem Mafse brüchig und verlieren dann diese Eigenschaft niclit, auch wenn sie auf hohe Tempe- raturen erhitzt werden. Die ilämmerbarkeit des Metalls und dan)it sein industrieller Wert hängt von den Temperaturverhältnissen und dem Säuregrad des Elektrolyten ab. ]jenz hat die Anwesenheit von Gasen (hauptsächlich Wasserstoff) im elektrolytischen Kupfer konstatiert und deren Mengen (hirch Analyse eines sehr brüchigen Niederschlags zu 4,4 \"olum])i'ozent bestimmt. Soret hat mm Versuche über die Ver- änderhchkeit der Menge dieser Gase und deren Einllufs auf die physi- kalischen Eigenschaften der Niederschläge angestellt und kam dabei zu folgenden Resultaten: Das durcl) Elektrolyse niedergeschlageue Kupfer enthält immer eine gewisse Menge von Gasen, vorzugsweise Wasserstoif, etwas Kohlen- säure und sehr wenig, oft auch gar kein Kohlenoxyd. Die Gas mengen stehen in einem gewissen Verhältnis zu den oben genannten Temperaturverhältnissen und dem Säuregrade, die ihrerseits die Ilämmerbarkeit des abgeschiedenen Metalls beeinflussen. Die Mengenverhältnisse der eingeschlossenen Gase sind veränderlich, die von Lenz zu 4,4 \^olum])rozenten angegebene Zahl bezieht sich blofs auf einen speziellen Fall. Tu allen Fällen hat sich das eingeschlossene Gas mit dem Metalle nicht zu einer Verbin dun g vereinigt. (Joiirn.de Pharm, et de Ghim. 1889, T. XIX, p. 37.) Über die in England einbeimischen Abarten von Valeriana officinalis berichtet Mr. W. 11. Beeby in „The Journ. of Botany'*, Nov. Die unter den Namen Val. Mikanii und Val. sambucifolia beschriebenen Pflanzen sollen als verschiedene S])ecies betrachtet werden. p]r hat dieselben nebeneinander kultiviert und deren Verschiedenheiten in Art des Wachstums, der Farbe, Gröfse und Form der Blätter, der Blütezeit, Frucht und des Aromas beobachtet. Die auf trockenem Boden in oder nahe l)ei Wäldern Avachsende Val. Mikanii ist stärker im Geruch und wird von Katzen begierig aufgesucht, während die in feuchteren Gegenden häufig vorkommende Val. sambucifbüa von Katzen nicht berührt wird. Letztere ist die in England gewöhnlich vorkommende Pflanze. Ein charakteristischer Unterschied der nicht in Blüte stehenden Pflanzen besteht darin, dafs die Wurzelblätter von Val. Mikanii platt auf der Erde ausgebreitet sind, während diejenigen von Val. sambucifolia auf- recht oder doch halb aufrecht stehen. (Pharm. Journ. Transad. III. Ser. No. 962, p. 428J Euphorbia pilulifera, eine einjährige, krautartige, in tropischen Gegenden in Gärten und an Strafsen häufig vorkommende Pflanze, findet daselbst als Abkochung oder in Form eines Fluidextraktes bei Asthma und Bronchitis ausgedehnte Anwendung. Die in frischem Zustande zerquetschten Blätter werden bei Schlangenbissen auf die Wunde gelegt und sollen nicht nur den Schmerz lindern , sondern auch das Gift der Wunde entziehen und dieselbe zur Heilung bringen. Eine Prise des getrockneten Pulvers der Blätter innerüch genommen vermehrt die Herz- thätigkeit und erregt die durch das Gift gesunkene Lebenskraft. Eine Analyse der Droge Avui'de von James llicks Bunting in dem chemischen Laboratorium des Philadel]:>hia College of Pharmacie aus- geführt und ergab als Bestandteile : vegetabilisches Wachs . Caoutchouc, Chlorophyll, Harz, Gerbstoff, Zucker und andere Kohlenhydrate, Schleim- 332 Verfälschung des Insektenpulvers. — Some Indian Food plants. und Eiweifsstoffe , Calciumoxalat und andere Salze. (Amer. Journ. of Pharm. Vol. 60 No. 11, i?. 552.) J. Seh. G. M. Beringer berichtet über eine Verfälschung des Insekten- pulvers mit dem ungarischen Gänseblümchen. Mehrere Ballen von letzterem kamen unter der Bezeichnung „Insektenpulverblüten" nach Newyork. Bei oberflächlicher Besichtigung gleichen dieselben in Gröfse und allgemeinem Habitus den dalmatinischen Insekteupulverblüten. Das ungarische Gänseblümchen unterscheidet sich von den echten Pyrethrum- blüten durch die orangegelben Scheibenblüten, durch ein auffallend dunkles Receptaculum und durch Abwesenheit von Behaarung und Pappus. Der Geruch ist weniger scharf als bei den echten Insekten- pulverblüten und ähnelt dem der Matricaria. Das Pulver ist etwas dunkler als das echte dalmatinische und übt auf Fliegen keine insekticide Wirkung aus. Die chemische Untersuchung ergab folgende Resultate: Extraktionsmittel : Blüten von Chrysanthemum cinerariaefolium : Proz. Blüten der ungarischen Gänseblume : Proz. Petroleumäther .... Äther Alkohol Wasser Asche 2,49 2,85 6,57 16,70 6,50 3,37 2,68 9,45 13,43 9,30 (Amer. Journ. of Pharm. No. 1, Jan. 1889.) Die Blätter von Magnolia glauca L. untersuchte W. F. Rawlins. Die Untersuchungen liefsen kein krystallisierbares Prinzi[) entdecken : doch erhielt R. bei Destillation der Droge mit Wasser ein ätherisches Öl von schöner grüner Farbe, welches dem Anis und Fenchel ähnlich, jedoch angenehmer als diese beiden roch. Maisch sagt am Schlüsse der Arbeit von R. , dafs es wohl wenig allgemein bekannt ist, dafs die Blätter von Magnoha glauca an Stelle unzerstörbarer Tinte zum Zeichnen von Wäsche etc. gut verwertet werden können. Man legt ein Blatt auf den zu zeichnenden Gegenstand und schreibt mit einer stumpfen Nadel auf das Blatt die gewünschten Buchstaben. Dieselben erscheinen dann auf der untergelegten Wäsche mit anfänglich grau -grüner Farbe, die successive dunkler wird und durch Waschen nicht entfernt werden kann. (Amer. Journ. of Pharm. No. 1, Jan. 1889.) Unter dem Titel „Some Indian Food plants" haben wir kürzUch als erste Sheperdia argentea besprochen und konmien heute zu der ebenfalls von H. Trimble studierten Lewisia rediviva Pursh. Dieses interessante GUed der Familie der Portulacaceen , von den Eingeborenen Nordkaliforniens „Spathum", von den Indianern Nordoregons „Chita", von den Weifsen aber im Felsengebirge „Bitterwurzel" genannt, blüht im Mai, Juni und Juli und findet sich durch den südlichen Teil von Washington, Oregon, Idaho, Westmontana, Nordkalifornien, Nevada, Utah, Westwyoming und Nordarizona. Die Eingeborenen verwenden die Wurzel, welche ein weifses mehliges Mark besitzt, als Nahrungsmittel, indem sie daraus mit anderen Stoffen eine Suppe bereiten. Die Haupt- Bücherschau. 333 bestandteile sind Stärke, Gummi und Schleim. — Zucker und Gerbstoff Avurden nicht aufgefunden. Die von H. Trimble ausgeführte Analyse ergab folgende Resultate : Fett, Harz und Wachs 4,98 Gummi und Schleim 14,80 Albuminoide 3,58 Stärke 8,57 Feuchtigkeit 12,17 Asche 2,53 Holzfaser etc ■ 53,37 1ÜÜ,U0 (Americ. Journ. of Pharm. No. 1, Jan. 1889.) L. R. C. Bücherschau. \ Universalpharmakopöe von Dr. Bruno Hirsch. Göttingen, Van- denhoeck u. Ruprecht's Verlag, 1888. Rüstig schreitet jetzt dieses Lieferungswerk vorwärts, mit raschen Schritten seinem Ende zueilend. Die heute vorliegende Doppellieferung 5 und 6 geht schon bis zu Rhizoma Iridis, so dafs die Fertigstellung des Ganzen vor Jahresende gesichert erscheint, vielleicht sogar schon erhebUch fi-üher ermöghcht wird. Über den reichen Inhalt des neuesten Heftes gibt die Thatsache Aiifschlufs, dafs dasselbe gegen 400 einzelne Artikel behandelt, mit der Nummer 2729 abschliefsend. Äufserst wert- voll sind die jeder einzelnen Gattung von Arzeneiformen voraus- geschickten allgemeinen Abschnitte, worin vergleichende Besprechungen der Darstellungsregeln und interessante Zusammenstelltmgen der ver- schiedensten Art geboten werden. So ist dieses in der jüngsten Lieferung der Fall bei Pilulae und Pulveres , an deren allgemeiner Be- sprechung sich bei letzterem eine Tabelle anschliefst, worin die Bestim- mungen von 4 Pharmakopoen über Herstellungsweise und Feinheitsgrad einer gi-ofsen Anzahl von meist vegetabihschen Pulvern übersichtlich vorgeführt werden. Besonders bei Neuherausgabe von Pharmakopoen wird diese Universalpharmakopöe grofse Dienste leisten können und wohl noch in späten Tagen zu Rate gezogen werden. Vulpius. System der Elemente. Zusammengestellt von Lothar Meyer und Karl Seubert. Verlag von Breitkopf u. Härtel in Leipzig. Die beiden hervorragenden Forscher geben — in vier einzelne, zum Zusammensetzen bestimmte Teile zerlegt — eine mächtige, etwa 3 qm grofse Tafel, welche die Elemente, nach dem periodischen System geordnet und mit den Atomgewichtszahlen versehen, enthält. Vorzüg- licher Druck ermöghcht, bei einer Höhe der Zahlen wie der Anfangs- buchstaben von 25 mm, dafs die Tabelle in den letzten Sitzreihen der gröfsten Hörsäle bequem gelesen werden kann. Geseke. J>r. Jehn. Tabelle zur gasvolumetrischen Bestimmung der Kohlensäure von Dr. A. Bau mann. Verlag der M. Rieger 'sehen Universitäts - Buch- handlung. München 1889. 334 Bücherscliau. Die auf starkem Papier gedruckte Tabelle läfst sich verwenden bei allen Analysen, welche die Umrechnung eines bestimmten Volumens Kohlendioxyd auf Gewicht verlangen. So z. B. bei der Bestimmung der Kohlensäure in der Pottasche, in Kalksteinen, in der Knochenkohle etc. mittels der bekannten Ap]jarate von Scheibler, Dieterich u. a. m., bei der Bestimmung des Kohlenstoffes in organischen Verbindungen nach dem Verfahren von Schlösing, sowie bei der Bestimmung des Kohlen- stoftes im Eisen nach Wiborgh. Die Tabelle gibt an das Gewicht eines Cubikcentimeters COo in Milligrammen für einen Barometerstand von 700 bis 770 mm und für eine Temperatur von 10 bis 25°. Von demselben Verfasser und aus demselben Verlage liegt ferner in gleichem Formate vor: Tabelle zur Berechnung der Salpetersäure aus dem gefundenen Volumen des Stickoxj'des. Die sicherste und am meisten verwendbare Bestimmung der Salpetersäure durch ihre Zer- setzung imd AbsclieiduDg als Stickoxyd leidet unter der selir umständ- lichen Berechnung der Salpetersäure aus dem gemessenen Volumen Stickoxyd. Auch hier tritt die Tabelle des Verfassers, welche die Gewichte der einem Cubikcentimeter NO entsprechenden Menge NoOs in jMiUigramm für einen Barometerstand von 700 bis 770 mm und einer Temperatur von 10 bis '25° angibt, als bequemes Hilfsmittel für das Laboratorium ein. Endlich sei noch einer dritten Tabelle Baumann \s Erwähnung geschehen. Die Tabelle zur gasvolumetrischen Bestimmung des Stick- stoffes soll ihre Verwendung finden bei all den Analysen, welche die Umrechnung eines bestimmten Volumens Stickstoff — gemessen bei einem Barometerstand von 700 bis 770 mm und einer Temperatur von 10 bis 25'' — auf Gewicht erfordern. Die Tabellen, welche zum Preise von je 0,60 Mk. käuflich und zum Aufziehen auf Papptafeln geeignet sind, werden sich als sehr bequeme Hilfsmittel zweifellos rasch einführen. Geseke. Dr. Jehn. Von der Anthropologie, mit Berücksichtigung der Urgeschichte des Menschen allgemein fafslich dargestellt von Dr. Moritz Aisberg — Stuttgart, Verlag von Otto Weisert — ist mit den Lieferungen 4 bis 11 Fortsetzung und Schlufs erfolgt. In der 4. Lieferung erklärt Verfasser die unter dem Namen der Eiszeiten bekannten klimatischen Schwan- kungen, wie sie auf unserem Erdteil während der Diluvialzeiten sich geltend gemacht, und erwähnt eine Reihe von Thatsachen, aus denen zu schliefsen, dafs der vorgeschichtliche Mensch vor der Eiszeit gelebt hat. Das nächste Kapitel handelt von der Existenz desselben währenrl der Tertiär- zeit und dem hohen Alter des Menschengeschlechts, begründet durch die Jahrtausende umfassende Diluvialperiode. Auf Grund verschiedener in Frankreich und anderwärts gemachten Funde und im Hinblick auf die Ergebnisse zahlreicher Beobachtungen wird dies als wahrscheinlich hin- gestellt. In Kapitel IX wird über die ersten Kulturfortschritte des Menschengeschlechts, in erster Linie zunächst über die Entwickelung der menschlichen Sprache berichtet. Dieser Prozefs, ausgehend von den primitivsten Formen der gegenseitigen Verständigimg, die wir bei höheren Tieren beobachten, bis zur artikulierten Lautsprache und weiter alle Stadien hindurch ist sicher ein äufserst langsamer und allmählicher gewesen. Hieran schliefst sich die Erzeugung des Feuers. In anziehender Weise schildert Verfasser die wohlthätige Macht und den hervorragenden Einüufs desselben auf die fortschreitende Kultur und die Segnungen, welche sich indirekt aus dem Gebrauche ergeben haben. In den nach- k Bücherschau. 3B5 folgenden Kapitehi wird dann das Werkzeug und seine Bedeutung für die Periodeueinteilung der vorgeschichtlichen Zeit besprochen, eine Charakteristik der älteren — paläolithischen Periode — und der jüngeren — ueolithischen — Steinzeit gegeben, an die sich dann einige Bemerkungen über die Beziehungen zur vorgeschichtlichen Metallkultur anknüpfen. Das XIII. Kapitel handelt von den Küchenabfallhauixjn in Dänemark, die insofern für die Kenntnis vorgeschichtlicher Zustände von besonderem Interesse sind, als sie als Rückstände der Mahlzeiten einen sicheren Schlufs nicht nur auf die Ernährung der derzeitigen Bewohner, sondern auch wegen der in ihnen mit aufgefundenen Gerätschaften auf den derzeitigen Kulturzustand gestatten. In den folgenden Kapiteln werden dann die jüngeren Fundstätten in Nord- und Mitteldeutschland, die berühmten Pfahlbauten der Schweiz besprochen, die für die Anthropologie von hoher Bedeutung sind. Eine gleich eingehende Betrachtung wird weiter der Metallzeit (Bronze- und Eisenkultur), den vorgeschichtlichen Grabstätten und Monumenten, den Verteidigungswerken und befestigten Wohnstätten des vorgeschichtlichen Menschen zu Teil. Im Anschlufs wird hier auf die grofsartigen Entdeckungen Dr. II. Schliemann's und die sich aus denselben ergebenden Folgerungen hingewiesen. Den Abschlufs dieser Epoche bildet die Thonbildekuust. Während in diesen Kapiteln aus den Betrachtungen der in den iirähistorischen Fundstätten hinterlassenen Waffen, Geräten, Begräbnis- und Wohnungsstätten die Kulturfortschritte des vorgeschichthchen Menschen veranschaulicht werden, bringen die folgenden Aufschlüsse über die rehgiösen Anschauungen, über Sitten und Gewohnheiten desselben, über Bewaffnung, Kleidung, Viehzucht und Ackerbau, Kunstfertigkeiten (Textil- industrie), Handel und Schiffahrt. Im letzten Kapitel wird noch die Frage nach der Abstammung der Völker, welche in vorgeschichtlicher Zeit unseren Erdteil bewohnt, erörtert. In der Schlufsbetrachtung tritt Verfasser noch der Behauptung, dafs die Darwin 'sehe Lehre von der Entwickelung der organischen Welt durch Anpassung (der Kampf ums Dasein), auf der ja die anthropologische Forschung beruht, den Prinzipien der Ethik wie den religiösen Grundsätzen widerspi-eche, kräftig entgegen. Ein vollständiges Register ist beigegeben, zahlreiche, treffliche Karten und Holzschnitte erläutern den Text. Eme gemeinfafsUche , dabei spannende und fesselnde Darstellung, gTofse Reichhaltigkeit des Stoffes gereichen dem Buche zur Empfehlung. Möge dasselbe im gebildeten PubUkum eine freundliche Aufnahme und weite Verbreitung finden. Bertram. Die elektrischen Erscheinungen der Atmosphäre, von Gaston Plante. Mit 50 in den Text gedruckten Holzschnitten. Autorisierte deutsche Ausgabe besorgt von Dr. Ignaz G. Wall entin, k. k. Professor in Wien. Halle i. S., Druck und Verlag von W. Knapp. 1889. In abgeschlossenen Kapiteln werden zunächst von den wichtigeren elektrischen Erscheinungen die nachstehenden eingehend erörtert. Das erste handelt von den Kugelblitzen. In demselben werden die Versuche besprochen, durch welche es ermögUcht wii'd, mittels elektrischer Ströme von hoher Spannung den Kugelblitzen ähnliche Erscheinungen hervor- zurufen, und die hierzu verwendeten Apparate beschrieben. Weiter folgt eine Erklärung dieser Blitze und eine Erörterung aller bei denselben in Erscheinung tretenden Momente, die durch eine gröfsere Zahl beigefügter Holzschnitte erheblich unterstützt wird. Das zweite Kapitel hat den Hagel und die elektrischen Erscheinungen, welche die Hagelgewitter begleiten, zum Gegenstande. Die Entstehung wird erklärt durch das Zusammenfrieren des zerstäubten und durch die elektrischen Ladungen 336 Biicherschau. verdampften Wassers der Wolken in den hohen und kalten Repjionen der Atmosphäre. In den folgenden Kayjiteln wird über Tromben und Cyklonen, über Polarlichter berichtet und werden J)rklärungen über verschiedene bei Gewittern beobachtete Erscheinungen gegeben. Im Anhange — p. 89 bis 142 — berichtet Verfasser über eine Reihe von Beobachtungen , die zu den in den einzelnen Kapiteln besprochenen in näherer Beziehung stehen. Der Übersetzer des französischen Originals hat dem deutschen Leserpublikum die hochwichtigen Forschungen Plante's leichter zugängUch zu machen und weiter zu verbreiten beabsichtigt. Bertram. Jahrbuch der Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr 1889. HI. Jahrgang, IL Teil. 1889. Unter Mitwirkung her%-or- ragender Fachmänner herausgegeben von Dr. Joseph Maria Eder, k. k. Professor und Leiter der k. k. Lehranstalt für Photographie in Wien. 1889. Verlag von W^ Knapp, Halle a. S. Auf p. .j bis .317 finden wir eine Reihe von Originalbeiträgen, die sich auf alles erstrecken , was zur Photographie in irgend welcher Be- ziehung steht und für dieselbe von Bedeutung ist. P. 318 bis 463 werden die Fortschritte besprochen, welche dieselbe in den Jahren 1887 und 1888 zu verzeichnen hat. Die letzten Seiten bringen eine Aufzählung der in Österreich-Ungarn auf die Photograyjhie bezüglichen erteilten Patente, ein Autoren- und Sachregister, ein Litteraturverzeicbnis und als Anhang Anzeigen und Offerten. Beigegeben ist eine Mappe mit hO artistischen Tafeln. Alle, die sich mit photographischen Aufnahmen beschäftigen, sich für diese Kunst näher interessieren, werden in dem Jahrbuche sicher einen zuverlässigen Ratgeber und in den meisten Fällen erwünschte Auskunft finden. Bertram. Das heimische Naturleben im Kreislaufe des Jahres. Ein Jahrbuch der Natur. Unter Mitwirkung hervorragender Fachgelehrten und Kenner. Von Dr. Karl Rufs. Verlag von Rob. Oppenheim. Berün. In 12 Lieferungen ä 0,80 Mk. Unter obigem Titel hat der durch seine volkstümlichen naturwissen- schaftlichen Schriften rühmUchst bekannte Verfasser in einem neuen Unternehmen sich die Aufgabe gestellt, den Naturfreunden aus allen Be- rufsklassen, namentlich den Lehrern auf dem Lande, vom gesamten heimischen Naturleben verläfsliche Kunde zu geben. Das Jahrbuch erscheint in monatlichen Lieferungen, Monatsbildern. In dem ersten Teile schUdert Verfasser in anregender, lebendiger Sprache nicht nur alle den laufenden Monat besonders charakterisierenden Naturerscheinungen und Vorgänge, es werden auch bezüglich der in demselben an uns herantretenden Aufgaben und Arbeiten aligemeine praktische Winke erteilt. Im zweiten Teile werden alle Erscheinungen im Tier- und Pflanzenleben, die sich im betreffenden Monate vollziehen, in getrennten Kapiteln behandelt — Tier- und Vogelkunde, Gärtnerei, Forstwirtschaft, Himmelskunde etc. — und zuverlässige, bewährte Anweisungen für etwa auszuführende wirtschaftliche Arbeiten beigefügt. Dem Verfasser stehen bei dem neuen Unternehmen aufser seiner eigenen, reichen Erfahrung bewährte Kräfte zur Seite. Dasselbe ist für weitere Kreise, für die ganze gebildete Laienwelt berechnet. Möge es die erhoffte Aufnahme finden und eine gedeihliche Wirksamkeit cutfalten. Jena, im März. Bertram^ Druck der Norddentechen Bnchdrockerei nnd Yerlageaiutalt, Berlin S^'., Wilhelmstr. 83 W9 herrscht Keuchhusten? Ein ei'pivl't*3s Jüttol für i^am -,'rs.>tzmässigea ^ Hanavcikauf liefert — Dr. Schmidt-Achert, Apotheker in Edenkoben. Extr. Filicis Ph. G. IL Frisch bereitet. Dr. Weppen & Luders, Blankenburg a Harz. [11] Pkriaceutisclier Verlag YOU Dr. phil. Glässner H. Hotops's Naclifolgei'. €Al§i§C:ii. Signaturen zum Anfltlel>eii auf Gefässe (Papierschildei-). U. vermehrte und ver- besserte Auflage. 1 YoUständiges Exemplar, ein- schliesslich der Nachträge an neuen Mitteln, Maximaldosen-Tabelle, Tab. B und C, Reag.. Solut. und Nrn. et\Ya 2300 Schilder .... 15,— M. Schild, für Tab. B u. C . . 3,— „ „ ,, „ C allein . 2,50 „ „ B allein . 1,— „ „ „ Reag. u.Solut. all. 1, — „ „ ,, Solut. allein . . . — ,50 „ Nummern 1 — 500 allein . . — ,50 „ Generalkataloge (Haupt -Verzeichnisse) für Apotheken und Drogenhandlungen. 8. Auflage. 5 Mark. Dialytisclies Injections-Ergotin, sclinierzlos. Bad Neuenahr : E. Bombeion. Würzburg: L. Oberhäuser. Augsburg : \. Hornstein. IKIünchen : M. Hiemllmaier. Wien : C. Haubner. Strassburg, Eis.: Henu & Kittler. Berlin: V. Kaufmann. Basel : A. Huber. Dresden: Gebr. ^tresemanii. Freiburg, Baden: E.Kopp. [^] Einwickelpapiere, eleg. Farben, 5 Ko. frei Ji 5. b e r w e s e 1 a. Rh. Fr. Reusch. Rhein- nnd lloselweine, eigenes Waclistum. Neuer Verla f[ von Breitkopf & Härtel in Leipzig, Das Natjirliclie SjsteiB der Eleneote. Xaoh den zuverlässigsteu Atomgewiolitswerteu zusammengestellt von Lothar ISeyer und Karl Seubert. Stciutlriickliifel in liiisdilag. Preis 1 Mark 50 Pf. Diese Tafel, eine Ergänzung der in gleichem Verlage früher er- schienenen Tafel der Atomge^Yichte der Elemente in alphabetischer An- ordnung, ist, auf einen drehbaren Cylinder aufgezogen, besonders ge- eignet, die Herleitung des natür- lichen Systems zu Yeranschauüchen. Flach aufgezogen kann sie im Hör- saale durch ihre Übersichtlichkeit bei den Vorträgen über anorganische Chemie als systematischer Leit- faden dienen. [12] Botanisier [13] •Büchsen, -Klappen, 'Stöcke, -Spaten, Lupen, Pflanzenpressen jeder Art, Gitterpressen J(>. 3, zum Umhg. hylaktisches Mittel gegen asiatische Cholera 38Ü C. P ü c h c r s c h a u. .Seite Köhlers Medizinalpflanzen von G. Papst 383 Atti della terza riunione d'Jgie- nisti Italiani, tenuta nelT Ot- tobre 1888 in Bolo^ina .... 38:; Proceedings of the American Pharmaceutical Association at the thirtv-sixth annual meetin«' /;S4 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2—3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für auseminzblätter 1 wird mit der nötigen Menge gewöhnlichen Wassers Übergossen, und werden hiervon Zehn Teüe 10 abdestilliert. Es sei etwas trübe. Aqua Menthae piperitae. Pfefferminz Wasser. Ein Teil zerschnittener Pfefferminzblätter 1 wird mit der nötigen Menge gewöhnlichen Wassers Übergossen , und werden hiervon Zehn Teile .•.••.-.•. ^^ abdestilliert. Es sei etwas trübe. .^ Aqua picis. Teerwasser. Ein Teü Teer • 1 wird mit Drei Teilen gepulverten Bimssteins 3 welcher vorher mit Wasser ausgewaschen und wieder getrocknet wurde, gemischt und zum Gebrauche aufbewahrt. Vier Teile dieser Mischung 4 werden mit Zehn Teilen Wasser 10 5 Minuten lang geschüttelt und dann filtriert. Es sei klar, gelblich bis bräunlich-gelb, vom Gerüche und Geschmacke des Teers. Es werde bei jedesmaligem Bedarf frisch bereitet oder doch nur für kurze Zeit vorrätig gehalten. 344 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. Aqua Plumbi. Bleiwasser. Zwei Teile Bleiessig 2 werden mit Achtundneunzig Teilen Wasser 98 gemischt. Es sei etwas trübe. Vor der Abgabe ist es umzuschüttein. Für Aqua Plumbi Goulardi ist Aqua Plumbi zu verabfolgen. ■ 1 Aqua Rosae. Rosenwasser. Vier Tropfen Rosenöl werden mit Tausend Grramm lauwarmen Wassers einige Zeit geschüttelt und die Mischung filtriert. Es sei klar. Cuprum oxydatum. Kupferoxyd. Zehn Teile Kupfersulfat 10 Fünfzehn Teüe Natrium carbonat 15 werden jedes für sich in Fünfzig Teilen heifsen Wassers 50 gelöst, unter Umrühren gemischt und noch einige Minuten erwärmt, so dafe der Niederschlag sich am Boden des Gefäfses dicht abscheidet Derselbe wird auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen, getrocknet und schwach geglüht Schwarzes, nicht krystallinisches, schweres Pulver, in verdünnter Salpetersäure leicht ohne Entwickelung von Kohlensäure und ohne Rückstand löslich. Die salpetersaure Lösung gebe nach vollständiger Ausfällung mittels Schwefelwasserstoffs ein farbloses Filtrat, welches beim Verdunsten keinen Rückstand hinterläfst. Mit Ammoniak im Überschusse versetzt, gebe die salpetersaure Lösung eine klare, tiefblaue Flüssigkeit. 0,2 g Kupferoxyd, in 2 ccni verdünnter Schwefelsäure ohne Amoendung von Wärme gelöst und mit 2 ccm Ferrosulfailösung vermischt, dürfen keine braune Zwischenzone geben, wenn Iccm Schwefelsäure langsam zugefügt wird. Vorsichtig aufzubewahren. Arbeiten der Phannakopöe-Kommission, 3ib Pharm. Germ. II läfst das Kupferoxyd in der Weise auf Salpeter- säure prüfen, dafs 1 g desselben, mit 1 ccm Ferrosulfatlösung übergössen, keine braune Zwischenzone geben darf, wenn 1 ccm Schwefelsäure langsam zugefügt wird. Da man aber hierbei bereits eine schwarze Mischung erhält, so ist die Erkennung einer braunen Zwischenzone doch sicherlich ausgeschlossen, und dies um so mehr, als bei Zusatz der Schwefelsäure durch die beginnende Reaktion derselben auf das Kupferoxyd alsbald eine stiixke Erhitzung und Mischung der Flüssigkeiten eintritt. In oben angegebener Weise läfst sich jedoch die Prüfung leicht und sicher aus- führen. Cuprum sulfuricum. Kupfersulfat. Blaue, durchsichtige Krystalle, in trockener Luft wenig verwitternd, löslich in 3,5 Teilen kalten und 1 Teil siedenden Wassers, nicht in Wein- geist. Die wässerige, sauer reagierende Lösung gibt mit Baryumnitrat einen weifsen, in Salzsäure unlöslichen Niederschlag, mit Ammoniak itn Überschusse eine klare, tiefblaue Flüssigkeit. Wird das Kupfer aus wässeriger Lösung durch Schwefelwasserstoff ausgefällt, so darf das farblose Filtrat nach dem Abdampfen keinen Rückstand hinterlassen. Vorsichtig aufzubewahren. Da beim rohen Kupfersulfat der sauren Reaktion der Salzlösung Erwähnung geschah, mufste dies auch beim reinen Salze geschehen, um nicht den Schein zu erwecken, als herrsche hierin ein Unterschied zwischen beiden Salzen. Cuprum sulfuricum crudum. Rohes Kupfersulfat. Blaue, meist grofse, durchsichtige Krystalle oder auch krystallinische EoTisten, wenig verwitternd, löslich in 3,5 Teilen kalten und 1 Teil siedenden Wassers. Die Lösung reagiert sauer und gibt mit Baryum- nitrat einen weifsen, in Salzsäure unlöslichen Niederschlag, mit Ammoniak im Überschufs eine klare oder fast klare, tiefblaue Flüssigkeit. Vorsichtig aufzubewahren. Decocta. Abkochungen. Bei Abkochungen, für welche die Menge der anzuwendenden Substanz nicht vorgeschrieben ist, wird auf 10 Teile Kolatur 1 Teil Substaaa verwendet 34G Arbeiten der Pharmakopöe-Kommissiori. ATisgenommen hiervon sind Arzeneikörper, für welche eine Maximal- dose gegeben ist, und starkschleimige Substanzen. Bei ersteren mufs der Arzt die Menge angeben, bei letzteren wird dieselbe dem Ermessen des Apothekers anheimgestellt. Die Substanz, aus welcher eine Abkochung zu bereiten ist, wird in einem geeigneten Gefäfse mit kaltem Wasser Übergossen und eine halbe Stunde lang den Dämpfen des siedenden Wasserbades unter bisweiligem Umrühren ausgestzt. Darauf wird die Flüssigkeit noch warm abkoliert. Decoctum Sarsaparillae compositum fortius. Stärkere Sarsaparill-Abkochung. Zwanzig Teile zerschnittener Sarsaparille 20 werden mit Fünfhundertzwanzig Teilen Wasser 520 24 Stunden digeriert und nach Hinzufügung von Einem Teile Zucker 1 und Einem Teile Alaun 1 in einem bedeckten Gefäfse unter öfterem Umrühren 3 Stunden lang der Wärme des siedenden Wasserbades ausgesetzt. Die Mischung wird darauf unter Zusatz von Einem Teile gröblich zerstofsenen Anis 1 Einem Teile gröblich zerstofsenen Fenchels .... 1 Fünf Teilen zerschnittener Sennesblätter 5 und Zwei Teilen zerschnittenen Süfsholzes 2 noch eine Viertelstunde digeriert und die Flüssigkeit dann durch Pressen abgeschieden. Nach dem Absetzen uud Abgiefsen wird das Gewicht durch Wasserzusatz auf 500 Teile gebracht 500 Decoctum Sarsaparillae compositum mitius. Schwächere Sarsaparill-Abkochung. ■'■ Zehn Teile zerschnittener Sarsaparille 10 •Werden mit Vierhundertachtzig Teilen Wasser 480 Arbeiten der Pharmakopöe-Kominission. 347 24 Stunden digeriert und darauf in einem bedeckten Gefäfse unter öfterem Umrühren 3 Stunden der Wärme des siedenden Wasserbades ausgesetzt. Darauf wird die Abkochung mit Einem Teile zerschnittener Citronenschale 1 Einem Teile zerstofsenen Zimts 1 Einem Teile zerstofsener Kardamomen 1 und Einem Teile zerschnittenen Süfsholzes 1 eine Viertelstunde digeriert und die Flüssigkeit durch Pressen ab- geschieden. Das Gewicht derselben wird nach dem Absetzen und Abgiefsen durch Wasserzusatz auf 500 Teile gebracht 500 Flores Arnicae. Arnikablüten. Die Blütenköpfchen der Arnica montan a. Die zweireihige, be- haarte Kelchhülle schliefst einen hochgewölbten, 6 mm im Durchmesser erreichenden, grubigen und behaarten Blütenboden ein. Aus diesem erheben sich ungefähr 20 randständige, zehnnervige Zungenblüten und zahlreiche, weit kürzere Scheibenblüten, alle von rotgelber Farbe und vom Bau der Kompositenblüten. Die borstigen, fänfkantigen Früchte sind bis 6 mm lang, gelblich-grau bis schwärzlich, von einer Federkrone aus scharfen, starren, bis 8 mm langen Haaren gekrönt. Nur die vom Kelche und Blütenboden befreiten Blüten sind zu gebrauchen. Der Geruch der Arnikablüten ist schwach aromatisch, der Geschmack zugleich bitterlich. Flores Chamomillae. Kamillen. Die Blütenköpfchen der Matricaria Chamomilla. Sie sind in allen ihren Teilen kahl; ihre trockenhäutig berandeten Hüll- blättchen schliefsen den gegen 5 mm hoben, am Grunde 1,5 mm im Durchmesser erreichenden, kegelförmigen, nackten, im Gegensatz zu allen anderen verwandten Pflanzen nicht markig angefüllten, sondern hohlen Fruchtboden ein. Die 12 bis 18 Randblüten müssen von weifser, die viel zahl- reicheren Scheibenblüten von gelber Farbe sein. Die Köpfchen sollen aromatisch riechen und zugleich etwas bitterlich schmecken. 348 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. Flores Cinae. Wurmsamen. Die Blütenköpfchen der turkestanischen Form der Artemisia maritima. Dieselben bestehen aus 12 bis 18 kahlen, stumpf eiförmigen, sanft gekielten Hüllblättchen von etwas glänzend grüner, nach längerer Aufbewahrung bräunlicher Farbe. Sie sclüiefsen oben dicht zusammen, so dafs das ganze Köpfchen nur gegen 4 mm Länge und höchstens 1,5 mm Durchmesser erreicht; im Innern läfs sich meist nur undeutlich die Anlage der 3 bis 5 Einzelblütchen erkennen. Der Geruch der Blüten ist sehr eigenartig, der Geschmack widerlich bitter und kühlend gewürzhaft. Blätter, Stiele und Stengel dürfen nicht beigemengt sein. Flores Koso. Kosoblüten. Die nach der Blütezeit gesammelten weiblichen Blüten oder die vielverzweigten BlUtenrispen der Hagenia abyssinica. Die 4 oder 5, bis gegen 1 cm langen, aderigen, am Grunde borstigen Blättchen des äufseren Kelches sind von dunkelroter, nach längerer Aufbewahrung mehr bräunlicher Farbe : die inneren, kaum 3 mm langen Kelchblättchen neigen sich über den noch kleineren Blumenblättchen und den 2 borstigen Griffeln zusammen. Die Blüten sitzen ziemlich dicht gedrängt auf ge- knickten, meist stark behaarten, 1 bis 2 mm dicken Stielen, welche von einer gemeinsamen, gegen 1 cm dicken, reichlich mit einfachen Haaren besetzten Spindel des Gesamtblütenstandes abgehen. Wo die Ware aus diesem letzteren besteht, pflegt sie in 5 dm langen, spiralig mit gespaltenen Halmen des Cyperus articulatus umwickelten Bündelchen von ungefähr 120 g vorzukommen. Das Koso schmeckt schleimig, dann kratzend bitter und zusammenziehend. Die Stiele sind vor dem Gebrauche zu beseitigen. Flores Lavandulae. Lavendelblüten. Die Blüten der Lavandula vera. Der 5 mm lange, walzig- glockige, von 13 Längsrippen durchzogene Kelch ist stahlblau oder bräunlich angelaufen und mit zierlichen Sternhaaren flockig bestreut, so dafs die 4 kürzeren Kelchzähnchen kaum hervortreten und der fünfte gröfsere Zahn mehr durch seine schwarzblaue Farbe aufiUUt, Die Arbeiten der Pharmakopöe-Kormnissiori. 349 bräunliche oder bläuliche Blumenröhre ragt aus dem Kelche heraus und erweitert sich zweilippig. Die Lavendelblüten riechen angenehm und schmecken bitter. Stiele und Blätter sind zu beseitigen. Flores Malvae. Malvenblüten. Von Malva silvestris. Der 5 mm hohe, fünfspaltige, stern- haarige Kelch ist von 3 lanzettlichen, längsstreifigen, borstigen Hüll- blättchen gestützt. Die fünf, über 2 cm langen, vorn ausgerandeten Blumenblätter sind am Grunde mit der Staubfadenröhre verwachsen. Die zartblaue Farbe der Blumen geht durch Befeuchtung mit Säuren in rot, durch Ammoniak in grün über. Flores Rosae. Rosenblätter. Die blafsrötlichen, wohlriechenden Blumenblätter der Rosa cen- tifolia. Flores Sambuci. Hollunderblüten. Die Blütenstände von Sambucus nigra. Jeder der 5 Zweige der Trugdolde teilt sich in 3 big 5 Äste, welche wiederholt gabelig geteilt, zu- letzt in feinen, bis 6 mm langen Stielchen mit einer Endblüte abschliefsen. Staubfäden, Kronlappen und Kelchzähne je fünf an der ZahL Die weifslichen Lappen der Blumenkrone, ursprünglich flach ausgebreitet, sind durch das Trocknen stark eingeschrumpft; mit ihnen wechseln die viel kürzeren Kelchzähne ab. Der schwache Geruch eigenartig, der Geschmack unbedeutend. Die Hollunderblüten dürfen nicht braun aussehen. Flores Tiliae. Lindenblüten. Die Trugdolden der Tilia parvifolia und Tilia grandifolia. Der kahle Stiel ist bis zur Hälfte mit einem papierdünnen, deutlich durchscheinenden Deckhlatte verwachsen und trägt bei der ersteren Art bis 13 gestielte Blüten, bei der zweitgenannten nur 3 bis 5 erheblich gröfsere Blüten mit dunklen gelblich - braunen Blumenblättern. Die 350 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. Staubfäden zahlreich ; Kelchblätter, Blumenblätter und Fruchtfächer je 5 an der Zahl. Die Blüten der Tilia tomentosa (Tilia argentea) sind gröfser, aufser den 5 Blumenblättern noch mit 5 potaloiden Staubblättern ver- sehen; das Deckblatt des Blütenstandes ist vorn am breitesten, oft mehr als 2 cm breit, unterseits meist stemliaarig. Diese Blüten sollen nicht verwendet werden. Flores Verbasci. Wollblumen. Die Blumenkronen von Verb as cum phlomoides (mit Einschlufs von Verbascum tbapsiforme). Aus der sehr kurzen, nur 2 mm weiten Blumenröhre erheben sich 5, bis gegen 1,5 cm lange, aufsen sternhaarige, innen kahle und schön gelbe Lappen von breitgerundetem Umrisse. Dem gröfsten derselben stehen am Grunde 2 kahle Staubfäden zur Seite, 3 etwas kürzere, bärtige Staubfäden entsprechen den 3 übrigen Ein- schnitten der Blumenkrone. Sie sollen von kräftigem Gerüche und nicht von brauner Farbe sein. Kamala. Kamala. Der von den Früchten der Mallotus philippinensis abgeriebene Überzug. Ein leichtes, nicht klebendes Pulver von roter, mit grau ge- mischter Farbe, ohne Geruch und Geschmack. Siedendem Wasser erteilt die Kamala blafsgelbliche Färbung; das Filtrat wird durch Eisenchlorid braun gefärbt. Äther, Chloroform, Weingeist, sowie auch wässerige alkalische Lösungen nehmen aus der Kamala in reichlicher Menge dunkel- rotes Harz auf. Dieselbe bildet unregelmäfsig kugelige Drüsen, welche 40 bis 60 mikroskopische, strahlenförmig geordnete, keulenförmige Zellen einschliefsen. Die Drüsen sind begleitet von dickwandigen, ungefärbten Büschelhaaren; Stückchen von Blättern und Stengeln sollen nicht bei- gemengt sein. Die beim Verbrennen der Kamala zurückbleibende Asche darf 6 Proz. nicht übersteigen. Obgleich die Handelsware nur ausnahmsweise eine Kamala von so niedrigem Aschengehalte, als Pharm. Germ. II verlangt, liefert, konnte die Kommission sich nicht dazu entschliefsen , einer Ermäfsigung dieser Forderung das Wort zu reden. Abgesehen von einigen Bezugsquellen reiner Kamala, läfst sich dieselbe ohne Schwierigkeit durch Wascheil mit Wasser auf den normalen Aschengehalt bringen. Arbeiten der Pharmakopöe-KommissiorL 351 Kreosotum. Kreosot. Eine klare, schwach gelbliclie, im Sonnenlichte sich nicht bräunende, stark lichtbrechende, neutrale, ölige Flüssigkeit von durchdringendem rauchartigen Gerüche und brennendem Geschmacke. Spez. Gewicht nicht unter 1,07. Das Kreosot destilliert gröfstenteils z^^'ischen 205 bis 2200, erstarrt selbst bei — ^200 noch nicht und kann mit Äther, Wein- geist und Schwefelkohlenstoff klar gemischt werden, gibt aber erst mit etwa 120 TeUen heifsen Wassers eine klare Lösung, welche sich beim Erkalten trübt und allmählich unter Abscheidung von Öltropfen wieder klar wird. Die von letzteren getrennte Lösung wird durch Bromwasser rotbraun gefällt, nimmt auf Zusatz von sehr wenig Eisenchlorid unter Trübung eine graugrüne oder schnell vorübergehend blaue Färbung an und wird schliefslich schmutzig braun unter Abscheidung von ebenso ge- färbten Flocken. Die weingeistige Lösung färbt sich mit einer geringen Menge Eisenchloridflüssigkeit tiefblau, mit einer gröfseren derselben dunkelgrün. Mit dem zweiundeinhalbfachen Volumen Katronlauge gebe das Kreosot eine klare IVIischung, welche sich nicht dunkel färbt und beim Verdünnen mit vielem Wasser (bis zum fünfzigfachen Volumen) klar bleibt. Mit dem zehnfachen Volumen einer alkoholischen Kalilösung (1 = 5) gemischt, erstarre das Kreosot nach einiger Zeit zu einer festen krystalli- nischen Masse. Wird das Kreosot in einem trockenen Glase mit dem gleichen Volumen Kollodium geschüttelt, so darf keine Gallertbildung eintreten. Im drei- fachen Volumen einer Mischung aus 3 Teilen Glycerin und 1 Teil Wasser sei das Kreosot fast unlöslich. Wird 1 ccm Kreosot mit 2 ccm Petrolbenzin und 2 ccm Barytwasser geschüttelt, so darf die Benzinlösung keine blaue oder schivutzige, die wässerige Flüssigkeit keine rote Färbung annehmen. Vo r s i ch t i g aufzubewahren. Maximale Einzelgabe 0,1. Maximale Tagesgabe 0,5. Die Eigenschaften des Kreosots setzen sich aus denen seiner beiden wesentlichen Bestandteile, des Guajacols und Kreosols, zusanunen. Da dem ersteren das spez. Gewicht 1,117, dem letzteren 1,09 im reinen Zu- stande zukommt, mufs ein Kreosot, dessen Eigenschwere unter 1,07 liegt, überladen sein mit anderen, leichteren Teerölen. Daraus geht hervor, dafs, wo jetzt im Handel ein Kreosot mit dem spez. Gewicht von 1,07 352 Arbeiten der Pharm akopöe-Kommission. bis 1,08 sich vorfindet, ein solches von 1,03, wie Pharm. Germ. 11 noch gestattet, als ein ungenügendes Präparat auszuschliefsen ist. — Auch ist das &eosot keine neutrale Flüssigkeit, sondern es rötet angefeuchtetes Lackmuspapier deutlich. Gutes Kreosot zeigt die Reaktionen des Guajacols und Kxeosols in hohem Mafse. Zu denselben zählt zunächst die blaue resp. grüne Färbung, welche Eisenchlorid in der weingeistigen Lösung des Kreosots hervorruft, je nachdem man dasselbe in sehr geringer, oder in gröfserer Menge zusetzt. Unreines Kreosot nimmt auf Zusatz von Eisenchlorid zur weingeistigen Lösung eine tiefbraune Färbung an. Sodann ist das Erstarren des Kreosots mit der zehnfachen Volumen- menge alkoholischer Kalilösung (1 = 5) in den Vordergrund zu rücken. Diese Erscheinung, die Guajacol wie Kreosol im reinen Zustande schon mit der wässerigen Kalilauge hervorbringen, tritt beim Kreosot nur auf, wenn die Kalilösung aus 1 Teil geschmolzenem Kalihydrat und 4 Teilen Weingeist (spez. Gewicht 0,83) bereitet wurde. Da ein mit Teerölen, Phenol u. dergl. vermischtes Kreosot mit dieser Kalilösung dauernd flüssig bleibt, liegt in dem Auftreten der Erstarrung zugleich eine Gewähr des nötigen Gehaltes an Guajacol und Kreosol. Von den Prüfungs Vorschriften der Pharm. Germ. 11 lassen sich die meisten aufrecht erhalten. Namentlich gilt dies von der Schüttelprobe mit Kollodium, sowie mit Glycerin. Phenolhaltiges Kreosot veranlafst einerseits ein Gelatinieren des Kollodiums, andererseits geht das Phenol ins Glycerin über und vermindert das Volumen des angewendeten Kreosots. Hervorgehoben zu werden verdient, dafs die Schüttelung mit Kollodium in einem völlig trockenen Glascylinder vorzunehmen sei. Bei der Prüfung des Kreosots mit Natronlauge ist die Menge der- selben von Pharm. Germ. II zu niedrig angegeben worden. Die im gleichen Volumen Natronlauge (15 proz.) enthaltene Natronmenge ist viel zu gering, um das in gutem Kreosot (spez. Gewicht 1,07 bis 1,08) enthaltene Guajacol und Kreosol zu binden. Das Äquivalent des Guajacols ist = 124, das des Kreosols = 138 anzunehmen; mithin verlangt 1 g Guajacol 0,322 g Natronhydrat = 2,15 g Natronlauge 1 g Kreosol 0,29 g „ = 1,93 g Hieraus geht hervor, dafs für ein aus gleichen Teilen Guajacol und Kreosol bestehendes Kreosot die doppelte Menge Natronlauge gerade genügen, für ein besonders an Guajacol reiches Kreosot jedoch noch nicht hinreichen werde. Dagegen empfiehlt sich, auf 1 ccm Kreosot 2,5 ccm Natronlauge anzuwenden, da ein kleiner Überschufs der letzteren nicht schadet, ein Zuwenig davon aber ein sehr gutes Kreosot als unrein erscheinen läfst. Verdünnt man nämlich die Mischung mit vielem Wasser, so würde sich dieselbe bei einer unzureichenden Menge Natronlauge trüben und beim Stehen Abscheidungen machen. Gänzlich zu verwerfen ist die Forderung der Pharm. Germ. II, dafs das Kreosot beim Schütteln mit dem zehnfachen Volum Ammoniak sein Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. 353 Volum auf höchstens '74 herabmindern dürfe. Da Kreosol sich zu %, Guajacol sogar zu %o ^^ Ammoniak auflöst, mufs ein an diesen reiches Kreosot viel mehr als V4 Volum an das Ammoniak abgeben. Das Mafs der Unlöslichkeit des Kreosots im Ammoniak steht in direktem Gegensatze 7,um Gehalte an seinen wesentlichen Bestandteilen. Ein daran armes Kreosot hält daher die Probe mit Ammoniak am besten aus. Zu den von Pharm. Germ. II angezogenen Prüfungen ist nun noch diejenige mit Barytwasser (kaltgesättigte Lösung von ßarythydrat) hinzu- gekommen. Man entdeckt durch diese Reaktion eine unzureichende Reiuigung des Kreosots von den giftig wirkenden Pyrogallol - Äthern des Buchenholzteers. Zum Schlüsse finde noch die Thatsache Erwähnung, dafs das Kreosot im Sonnenlichte seine Farblosigkeit bewahrt, sogar, wenn es gelb oder bräunlich geworden, wieder bleicht. Lactucarium. Griftlattichsaft. Der eingetrocknete Milchsaft der Lactuea virosa. Gelbbraune, innen weiTsliche Klumpen, welche entweder annähernd gröfseren Stücken einer Kugel entsprechen, oder kleinere unregelmäfsige Brocken darstellen. Das Lactucarium ist schwer zerreiblich und liefert mit Wasser erst unter Zusatz von Grummi eine Emulsion. In siedendem Wasser erweicht es; das klare, sehr bittere Filtrat wird beim Erkalten trübe und wird durch Schütteln mit gepulvertem Jod nicht gefärbt. Ammoniak sowohl als Weingeist klären das trübe Filtrat; in der ersteren Lösung entsteht nach Zusatz von Calciumsulfat ein reichlicher Niederschlag. Eisen chlorid ruft in der weingeistigen Lösung keine Veränderung hervor. Der Geruch des Lactucariums ist eigentümlich narkotisch; beim Einäschern darf es nicht über 10 Proz. Rückstand hinterlassen. Vorsichtig aufzubewahren. ^ . Maximale Einzelgabe 0,3. Maximale Tagesgabe 1,0. Laminaria. Laminariastiele. Die Stiele des blattartigen Thallus der Laminaria Clous tQui. Graubraune, mehrere Decimeter und 1 cm Dicke erreichende, längs- runzelige Cy linder. Ein Querschnitt durch die hornartig zähen Stiele quillt im Wasser sehr stark auf und zeigt innerhalb der dunkelbrauaea Arci. d. Piarm. XXVII. Bds. 8. Heft. 23 354 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. Rinde eine von ansehnlichen Schleimhöhlen durchzogene Mittelschicht. Das innere markige Gewebe darf nicht hohl sein. Liehen islandieus. Isländisches Moos. Der ganze ThaUus der Cetraria islandica. Seine blattartige höchstens 0,5 mm dicke, handgrofse Fläche ist in breitere oder schmälere, oft rinnenförmig gebogene oder krause, grob gewimperte Lappen geteilt. Die eine Seite derselben ist bräunlich grün, stellenweise rotfleckig, die andere blasser, weifslich oder grau, mit weifsen eingesenkten Flecken. Eine mit dem 20fachen Gewichte Wasser dargestellte Abkochung der Flechte bildet nach dem Erkalten eine steife Gallerte von bitterem Geschmacke. Verdünnt man dieselbe mit gleichviel Wasser und setzt Weingeist zu, so fallen dicke Flocken nieder, welche, abfiltriert und nach dem Ab- dunsten des Weingeistes noch feucht mit Jod bestreut, blaue Farbe annehmen. lignum Guajaei. Guajakholz. Geschnittene oder durch Abdrechseln gewonnene Stücke des Holzes von Guajacum officinale, vorzugsweise des Kernholzes. Dasselbe sinkt in Wasser, läfst sich nicht gerade spalten und nicht leicht schneiden; es ist krummläufig faserig, von gelbbräunlicher, an der Oberfläche etwas grünlicher Farbe. Der aromatische Geruch tritt beim Erwärmen deutlicher hervor; der Geschmack ist etwas kratzend. Weingeist, den man mit Guajakholz schüttelt, hinterläfst nach dem Ver- dunsten einen gelbbräunlichen Rückstand, welcher, mit einer Auflösung von Eisen Chlorid in 100 Teilen Weingeist besprengt, vorübergehend schöne blaue Farbe annimmt. Lignum Quassiae. Quassiaholz. Zerkleinertes Holz und Rindenstücke von Quassia amara und Picraena excelsa. Da.s Holz beider Bäume ist weifslich, gut spaltbar und läfst auf dem Querschnitte unter der Lupe Jahresringe und Markstrahlen erkennen. Der Geschmack ist rein und anhaltend bitter. Das Holz der Quassia amara ist dicht, die höchstens 2 mm dicke, Bpröde Rinde von gelblich - brauner bis grauer Farbe, die Innenfläche Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. 355 blauschwarz gefleckt. Das Holz der Picraena excelsa ist lockerer, sehr schwach gelblich; die bis 1 cm dicke, braunschwarze Rinde ist gut schneidbar und bricht faserig. Die fein längsstreifige, braunschwarze Innenflache derselben zeigt sehr häufig ebenfalls blauschwarze Flecken. Ligniim Sassafras. Sassafras holz. Das zerkleinerte Holz der Wurzel von Sassafras officinalis, mit oder ohne die dunkel rotbraune Rinde. Das leichte, lockere, gut spaltbare Holz ist bräunlich bis fahlrötlich. Rinde und Holz sind sehr aromatisch, mit süfslichem Beigeschmäcke. Das fast gar nicht aromatische Holz des Stammes ist zu verwerfen. Oleum cantharidatum. Cantharidenöl. Drei Teile grobgepulverter Canthariden 3 werden mit Zehn Teilen Olivenöl 10 10 Stunden im Dampfbade digeriert, darauf geprefst und das Öl filtriert Es sei ein grüngelbes Öl. Für tierarzeneiliche Zwecke kann Biiböl an Stelle des Olivenöls angewendet werden. Es erscheint als eine Vereinfachung, dieses Cantharidenöl zugleich zur Darstellung der Cantharidensalbe zu benutzen. Zu diesem Behufe mufs es aber mit Olivenöl bereitet werden. Da nun das Cantharidenöl auf Vorschlag der Veterinärärzte in die Pharm. Germ. TL aufgenommen wurde und dieselben zu seiner Bereitung Rüböl vorschrieben, um ein mögUchst billiges Präparat zu gewinnen, mufste durch eine dahin zielende Notiz diesem Wunsche Rechnung getragen werden. Oleum Carvi Kümmel öl. Der höher siedende Anteil (Carvol) des Öles der Früchte von Carum Carvi. Farblose oder blafsgelbliche, bei 2240 in volles Sieden gelangende Flüssigkeit von feinem Kümmeigeruche. Spez. Gew. 0,96. Mit gleichviel Weingeist verdünnt, wird das Öl durch sehr wenig Eisenchloridlösung schwach violett oder rötlich gefärbt. 10 Teile Kümmelöl, mit 8 Teilen Weingeist und 1 Teil Ammoniak vermischt 23* 356 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. und mit Schwefelwasserstoffgas gesättigt, erstarren zu einer weilsen Krystallraasse. In einer Mischung aus 2 ccm Weingeist und 1 ccm Wasser müssen sich mindestens 8 Tropfen des Öles klar lösen. Da das officinelle Präparat nur der höher siedende Anteil des Kümmel- öles ist und wesentlich aus Carvol besteht, erscheint die Hinzufügung dieses Namens zweckdienlich, obgleich die Kommission von einer Namens- änderung aus praktischen Gründen Abstand nahm. Wenn Pharm. Germ. 11 dieses Carvol einführte, zugleich aber das spez. Cew. des Öles auf mindestens 0,91 normierte, stellte sie sich mit sich selber in Widerspruch, denn das von ihr angegebene spez. Gewicht ist das des gewöhnlichen Kümmelöles. Reines Carvol hat das spez. Gewicht 0,960, steigend bis 0,966. Als weiterer Unterschied zvvdschen beiden wurde oben die Lösüchkeit in verdünntem Weingeist benutzt. Eine Mischung aus 2 ccm Weingeist (spez. Gewicht 0,832) und 1 ccm Wasser löst bis 10 Tropfen Carvol klar auf, vermag aber nicht 1 Tropfen gewöhnliches Kümmelöl klar aufzunehmen. Die von Pharm. Germ. II angeführte rötliche Färbung, welche eine kon- zentrierte weingeistige Carvollösung mit Eisenchloridilüssigkeit gibt, schien bei manchen Sorten, zumal bei frischer Ware, nicht immer einzutreten. Eingehende Untersuchungen haben gezeigt, dafs sie in allen Fällen eintritt, wenn nur die Menge des Eisenchlorids eine sehr geringe ist. Man benutze daher eine höchst verdünnte Lösung desselben (1 = 100), von welcher 1 Tröpfchen, zu einer Mischung aus je 10 Tropfen Carvol und Weingeist gesetzt, die rötUche Färbung hervorrufen wird. Ein Mehr- zusatz des Eisenchlorids verändert dieselbe. Oleum Caryophyllorum. Nelkenöl. Das ätherische Öl der Grewürznelken, von gelblicher bis brauner Farbe, scharf aromatischem Gerüche und Geschmacke; bei 247 f^ in volles Sieden gelangend. Spez. Gewicht 1,05 bis 1,06. 5 Tropfen des Öles mit 10 ccm Kalkwasser kräftig geschüttelt, geben eine flockige, zum Teil an den Wänden des Gefäfses haßende Ahscheidung. 2 Tropfen Nelkenöl, in 4 ccm Weingeist gelöst, werden durch 1 Tropfen Eisenchloridlösung grün gefärbt; 1 Tropfen verdünnter ELsenchloridlösung (1 =20) ruft eine blaue, bald durch rot in gelb übergehende Färbung hervor. Wird 1 g Nelkenöl mit 20 ccm heifsen Wassers geschüttelt, so darf letzteres Lackmuspapier kaum röten. Das nach dem Erkalten klar filtrierte Wasser darf sich mit 1 Tropfen Eiseuchlorid nur vorübergehend graugrünlich, jedoch nicht blau färben. Da.s Nelkenöl mische sich klar mit der ein- bis zweifachen Volummenge verdünnten Weingeistes. Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. 357 Bei diesem .'Vrtikel werden verschiedene Veränderungen der Fassung der Pharm. Germ. II in Vorschlag gebracht. Zunächst ist die untere Grenze des spez. Gewichts, welche Pharm. Germ. 11 auf 1,041 gesetzt hatte, auf 1,05 normiert, um die an Kohlenwasserstoff (.,leichtem Nelkenöl") allzureiclien Sorten auszuschliefsen. Das spez. Gewicht nicht unter 1,06 zu verlangen, würde nahezu reines Eugenol erheischen, was vom prak- tischen Standpunkte aus zu weitgehend erscheint. An Stelle der von Pharm. Germ. 11 angeführten Reaktionen des Nelken- öles mit Ammoniak und mit Bromdampf wurde die leichter ausführbare mit Kalkwasser als eine sehr charakteristische gesetzt. Die Färbung, welche die weingeistige Lösung des Öles mit Eisenchlorid erleidet, ist bei Anwen- dung der offizinellen Eisenchloridlösung eine dunkelgrüne, bei Anwendung der zwanzigfach verdünnten Lösung eine sofort blaue, bald aber durch rot in gelb übergehende. Ein Phenolgehalt des Nelkenöles läfst sich jedoch nicht durch etwa dauernde Bliiuung mittels dieser Reaktion erkennen, da ein stark mit Phenol versetztes Nelkenöl sich hierbei vne das reine Öl verhält. Da das Nelkenöl bei längerer Aufbewahrung in der Regel etwas säuert, wäre es unbUlig, von dem mit ihm geschüttelten Wasser voll- ständige Indifferenz gegen blaues Lackmuspapier zu verlangen. Eine sehr schwache Rötung desselben kann unbedenklich zugestanden werden. Auch ist der nachfolgende Satz der Pharm. Germ. II, welcher verlangt, dafs das abfiltrierte Wasser durch Eisenchlorid nicht blau oder grün gefärbt werden darf, dahin zu ändern, dafs nur eine vorübergehend graugrünliche Färbung im klaren Filtrate durch 1 Tropfen Eisenchlorid hervorgerufen werden darf, welche rasch in Gelb übergeht. Eine deut- hche Bläuung, welche hierbei, wenn auch nur im Momente der Mischung, entsteht, verrät beigemengtes Phenol; die Bläuung nimmt an Intensität wie an Dauer mit der Menge desselben zu, geht aber auch schliefslich in ein rötliches Gelb über. Diese Reaktion ist als einzige sichere Prüfung auf eine Verfälschung des Nelkenöles mit Carbolsäure wichtig. Desgleichen die zuletzt angeführte Prüfung, welche eine Beimengung fremder äthe- rischer und auch fetter Öle anzeigt. Oleum Cinnamomi. Zimtül. Das ätherische Öl des Zimts, dessen Aroma es besitzt. Gelbe oder bräunliche Flüssigkeit von 1,055 bis 1,065 spez. Gewicht, mit Weingeist in allen Verhältnissen klar mischbar. 4 Tropfen Zimtöl mit 4 Tropfen rauchender Salpetersäure gemischt, vereinigen sich damit ohne Aufschäumen zu Krystallnadeln oder -Blättchen. Löst man 4 Tropfen Zimtöl in 10 com Weingeist, so darf durch 1 Tropfen Eisenchloridflüssigkeit nur eine braune, nicht aber eine grüne oder blaue Farbe hervorgerufen werden. 10 com heifses Wasser, mit 358 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. 1 Tropfen Zimtöl kräftig geschüttelt, schmeckt süfs, dann brennend gewürzhaft; auf Zusatz von Bleiessig wird es weif stich getrübt, ohne gelbe Partien abzuscheiden. Die Prüfung des mit Zimtöl getränkten Wassers mittels Bleiessig bezweckt den Nachweis beigemengten Nelkenöles, welches schon zu 10 Proz. hochgelbe Abscheidungen veranlafst. Bei einem gröfseren Ge- halte an demselben nimmt die ganze Mischung intensive Gelbfärbung an. Mithin ist diese Methode des Nachweises von Nelkenöl im Zimtöl, die bei einem höheren Preise des letzteren von Bedeutung ist, bei weitem empfindlicher, als diejenige mittels Eisenchlorids in der weingeistigen Lösung des Öles. Bei Gegenwart von Nelkenöl schäumt das Zimtöl mit der rauchenden Salpetersäure stark auf und liefert infolge der dann stattfindenden Erhitzung keine Kj-ystalle. Zur Erzielung der letzteren ist übrigens Bedingung, nicht mehr als 4 Tropfen der Säure auf 4 Tropfen des Öles anzuwenden. Oleum Citri. Citronenöl. Das ätherische Öl der Früchte von Citrus Limonuin, ohne Destillation aus den frischen Fruchtschalen dargestellt. Blafsgelblich, von feinem Citronengeruche. mit Weingeist nicht immer klar mischbar. 1 Tropfen Citronenöl, mit Zucker verrieben und mit 500 g Wasser geschüttelt, mufs demselben den reinen Citronengeschraack erteilen. Erhitzt man das Öl in einer Retorte bis zum beginnenden Sieden, so darf kein Weingeist übergehen. Die Ursache, dafs ein Citronenöl sich mit Weingeist, auch mit absolutem, nicht klar mischt, liegt in einem Gehalte an Schleim, den frisches Öl öfters enthält. Altes Öl löst sich in Weingeist klar auf, ebenso ein mit absolutem Alkohol verschnittenes Öl. Der Ausdruck der Pharm. Germ. II: „mit Weingeist nicht in jedem Verhältnisse klar mischbar", wurde deshalb in die angemessenere Form gebracht: mit Weingeist nicht immer klar mischbar. Von der Angabe des spez. Gewichts wurde, als von geringem Werte, Abstand genommen. Es ist von einigen Seiten 0,84 bis 0,86 angegeben worden; dasjenige des geprefsten Öles ist in der Regel etwas höhcE, 0,87 bis 0,88. Oleum Cocos. Kokosnufsöl. Das Fett der Samenkerne von Cocos nacifera, von weifstT Farbe und Butterkonsistenz, bei 23 o bis 30 o klar schmelzend und dabei einen schwachen, eigentümlichen Geruch entwickelnd. Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. 359 Oleum Crotonis. Crotonöl. Das aus den Saraenkernen von Croton Tigliura geprefste, dick- flüssige, fette Öl von braungelber Farbe und unangenehmem, eigentümlichem Gerüche, angefeuchtetes Lackmuspapier rötend. Spez. Geivicht 0,94 bis 0,96. Das Öl ist in der doj)pelten Volummenge heifsen, wasserfreien Weingeistes loslich. 2 Volumteile des Öles, nach Zusatz von 1 Volumteile rauchender Salpetersäure und 1 Volumteile Wasser kräftig geschüttelt, dürfen nach 1 bis 2 Tagen weder ganz noch teilweise erstarren. Wird 1,0 g des Öles in einer Mischung aus 5 g Chloroform und 10 g Weingeist gelöst und nach Zusatz von 0,9 g geriebenen Jods und 1,2 g gepulverten Quecksilber- chlorids in einem verschlossenen Glase unter öfterem Umschütteln bei Seite gestellt, so erfolge innerhalb einer Stunde Entfärbung der Mischung; nach weiterer Zugabe von 0,1 g Jod mufs sie die rötliche Farbe mindestens eine Stunde lang bewahren. Vorsichtig aufzubewahren. Maximale Einzelgabe 0,05. Maximale Tagesgabe 0,1. Die iingemein knappe Fassung, welche Pharm. Germ. II diesem höchst differenten Arzeneimittel angedeihen läfst, machte eine eingehende Behand- lung erforderlich. Um Klarheit über die oft so sehr auseinanderweichenden Verhältnisse der Handelsware zu gewinnen, mufsten die Eigenschaften selbstgeprefsten Crotonöles studiert werden, die alsdann mit denen des käufhchen Öles zu vergleichen waren. Was zunächst das Crotonöl auszeichnet, ist sein eigentümlicher, un- angenehmer Geruch, den das selbstgeprefste Öl in sehr hohem Mafse besitzt. Wird das Öl aus den Samen dui-ch Extraktionsmittel (Benzin, Schwefelkohlenstoff, Weingeist) auf dem Verdrängungswege ausgezogen so büfst es zufolge des dann notwendigen Eindampfens zugleich mit einem Teile seiner Schärfe (die entweichenden Dämpfe sind von grofser Schärfe) auch mehr oder minder seinen Geruch ein, so dafs solches Crotonöl nicht selten nahezu geruchlos ist. Das spez. Gewicht des Crotonöls bietet eine Handhabe zur Taxierung seiner ünverfälschtheit, da es höher liegt als wie das der meisten fetten Öle. Selbstgeprefstes Öl wurde zu 0,944 und zu 0,955 gewogen; die übrigen zur Untersuchung gelangten, ihrem Verhalten nach mutmafsüch unvermischten Sorten des Handels schwankten zvv-ischen 0,941 und 0,960. Von den übrigen fetten Ölen nähern sich nur Ricinusöl und Leinöl dem Crotonöle. 360 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. Was das Crotonöl besonders auszeichnet, ist seine Löslichkeit im doppelten Volumen absoluten Alkohols. Während das selbstgeprefste Öl nur in siedendem Alkohol sich klar löst und beim Erkalten wieder ab- scheidet, wurde bei mehreren Handelssorten eine LösHchkeit in der Kälte beobachtet, was sich nur auf eine Verschiedenheit der Samen oder der Bereitungsweise zurückführen läfst. Leider läfst diese Löslichkeit in wasserfreiem Weingeist keinen Schlufs zu auf die Reinheit des Öles, denn obschon Mohnöl, Olivenöl, Leinöl u. a. für sich vom doppelten Volum siedenden absoluten Weingeistes durchaus nicht aufgenommen werden, lösen sie sich bei Gegenwart von Crotonöl darin ebenso auf, wie das Crotonöl selbst. Sogar Mischungen von letzterem mit der doppelten Menge Leinöl wurden noch vom siedenden Alcohol absolutus aufgenommen, des- gleichen Gemenge aus gleichen Teilen Crotonöl und Olivenöl. Einen ziemlich sicheren Schlufs auf die Anwesenheit eines nicht- trocknenden Öles gibt die Elaidinprobe, da bei ilu- das reine Crotonöl tagelang flüssig und auch hellfarbig, gelblich-trübe bleibt, Avährend ein mit nichttrocknenden Ölen versetztes Öl innerhalb eines Tages teilweise gesteht oder körnige Abscheidungen macht, je nach der Menge der Bei- mischung. Gewisse Sorten Crotonöl nehmen bei dieser Probe eine dunkle Färbung an: ob dieselbe auf eine Verschiedenheit des Öles oder eine Beimischung hindeute, liefs sich nicht entscheiden. Das durch Pressung gewonnene Crotonöl färbt sich nicht dunkler durch die Einwirkung der salpetrigen Säure. Übrigens sei darauf hingewiesen, dafs Gemenge des- selben mit Ricinusöl zum Erstarren nicht selten 2 Tage Zeit bedürfen. Bei Ausführung der Elaidinprobe ist sehr auf die richtige Beschaffenheit der rauchenden Salpetersäure, d. i. auf deren Gehalt an NO2 zu achten, da hiervon der ganze Erfolg abhängt. Die Säure mufs eine stark rotgelbe Farbe besitzen und ähnliche Dämpfe ausstofsen. Man pipettiert dann zunächst die Säure in eine graduierte Glasröhre, darauf das Wasser und schliefslich das Öl, schüttelt dann kräftig um und stellt die Mischung lose verschlossen bei Seite, ab imd zu umschüttelnd. Da durch diese Probe die Gegenwart von Leinöl, Mohnöl und anderen trocknenden Ölen sich nicht erkennen läfst, Avurde zu deren Nachweis das hohe Jodabsorptionsvermögen derselben benutzt. Führt man die Prüfung in der Weise aus, dafs man in einen graduierten Mischcylinder zunächst 1 g des Öles (genau gewogen!), 5 g Chloroform und 10 g Weingeist ein- wiegt, dann 0,90 g zerriebenes Jod (genau gewogen!) und 1,2 g zerriebenes Quecksilberchlorid hinzugibt und wohl verschlossen wiederholt kräftig unaschüttelt, so löst sich das Jod nebst dem Salze in kurzer Zeit auf. Die gelbrote Farbe, welche das Jod der Mischung erteilt, verschwindet nach einiger Zeit zufolge eintretender Bindung und es krystallisiert allmählich rotes Quecksilberjodid aus. Innerhalb einer Stunde ist voll- ständige Entfärbung eingetreten, wenn das Crotonöl nicht mit Olivenöl versetzt war, da letzteres ein geringeres Additionsvermögen gegen das Jod besitzt als das Crotonöl. Ist nun die Entfärbung erfolgt, so gibt Arbeiten der Pharraakopöe-Komniission. 361 mau nochmals 0,10 g zerriebenes Jod hinzu und schüttelt wiederholt bis zu dessen Lösunj^ um. Enthält das Öl Leinöl oder Mohnöl , so entfärbt sich die Mischung abermals nach kurzer Zeit (je nach dem Gehalte an jenen Ölen); bei reinem Crotonöl bleibt die hochgelbe Färbung noch mehrere Stunden und verschwindet in der Regel erst nach V2 bis 1 Tag. Mittels dieser Prüfungen kann man sich über die Reinheit eines käuflichen Öles mit hinreichender Sicherheit vergewissern. Eine grofse Zahl ver- gleichender Untersuchungen hat die Brauchbarkeit dieser Abänderung der HübTschen Methode dargethan. Rhizoma Imperatoriae. M e 1 s t e r w u r z e 1. Das ästige, graubraune, etwas knollige Rhizom der Imperatoria Ostruthiura. Der bis 1dm lange und 1,5 cm breite, dicht geringelte und warzige Hauptstamm treibt kleinere "Wurzeln und holzige, bis 5 mm dicke Aasläufer. Der ungefähr 1 mm breite, gelbliche Holzring des ersteren schliefst ein breites Mark ein und ist von einer auf dem Quer- schnitte des Hauptstammes nur wenig breiteren, strahligen Rinde umgeben. Besonders im ^Nlarkgewebe sind zahlreiche Balsamräume vorhanden. Die Meisterwurzel riecht und schmeckt sehr stark und eigentümlich gewürzhaft. RMzoma Iridis. V e i 1 c h e n w u r z e 1. Die von Stengeln, Blättern, Wurzeln und der Aufsenschicht befreiten Rhizome der Iris germanica, Iris pallida und Iris florentina. Sie bestehen aus 3 bis 5 durch Einschnürung geschiedenen .Jahrestrieben in einfacher Reihenfolge oder gabeliger A^erzweigung, abgeschlossen durch die tiefe Stengelnarbe, Die bis 15 cm langen und 1 cm dicken Rhizome von weiTser Farbe sind grob geringelt und unterseits braun punktiert durch die Austrittsstellen der Wurzeln. Die auf dem Querschnitte 2 mm breite Rinde ist durch eine feine Kernscheide von dem blafsgelblichen Gefäfsbündelcylinder getrennt. Geruch veilchenartig, Geschmack nicht eben aromatisch, etwas kratzend. Rhizoma Tormentillae. Tormentillwurzel. Das höckerig-knollige, braune, bis 8 cm lange und bis 2,5 cm dicke Rhizom der Potentilla Tormentilla, gröfstenteils befreit von den langen, bis über 2 mm dicken Wurzeln. Das harte, holzige, rotbraune 362 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. Gewebe ist von sehr derben, weifsen Holzbündeln durchsetzt. Das Rhizom ist geruchlos; mit dem 40 fachen Gewichte Wasser gibt es eine braune Flüssigkeit von herbem Geschmacke, welche sich mit wenig Ferrosulfat blauschwarz färbt; fügt man Kalkwasser bei, so entsteht ein dunkel- violetter Niederschlag. Rhizoma Veratri. Weifse Nieswurzel. Das dunkelbraune, aufrechte, bis 8 cm lange, bis 25 mm dicke Rhizom des Vera tr um album, mit den gelblichen, höchstens 3 dm langen und ungefähr 3 mm dicken Wurzeln. Der Querschnitt des Rhizoms zeigt in geringem Abstände von der Oberfläche eine feine, bräunliche, gezackte Kemscheide, welche ein derbes, weifsliches, stärkemehlreiches Gewebe einschliefst. Dasselbe ist von zahlreichen, kurzen, unregelmäfsig ver- laufenden Gefäfsbündeln durchzogen. Das Rhizom und die Wurzeln schmecken anhaltend scharf und bitter. Vorsichtig aufzubewahren . Rhizoma Zedoariae. Zitwerwurzel. Querscheiben oder Längsviertel des knolligen Rhizoms der Cur- cuma Zedoaria; erstere bis 4 cm Durchmesser und ungefähr 1cm Dicke erreichend. Die hellgraue, nur 5 mm breite Rinde hängt nicht fest zusammen mit dem oft etwas helleren, nicht gelben, durch die Kern- scheide scharf abgegrenzten und etwas eingesunkenen Gefäfsbindecylinder. Geruch und Geschmack an Kampfer erinnernd, zugleich bitter. Rhizoma Zingiberis. Ingwer. Das bandförmig verästelte, 2 cm breite, von den Seiten her zu- sammengedrückte Rhizom des Zingiber officinale, von der grauen Korkschicht höchstens an den gewöhnlich knollig gewölbten Seitenflächen befreit, an den übrigen Stellen längsrunzelig und weitläufig geringelt. Der körnige Querbruch zeigt zahlreiche braune Ölräume, gleichmäfsig eingestreut in das graue Gewebe der nur 1 mm breiten Rinde und des auf dem Querschnitte elliptischen, bis etwa 2,5 cm breiten Geföfsbündel- cylinders. Von sehr kräftigem Aroma. Arbeiten der Pharmakopöe-Kommissioa. 363. Syrupus Senegae. Senegasyrup. Fünf Teile zerschnittener Senegawurzel 5 werden mit einer Mischung aus Fünf Teilen Weingeist 5 und Fünfundvierzig Teilen Wasser 45 2 Tage maceriert. Vierzig Teile der abgeprefsten und filtrierten Kolatur . 40 geben mit Sechzig Teilen Zucker 60 Hundert Teile Syrup 100 Er sei gelblich. Syrupus Sennae. Sennasyrup. Zehn Teile zerschnittener Sennesblätter 10 und Ein Teil zerstofsener Fenchel 1 werden, nach Durchfeuchtung mit Fünf Teilen Weingeist 5 mit Sechzig Teilen Wasser 60 12 Stunden maceriert, dann ohne Pressung koliert. Der Auszug wird zum einmaligen Au/kochen erhitzt und in einein bedeckten Ge/äfse zum Erkalten bei Seite gestellt, darauf fdtriert. Fünfunddreifsig Teile des Filtrats 35 geben mit Fünfundsechzig Teilen Zucker 65 Hundert Teile Syrup 100 Er sei braun. Wird Syrupus Sennae cum Manna verordnet, so verabfolge man eine Mischung aus gleichen Teilen Syrupus Sennae und Syrupus Mannae. Pharm. Germ. II läfst die mit dem Weingeist durchfeuchteten Sennes- blätter und den Fenchel mit 45 Teilen Wasser übergiefsen und einer 20 Minuten währenden Digestion aussetzen. Die vorgeschriebene Wasser- menge reicht jedoch nicht aus, um ohne Pressung 35 Teile Kolatur zu gewinnen; sie ist in obiger Vorschrift auf 60 Teile zu erhöhen. Auch ist an die Stelle der kurzen Digestion eine 12 stündige Maceration getreten, 364 Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. -welche für einen gesättigten Auszug erfahrungsmäfsig völlig genügt. Der kalt gewonnene Auszug besitzt dieselbe Farbenintensität und auch fast gleiches spez. Gewicht mit dem durch kurze Digestion gewonnenen. Sein Geschmack ist aber viel angenehmer, weniger widrig, als der des letzteren, mit Harz beladenen. Zur Haltbarkeit des Syrups ist die Ent- fernung der aufgenommenen Eiweifsmaterien notwendig, was durch ein- maliges Aufkochen des kalt gewonnenen Auszugs erzielt wird. Die wieder erkaltete Flüssigkeit filtriert sehr klar. (Heifs bereitete Auszüge geben ein minder klares Filtrat.) Durch das Aufkochen hat sich eine ziemlich bedeutende Abscheidung gebildet, die man vor der Filtration gut absetzen lassen mufs. Syrupus simplex. Weifser Syrup. Sechzig Teile Zucker 60 geben mit Vierzig Teilen Wasser 40 Hundert Teüe Syrup 100 Er sei farblos. Unguenta. Salben. Bei der Bereitung der Salben ist in der Weise zu verfahren, dafs die schwerer schmelzbaren Bestandteile für sich oder unter geringem Zusätze der leichter schmelzbaren Körper geschmolzen und die letzteren der geschmolzenen Masse nach und nach zugesetzt werden, wobei Jede unnötige Temperaturerhöhung zu vermeiden ist. Diejenigen Salben, welche nur aus Wachs oder Harz und Fett oder Öl bestehen, müssen nach dem Zusammenschmelzen der einzelnen Bestandteile bis zum vollständigen Erkalten fortwährend gerührt werden. Wasserhaltige Zusätze werden den Salben während des F^rkaltens unter Umrühren beigemischt. Sollen den Salben i)ulverförmige Körper hinzu- gesetzt werden, so müssen diese als feinstes, wenn nötig geschlämmtes, Pulver zur Anwendung kommen und zuvor mit etwas Öl oder ge- schmolzener Salbe gleichmäfsig und aufs feinste verrieben sein. Extrakte und Salze sind vor der Mischung mit dem Salbenkörper mit wenig Wasser anzureiben oder in Wasser zu lösen, mit Ausnahme von Tartarus stibiatus, welcher als ganz feines, trockenes Pulver zu- gemischt werden mufs. Alle Salben müssen eine gleichmäfsige Beschaffenheit haben, dürfen nicht ranzig riechen, noch Schimmelbildung zeigen. Arbeiten der Pharmakopöe-Kommission. 365 Unguentum basilicum. Köiiigssalbe. Fünf und vierzig Teile gemeinen Olivenöls 45 Fünfzehn Teile gelben Wachses 15 Fünfzehn Teile Colophonium 15 Fünfzehn Teile Talg 15 Zehn Teile Terpentin 10 Sie sei von gelbbrauner Farbe. Unguentum cantharidum. Spanisch -Fliegensalbe. Zu bereiten aus Sechs Teilen CantharidenÖl 6 Vier Teilen gelben Wachses ^ Sie sei gelb. Nachdem das CantharidenÖl Aufnahme gefunden hat in die Reichs- pharmakopöe, lag der Gedanke nahe, dasselbe ziir Darstellung dieser Salbe zu benutzen. Durch die vorgeschlagene Umänderung der Bereitung des Cantharidenöls aus Olivenöl an Stelle von Rüböl ist die Möglichkeit dazu gegeben. Zugleich wurde von vielen Seiten eine etwas härtere Konsistenz für die Cantharidensalbe als wünschenswert erkannt, da die bisherige, aus 3 Teilen Wachs und 7 Teilen Öl gewonnene Salbe etwas zu weich ist zum Zwecke einer Verbandsalbe. Die Vorschrift des früheren Codex Hamburgensis erzielt aus 4 Teilen "Wachs und 6 Teilen Öl eine hierfür besser beschaffene Salbe. Da nun zum CantharidenÖl auf 10 Teile Öl 3 Teüe Canthariden angewendet werden, ist in 6 TeUen dieses Öles nahezu dieselbe Wirksamkeit, als in 7 Teilen des bisher zur Darstellung der Salbe dienenden Öles, welches aus 8 Teilen Öl und 2 Teilen Cantha- riden zu bereiten ist. (6 X 7io = I58 ; 7 X Vs = l^'^'o-) ^^^ gelangen dadurch auch wieder zu etwa den alten Verhältnissen, denn nach Pharm. Germ. I wurde der aus 8 Teüen Öl nach Digestion mit 2 Teilen Chanthariden ge- wonnene Auszug mit 4 Teilen Wachs zusammengeschmolzen. ThatsächHch betrug aber dieser Auszug nicht mehr als 6 Teile, da in den Canthariden in der Regel ein ihnen gleiches Quantum Öl stecken blieb. Hierdurch wurde früher eine härtere Salbe erzielt, als seit Einführung der Pharm. Germ. H. Unguentum cereum. Wachssalbe. Zu bereiten aus Sieben Teilen Olivenöl 7 Drei Teilen gelben Wachses 3 Sie sei gelb. 366 Aldebydblau. — Nitrooxyzimtsäuren. Unguentum Cerussae. Bleiweifssalbe. Zu bereiten aus Drei Teilen BleiweiTs 3 Sieben Teilen Paraffinsalbe 7 Eine sehr weifse Salbe. Unguentum Cerussae camphoratum. Kampferhaltige Bleiweifssalbe. Zu bereiten aus Fünfnndneunzig Teilen Bleiweifssalbe 95 Fünf Teilen gepulverten Kampfers 5 Sie sei weifs, nach Kampfer riechend. B. Monatsbericht. Allgemeine Chemie. über Aldehydblau, einen neuen blauen Farbstoff, berichten L. Gattermann und G. Wich mann. Dasselbe wird erhalten durch Einwirkung von Paraldehyd auf Fararosanilin in der Kälte und stellt ein dunkelblaues Pulver dar, welches beim Reiben oder Drücken einen schönen bronzefarbenen Metallglanz zeigt. Es ist in Wasser und Alkohol äufserst leicht löslich , konnte jedoch nicht im krystalüsierten Zustande erhalten werden; in Äther, Benzol, Ligroin etc. ist es unlöslich. Die empirische Formel desselben ist die eines Chinaldins C10H9N, nach der Pikrinsäureverbindung jedoch ist anzunehmen , dafs es ein Polychinaldin, und zwar ein Trichinaldin (CxoU9N)3, ist. Das Aldehydblau zeigt durchaus die Eigenschaften der Fuchsinfarb- stoffe; beim Behandeln mit Zinkstaub und Salzsäure erhält man eine farblose Lösung, aus welcher Alkahen die Leukobase in Gestalt farbloser Flocken abscheiden. Letztere löst sich in Salzsäure farblos, färbt sich jedoch an der Luft bald blau und nimmt sofort die ursprüngliche tief- blaue Färbung wieder an, wenn Oxydationsmittel zugesetzt werden. Zur praktischen Verwertung im grofsen ist dör Farbstoff gegenüber anderen blauen Farben zu teuer und auch nicht sehr lichtbeständig. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, p. 227.) Nitrooxyzimtsäuren. Wenn man Benzaldehyd nitriert, den ent- standenen Nitrobenzaldehyd mit Essigsäureanhydrid und wasserfreiem Natriumacetat zusammenschmilzt, die so erhaltene Nitrozimtsäure in die Amidosäure überführt, nochmals nitriert, diazotiert und durch Kochen mit Wasser hydroxyUert, so gelangt man zu verschiedenen Nitrooxyzimt- Säurecharakter der Salze der schweren Metalle. 367 säuren, welche alle die Hydroxylgruppe in der MetaStellung zur Carboxyl- gruppe enthalten. G. Luff hat diese Säuren, von denen struktur- theoretisch vier möglich sind, durch entsprechenden Wechsel in der Reihenfolge der vorerwähnten Operationen sämtlich dargestellt. 1. Ortho nitrometaoxyzimtsäure 1:3:6, schmilzt bei 216", ist äufserst schwer in heifsem Wasser, Äther und Essigsäure löshch, sehr leicht in Alkohol. Aus heifsem Alkohol und heifser Essigsäure bildet sie ein hellgelbes Pulver von mikroskopischen Nadeln. 2. Orthonitrocumarsäure 1:2:3, schmilzt bei 218 ", ist leicht in heifsem Wasser, Äther und verdünntem Alkohol löslich, schwer in kaltem Wasser und Benzol, krystallisiert aus verdünntem Alkohol in hellgelben Nädelchen und schmeckt intensiv süfs. 3. Symmetrische Metanitrooxyzimtsäure 1:3:5, hellgelbes Krystallpulver, schmeckt nicht süfs, ist in Wasser und wässerigem Alkohol schwer löslich und zersetzt sich vor dem Schmelzen. 4. Paranitrometaoxyzimtsäure 1:3:4, schmilzt bei 248°, ist in kaltem und heifsem Wasser äufserst schwer löslich, desgleichen in kaltem Alkohol und Äther. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, p. 291.) Über den Säurecharakter der Salze der schweren Metalle. Br. Lachowicz hat schon früher gezeigt, dafs die Salze der schweren Metalle mit organischen Basen Verbindungen eingehen, wobei erstere eine verschiedene Verbindungsfähigkeit zeigen. Weitere Untersuchungen über die Verbindungen der Metallsalze mit organischen Basen haben mehrere interessante Thatsachen ergeben, die sich vorzugsweise zur Trennung der Basen von einander verwerten lassen. Je stärker die Basen sind, mit desto mehr Salzen gehen sie Verbindungen ein. Salze, die sich mit schwächeren Basen vereinigen, verbinden sich auch mit stärkeren, nicht aber umgekehrt. Es lassen sich die Salze in nachstehender Weise tabellarisch ordnen, wobei die Basen , mit denen sie Verbindungen eingehen , mit -f bezeichnet sind : Amine der Fett- reihe Pipe- ridin, Pyridin, Chinolin Anilin To- Inidine Methyl- anilin Di- methyl- anilin /9-Naph- thylamin o-Naph- thylamin Bi- phenyl amin Zn(N03)2 . + + ZnS04 . . . + + + ZnCls . . . + + + + + Pb(N03)2l Cu(N03)2r + + + schwer schwer CUSO4 . . . + + + + + + HgCla . . . + + + + + schwer + CuCla . . . + + + + + schwer + schwer AgNOs. . . + + + + + -h + + Die korrespondierenden Basen und Salze, welche mit dem Zeichen + versehen sind, geben in wässeriger Lösung mit einander geschüttelt einen Niederschlag, der von verschiedener Zusammensetzung sein kann. 368 Paradiäthylbenzol. — Oxydation des Milchzuckers. Die Entstehung dieser Verbindungen erklärt Verfasser dadurch, dafs den betreffenden Salzen ein gewisser Säurecharakter innewohne. Alle diese Salze werden zur Zeit als sogenannte neutrale betrachtet. Diese chemische Gleichwertigkeit steht aber durchaus im Widerspruche mit der verschiedenen Wärmetönung bei ihrer Bildung. Wenn über- haupt Wärme infolge der gegenseitigen Neutralisation der chemischen Energie einerseits des Metalls, andererseits der Säure entbunden wird, so kann, wenn man von verschiedener Basicität der Metalle ausgeht, nicht immer eine gleichwertige neutrale Verbindung entstehen. Je stärkere Energie die Base besitzt, desto mehr wird von der Energie der Säure neutralisiert. Je kleiner umgekehrt die Energie der Base ist, desto weniger kann sie von der Energie der Säure neutralisieren, desto mehr Energie wird bleiben und Avird der ganzen Verbindung einen sauren Charakter verleihen. — Unter ,. Energie" versteht Lachowicz die ganze einem Atom oder einer Atomgruppe innewohnende Kraft, welche neutrali- siert werden kann. — Vergleicht man z. B. hinsichtlich der Wärmetönung folgende Chloride: (K2CI2) = 211,220 c. (CaCla) = 169,820 c. (ZnClo) = 97,210 c. (CuCla) = 51,630 c, so sieht man, wie mit der steigenden Basicität des Metalles die Wärme- tönung wächst. Bedeutet x die Energie von CU, so wird .(H — ZnCU) die noch nicht erschöpfte Energie der CI2 im ZnCl2 vorstellen. Diese dem Chlor innewohnende Energie kann im Zinkchlorid nicht völlig neutralisiert worden sein, da sie, mit einem Metall von stärkerer Basis neutralisiert, wie z. B. mit Ca, 169,820 c. ausscheidet und die NeutraHsation mit K sogar 211,220 c. beträgt. Kupferchlorid scheidet nur 51,630 c. aus, die A^erbindung mufs demnach saurer sein wie alle ihr vorhergehenden, wie sich dies auch durch das in der ersten Tabelle gezeichnete Verhalten gegenüber den organischen Basen deutlich ausspricht. (Journ. f. prokt. Chemie 1889, p. 99.) 1 1 Paradiäthylbenzol CeH4C2H5 . C2n5 erhielt A. Voswinkel nach der bekannten Friede l- Cr afts'schen Methode neben der Metaverbindung auf synthetischem Wege. Das Paradiäthylbenzol ist eine ziemlich stark lichtbrechende Flüssigkeit von angenehmem, aromatischem Geruch, welche bei 182 bis 183° siedet und bei — 20° noch nicht erstarrt. Durch Kochen mit verdünnter Salpetersäure wird das Paradiäthylbenzol zu Paraäthyl- benzoesäure und Terephtalsäure oxydiert. Verfasser stellte ferner die p-Diäthylbenzolsulfosäure. sowie verschiedene Salze und sonstige Derivate derselben dar. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, p. 315.) Oxydation des Milchzuckers. Die bisher ausgeführten Oxydierungen des Milchzuckers durch Salpetersäure, Halogene oder andere Agentien lieferten stets nur Oxydationsprodukte, die höchstens sechs Kohlenstoff- atome enthielten. EmilFischer und J. Mey er haben jedoch gefunden, dafs bei vorsichtiger Oxydation von Milchzucker mit Bromwasser eine neue Säure erhalten wird, welche den gesamten Kohlenstoffgehalt des Milchzuckers enthält. Die so dargestellte Lactobionsäure C12H22O12 bildet einen farblosen, stark sauer reagierenden Syrup, welcher kohlen- saure Salze leicht zersetzt. Sie ist in Wasser sehr leicht, in Alkohol und kaltem Eisessig recht schwer löslich, in Äther unlöslich. Das bei 105 <> getrocknete Calcium- bezw. Baryumsalz hat die Formel Ca(Ci2H2i 012)2 resp. Ba(Ci2H2i 012)2- Die reine Säure verändert alkalische Kupferlösung auch beim Kochen nicht. Erwärmt man sie aber nur kurze Zeit mit verdünnten Mineral- über Mannose. — Prüfung d. Glases durch Farbreaktionen. 369 säuren, so besitzt die Lösung ein starkes Reduktionsvermögen, weil die Säure dabei in Galaktose und Glukonsäure zerfällt: C12H22O12 + H2O = CellisOß + CßlliaO;. Loctobiousäure Galaktose Glukonsäare (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, p. 361.) Über Mannose berichten Emil Fischer und Jos. ilirschb erger. Die Mannose C6Ui20e entsteht durch Oxydation des Mannits mit ver- dünnter Salpetersäure und wird durch nascierenden Wasserstolt' in letzteren zurückverwandelt, z. B. bei der Behandlung mit Natriumamalgam. Durch Äther wird die Mannose in amorphen weifsen Flocken ausgefällt, welche sich beim längeren Stehen unter absolutem Alkohol in eine vollständig harte, farblose, leicht zerreibliche IVIasse verwandeln. Diese hält sich im Exsiccator unverändert, ist aber so hygroskopisch, dafs sie an feuchter Luft sehr bald zerfliefst. (Ber. d. d. cliem. Ges. 1889, p. 865.) Als eine Verbesserung der Kjeldahl'schen Methode der Stickstoff- bestimmung empfiehlt Prof. J. W. Gunning, an Stelle der Schwefel- säure, womit che organische Substanz bis zur mögüchst vollständigen Lösung behandelt wird, eine Mischung aus 1 Teil Kaliumsulfat und 2 Teilen Schwefelsäure zu verwenden. Diese Mischimg ist bei gewöhn- licher Temperatur halbfest, schmilzt aber leicht bei geringer Erwärmung und läfst sich dann als eine Flüssigkeit ausgiefsen. 20 bis 30 ccm dieser Mischung werden auf 50 bis 10 mg der organischen Substanz verwandt und sonst wie üblich verfahren. Die vom Verfasser mit- geteilten analytischen Beläge zeigen die erhaltenen guten Resultate. (Nederl. Tijdschr. voor Pharm., Chem. en Toxikol. 1889, p. 35.) Salicylsaures Zink, welches mehr und mehr in Gebrauch kommt, bereitet man nach L. van Itallie folgendermafsen : 34 g salicylsaures Natrium und 29 g Zinksulfat werden mit ungefähr 125 g Wasser einige Minuten gekocht. Nach Abkühlung bringt man den Krystallbrei auf ein Filter, wäscht ihn einigemal mit geringen Mengen Wasser ab und krystallisiert dann aus kochendem Wasser das Zinksaücylat um. Dasselbe krystallisiert in glänzenden, farblosen Blättchen, welche Lackmus- papier röten, Kongopapier aber nicht verändern. (Nederl, Tijdschr. voor Pharm., Chem. en Toxikol. 1889, p. 40.) Über die Prüfung des Glases durch Farbreaktionen berichtet F, Myliu s. Es ist schon oft beobachtet worden, dafs Lösungen organischer Farbstoffe bei der Aufbewahrung in Glasgefäfsen ihre Farbe wechseln. Rote Lackmuslösung wird blau, Lösungen von Phenolphtalei'n oder Hämatoxylin purpurrot; diese Veränderungen werden hervorgerufen durch das Alkali, welches bei der Wirkung des Wassers auf das Glas frei wird. Verfasser fand ferner, dafs eine wässerige Jodlösung beim Aufbewahi'en in zugeschmolzenen Glasröhren innerhalb weniger Wochen völlig entfärbt wird. Das Alkali des Glases wirkt hier im Sinne der Gleichung: 6NaOH -f 6J = 5NaJ + NaJOa -f 3H2O. Die Farbe des Jods tritt wieder auf, wenn die Flüssigkeit mit Schwefelsäure angesäuert wird. Bezüglich ihrer Wirkung folgen sich die verschiedenen Glassorten in abnehmender Reihe: Bleikrystallglas , Thüringer Glas, Thermometerglas aus Jena, Böhmisches Glas. Farbstoff lösungen lassen sich, ^vie Myliu s gefunden hat, zweckentsprechend verwenden zur Prüfung des Glases auf Hygroskopicität , indem man das freiwerdende Alkali in ein gefärbtes Salz übeiführt. Zu diesem Zwecke eignet sich als Indikator das Eosin und besonders das Jodeosin, dessen Alkaliverbindung in durch- Arch. a. Pharm. XXVII. Bds. 8. Heft. 24 370 Diphenoläther u.Dmitrodiphenoläther. — Nebeaalkal. d. Cocains. fallendem Liebte purpurrot erscheint. iJas Reaf^ens wird bereitet, indem man Äther zur Sättigung mit Wasser schüttelt und dann in je 100 ccm der Flüssigkeit 0,1 g Jodeosin löst. Glasgegenstände, die auf Angreif- barkeit durch Wasser geprüft werden sollen, werden mit Wasser, Alkohol und zuletzt mit Äther sorgfältig abgespült und kommen dann noch ätherfeucbt mit der Eosinlösung in Berührung. Nach 24 Stunden werden sie mit Äther abgespült und zeigen nun je nach der Angreifbarkeit die Oberlläche mit einer mehr oder weniger intensiv gefärbten Schicht bekleidet. Die Reaktion verläuft hierbei in zwei Phasen: 1. Na^OfSiOo) X -I- H.,0 = 2Na()II -f x SiOo: 2. 2NaOH + C.20H8J4Ö5 = Cooll6Na^J405 + 2U2O. Jodeosin Jodeosia-Natrinm Die gi-ofse Empfindlichkeit der Methode erlaubt, schon geringe Ver- änderungen der Glasoberfläche dem Auge kenntlich zu machen. Wird ein Glasrohr der Elektrolyse unterworfen , so nimmt die Ober- fläche, welche mit der Anode in Verbindung stand, keinen Farbstoff aus der Eosinlösung auf, da in der elektrol}'tisch erzeugten Kieselsäureschicht die Alkalien fehlen. Dagegen färbt sich die Oberfläche, welche mit der Kathode verbunden Avar, bei der Prüfung stark rot, was dafür spricht, dafs in dieser Schicht der Gehalt an Alkali während der Elektrolyse zunimmt. Durch die Eosinreaktion kann man ferner den Nachweis führen, dafs dem schlechtesten Glase auch ohne Elektrolyse eine völlig widerstands- fähige Oberfläche gegeben werden kann. Eine mehrtägige Behandlung alkalireicher Glasröhren mit kaltem Wasser läfst auf dem Glase eine ausgelaugte, für Wasser durchlässige Schicht entstehen, welche beim Erhitzen auf 300 bis 400 *' unter Gewichtsverlust undurch- dringlich wird und das Glas vor dem Augriff des Wassers dauernd schützt. Die Eosinlösung erzeugt damit auch bei monate- langer Berührung keine Färbung, während das ursprüngüche oder nur auf 100 ° erhitzte Rohr schon nach wenigen Stunden eine starke Rot- färbvmg annimmt. (Ber. d. d. cJiem. Ges. 1889, p. SlO.) Diphenoläther und Dinitrodiphenoläther stellte R. Hirsch dar. Diphenoläther. 20 g Diphenol, 12 g Kaliumhydroxyd. 35 g Jodäthyl und 150 g Alkohol werden 2 Stunden am Rückflufskühler gekocht. Die Bildung des Äthers erfolgt glatt; derselbe scheidet sich beim Erkalten aus und wird durch Umkrystallisieren aus Eisessig in bei 174 bis 176° schmelzenden Nadeln erhalten. Dinitrodiphenoläthyläther wird erhalten durch Nitrierung mittels Salpetersäure des in Eisessig gelösten Diphenoläthyläthers. Wird aus Alkohol, besser aus Eisessig umkrystallisiert und bildet bei 192 bis 193'' schmelzende Krystalle. (Bet: d. d. ehem. Ges. 1889, p. 335.) Zur Kenntnis der Nebenalkaloide des Cocains. Wie Liebermann und Gies el vor einiger Zeit (Archiv 1889, p. 80) mitteilten, erhält man bei dem Kochen der Nebenalkaloide des Cocains mit Salzsäure in allen Fällen leicht eine Spaltung derselben in Ecgonin und die betreffenden Säuren. Dies Verhalten war, wie A. Einhorn nunmehr berichtet, der Technik bereits vorher bekannt, wurde aber geheim gehalten. Aus dem Rückstand einer so behandelten Alkaloidlösung, welcher nach Entfernung des Alkohols und Äthers, die zur Ausscheidung des Ecgonins als salz- saures Salz zugesetzt wurden, und nach Absaugen des auskrystalli- sierten Ecgoninchlorhydrats als syrupöse Masse zurückblieb, erhielt Verfasser ein in glänzenden weifsen, bei 220,5 ° schmelzenden Nädelchen krystallisierendes Alkaloid. Die Analyse ergab die Zusammensetzung C26H32N3CIO. so dafs die neue Verbindung wohl als der chlorhaltige Einwirk. v. Schwefel a. d. Toluidine. — Kondens. v. Benzylcyanid. 371 Abkömmling? eines Alkaloids anzusprechen ist, welches, wie das bisher nur sehr selten konstatiert worden ist, 3 Stickstotfatome enthält. V^erfasser will dies Alkaloid in den amorphen Nebenalkaloiden des Cocains aufsuchen. Die chlorhaltip;e Verbindung enthält das Chlor sehr fest gebunden und wird selbst beim Erwärmen mit einer Silbernitrat- lösung nicht verändert. Mit den Halogenwasserstolfsäuren bUdet sie Salze, von denen das bromwassei-stott'saure Salz C26H3.2N3CIO . 3HJjr aus Methylalkohol in weifseu, sternförmig gruppierten Prismen krystallisiert. Es schmeckt intensiv bitter. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, p. 399.) Die Einwirkung von Schwefel auf die Toluidine studierte L. Oattermanu. Erhitzt man 100 g p-Toluidin mit 60 g Schwefel im Ölbade auf etwa 185 ^ so beginnt nach einiger Zeit eine lebhafte Schwefelwasserstoftentwickelung, welche nach ungefähr 24 Stunden beendigt ist. Das feste Reaktionsprodukt wird mit Wasserdampf behandelt, bis kein uuangegriffenes Toluidin mit den Dämpfen mehr übergeht. Der feste, nicht flüchtige Rückstand liefert beim Auskochen mit Essigsäure oder verdünntem Alkohol eine in schönen , schwach gelb gefärbten Nadeln krystallisierende Substanz, welche bei 191 " schmilzt, das Thiotoluidln Ci4Hi2^'2S- Dasselbe entsteht nach der Gleichung : 2C6H4<^'|2 + 4S = SHoS + C14H10N.2S. Tolnidin Die alkoholische Lösung des Thiotoluidins fluoresciert prächtig blau. Nebenbei wird eine in Alkohol unlösliche Base gebildet, die Primulinbase, welche auf 2 Toluidinreste 2 Atome Schwefel enthält und nach folgender Gleichung entstanden zu sein scheint: 2CeH4<^|2 -^ 6S = 4H2S + C14H10N2S2. Schwefel und o- Toluidin hefern ebenfalls eine Thiobase, welche aus Alkohol in gelben Blättern vom Schmelzpunkte 120 ^ krystalUsiert und welche die gleiche Zusammensetzung ^vie die aus p -Toluidin erhaltene besitzt. Dieselbe gibt mit Brom ein Additionsprodukt C14H12N2S . Br2, welches aus Essigsäure in gelblichen Nadeln vom Schmelzpunkte 190" krystaUisiert. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, p. 422.) Meconin C10H10O4, welches neben Cotarnin als Spaltungsprodukt des Narcotin entsteht, wenn man letzteres längere Zeit mit Wasser erhitzt, und welches fertig gebildet im Opium vorkommt, fand M. Freund auch in Hydrastis canadensis. Es wurde in geringer Menge erhalten beim Ausschütteln des Extraktes der Wurzel von Hydrastis canadensis mit Äther. (Ber. d. d. ehem. Ges. 1889, p. 459.) Über Kondensation von Benzylcyanid und seinen Substitutions- produkten berichtet H. V. Frost. Vermischt man Benzylcyanid CgHs . CHjCN mit Bittermandelöl und fügt das C 1 a i s e n ' sehe Konden- sationsmittel — alkohohsche Natriumäthylatlösung — unter Schütteln hinzu, so erstarrt die Mischung zu Krystallen von Phenylzimtsäurenitril CßHs — CH = CXCßHs) — CN. Aus siedendem Alkohol krystallisiert die Substanz in weifsen Blättchen, welche bei 86° schmelzen. In Schwefel- kohlenstofflösung addiert das Nitril glatt 2 Atome Brom, indem es sich in ein weifses Pulver der Formel CgHs — CHßr — CBrCCeHsJCN verwandelt. Durch Verseifung des Nitrils mit alkoholischer Kahlauge wird die Phenyl- zimtsäure erhalten, unter obigen Bedingungen liefert das Benzylcyanid auch mit den Nitrobenzaldehyden entsprechende Kondensationsprodukte, z. B. mit Metanitrobenzaldehyd die Verbindung: C6H4(N0o) — CH = C(C6H5) — CN, welche bei 133" bis 13-1" schmelzende gelbe Krystalle 24* 372 Zur Kenntnis der Kohlehydrate im normalen Harn. bildet. Analoge Verbindungen lassen sich ferner erzielen, wenn an Stelle des Benzaldehyds Furfurol oder Anisaldehyd verwendet werden. Ebenso glatt verläuft die Einwirkung von salpetriger Säure auf Benzylcyanid, wenn die Reaktion mittels des Claisen' sehen Konden- sationsmittels bewirkt wird. Wird Benzylcyanid mit Amylnitrit und Natriumätliylat gemischt, so erstarrt die Mischung unter starker Er- wärmung zu einem Krystallbrei. Die Reaktion verläuft nach der Gleichung: CfiHs . CHaCN + CsIIhONO + CsllsONa Benzylcyanid Amylnitrit Natrinmäthylat = CßHs — (CN)C = NONa + C.,HiiüH + CaHsOH. Isonitrosobenzylcyanidnatrium Es scheidet sich hierbei das Natriumsalz des Isonitrosobenzyl- cyanids krystallinisch aus. Dasselbe ist in Wasser leicht, in Alkohol ziemlich leicht löslich. Das aus dern Natriumsalze abgeschiedene freie Isonitrosobenzylcyanid ist in Alkohol, Äther und heifsem Wasser leicht löshch und krystallisiert in schönen, weifsen Blättchen, die bei 129*' schmelzen. Das Kaliumsalz wurde erhalten unter Anwendung des Kaliumäthylats, das Kupfersalz (CgHs — (CN)C = N0)2Cu als blaugrüner Niederschlag durch Fällung einer Lösung des Natriumsalzes mit Kupfersulfat. (Liehig's Annalen d. Chemie 1889, Bd. 250, p. 156.) C. J. Physiolog'ische Chemie. Zur Kenntnis der Kohlehydrate im normalen Harn. Von Dr. N. Wedenski aus St. Petersburg. Die alte Streitfrage, ob der normale Harn Kohlehydrate enthält, ist in neuerer Zeit, besonders durch die Arbeiten von L. von üdränszky, zu einem endgiltigen Abschlüsse gelangt und das Vorkommen von geringen Mengen von Kohlehydraten im normalen Harn mit Sicherheit festgestellt. Dagegen fehlten bisher noch genauere Ermittelungen über die Natur dieser Kohlehydrate im Harn. Landwehr hat im Jahre 1885 ein dextrinartiges Kohlehydi-at, das tierische (xummi, dargestellt und Baumann fand, dafs die Kohlehydrate aus sehr ver- dünnten wässerigen Lösungen leicht in Form ihrer ganz unlöslichen Benzoylverbindungen abgeschieden werden können und dafs jeder normale Harn beim Schütteln mit Benzoylchlorid und Natronlauge Niederschläge solcher Benzoylverbindungen liefert. Verfasser hat nun diese Beobachtungen Baumann's weiter gefiihrt und empfiehlt zur Abscheidung der Kohle- hydrate aus dem Harn, den frischen Harn mit wenig Natronlauge zu versetzen und von den ausgeschiedenen Phosphaten abzufiltrieren, dann zu dem Filtrate (auf 100 ccm des Harns) weitere 25 bis 40 ccm Natronlauge von 10 bis 12 Proz. zuzusetzen und zugleich 3 bis 5 ccm Benzoylchlorid hinzuzufügen, dann diese Mischung so lange zu schütteln, bis der Geruch des Benzoylchlorids verschwunden ist. Die Menge der zu verwendenden Natronlauge ist immer abhängig von der Menge des Benzoylchlorids und hat man dabei zu beachten, dafs nach Beendigung der Einwirkung die Reaktion der Flüssigkeit stets alkalisch sei. Während des Schütteins wini das Gefäfs mit kaltem Wasser gekühlt. Der gebildete Niederschlag stellt ein schwach gelbliches, undeutlich ki-ystallinisches Pulver dar, das bis zum Verschwinden der alkaUschen Reaktion auf dem Filter ausgewaschen, dann über Schwefelsäure getrocknet wird. Bei 40° beginnt er zu er- weichen, schmilzt aber erst über 60". Die Menge der Benzoylverbindungen, welche aus dem Harn gewonnen werden können, ist sowohl bei ver- schiedenen Personen als auch bei ein und derselben Person je nach Tageszeit und anderen Bediny;un